Auf nach Santa Clara

Dietmar hatte die Nacht auf dem Balkon ohne größere (Moskito-)Schäden überstanden und motiviert machten wir uns auf den Weg zur Frühstücksbar. Auf der Terrasse der Bar am Pool brannte die Sonne schon um neun Uhr recht erbarmungslos vom Himmel und Schattenplätze waren leider nicht vorhanden :-). Dadurch ließen wir uns aber die gute Laune nicht verderben und genossen das Frühstück. Frisch gestärkt machten wir uns auf den Weg zur Werft, um noch einige Dinge vom Boot zu holen und andere hinaufzubringen. Mal sehen, ob wir jemanden finden würden, der am Samstagvormittag den Stapler bedient?! Der Werftchef persönlich ließ Dietmar in die Höhe schweben und schnell war alles erledigt. Mit einem netten Oldtimer machten wir uns auf den Weg, den Mietwagen abzuholen, der in einem anderen Hotel in der Nähe für uns reserviert war. Nur ein weiterer Kunde stand vor uns in der Schlange, doch dauerte es noch eine gute halbe Stunde, bis wir endlich an der Reihe waren. Kubanische Geschäftigkeit eben. Wenn ich da an die Mietwagenschalter in den deutsche Flughäfen denke, wo die Abfertigung „Zack-Zack“ von der Hand geht 🙂 Da wäre unser freundlicher Mitarbeiter ganz schnell zum Mordopfer eines ungeduldigen Kunden geworden. Wir warteten aber geduldig bis auch wirklich alle Formulare (mit mehreren Durchschlägen) ordentlich ausgefüllt waren und es endlich an die Übergang des Autos ging. In den nächsten zehn Tagen würde ein weißer Chevrolet für unsere Mobilität sorgen. Da er bereits schon rundherum ordentlich zerschrammt war, brauchten wir uns wegen weiteren Kratzern kaum Sorgen zu machen. Die würden nicht weiter auffallen. Auch die Kupplung hatte schon bessere Zeiten gesehen und Dietmar fluchte etwas, als wir uns zurück auf den Weg zum Hotel machten, um unser Gepäck abzuholen.

Um zwölf Uhr waren wir dann startklar und noch knappe 300 Kilometer lagen vor uns bis nach Santa Clara. Bewaffnet mit Karte und Offline-Navi auf meinem Handy fühlten wir uns gut gerüstet. Je weiter wir uns von Varadero und den gepflegten Hotelanlagen entfernten, desto mehr veränderte sich das Bild, das sich uns bot.

Auf der Schnellstraße, die in Deutschland wohl eher als kleine Nebenstraße eingestuft worden wäre, war wenig Verkehr. Eigentlich waren nur Taxis und andere Mietwagen unterwegs. Und natürlich unzählige Pferdefuhrwerke, merkwürdige busähnliche und deutlich überfüllte Transportwägen und langwirtschaftliche Fahrzeuge. Unser Weg führte uns durch weite Ebenen, in denen Zuckerrohr angebaut wurde. Unglaublich viele Rinder und Pferde weideten auf den kahlen Wiesen rechts und links der Straße. Und über allem kreisten die Geier. Ein wirklich bedrückendes Bild. Die Siedlungen und Städte, die wir passierten, waren ärmlich, Häuser und Straßen in einem eher traurigen Zustand. Wir passierten auch mehrere Wohnsiedlungen im Plattenbau-Stil, die einen traurigen oder eher hoffnungslosen Eindruck machten. Unweit der Straße waren verschiedenen Industrieanlagen zu sehen. Welche davon noch in Betrieb waren, konnte man nicht abschätzen. Verrostet und baufällig waren sie auf jeden Fall alle 🙂 Der erste Eindruck von Kuba war wirklich ernüchternd. Verstärkt wurde er noch zusätzlich durch die ausgetrocknete und karge Landschaft, die durstig auf den Beginn der Regenzeit im Mai wartete.

Nachdem wir über zwei Stunden unterwegs waren, wollten wir eigentlich eine Mittagspause machen. So hielten wir nach einem geeigneten Lokal oder Restaurant Ausschau. Es dauerte aber fast noch eine ganze weitere Stunde, bis wir etwas Geeignetes gefunden hatten. Nach den vielen Geschichten über beschädigte oder abhandengekommene Autoreifen wollten wir unseren Mietwagen lieber sicher geparkt wissen und beim Essen im Auge behalten. Außerdem schreckten uns viele Lokale schon optisch ab oder waren komplett menschleer. In Santo Domingo fanden wir aber dann eine Pizzaria, die all unsere Kriterien erfüllte. Vor der Tür parkte ein Pferdefuhrwerk und im Inneren waren viele der Plätze besetzt. So war dann endlich auch für uns Zeit zum Mittagessen. Die Karte war überschaubar und die Preise niedrig (Wie niedrig würde uns aber erst beim Bezahlen aufgehen). Da ich kubanischer Pizza etwas misstrauisch gegenüberstand, bestellte ich Spagetti mit Käse. Diese Entscheidung stellte sich als großer Fehler heraus, denn die Pizza war lecker und die Spagetti eine Katastrophe. Aber nachher ist man ja immer schlauer.

Bei Bezahlen wurde uns klar, wie weit wir uns von den gängigen touristischen Reiserouten entfernt hatten, denn die Preise in der Karte nicht in CUC (der „Touristen-Währung“. Ein CUC entspricht einem Dollar) sondern in normalen Peso. So kostete das gesamte Mittagessen mit Getränken 27 Peso. Und da 25 Pesos einem CUC entsprechen, hatten wir grade etwas mehr als einen Euro ausgegeben. Die junge Bedienung nahm gern unsere zwei CUC entgegen und freute sich über das königliche Trinkgeld :-).

Auf unserem weiteren Weg verpassten wir einmal die Abzweigung der Hauptstraße und verirrten uns in eine kleine Siedlung. Touristen und Autos gehörten hier ganz sicher nicht zum alltäglichen Straßenbild. Ein junger Mann hielt uns mit Handzeichen an und wollte uns weiterhelfen. Wirklich begeistert waren wir nicht von der aufgedrängten Hilfe, aber als er uns einen offiziellen Ausweis zeigte, waren wir beruhigt. Er fragte uns nach unserem Ziel und teilte uns dann mit, dass eine Brücke auf dem Weg nach Santa Clara gesperrt wäre. Ausfühlich und mit Hingabe erklärte er uns eine Ausweichstrecke, die uns zusätzliche 50 Kilometer beschert hätte. Für seine Dienste erwartete er natürlich eine angemessene Entlohnung. Die 1-CUC-Münze, die Dietmar durchs Fenster reichte, rief leider keine wahre Begeisterung hervor. Dabei sollte man im Kopf haben, dass das durchschnittliche Monatsgehalt der Kubaner zwischen 30 und 40 CUC liegt. Aus diesem Grund waren wir auch nicht bereit, mehr für die ungefragte Auskunft zu bezahlen, egal ob er nun ein oder fünf Kinder zu versorgen hatte. Irgendwie kam mir die ganze Aktion sowieso etwas spanisch vor, oder eher kubanisch???? Bis zu der angeblich gesperrten Brücke waren es nur drei Kilometer. Als wir wieder zurück auf unserer Route angekommen waren, entschieden wir uns, uns selbst ein Bild von der Situation zu machen und fuhren wie ursprünglich geplant weiter. Auf der ganzen Strecke nach Santa Clara konnten wir keine gesperrte Brücke entdecken. Gut, wenn man manchmal einfach seinem Instinkt folgt und nicht alles glaubt, was andere erzählen. Und gut, dass wir ihm nicht mehr als einen CUC für seine unsinnige Auskunft bezahlt hatten. Da hätten wir uns sicher noch mehr geärgert.

