Vive la France

Unserer erster Tag in Frankreich begann leider nicht mit einem frischen Baguette, auf das wir uns doch so sehr gefreut haben. In der Nähe des Hafens war kein Bäcker zu sehen oder zu finden. Gut, dass wir uns in Belgien noch eingedeckt hatten. Frisch gestärkt wurden zuerst die Formalitäten erledigt. Vom Hafenmeister wurden unsere Papiere kontrolliert. Aber nicht nur wir, auch die unserer SUMMER wurden genau überprüft. Erfreulicherweise gab es nichts zu bemängeln und wir waren jetzt auch offiziell in Frankreich angekommen.

Anschließend nahm Dietmar meine Törn-Planung für die nächsten drei Wochen genau unter die Lupe. Auch hier gab es nichts zu bemängeln :-). Jetzt muss nur noch meine Windbestellung ordentlich vom Universum bearbeitet werden, dann sollte ja alles passen.

Im hellen Sonnenschein betrachtet, sah die SUMMER nach mehr als einer Woche Stadtaufenthalt doch etwas eingestaubt aus. Vor unserer Erkundungstour nach Calais wurde also zuerst das Boot mit Süßwasser von Außen gewaschen und gewienert. Als endlich alles zu unserer Zufriedenheit erledigt war, war es schon nach 12 Uhr. So führte uns unserer Weg nach einem kurzen Abstecher zum Fährhafen, zunächst zum Marktplatz in ein nettes Bistro, in dem wir Omelette und Frites zum Mittagessen bestellt haben. Nach einem leckeren Kaffee zum Abschluss erkundeten wir die Stadt und den Strand. Calais gehört bestimmt nicht zu den schönsten Städten in Frankreich, hat aber auch sehr schöne und ansprechende Gebäude und Parkanlagen.

XKH_1192XKH_1203

Der Fährhafen ist wirklich beeindruckend. Während unseres Strandspaziergangs herrschte ein ständiges Kommen und Gehen. Eine Fähre größer als die Nächste. Da müssen wir uns morgen also wieder durchschlängeln. Wir freuen uns schon jetzt auf die Anweisungen von Port Control. Heute hatten wir die Gelegenheit ein bisschen unser eingerostetes „Französisch“ zu trainieren. Mal sehen, ob wir uns morgen schon etwas besser verständigen können.

XKH_1211

Parasailor-Wetter

Die Überfahrt nach Calais verlief von Anfang bis Ende wie geplant. Morgens ging es pünktlich nach Plan  wieder zurück unter den  drei Brücken hindurch  in die Schleuse und dann in den Vorhafen. In der Schleuse wurden wir von winkenden belgischen Schulkindern begrüßt. Sehr nett! Draußen auf der Nordsee haben wir bei leichtem Nordostwind schnell die Segel gesetzt. Parallel zur Küste lagen etwas mehr als 50 Seemeilen Segelstrecke vor uns. Abends um halb zehn wollten wir durch die „Pont Henry Hemon“ in den Yachthafen von Calais einlaufen. Diese Brücke öffnet nur von zwei Stunden vor Hochwasser bis 2 Stunden nach Hochwasser für 10 Minuten in der Stunde. Da sollte man dann pünktlich da sein 🙂

Da der Wind mit 8 Knoten (2 Beaufort) recht schwach war, sollte heute das erste Mal unser Parasailor zum Einsatz kommen. Dieses geniale Segel für Kurse vor dem Wind hat eine Fläche von 156 Quadratmetern (!).  Wir haben es uns extra für lange Ozeanpassagen beschafft und es wartete seit Mai auf seinen ersten Einsatz. Nach gründlicher Vorbereitung der Leinen und Schoten durch Dietmar lief die Summer dann kurze Zeit später mit gutem Speed unter dem Parasailor ohne Lage und großes Geschaukel vor dem Wind. Ein Traum in blau 🙂

2014-06-24

Als am Nachmittag der Wind auffrischte, wurde der Parasailor wieder fachmännisch geborgen und verstaut. Diese Premiere war in jeder Hinsicht ein voller Erfolg. Alles hatte gepasst und es hat auch noch viel Spaß gemacht. Hoffentlich haben wir bald wieder den richtigen Kurs und Parasailor-Wetter.

Während unsere Anfahrt auf Calais zogen dann Gewitterwolken auf und der Wind frischte bis auf 20 Knoten auf. Der Fährverkehr in und aus dem Hafen ist echt beeindruckend. Bei unserem Kontakt mit Port Control mussten wir feststellen, dass das Englisch der Franzosen schwer zu verstehen ist. Im dritten Versuch hatten wir aber dann auch verstanden, dass wir erst nach der „Spirit of Britain“ in den Hafen einlaufen durften. So mussten wir noch eine Runde vor dem Hafen drehen. Trotz der starken Querströmung gelangten wir sicher in den Vorhafen und mussten nur 10 Minuten auf die Öffnung der Brücke warten. Das Anlegemanöver am Besuchersteg gelang trotz starken Windes perfekt. Endlich in Frankreich 🙂

 

Ready for Departure

Da ja für morgen die Überfahrt nach Calais geplant war, stand heute nochmal Hausarbeit auf dem Plan. Eigentlich eine Schande bei dem hervorragenden Wetter. Aber während die Wäsche auf der Leine hing, war auch noch Zeit für eine bisschen Lektüre in der Sonne. Außerdem wurde im Schiff alles schön gestaubsaugt und gewischt, geputzt und gewienert. Obwohl die Fläche recht überschaubar ist, geht die Anzahl von Ecken und Kanten ins Unendliche. Echte Fleißarbeit! Ich hätte nie gedacht, dass ich mal dahin kommen würde, eine Zahnbürste zum Putzen zu verwenden.

Zum Schluss wurden noch die letzten belgischen Leckereien gebunkert und dann war alles fertig. Um Viertel nach sieben reiste dann auch der Kapitän höchst selbst mit der Bahn an. Trotz Umsteigeschwierigkeiten in Brüssel waren wir wieder komplett. Zum Abendessen gab es dann noch ein letztes Mal leckere Baguettes mit Nordseekrabbensalat und belgisches Kirschbier.

Morgen geht es nach Frankreich. Belgien ist schon das zweite Land auf unserer Liste. Diesmal wird der Abschied wohl nicht so schwer, da niemand am Hafen steht und winkt. Außerdem haben wir Oostende und die belgische Küste lange genug genossen. Ein schöner Platz, den wir kennen lernen durften. Touristisch voll erschlossen mit allen Vor- und Nachteilen. Jetzt wird es wieder Zeit, Neues zu entdecken. Wir freuen uns schon darauf!

Verlängertes Mutter-Tochter-Wochenende

Kurz nach Elf klingelte mein Telefon: „So, ich stehe jetzt hier am Hafen. Die MERCATOR liegt hinter mir und neben mir ein graues Gebäude, sieht aus wie ein Fährterminal.“ Diese Fährterminal entpuppte sich dann letztendlich doch als Supermarkt, aber wir kamen trotzdem zusammen. Gemeinsam brachten wir das Auto auf dem nahegelegenen Parkplatz unter und brachten erstmal Gepäck und die Mitbringsel an Bord: Das neue Pactor-Modem, ein bisschen Kosmetik, eine Flasche Ramazotti und selbstgemachte Marmelade. Wunderbar 🙂

DSC_5493

Zusätzlich hatte meine Mutter gutes Wetter dabei, nur zur Sicherheit, falls meines von gestern nicht mehr für das Wochenende gereicht hätte. Jetzt konnte ja nichts mehr schief laufen. An beiden Tage erkundeten wir die Stadt und genossen die Sonne am Strand. Einfach eine tolles Frauenwochenende. Shoppen stand natürlich auch mit auf dem Programm 🙂

Wieder einmal musste ich feststellen, dass Fotografieren wirklich eine Kunst für sich ist. In den zwei Tage hat meine Mutter wahrscheinlich mehr gute Fotos gemacht als ich in den letzten zwei Monaten. Aber ich werde fleißig weiter üben. Vielleicht kriege ich das ja eines Tages auch noch hin 🙂

DSC_5497

Viel zu schnell ging die Zeit vorbei. Montagmorgen mussten wir schon wieder Abschied nehmen. Aber es ist ja nicht für lange Zeit. Ende Juli habe ich eine Woche Heimaturlaub geplant.

 

 

Rundum gelungen

Schon von meinem Bett aus konnte ich deutlich den grauen Himmel sehen. Ich will nicht aufstehen.  Kalt war es außerdem 🙁  Also nochmal rumgedreht….vielleicht ist es ja nachher alles besser.