Nach dieser Begegnung machten wir um alle weiteren, am Wegrand stehenden Menschen eine großen Bogen und kamen problemlos an unser Ziel 🙂 Unser Quartier lag direkt in der Altstadt in einer Nebenstraße und war das einzige Haus mit einem frischen Anstrich 🙂 Die Zimmer waren sauber und nett eingerichtet und die Familie nett und hilfsbereit. Zwar sprachen beide nicht besonders gut Englisch, aber eine Verständigung über die alltäglichen Dinge war ohne weiteres möglich. Nach den vielen Eindrücken und der langen Fahrt machten wir erst einmal eine kurze Pause, bevor wir Freunde aus Deutschland zum Essen trafen. Pünktlich um sechs Uhr standen Robert und Susanne aus München vor unserer Tür, in der Hand eine Tüte mit zwei Dosen Weißwurst und süßem Senf aus Bayern 🙂 und noch weiteren netten Dingen. Auf die Münchener kann man sich wirklich verlassen. Die Beiden hatten ihre Rundreise schon eine Tag vor uns in Varadero begonnen und waren auf einer ähnlichen Route wie wir unterwegs. So konnten sie uns vor dem Essen schon ein wenig die Altstadt zeigen und uns Tipps für den nächsten Tag geben. Außerdem war in einem schönen Restaurant ein Tisch für uns reserviert. So wurde es ein netter Abend mit gutem und preiswertem Essen, den wir dann vor der Casa Cultura am zentralen Platz von Santa Clara ausklingen ließen. Hier war an diesem Samstagabend die halbe Stadt unterwegs. Kinder spielten, die Eltern saßen auf den Bänken und quatschen, eine Band ließ Salsa erklingen und die Leute, egal wie alt; tanzten auf der Straße. Nur wenige Touristen waren zu sehen und wir hatten das Glück, ein Stücken echtes Kuba zu erleben.

An nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg, die Altstadt weiter zu erkunden. Besonders war uns von Robert und Susanne der Markt empfohlen worden. Hier war auch am Sonntagmorgen richtig was los und wir ließen uns einfach von der Menschenmenge an den Ständen vorbei treiben. Obst und Gemüse gab es in großen Mengen, toller Qualität und mit viel Auswahl. Leider konnten wir auf der Tour gar nichts damit anfangen 🙁 Nicht einmal ein Messer hatten wir dabei, sonst hätten wir Ananas für unterwegs kaufen können.

Am Nachmittag machten wir uns zu Fuß auf dem Weg zum Che Guevara-Denkmal, für das Santa Clara berühmt ist. Immer wieder passierten uns Kutschen oder Fahrradtaxis, die einfach nicht verstehen konnten, warum wir zu Fuß unterwegs waren. Aber eine freundliche Absage wird hier ohne Probleme akzeptiert :-). Das Denkmal lag etwas außerhalb und wir marschierten zum Teil durch sehr einfache und arme Wohnsiedlungen. Auch wen wir abseits der gängigen Touristenpfade unterwegs waren, hatten wir nie ein unsicheres Gefühl. Die Menschen waren freundlich und distanziert und gingen ihrer Wege.

In der Stadt war die drückende Hitze nicht besonders gut zu ertragen. Am angenehmsten war es auf dem großen Platz, auf dem die Bäume einigen Schatten spendeten. Hier hatten sich auch wieder viele Kubaner eingefunden, um den Sonntagnachmittag bei Musik und mit Freunden zu verbringen. Wir suchten uns auch ein schattiges Plätzen und beobachteten das bunte Treiben um uns herum. Morgen würden wir uns dann in Richtung Trinidad auf den Weg machen und die große, laute Stadt hinter uns lassen. Wir freuten uns alle schon auf etwas mehr Natur und etwas weniger Lärm und Gestank 🙂

Reisevorbereitungen

Für unsere Zeit in Kuba hatte sich Besuch angesagt: Meine Mutter würde am Freitagabend aus Köln zu uns kommen. Zusammen wollten wir 12 Tage mit dem Mietwagen das Land erkunden. Die Reiseroute hatten wir im Januar zusammen geplant und schon Unterkünfte auf dem Weg für uns reservieren lassen. Auch der Mietwagen musste nur noch abgeholt werden 🙂

Heute mussten wir aber erst einmal das Boot wieder auf Vordermann bringen. Die ausgelaufene H-Milch und die explodierte Cola beschäftigten mich einen halben Tag lang :-(. Aber ich nutzte auch gleich die Gelegenheit, um die gesamte Pantry zu putzen und die Lebensmittel mal wieder durchzusehen. Es sollte uns doch nach den fast zwei Wochen Landurlaub nichts aus den Schapps entgegengelaufen kommen. Dietmar machte in der Zeit das restliche Boot sauber, verpackte die Segel zum Schutz gegen die Sonnenstrahlen und begann, sich um den kaputten Autopiloten zu kümmern. Am Nachmittag marschierten wir hinüber zur Werft. Ein großer 100-Tonnen-Kran stand unbeschäftigt auf dem gut bewachten, aber doch sonst recht leeren Gelände. Ein Segler hatte uns den Tipp gegeben, dass man hier günstig und gut neues Anti-Fouling bekommen könnte. Nach dem Gespräch mit dem Werftchef entschieden wir uns, unserer CESARINA etwas Wellness zu gönnen. Das letzte Antifouling, das wir in Las Palmas hatten streichen lassen, war leider schon fast vollständig abgewaschen. Am Freitag würde die Dame an Land kommen und während unserer Rundreise ordentlich verschönert werden. Passende Anti-Fouling von HEMPEL war auf der Werft in größeren Mengen vorhanden :-). Das waren ja gute Voraussetzungen, denn in Kuba sollte ja die Beschaffung solcher Dinge mit großen Schwierigkeiten verbunden sein 🙂

So nutzen wir die restliche Zeit, um unsere CESARINA landfein zu machen. Am Donnerstagnachmittag machte auch die FELUKA in Varadero fest. Sie hatten die Nordost-Küste Kubas in kleineren Schritten abgesegelt und hatten schon eine Menge zu erzählen. So saßen wir beim Abendessen im Hafenrestaurant zusammen und hörten die ersten Berichte aus dem Osten des Landes. Das behütete Marinagelände hätte auch überall sonst auf der Welt sein können und wir hatten von Kuba bisher eigentlich nichts gesehen. Einzig die vielen Oldtimer, die hier als Taxis unterwegs sind und die merkwürdige Auswahl an Lebensmitteln im Supermarkt ließen erahnen, dass wir uns im sozialistischen Kuba befanden.

Am Freitagmorgen hatten wir dann unseren Krantermin um acht Uhr. Ralf von der FELUKA hatte sich bereit erklärt, uns zu helfen. Unser Frühstück an diesem Morgen war schon ziemlich eingeschränkt, da ich unseren Kühlschrank auch schon landfein gemacht hatte. Es gab nur eine Tasse Kaffee :-(. Aber nach getaner Arbeit wollten wir in der Bar der Marina frühstücken. Dass Kuba eindeutig zur Karibik gehört und die Uhren einfach anders tickten, wurde uns wieder sehr deutlich bewusst, als wir dann endlich um zehn Uhr in Richtung Werft gerufen wurden. Erst um elf Uhr hingen wir dann im Kran, der von der Größe her ganz wunderbar zur CESARINA passte. Nicht einmal das Vorstag mussten wir abschlagen. Sie passte einfach auch so wunderbar in den Travellift hinein. Nach einer ordentlichen Hochdruckreinigung wurde sie an den Platz gefahren, an dem sie die nächsten zwei Wochen verbringen sollte. Dort wurde sie auf den Kiel abgesenkt und sollte mit Stützen rechts und links abgestützt werden 🙂 Aber das war gar nicht so einfach, denn die gängigen Stützen waren alle deutlich zu kurz. In Varadero werden viele Katamarane und kleinere Boote überholt. Unsere CESARINA fiel wegen dem großen Tiefgang eindeutig aus dem Rahmen. Während auf der Werft fieberhaft nach den passenden Stützen gesucht wurde, machten wir uns auf dem Weg zum wohlverdienten Frühstück. Eigentlich war es mittlerweile schon Zeit zum Mittagessen 🙂

Frisch gestärkt setzten wir uns mit dem Werftchef zusammen und besprachen die Arbeiten, die in unserer Abwesenheit erledigt werden sollten. Er legte uns nahe, vor dem neuen Anstrich die alte Farbe komplett zu entfernen, da sie an verschiedenen Stellen schon schlecht haftete und auch abgeplatzt war. Da die Lohnkosten hier in Kuba sehr gering sind, stimmten wir zu. Die Werft machte einen soliden Eindruck und wir hatten die Hoffnung, dass die Zeit während unserer Abwesenheit sinnvoll genutzt werden würde.