Nach dem Frühstück und ausgiebiger Arbeit am Laptop sah das Wetter immer noch nicht vielversprechend aus. Die lange Radtour, die ich mir gestern rausgesucht hatte, war mir dann doch zu riskant. Aber eine kleine Runde und dazu etwas Bildung, sollte ja auch bei diesem Wetter möglich sein.

Schnell packte ich meine Sachen und los ging’s. Ich war noch keine 5 Minuten unterwegs, da kam die Sonne raus. Warum eigentlich nicht gleich so? Immer am Stand entlang Richtung Middlekerke. Nach einer Stunde macht ich eine Pause und legte mich ein halbes Stündchen an den Strand in die Sonne. Wunderbar und schön warm.

Dann war Bildung angesagt. Falls Ihr irgendwann mal nach Oostende kommt, kann ich das Atlantik Wall Museum nur empfehlen. Ein Stück Geschichte zum Anfassen. Ich war fast zwei Stunden mit einem Audio-Guide unterwegs. Ein toller Nachmittag und sehr interessant.

XKH_1123
Aussicht aus einem Bunker

XKH_1105XKH_1108XKH_1113

(Mehr Bilder findet Ihr unter Bildergalerien: Oostende)

Danach habe ich mir noch eine Kurzbesuch in der Sauna gegönnt. Als ich um halb neun zurück auf der Summer war, ließ ich diesen perfekten Tag noch mit einem deutschen Bier ausklingen.

Manchmal muss man einfach losgehen, dann wird es fast immer ein toller Tag.

XKH_1137

 

 

 

Hafenalltag

Jetzt bin ich seit 3 Tagen Strohwitwe. Es könnte schlimmer kommen, aber langsam fehlt mir doch etwas direkte Ansprache. Aber ab Samstag habe ich ja Besuch, da wird dann wieder ordentlich gequatscht 🙂

Nachdem ich Dienstagmorgen Dietmar noch zum Bahnhof begleitet habe, standen noch einige kleine organisatorische Dinge auf meinem Zettel (Strom/Internet/Besucherparkplatz) und Emails hatten sich auch ein paar angesammelt. Als alles erledigt war, habe ich mir einen schönen Nachmittag in der Sauna gegönnt. Die Villa Aqua in Ostende ist echt zu empfehlen. Nicht sehr groß, aber schön gepflegt. Vielleicht schaffe ich es ja nochmal, bevor wir verschwinden.

10364161_838903782803726_3407466766061914239_n

Mittwoch war dann Hausarbeitstag: Wäsche waschen, Küche putzen, staubsaugen und was sonst noch so ansteht. Auch wenn wir viel weniger Wohnfläche haben, dauert das Putzen mindestens doppelt so lange. So viele Ecken und Kanten und alles so nah bei einander. Am Nachmittag gönnte ich mir noch einen netten Spaziergang in den nahegelegenen Park. Leider hatte der Regen, der schon den ganzen Tag angesagt war, nur darauf gewartet. Gott sei Dank bin ich ja nicht aus Zucker.

Da unsere Vorräte langsam zur Neige gehen, war außerdem noch ein Supermarkt-Check angesagt. Leider ist der weiter entfernte Carrefour auch nicht günstiger als der Supermarkt direkt am Hafen. Naja, wenn es schon teuer ist, dann ist es wenigsten nah dran. Getränke schleppen gehört mittlerweile zu meinen liebsten Fitness-Trainingsarten. Das Leben ohne Auto ist manchmal eine echte Umstellung.

Heute habe ich mich sportlich selbst übertroffen: Gegen Mittag bin ich mit dem Fahrrad nach De Haan gefahren. Insgesamt 25 Kilometer. Für einen geübten Radfahrer sicher ein Katzensprung, aber für meine dritte Radtour seit vielen Jahren schon ein guter Anfang. Leider verläuft der Radweg nicht direkt am Meer, sondern an der N317/N34. Zwar schön eben, aber sonst nicht so ansprechend. Dafür hat De Haan einen tollen Strand und ist auch sonst eine nette Kleinstadt.

Falls ich mich morgen noch bewegen kann, werde ich die Küste weiter mit dem Fahrrad erkunden. Wenn nicht, gehe ich halt in die Sauna ;-).