So gingen wir zurück an Bord, um unsere Sachen für die Reise zu holen. Mittlerweile stand unsere CESARINA sicher auf stabilen Stützen. Jetzt fehlte nur noch eine Leiter, um hinauf aufs Deck zu klettern. Doch auf dem gesamten Werftgelände fand sich keine Leiter, die für unser Schiff lang genug war 🙁 Mit dem Stapler wurden wir auf einer Palette hinauf an Deck gehoben. Leitern finde ich schon ziemlich grausam, aber das setzte dem Ganzen wirklich die Krone auf. Schnell packten wir zusammen, was wir in den nächsten zwei Wochen brauchen würden und dann ging es wieder hinunter auf den sicheren Erdboden zurück.

Für meine Mutter, die heute Abend ankommen würde, hatte ich ein Zimmer im Appartementhotel reserviert, da ich Ihr die Unannehmlichkeiten, die das Leben auf einem Schiff an Land mit sich bringt, zum Urlaubsanfang gern ersparen wollte. Jetzt war ich sehr froh, dass ich dieses Zimmer hatte. An der Rezeption versuchte ich, aus einem Zwei-Personen-Appartement ein Drei-Personen-Appartement zu machen. Aber ich war chancenlos. Man legte mir nahe, doch einfach ein weiteres Studio zu buchen. Natürlich nicht zum günstigen Internetpreis, den ich für das erste bezahlt hatte, sondern zum fast dreimal so hohen Vor-Ort-Tarif. Kundenservice bzw. Flexibilität gehört hier nicht gerade zu den großen Stärken der Hotelanlage. Verärgert entschieden wir uns für die illegale Lösung: Unser Studio hatte einen sehr schönen und geschützt gelegenen Balkon mit zwei wunderbaren Liegen und einen Hintereingang ganz in der Nähe unseres Zimmers. So sollte es wohl auch gehen :-). Dietmar verbrachte die Nacht auf dem Balkon eingehüllt in einer Wolke aus „Anti Brumm“ :-).

So war es dann zumindest für mich an der Zeit, das geschützte Resort erstmalig zu verlassen 🙂 Mit dem Taxi ging es zum Flughafen. Die Varadero-Halbinsel ist mit vielen Hotelanlagen zugebaut, da ihre weißen Traumstrände sehr bekannt und beliebt sind. Trotzdem gibt es zwischendurch auch schon erste Eindrücke des „wirklichen“ Kubas zu entdecken. So traf ich auf meinem Weg die ersten Pferdfuhrwerke, sowohl am Straßenrand als auch auf der Straße. Die Straßen waren zum Teil mit abenteuerlichen Schlaglöchern und tiefen Gräben durchzogen. Rechts und links der Straße drängten sich unterschiedlichste „Behausungen“. Von der Wellblechhütte bis zum Plattenbau war alles dabei, was man sich so vorstellen kann, zum Teil sehr gepflegt und auf der anderen Seite wieder völlig heruntergekommen. An jeder Kreuzung standen Leute, die gern mitgenommen werden wollten. Zum Teil winkten sie mit Geldscheinen. Busse sahen wir eine ganze Menge: die schönen, gepflegten Exemplare für die Touristen und die kaputten und alten für die Einheimischen. Und da die Anzahl der vorhandenen Busse wohl nicht ausreichend ist für den Transport der vielen Menschen, die irgendwo hin wollen, gab es weitere Verkehrsmittel in den unterschiedlichsten Formen. Da war vom umgebauten LKW bis hin zum offenen Leiterwagen alles dabei. Bei vielen wäre man auf den ersten Blick nicht auf die Idee gekommen, dass damit Menschen transportiert werden könnten.

Der Weg zum Flughafen dauerte fast eine ganze Stunde und dank der ganzen Verzögerungen, die der Tag so mit sich gebracht hatte, kam ich gerade noch pünktlich an. Zurück in der Marina bezogen wir unser Zimmer und dann gab erst einmal Bescherung. Eine ganze Menge nützlicher und lange erwarteter Dinge zauberte meine Mutter aus ihrem Gepäck :-). Anschließend gingen wir zum Essen zusammen ins Hafenrestaurant. Morgen würde es dann ernst werden. Wir waren schon gespannt, was wir in den nächsten zwölf Tagen alles erleben würden.

 

 

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Eine anstrengende Fahrt geht zu Ende

Die letzte Nacht unserer Überfahrt nach Kuba hatte es nochmal in sich. Schon in der Nacht zuvor hatten wir am Horizont deutliches Wetterleuchten und auch Blitze gesehen, aber ohne irgendwelche direkte Folgen für uns. Das war heute Nacht ganz anders. In geringem Abstand zog ein kräftiges Gewitter hinter uns vorbei und bescherte uns Wind von 30 Knoten und mehr. Mit dem Groß im dritten Reff liefen wir zügig in Richtung Varadero. Leider war der Wind so böig, dass die WINDPILOT ausgekoppelt werden musste und wir das Steuer mal wieder selbst übernehmen musste. Quer laufende Wellen brachten reichlich Seewasser an und über Deck. Recht schnell war Dietmar von den kräftigen Querschlägern ziemlich durchnässt und mehr als erleichtert, als sich das Wetter nach 3 Stunden langsam wieder beruhigte und er das Steuer an mich übergeben konnte. Als wir am nächsten Tag endlich in das Fahrwasser der Marina von Varadero einliefen, waren wir mehr als erleichtert. Auch wenn es „nur“ fünf Tage ohne Autopiloten gewesen waren, wollten wir das sicher nicht wiederholen. Wie so oft im Leben bemerkt man den Wert von Dingen erst dann, wenn sie nicht mehr da sind. Und ein Autopilot gehört zu den wichtigsten Dingen, die es an Bord gibt 🙂

Wie in unserem Revierführer angegeben, versuchten wir die Marina auf Kanal 16 anzurufen. Das funktionierte ganz gut und man stellte uns verschiedene Fragen (wie viele Personen an Bord/Herkunftsland/alle gesund?) bevor wir die Marina erreichten. Der Dockmaster lotste uns an einen Steg in einem neuen und völlig leeren Hafenbecken. Hier konnten wir bequem längsseits gehen und harrten nun der Dinge, die da kommen würden. Auch von Kuba hatten wir schon ganz wilde Geschichten gehört, wie zum Beispiel über die Einfuhr von Milch- oder Fleischprodukten. So hatte ich meine sorgsam behüteten Butter, Käse und Wurstvorräte sicherheitshalber für die Zeit der Kontrolle im Backofen untergebracht. Sicher ist sicher. Wer weiß, wann es das nächste Mal italienische Salami geben würde 🙂

Zur Kontrolle kamen eine junge Dame und ein junger Mann an Bord. Während die Dame (in einem beeindruckend kurzen Mini und mit Netzstrümpfen) mit unseren Pässen verschwand, stellte uns der junge Mann einige Fragen zu den Lebensmitteln an Bord. Wie sich herausstellte, hätte ich meine Vorräte völlig entspannt im Kühlschrank lassen können 🙂 Nach einer halben Stunde hatten wir unsere Touristenvisa in den Pässen liegen und auch für das Boot waren alle Formalitäten erledigt. Der Dockmaster wies uns noch einen anderen Liegeplatz zu, denn in der Marina werden die Boote „mediterran“ (römisch-katholisch) festgemacht und nicht längsseits. Darüber waren wir nicht wirklich begeistert, denn eigentlich waren wir froh endlich angekommen zu sein. Viele andere Boote lagen auch längsseits, warum mussten ausgerechnet wir verlegen? Aber als er uns dann den Marina-Vertrag präsentierte, der für das längsseits Festmachen eine dreimal so hohe Liegeplatzgebühr zeigte, gaben wir uns geschlagen.

Sicherheitshalber hatte der Dockmaster einen weiteren Segler organisiert, der uns mit der Mooring helfen sollte. In anderen Marinas zieht der Hafenmeister selber aus seinem Dinghi heraus den Festmacher durch die Öse an der Boje. Hier in dieser riesigen Marina war aber für den Hafenmeister kein Dinghi vorgesehen 🙂 Beim zweiten Versuch hatten wir unsere Leine dann endlich irgendwie an der Mooring befestigt, denn die sonst übliche große Öse, war leider nicht vorhanden. Durch den ganzen Bewuchs und Dreck an der Boje war das Manöver eine recht dreckige und schmierige Angelegenheit und ich war froh, als wir endlich fertig waren. Jetzt mussten wir nur noch unsere Gangway klar machen, damit wir auch vom Boot hinunter kamen. Neben uns am Steg lag die norwegische SY VITESSE, die auch bei der ARC mitgesegelt war. So kamen wir schnell ins Gespräch und entschieden uns spontan, abends zusammen essen zu gehen.

Die Marina ist in eine riesige Hotelanlage eingebettet und auch die Segler können einen großen Teil der Anlage mit benutzen. Ausnahme bildet der „All Inklusiv“-Bereich des Hotels, der von einer ganzen Armee von Wachmännern abgegrenzt wird. So hatten wir an diesem Abend verschiedene Restaurants zur Auswahl und entschieden uns für ein Steakhaus. Das Essen war nicht besonders teuer und auch ganz lecker. Nur die arme Bedienung war den ganzen Abend alleine für mehr als 30 Gäste zuständig. So musste man das nächste Bier am besten direkt bestellen, wenn das letzte gerade serviert wurde. Das hatten wir ganz schnell raus 🙂 So hatten wir nach der anstrengenden Überfahrt einen schönen und entspannten ersten Abend in Kuba – sicher und weit entfernt von der wirklichen Welt, die außerhalb des Ressorts auf uns warten würden.

Schlechte Nachrichten

Irgendwie stand unsere Fahrt nach Kuba nicht unter dem günstigsten Stern. Am Samstagvormittag war endgültig klar, dass unsere Hydra (der Autopilot) mit Bordmitteln nicht mehr wiederzubeleben war. Seit Freitagnachmittag versieht unsere Windsteueranlage „Liselotte“ ihren Dienst. Leider wurde in der Nacht der Wind so böig, dass es zu viel für Liselotte wurde und sie den Dienst quittierte. Da war dann der Rest der Crew gefragt. Immer zwei Stunden lang standen wir abwechselnd hinter dem Steuer und fragten uns, wie wir das die nächsten drei bis vier Tage durchhalten sollten. Am Samstagmorgen blies der Wind dann gleichmäßig mit ungefähr fünfzehn Knoten und wir konnten das Ruder dauerhaft an Liselotte abgeben. Unter solchen Bedingungen macht sie wirklich einen sehr guten Job bzw. wir werden noch lernen müssen, wie man alles richtig einstellen muss. So konnten wir wieder zur normalen Bordroutine zurückkehren und den fehlenden Schlaf der letzten Nacht nachholen.

Trotzdem kehrte noch keine wirkliche Ruhe ein. Beim Schaukelkurs der letzten Nacht hatte eine volle Tüte H-Milch den Kühlschank geflutet und in unserem Getränkeschrank war eine 2-Liter-Flasche Cola explodiert 🙁 Da werden wir ordentlich Putzen müssen, wenn wir in Kuba die Marina erreicht haben. Auf See ist ein Ausräumen von Schränken nicht die beste Idee.

In der Nacht zum Sonntag nahm der Wind weiter ab und die See wurde ruhiger. Dietmar und Lieselotte ließen mich fast acht Stunden schlafen :-). Erst um vier Uhr war Wachwechsel angesagt. Da der Wind nur noch mit sechs Knoten wehte, bargen wir die Segel und fuhren unter Maschine weiter. Da konnten wir unsere Windsteueranlage leider nicht mehr zum Steuern benutzen und so stand ich dann wieder hinter dem Rad. Ich war ja ordentlich ausgeschlafen 🙂

Als Dietmar auch ein paar Stunden Schlaf nachgeholt hatte, machte er sich zuerst daran, unsere Windsteueranlage mit dem Pinnenpiloten zu kombinieren. Dieses Duo funktionierte dann auch sehr gut unter Maschine. So konnte ich meinen Platz hinter dem Steuer aufgeben und endlich ein leckeres Frühstück machen. Im Kühlschrank war die Dose mit den „Knack-und-Back“-Brötchen explodiert. Da war es dann schon klar, was es zum Frühstück geben würde. Bei Aufbacken hätte ich dann beinahe die Küche abgefackelt, als das Backpapier blitzschnell in Flammen aufging. Aber außer einem Schrecken, war nicht wirklich was passiert 🙂 und die Brötchen haben auch ohne Backpapier ganz hervorragend geschmeckt.

Der Atlantik war an diesem Morgen so ruhig, dass wir wie in der Marina oder vor Anker ausgiebig im Cockpit frühstücken konnten, ohne gegen herumrutschende Teller oder Tassen kämpfen zu müssen. Das genossen wir auch ausgiebig, denn solche Bedingungen sind selten 🙂

Der restliche Tag verlief ohne weitere Zwischenfälle. Dietmar reparierte die Stromversorgung für den Pinnenpiloten, damit der uns weiter und zuverlässig zu unserem Ziel steuern kann. Am Nachmittag kam dann endlich wieder Wind auf. Unter Segeln genießen wir die Ruhe im Schiff und freuen uns auf eine weitere friedliche und hoffentlich ereignislose Nacht.

Aller guten Dinge sind drei :-(

Abschiede gehören nicht zu unseren Lieblingssituationen. Aber irgendwie gehören sie zum Seglerleben wie Wasser und Wind. Über drei Monate sind wir zusammen mit der SY VIA gesegelt. Mal mit mehr, mal mit weniger Abstand und haben viel tolle Dinge zusammen erlebt. Jetzt werden sich unsere Wege endgültig trennen. Die Drei machen sich langsam bereit, wieder nach Europa zurückzukehren, während wir unsere Reise nach Kuba fortsetzen. Schon zweimal haben wir Abscheid gefeiert: Das erste Mal auf Bequia und dann letzte Woche in Ponce auf Puerto Rico. Heute würde es dann das dritte Mal sein 🙁 Wir genossen zusammen einen lustigen Abend im Restaurant mit Aussicht auf das Meer. Das Essen war wirklich hervorragend und so einen schön gedeckten Tisch werden wir während der nächsten Tage auf See sicherlich nicht zu Gesicht bekommen. Da wird es wohl wie gewohnt wieder einfach zugehen und das Essen wird auch wieder nicht immer freiwillig auf dem Teller liegen bleiben 🙂
Am nächsten Morgen waren wir um acht Uhr startklar, aber der dominikanische Zoll machte uns einen Strich durch die Rechnung. Dafür war aber die Abfertigung schnell und problemlos und auch nicht mit irgendwelchen weiteren Kosten verbunden 🙂 Nachdem wir so viele negative Dinge über die Ein- und Ausreise in die Dominikanische Republik gehört hatten, waren wir wieder einmal angenehm überrascht.
So winkten wir um halb zehn ein letztes Mal zur SY VIA hinüber und machten uns auf den fast 800 Meilen langen Weg. Das erste Stück des Weges legten wir unter Maschine zurück, da der Wind genau in die Bucht von Samana hineinwehte und somit genau von vorn kam. Aber er war noch nicht besonders stark und es hatte sich auch noch keine unangenehme Welle gegenan aufgebaut. Das Kap umrundeten wir dann unter Segeln, hoch am Wind. Das Meer bereitete uns einen sehr sportlichen Einstieg in unseren Törn und unsere CESARINA, die in der letzten Nacht noch einmal eine ausgiebige Regendusche genommen hatte, war wieder überall mit Salzkristallen verziert.
Schnell fanden wir in unsere Bordroutine zurück. Nachdem die Segel einmal auf den Kurs eingestellt waren, war nicht mehr viel zu tun. Das Steuern überließen wir wie meistens unserer Hydra. So blieb viel Zeit zum Lesen, Kreuzworträtsel raten, Angeln und Schlafen. Am frühen Nachmitag hatten wir den ersten Biss. Ein kapitaler Mahi-Mahi hatte sich an unserem Tintenfischköder versucht. Er liefert sich mit Dietmar einen heftigen Kampf, aber irgendwann hatten wir ihn dann doch an Bord. Mit knapp 120 Zentimeter und ca. 15 Kg Gewicht war er uns deutlich zu groß. Somit durfte er wieder zurück ins Wasser. Wir wollten uns ja nicht die ganze nächste Woche von Fisch ernähren und unser Kühlschrank war für die Überfahrt sowieso schon gut gefüllt. Und einfrieren können wir ihn auf der CESARINA leider auch nicht. So gab es heute wie geplant Gulasch zum Abendbrot, während wir in unsere erste Nacht hineinsegelten.
Während der Nacht hielten uns mehrere Squalls in Atem, die uns eingekreist hatten. Am Horizont konnte man gelegentlich Blitze zucken sehen. Wir waren zwar mittendrin und blieben trotzden völlig unbehelligt. Kein Regen, keine gemeinen Windböen und auch kein Blitz oder Donner zog er uns hinweg. So saßen wir beim großen Kino „nur“ in der ersten Reihe 🙂
Der zweite Tag begann gemütlich. Zusammen frühstückten wir im Cockpit. Während Dietmar sich dann wieder an seinen Angelsachen zu schaffen machte, schmökerte ich noch ein bisschen in unseren Kuba-Reiseführern. Nach dem Mittagessen meldete sich dann endlich die Angel mit ihrem typischen rasselnden Geräusch. Wieder hatte ein Mahi-Mahi angebissen. Dieser war von der Größe her für uns Beide optimal und wenig später waren die Filets im Kühlschank verstaut.
Der Wind wehte wie angekündigt mit bis zu 28 Knoten und wir pflügten durch die See. Anscheinend hatten wir die Segelfläche zu groß gewählt und unserem Autopiloten, der Hydra, damit das Leben zu schwer gemacht. Und zwar so schwer, dass diese irgendwann völlig überhitzt den Dienst quittierte. Segeln zu zweit ohne Autopilot ist zwar möglich, aber doch sehr anstrengend. Da mussten wir uns aber etwas einfallen lassen. Während ich den Job der Hydra übernahm, machte sich Dietmar auf Fehlersuche. Leider wurde er heute nicht fündig 🙁 Gut, dass wir noch eine Alternative hatten. Die Windsteueranlage am Heck der CESARINA haben wir dort ja nicht nur zur Zierde angebracht, aber bis zum heutigen Tage hatten wir eher die einfache Lösung mit dem elektrischen Autopiloten gewählt. Manchmal braucht man ja doch den sprichwörtlichen Tritt in den Allerwertesten, um sich mit neuen Dingen auseinander zu setzen.
Während ich hier unten am Navigationstisch den Blog schreibe, macht „Liselotte“ (der Windpilot) oben einen tollen Job. Da sollte jetzt wirklich besser nichts mehr schief gehen.