Außerdem habe ich heute endlich die Bilder in unsere Bildergalerie geladen. Noch nicht ganz perfekt, aber immerhin schon eine guter Anfang. Bilder sagen ja mehr als Worte. Also fühl Euch eingeladen, mit uns auf die Reise zu gehen.

Seit Anfang Juni haben wir noch eine Kleinigkeit an der Website geändert: Jetzt kann man sehen, wer welche Beträge verfasst hat. Das steht immer direkt oben neben der Überschrift. Dies gilt aber nicht für die älteren Beträge: Da steht zwar meine Name drüber, geschrieben hat aber Dietmar. Ich will ihm doch nicht seine Lorbeeren kauen 🙂

Ein ungebetener Gast in der Nacht

In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurde in Oostende der Sieg der Italiener gegen England ausgiebig gefeiert. Es kam uns so vor, als wäre der Yachthafen das Epizentrum einiger feiernder Fanclubs. Die Krönung ereignete sich aber dann morgens um Viertel vor Vier: Schon seit einigen Minuten war wieder eine lautstark lärmende Gruppe nur wenige Meter entfernt auf dem Kai zu hören. Dann ein lauter Knall durch den Sprung auf unseren Schwimmsteg …..und dann ……Schritte an Deck unserer SUMMER. Ich dachte, ich spinne! Dietmar war noch nicht ganz wach, während ich schon aus dem Bett nach vorne geschossen war. Schnell das Rollo hochgerissen: Direkt vor meiner Nase sah ich Beine mit Turnschuhen. Ich hämmerte gegen die Scheibe und riss im selben Moment das Luk auf und habe geschrien: „Verschwinde, Du…….!!!“ (das wollen wir mal besser zensieren :-) ).
Schnell sucht der jugendliche Rotzlöffel das Weite und flüchtete zu seiner Clique, die oben an der Kaimauer stand und johlte. Sichtlich amüsiert verzogen sich die Jugendlichen in Richtung Stadt.
Na prima, an Schlafen war erstmal nicht zu denken. Nicht, dass es sich um eine wirklich gefährliche Situation gehandelt hätte. Trotzdem blieb ein fader Nachgeschmack. Jemand hatte uneingeladen unser Zuhause betreten. Das ging ja mal gar nicht! Wir entschieden uns, am nächsten Tag mit dem Hafenmeister zu sprechen und um einen anderen Liegeplatz zu bitten. Außerdem legten wir fest, ab jetzt die Rehling abends immer zu schließen. Hätten wir das gemacht, wäre der betrunkene Vogel schon an dieser Hürde gescheitert und wahrscheinlich ins Wasser gefallen 🙂 Nach fast zwei Stunden fielen uns dann doch wieder die Augen zu.
Wie geplant marschierten wir nach dem Frühstück direkt zum Hafenmeister. Die waren ehrlich erstaunt. An unserem Platz liegt sonst ein dauerhaft bewohntes Boot und solche Probleme hatte es bis heute noch nicht gegeben. Naja, die Fußball-WM ist ja auch eine Ausnahmezeit. Da passieren wohl mal Dinge, die sonst nie passieren. Wir erhielten die Erlaubnis, unser Boot am Steg bis nach ganz vorne zu verholen. Damit haben wir jetzt genug Abstand zur Kaimauer. Das gefällt uns viel besser 
Beruhigt machen wir uns wieder zu Fuß auf den Weg zur Pferderennbahn von Oostende. Leider beginnt hier die Sommersaison erst am 30. Juni. Keine Pferderennen, keine Theatervorstellungen, sogar die Ausstellung der Sandskulpturen am Stand eröffnet erst am 28. Juni. Wie es scheint sind wir mindestens eine Woche zu früh für den belgischen Sommer.
Wir trösteten uns über diese Erkenntnis wieder mit leckeren belgischen „Pannekoken und Apfeltaart“. Das gibt es, Gott-sei-Dank, wenigstens das ganze Jahr. Zurück an Bord stand Törnplanung für unsere Weiterreise in Richtung Frankreich auf dem Plan.

So viel zu sehen – Wo soll man bloß anfangen?