Unterwegs nach Kuba

Jetzt machen wir uns auf den Weg nach Kuba. Fast 800 Seemeilen liegen vor uns. Nach den ganzen kurzen Schlägen mal wieder eine weitere Strecke. Ich hoffe, wir sind nicht eingerostet nach all den Landgängen und Ausflügen.

Von unterwegs werden wir euch (wenn es die Technik zulässt) natürlich auf dem Laufenden halten :-). Und wenn wir in Kuba angekommen sind, werden wir nachtragen, was wir in der Dominikanischen Republik erlebt haben 🙂

Dann mal bis nächste Woche 🙂

Anders als erwartet

Am Freitag ließen wir es erstmal ziemlich ruhig angehen, obwohl ich schon darauf brannte, endlich aus dem zwar sehr schönen, aber auch komplett abgeriegelten Ressort herauszukommen. Was würde uns wohl auf der anderen Seite des Zaunes erwarten? So organisierten wir für uns für zwei Tage ein Auto und verabredeten uns für den Samstagmorgen mit Sylvia und Ralf, um zusammen einen Ausflug zur Inselhauptstadt Santo Domingo zu unternehmen.

Pünktlich um halb neun in der Früh ging es dann los, denn fast dreihundert Kilometer Wegstrecke lagen vor uns. Dank der neuen Autobahn sollte die Strecke aber in ungefähr drei Stunden zu bewältigen sein. Unser Mietwagen war diesmal ein Suzuki Vitara, der rein optisch zwar schon bessere Zeiten gesehen hatte, aber sonst einen sehr zuverlässigen Eindruck machte. Dietmar übernahm das Steuer und schon ging es los. Nachdem wir das Gate des Ressorts durchfahren hatten, war es mit der beschaulichen Ruhe ganz schnell vorbei. Die meisten Menschen, die in der Dominikanischen Republik von A nach B wollen, fahren mit dem Motorrad: Allein, zu zweit und zu dritt. Auch vier Leute haben wir schon auf einem Gefährt gesehen und das Gepäck findet auch immer noch ein Plätzchen. Helmpflicht gibt es natürlich keine und auch vom TÜV hat hier noch niemand etwas gehört. Wer sich kein Motorrad leisten kann, geht zu Fuß oder reist zu Pferd. Auch Kutschen und Pferdefuhrwerke waren oft auf den Straßen zu sehen. So saßen wir alle erstmal ziemlich sprachlos im Wagen und bestaunten die Bilder, die sich uns auf, aber auch abseits der Straße so boten. In den kleinen Siedlungen, die wir passierten, stehen die Häuser einfach links und rechts direkt an der Durchgangsstraße. Bürgersteige gibt es keine und Menschen, Kinder, Hühner, Hunde, Ziegen, Kühe und was sonst noch so unterwegs ist, läuft mehr oder weniger am Straßenrand. Immer wieder wurden in kleinen Holzhütten Gemüse, Obst, Käse und Fleisch (natürlich ungekühlt und nicht abgedeckt – karibische Verhältnisse) zum Verkauf angeboten.

Nach etwa einer Stunde erreichten wir die Autobahn. Hier kamen wir zügig voran. Die Landschaft, die auf der Samana-Halbinsel noch von Palmen und Wäldern geprägt war, veränderte sich. Weite, grüne Ebenen ließen erahnen, wie groß die Dominikanische Republik eigentlich ist. Immer wieder kreuzten Straßen die Autobahn. Pferde und Kühe waren zum Teil mit Stricken und Pflöcken am Randstreifen fest gemacht, um dort das Gras zu fressen. Manchen liefen aber auch einfach frei und ungesichert herum.

Auf halber Strecke fanden wir eine Tankstelle und legten eine Tank- und Kaffeepause ein. Ganz selbstverständlich stand ein Sicherheitsbeamter mit Maschinenpistole neben einer Zapfsäule. Andere Länder, andere Sitten. Auch an jeder Maut-Station waren bewaffnete Beamten präsent mit Waffen, die man sonst eher aus dem Kino aus „Terminator“ her kennt.

Irgendwann erreichten wir die Vororte von Santo Domingo. Die Häuser und Hütten, die sich hier dicht gedrängt gegenseitig gerade noch aufrecht hielten, waren schlimm anzuschauen. In besseren Gegenden gab es große Betonbunker, die uns an die Plattenbauten der ehemaligen DDR erinnerten. Am Straßenrand waren große Müllberge zu sehen, die zum Teil einfach angezündet wurden und stinkend vor sich hin kokelten. Unser erster Eindruck von Santo Domingo war alles andere als positiv, aber wir waren ja nicht so weit gefahren, um kurz vor dem Ziel wieder umzudrehen. Je näher wir der Altstadt kamen, desto höher wurden die Häuser und umso dichter wurde die Bebauung. Wir passierten einen Markt unter den Stützen der Schnellstraße, auf dem es von Menschen nur so wimmelte. Hier wollten wir lieber nicht alleine unterwegs sein 🙁 Endlich fanden wir die Altstadt, die uns unerwartet gepflegt und aufgeräumt vorkam. Direkt im Zentrum fanden wir auch einen sicheren Parkplatz für unser Auto und konnten unsere Erkundungen zu Fuß fortsetzen. Schon am ersten Platz, den wir mit Reiseführer in der Hand erreichten, wurden wir von einem Fremdenführer auf Deutsch angesprochen. Gern nahmen wir sein Angebot an, und ließen uns von ihm durch die Altstadt führen. So bekamen wir bequem alle wichtigen Sehenswürdigkeiten mit den Hintergrundinformationen präsentiert 🙂 Nach über zwei Stunden hatten wir genug gesehen 🙂 und nahmen dankbar im von ihm empfohlenen Restaurant Platz. Die Führung hatte sich auch in dieser Hinsicht gelohnt, denn das Essen war gut und preiswert 🙂 Neben den bekannten Sehenswürdigkeiten hatten wir auch noch einen Zigarrenladen und ein Schmuckmanufaktur besucht, in der sowohl Bernstein als auch der blaue Schmuckstein „Larimar“ verarbeitet wurden. Auch das dominikanische Nationalgetränk „Mamajuana“, das ein Gemisch aus Rum, Rotwein und Honig ist, konnten wir probieren. Danach hatten wir für den heutigen Tag auch wirklich genug. Wir bummelten noch ein bisschen durch die Altstadt und stolperten in der Fußgängerzone kurz vor unserem geparkten Auto über einen Supermarkt. Da man im Minimarkt der Marina nur die notwenigsten Dinge kaufen konnte, waren wir neugierig und betraten den Laden. Laut Revierführer sollte Einkaufen in der Dominikanischen Republik ja recht teuer sein…..diese Information entpuppte sich erfreulicherweise auch wieder als Märchen :-), denn wir hatten ein wahres Einkaufsparadies gefunden. Schnell füllten sich unsere Einkaufswagen und wir waren froh, dass der Vitara einen so herrlich großen Kofferraum hatte. Nach dem Bezahlen wurden wir sogar mit den Einkaufswagen bis zum Auto begleitet :-). Ein perfekter Abschluss eines ereignisreichen Tages.

Trotz des Einkaufs hatten wir unsere Rückfahrt zeitlich so geplant, dass wir die Hotelanlage vor der Dunkelheit erreichen würden. Bei Dunkelheit wollten wir im dem Durcheinander von Zweirädern, Zweibeinern und Vierbeiner nicht unterwegs sein. Schnell fanden wir die Straße, die uns zur Autobahn führen sollte und auch die Samana-Halbinsel war irgendwann wieder ausgeschildert. So sortierten wir uns brav auf der rechten Spur ein und warteten auf die Abfahrt…..aber es kam keine 🙁 Schließlich drehten wir um und fuhren zurück. Auch aus dieser Richtung gelang es uns nicht, auf die andere Schnellstraße zu wechseln 🙁 Ohne eine einzige Ausfahrt führte uns die Straße ins Stadtzentrum zurück, bis wir endlich umdrehen konnten. Fast eine Stunde irren wir umher, fragten an Tankstellen nach dem Weg und kamen schließlich wieder an einem Schild in Richtung „Samana-Halbinsel“ vorbei. Die Ausfahrt war aber nicht wie gedacht auf er rechten Seite, sondern auf der linken. Da hätten wir ja lange suchen können. Jetzt mussten wir noch durch einen Tunnel, über eine Brücke und noch etwas Zick-Zack fahren und endlich…..waren wir auf dem richtigen Weg. Leider aber mit gut einer Stunde Verspätung 🙁

So passierte genau das, was wir eigentlich vermeiden wollten. Die letzte Stunde auf der Landstraße fuhr Dietmar in der Dunkelheit. Eine echte Herausforderung, die er souverän meisterte, obwohl die Fahrt an unser aller Nerven zerrte. Die Motorräder, die tagsüber auch gern mal auf der falschen Straßenseite unterwegs waren, waren im Dunkel zum Teil auch noch unbeleuchtet und nahezu unsichtbar. Der Gegenverkehr fuhr aus diesem Grund auch sicherheitshalber die ganze Zeit mit Fernlicht, wenn er welches hatte 🙂 Und an diesem Osterwochenende waren zusätzlich noch unheimlich viele Leute zu Fuß unterwegs zur nächsten Party. Ein Teil davon hatten schon um halb acht so heftig Ostern gefeiert, dass sie in beeindruckenden Schlangenlinien unterwegs waren. Die eine Stunde zog sich gewaltig in die Länge, aber irgendwann hatte Dietmar es dann geschafft und wir waren sicher im Resort angekommen. Jetzt mussten wir noch die Einkäufe ausräumen und dann war es für heute wirklich genug. Ich brutzelte uns noch die leckeren Steaks, die wir im Supermarkt erstanden hatten und danach war dann auch endlich Ruhe im Schiff 🙂

Unseren zweiten Autotag wollten wir nutzen, um ein bisschen die Samana-Halbinsel zu erkunden. Zwar gab es noch einige interessante Ziele in der weiteren Umgebung, aber Dietmar wollte nicht noch so eine Gewalttour wie gestern machen. So fuhren wir erst einmal nach Samana und parkten das Auto am Hafen. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, noch in den Nationalpark auf der anderen Seite der Bucht zu fahren. Da es uns zu windig war, selber dort zu ankern, musste ein anderes Boot her 🙂 Wir waren kaum ausgestiegen, da hatten wir schon ein annehmbares Angebot auf dem Tisch. Somit standen unsere Pläne für den kommenden Mittwoch fest und wir machten anschließend einen kurzen Spaziergang durch die Stadt. Die Kirche war gerade zu Ende und viele Kirchgänger wurden mit dem Zweirad abgeholt 🙂 Entsprechend groß war das Gewusel: Ältere Damen saßen hinten drauf quer im Damensitz in ihrem feinen Sonntagsstaat oder Vater und Mutter nahmen ein bis zwei Kinder zwischen sich in die Mitte. Auf unserem weiteren Weg passierten wir eine Wahlveranstaltung der PLD, die für Danilo als Präsident wirbt. Hier ging es mit Musik und Tanz heiß her.

Wir fuhren weiter in Richtung Cap Samana. Die Straße wurde zusehends schlechter. Immer mehr Schlaglöcher und tiefe Gräben machten ein Vorankommen schwierig. Dafür wurden wir am Ende mit einem Traumstrand belohnt. Schneeweißer Sand unter Palmen und türkisblaues Meer. Ein wunderbarer Platz um eine Mittagspause zu machen. Natürlich gab es eine kleine Strandbar, die Getränke anbot. Etwas abseits stand ein einfacher Tisch mit einem weißen Tischtuch, auf dem sich verschiedene Brote türmten. Dietmar entschied sich für ein süßes Kokusbrot und ich wagte ein flaches Weißbrot, was im Fett ausgebacken wird. Dies passierte direkt hinter dem Tisch über einem Holzfeuer in einem Topf, der das Gesundheitsamt sicher hoch erfreut hätte. Aber es schmeckte wirklich lecker 🙂

Ein Wegweiser zeigt an, dass eine weitere Straße noch hinaus bis zum Cap Samana führte. Wir hatten ja Zeit und nichts Weiteres vor. Mal sehen, was das Cap so zu bieten hatte. Obwohl die Beschilderung ganz hervorragend war, erreichten wir unser Ziel aber dann aber doch nicht. Schon nach einem Kilometer verwandelte sich der Weg in eine Schotterpiste, die immer schlechter wurde. Nach der Hälfte der Strecke gaben wir auf. Zu Fuß wäre es bestimmt eine schöne Wanderung gewesen, aber wir wollten unser Auto nicht irgendwo in der Wildnis zurücklassen. Außerdem ist Wandern mit Flip-Flops auf Schotter auch keine besonders erstrebenswerte Erfahrung.

So kurvten wir langsam in Richtung Marina zurück und genossen die Ausblicke von der grünen und zum Teil sehr schroffen Küste. Abends um sechs mussten wir dann das Auto zurückgeben. Dies ging genauso problemlos wie das Anmieten. Schon beim Ausfüllen des Mietvertrags hatte uns der Vermieter sehr erstaunt. An Dietmars Führerschein hatte er absolut kein Interesse. Hauptsache eine Kreditkarte wurde hinterlegt 🙂 Jetzt war es erfreulicherweise genauso unkompliziert. Dass Kinder unser Auto mit Hilfe von Steinen oder Nägeln mit ihren Namen verziert hatten, interessierte ihn auch nicht 🙂 Glück gehabt.

Die Mona-Passage

Zwischen Puerto Rico und der dominikanischen Republik liegt die kleine Insel Mona, die der „Mona-Passage“ ihren Namen gibt. Die Passage, die den Nordatlantik und das karibische Meer verbindet, soll einer der anspruchsvollsten Seewege in der Karibik sein. Wir hatten uns ein ordentliches Wetterfenster ausgesucht und waren guten Mutes, als wir morgens um acht Uhr Anker auf gingen. Von der VIA aus wurde heftig mit weißen Taschentüchern gewunken. Dieses ewige Abschiednehmen ging mir schon etwas an die Nieren.

Draußen erwartete uns ein kräftiger Wind und wir waren froh, dass wir das zweite Reff im Großsegel hatten. So liefen wir sehr zügig in Richtung Westen. Am frühen Abend konnten wir dann Kurs auf die Bucht von Samana anlegen und ließen Puerto Rico hinter uns. Die Mona-Passage machte die Überfahrt mit konfusen Wellen und sehr wechselhaften Winden zu einer Herausforderung für unser Nervenkostüm. Immer wieder zwischenzeitlich unter Motor zu fahren und dann wieder mit viel Wind aus wechselnden Richtungen zu kämpfen, war das reinste Geduldsspiel. Angenehmes Segeln sah wirklich anders aus. Durch die konfuse See schlich sich immer mal wieder die ein oder andere Welle ins Cockpit. Somit verbrachten wir die Wachen besser unter Deck, während uns unsere Hydra unermüdlich durch die Nacht steuerte.

Am nächsten Vormittag wehte uns ein kräftiger Rückenwind in die Bucht von Samana. Vor der Marina hatten wir ziemlich mit den Segeln zu kämpfen, bis endlich alles geborgen war. Dietmar scheute sich etwas, bei so viel Wind in die Marina hineinzufahren, besonders da die Boote hier nicht an Fingerstegen festgemacht wurden, sondern an Pfählen 🙁

Aber direkt weiter nach Kuba zu segeln war nun auch keine tolle Idee, besonders da wir dann gegen 30 Knoten Wind wieder aus der Bucht hätten herauskreuzen müssen. So wagten wir uns in die Marina und bekamen einen Platz zugewiesen, wo wir recht sicher gegen den Wind anlegen konnten. Es war sogar ein Fingersteg vorhanden, der aber nur vier Meter lang war. Zwei Marineros halfen uns aber und mit sechs Leinen bekamen wir unsere dafür eigentlich viel zu lange CESARINA sicher vertäut.

Während Dietmar erstmal unsere CESARINA entsalzte, machte ich mich auf den Weg zu Immigration und zum Zoll. Wahre Schauermärchen waren uns über die Einreise in die Dominikanische Republik zugetragen worden. Bis zu sechs Offizielle würden an Bord kommen, natürlich mit Hund. Und teuer würde es werden, nicht offiziell, sondern unter der Hand bis alle Papiere erledigt wären. Mal sehen, was an den Geschichten denn so Wahres dran war. Im Büro der Immigration angekommen, fand ich zwei junge Damen und einen Officer vom Zoll vor. Das mit den sechs Personen würde heute schon mal schwierig werden 🙂 Die Damen waren für die Einreise zuständig. So bezahlte ich genau nach Tabelle 70 € fürs Boot und 22 € pro Person für Einreise und Touristenkarte. Keine zehn Minuten später hatten wir den Stempel im Pass und ich machte mich mit dem Zoll-Offizier auf den Weg zum Boot. Als wir dort angekommen waren und er sah, dass das Deck noch ganz nass von Dietmars Entsalzungsaktion war, meinte er: „Ich komme mit meinen schwarzen Stiefel jetzt lieber nicht an Bord, dass macht sonst Steifen auf das Teakdeck.“ Da waren wir ziemlich baff :-). Nach einer kurzen Belehrung vom Steg aus, waren wir fertig. Da hatten wir uns völlig umsonst viel zu viele Sorgen im Voraus gemacht 🙂

So schaute ich gleich im Marinabüro vorbei und checkte uns ein. Der junge Mann war sehr freundlich und zuvorkommend und führte uns persönlich durch die Marina und das Hotel, dessen Pools und Fitnessraum wir auch nutzen durften 🙂 Das war ja noch mehr Luxus als in Puerto Rico. Mehrere Bars und Restaurants waren über die großzügige Anlage verteilt und wir entschieden uns spontan, heute mal eine Pizza zu essen. Die hatten wir uns nach der anstrengenden Überfahrt auch redlich verdient.

Denn Abend ließen wir bei einem Cocktail zusammen mit Sylvia und Ralf von der SY FELUKA ausklingen. Sie waren schon am Montag hier angekommen und lagen nur einen Steg weiter entfernt. Wie meistens nach einer Nachtfahrt fielen wir müde schon ziemlich früh ins Bett.

Taxifahren macht Spaß :-)

Mit einem Verletzten an Bord ließen wir es am nächsten Tag deutlich ruhiger angehen. Gegen Mittag machten wir uns zusammen mit der VIA auf zum Festland und dann weiter in die Stadt. Draußen am Pier an ein Taxi zu kommen, war gar nicht so leicht, aber eine nette Ladenbesitzerin half uns weiter. Sie hatte eine längere Zeit in Deutschland verbracht und dort hatte es ihr wohl sehr gefallen. Die Cola-Dosen, die wir bei Ihr zur Erfrischung kauften, mussten wir in Papiertüten verstecken. In Puerto Rico ist gesetzlich festgelegt, dass man bis zu 1000 $ Strafe zahlt, wenn man mit einer Dose auf der Straße gesehen wird. Schon eine verrückte Welt.

Irgendwann erschien dann unser Taxi und wie erwartet hatte es nur vier Sitzplätze anstelle von fünf. So musste sich Vincent quer auf die Rückbank falten und wir machten uns auf den kurzen Weg in die Stadt. In Ponce liegt die Innenstadt rund um einen sehr schönen und großen Park angeordnet, in dessen Zentrum die Kirche…und die Feuerwache liegen. Besonders die Feuerwache ist ein echter Hingucker mit alten Feuerwehrwagen und Ausrüstungsgegenständen. Wir bummelten durch die Innenstadt, die wie so oft aus einer Mischung von wunderbar renovierten und total zerfallenen alten Häusern bestand. Die Markthalle war so spät am Tage schon ziemlich verlassen und das Angebot konnte uns nicht überzeugen. Aber wir fanden eine Eisdiele, die hervorragendes Eis zu erstaunlich niedrigen Preisen anbot. Daran konnten wir natürlich nicht vorüber gehen und lernten gleich eine typisch amerikanische Eisspezialität kennen: Peanutbutter.

Für unseren weiteren Weg in die Dominikanische Republik wollten wir noch eine letzte Runde im günstigen Puerto Rico Proviant einkaufen. So machten wir uns auf die Suche nach einem Taxi, das uns zum nächsten größeren Supermarkt bringen sollte. Hier in der Innenstadt waren die Taxifahrer nicht so flexibel und wir brauchten für fünf Personen jetzt doch zwei Taxen 🙁 Unser Taxifahrer gab uns auf der kurzen Fahrt einen kompletten Einblick in die sozialen Zusammenhänge der Insel, über Armut, Drogen und Kriminalität. Das Bild war er zeichnete war schon ziemlich trostlos, aber das liegt ja ganz oft auch am Blickwinkel des Erzählers.

Am Supermarkt angekommen stürzten wir uns mal wieder ins Einkaufsgetümmel und schafften es in kürzester Zeit, unsere Einkaufswägen randvoll zu füllen. Jetzt hatten wir vom Einkaufen aber erstmal die Nase voll. Jetzt mussten wir unsere Beute nur noch in die Marina transportieren. Somit benötigten wir wieder ein Taxi 🙁 Einige Telefonate und einige Zeit später fuhren dann endlich zwei Taxen vor und wir konnten unsere Einkäufe verstauen. Für die kurze Fahrt zur Marina verlangte der Fahrer plötzlich 15 $ von uns. Da schauten wir Beide dann mal ganz dumm aus der Wäsche und ärgerten uns sehr. Beim Einsteigen war uns aufgefallen, dass das Taxameter nicht lief. Den Fehler würden wir nicht noch einmal machen. Die VIA bezahlte für denselben Weg nur 10 $, was eigentlich auch noch zu viel war 🙁 So viel zum Taxifahren in Puerto Rico.

Den Abend verbrachten wir wieder zusammen, diesmal beim Grillen auf der VIA. Wir hatten uns entschieden, erst am Mittwochmorgen in Richtung der Dominikanischen Republik aufzubrechen. Somit hatten wir den morgigen Tag zum Ausklarieren und konnten vor der Überfahrt noch ein bisschen entspannen. Das Ausklarieren gestaltete sich dann tatsächlich so schwierig, dass danach Entspannung auch nötig war. Das Zollbüro lag ungefähr drei Kilometer entfernt am Hafen. Nach den negativen Erfahrungen von gestern, hatten wir uns entschieden, dass wir die Strecke auch mal zu Fuß laufen könnten. Die Hitze war morgens um halb elf schon beeindruckend, aber auf dem Weg gab es dann keine Möglichkeit mehr, noch ein Taxi herbei zu rufen. Nach einem abenteuerlichen Weg am Highway entlang, durch menschenleere Industriegebiete und ärmliche Wohnsiedlungen erreichten wir das Zollbüro. Leider war es wegen Renovierung geschlossen 🙁 man schickte uns weiter zum Flughafen. Der lag eindeutig so weit entfernt, dass wir mal wieder ein Taxi brauchten. Der nette Officer tätigte den Anruf für uns und zehn Minuten später stand mal wieder ein Taxi vor der Tür. Heute hatten wir Glück und unser Taxifahrer startete direkt den Taxameter und wir düsten dem Flughafen entgegen. Dort angekommen fragten wir uns zum Zoll und zur Immigration durch. Ganz am Ende lag eine verspiegelte Tür ohne Klingel und Klinke. Wie sollten wir da hineinkommen. Unser Klopfen wurde ignoriert, auch der Telefonanruf läutete ins Leere. Nach zehn Minuten war aber das Glück mit uns. Eine Angestellte wollte auch in den Bereich und ließ uns mit hinein. So hatten wir das große Glück, dass wir um fünf vor zwölf nach vor der Mittagspause abgefertigt wurden. Routiniert füllten wir das immer gleiche Formular aus, bekamen unsere Papiere und machten uns auf den Rückweg zur Marina. Die ganze Aktion hatte dann doch fast drei Stunden gedauert und das bei der Mittagshitze. So verwarfen wir unsere ursprüngliche Idee, noch einen weiteren Ausflug zu einen alten Dorf der Taino-Indianer zu machen. Dazu war es leider zu spät. Den Nachmittag nutzen wir für die letzten Vorbereitungen für die Überfahrt und ich machte noch einen letzten Ausflug an Land, um die Reiher und Pelikane, die hier in der Marina lebten noch ausgiebig zu fotografieren.

Am Abend feierten wir dann unseren zweiten Abschied von der VIA. Die Drei hatten sich noch nicht entscheiden, ob ihre weitere Reiseroute auch über die Dominikanische Republik gehen sollte. Aber irgendwie hatten wir die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass wir die Drei dort nochmal treffen sollten. Denn aller guten Dinge sind drei.

Was Männer alles tun, um nicht abwaschen zu müssen

Wie geplant warfen wir erst am Mittag die Leinen los und kämpften uns den Weg aus der Marina heraus gegen Wind und Welle frei. Den Vormittag hatten wir noch genutzt, um unsere Vorräte zu verstauen, Bilder auf der Website hochzuladen und auch unsere Dieseltanks mit sehr günstigem Diesel aufzufüllen.

Der kurze Schlag bis zur nächsten Ankerbucht auf dem Weg nach Ponce war schnell gesegelt und wir suchten uns in der Bucht von Puerto Patillas einen Platz für die Nacht. Die Ankerbucht war in unserem Revierführer sehr positiv beschrieben worden, aber irgendwie fanden wir genau den einen Platz in der Bucht, an dem unsere CESARINA im Gegensatz zu allen andern Booten unruhig am Anker hin und her tanzte. So war die Nacht auch nicht besonders erholsam und am nächsten Morgen fühlte ich mich schon nach dem Frühstück fast seekrank. Die VIA hatte einen besseren Platz erwischt und machte sich schon auf den Weg, als wir noch beim Frühstück saßen. Da hatten sie uns doch kalt erwischt, denn normalerweise waren wir immer zuerst auf dem Weg. Lachend fuhren sie an uns vorbei. Die Überraschung war den sonst so bekennenden Langschläfern wirklich gelungen.

Das wurmte Dietmar doch ein bisschen und jetzt musste es dann aber zügig hinterher gehen. Schnell war das Frühstücksgeschirr gespült und weggeräumt. Dann hieß es Anker auf. So waren wir kurze Zeit später auch unterwegs. Die ersten Meter machten wir noch mit reduzierter Fahrt, da Dietmar den Anker noch nicht ganz hochgeholt hatte, um noch im Strudel des Fahrwassers den Schlick am Anker abzuwaschen. Danach holte er in ganz an Bord. Aber heute bekam ich kein Zeichen von ihm, dass alles ok war und ich mit mehr Fahrt auf Kurs gehen konnte. Irgendwas war faul da vorne.

Schon von weitem sah ich das Blut, das an seinem Arm herunter lief. Na prima, immerhin war es nicht so viel, aber doch zu viel für meinen Magen. Dietmar war mit der Außenseite der linken Hand zwischen Anker und Winsch gekommen, als der Anker beim Hochziehen einen unvorhersehbaren Satz gemacht hatte. Dabei wurde die Hand auf eine Breite von 4 Zentimeter glatt und beidseitig durchschlagen. Knochen und Sehen waren aber wohl nicht betroffen und bewegen konnte er auch alles. Immerhin schon mal was. Die Wunde sah aber aus, als wäre der Teil der Hand durch den Fleischwolf gedreht worden :-(. Ich brachte die Cesarina mittels Autopilot erstmal auf Kurs und holte dann Desinfektionsmittel und Verbandszeug. So desinfizierten wir kräftig und großflächig und verpackten die Hand dann möglichst steril. Große Schmerzen hatte Dietmar nicht. Er wollte auf jeden Fall an der VIA dranbleiben und nahm die Nummer mit der Hand nicht besonders ernst. So machten wir uns auf den Weg nach Ponce. Hier in der Ankerbucht hätte uns sowieso niemand helfen können und Ponce ist die zweitgrößte Stadt auf Puerto Rico.

Da die Hand aber im Moment eindeutig nicht zu gebrauchen war, segelten wir nur unter Genua weiter. Da ausreichend Wind wehte, war das kein Problem und am Nachmittag erreichten wir Ponce. Die Ankerbucht direkt vor dem Yachthafen gefiel Dietmar nicht besonders, aber nach einigem Hin-und-Her fanden wir doch noch einen Platz in der Nähe der VIA. Schon im Vorfeld hatten wir die VIA über den Unfall heute Morgen informiert und jetzt kamen Sie uns direkt zur Hilfe und brachten uns mit ihrem Dinghi an Land. Auch wenn Dietmar immer noch der Meinung war, dass ein Arzt nicht benötigt wird, hatte ich mich durchsetzen können. Daher machten wir uns auf den Weg zum Krankenhaus. Der nette Pförtner der Marina rief uns schnell ein Taxi herbei und gegen fünf Uhr hatten wir das Krankenhaus erreicht. Da es mit unseren Spanischkenntnissen nicht so weit her ist, mussten wir jetzt nur noch jemanden finden, der uns durch das Organisationsgewirr helfen konnte. Schnell fand sich ein junger Mann, der uns den ganzen weiteren Abend immer wieder zur Seite stand und uns auch bei der Anmeldeprozedur half. Ganz wie in Deutschland war eine Menge Papierkrieg zu erledigen und leider verging zwischen den einzelnen Stationen eine ganze Menge Zeit. Das war besonders unerfreulich, da alle Räume des Krankenhauses auf Kühlschranktemperatur heruntergekühlt waren. Die Angestellten trugen alle Jacken und lange Hosen, aber wir waren wie immer sommerlich bekleidet und froren wie die Schneider. Irgendwann war es aber nicht mehr auszuhalten und abwechselnd stand einer von uns vor der Tür, um sich draußen etwas aufzuwärmen 🙂 Schon eine verrückte Welt. Gegen halb acht war Dietmars Geduld dann aber völlig am Ende und er teilte unserem englischsprechenden Begleiter mit, dass wir jetzt nach Hause gehen würden. Das brachte dann ganz schnell wieder Bewegung in die Sache und Dietmar wurde ins nächste Behandlungszimmer verfrachtet. Achtzehn Stiche und zwei Spritzen später war mein Kapitän dann weitgehend wiederhergestellt. Jetzt konnte es endlich zurück zur CESARINA gehen. An der Pier warteten schon Jörg, Vincent und Kathrin auf uns und luden uns zum Abendessen auf die VIA ein. Was für ein Glück, denn zum Kochen hätte ich heute ganz sicher keine Lust mehr gehabt 🙂