Wie oft nach einer Nachtfahrt begann der Morgen auf der Summer sehr spät. Zum Frühstück mussten wir feststellen, dass ein frisches Baguette ein Traum, aber eins vom Vortag eher eine zähe Angelegenheit ist. Für das nächste Frühstück wissen wir jetzt Bescheid und müssen nur noch ausknobeln, wer das frische Baguette holen muss 🙂

Nach dem Kulturschock von gestern stellte sich als nächstes die Frage: Wo sollen wir anfangen? Was machen wir heute? Nach einigem Hin-und-Her beschlossen wir nach einer kurzen Runde über den Wochenmarkt, einen Ausflug zum anderen Yachthafen zu machen. Dieser ist laut Seekarte viel einfacher zu erreichen. Wäre er eine gute Alternativ gewesen? Nach über 30 Minuten Fußmarsch durch immer trister werdende Industriegebiete, konnten wir diese Frage sehr leicht mit einem klaren „Nein“ beantworten. Nicht mal leiser wäre es gewesen, da hinter dem kleinen tristen Hafen auch noch eine große Umgehungsstraße verläuft. Also hat Dietmar wirklich eine gute Wahl getroffen.

Wir folgten den verschiedenen Hafenbecken, bis wir endlich wieder die Nordsee erreichten. Direkt am Strand steht auch das Fort Napoleon, das wir kurz besuchten. Es wurde von Napoleon bis 1814 erbaut, kam aber nie zu Einsatz in irgendwelchen kriegerischen Aktivitäten. Heute befindet sich dort ein Museum.

XKH_0989

Die Nordsee zeigt sich heute nur in Grau- und Brauntönen, verziert mit vielen Schaukronen. Wie angekündigt wehte ein kräftiger Wind aus Nordost. Eine ganze Zeit beobachteten wir einen kleinen Katamaran, der versucht, sich gegen Wind und Welle aufs offene Meer hinaus zu kämpfen. Kein einfaches Unterfangen, aber im zweiten Versuch gelang es, und der Kat verschwand schnell aufs offene Meer.

XKH_1000

Wir setzten mit der Fähre über in die Innenstadt und ließen uns in der Nähe des Yachthafens in einem Cafe nieder, um Pannkoeken und ein Eis zu genießen.
Und dann…ein Déjà-vu: Wir werden beobachtet. In Oostende sind die Gauner aber schon stadtbekannt. Auf großen Plakaten wir vor ihnen gewarnt und ganz wichtig: Füttern verboten!!

2014-06-14-01

 

Kulturschock

Gegen neun Uhr erreichten wir die Hafeneinfahrt von Oostende. Dietmar hatte für uns einen Platz in der Mercator Marina mitten in der Stadt reserviert. Eine Herausforderung für uns, denn eine Schleuse und drei Klappbrücken trennten uns noch von unserem Liegeplatz. Bei dem schönen Wetter war es schon morgens am Hafen recht voll und so waren wir beim Schleusen und beim Passieren der Brücken die Touristenattraktion. Trotz der vielen Beobachter meisterten wir alle Manöver souverän und erreichten endlich unseren Liegeplatz. Im selben Hafenbecken liegt der Dreimaster „Mecator“, der in Oostende wohl sehr bekannt ist.

Scharen von Touristen spazieren auf der Uferpromenade direkt an unserem Boot vorbei. Alles gepaart mit einer Geräuschkulisse aus Autoverkehr und Großstadtlärm. Ein kleiner Schock nach den ruhigen Häfen in England, die meistens ruhig und etwas abgeschieden mitten in der Natur lagen. Aber auf der anderen Seite auch ein toller Startpunkt für den ersten Ausflug, den wir direkt unternahmen. Mit einem hervorragend belegten Baguette und einem Kaffee konnten wir uns gleich besser mit der Situation anfreunden. So erkundeten wir auch nach einer ausgiebigen Mittagpause weiter zu Fuß die Innenstadt und den nahegelegenen Strand. Den schönen Tag ließen wir beim Abendessen an Bord mit frischen Nordseekrabben und Garnelen entspannt ausklingen. Danach war dann Fußball angesagt, denn auch ein Segelboot bleibt von der WM nicht verschont.

XKH_1013

XKH_0972

Unser erstes Land haben wir also schon hinter uns gelassen. Darauf stießen wir entspannt mit einer Dose englischen Ales (Old Speckled Hen) an. Es war eine tolle Zeit auf der Insel, viele neue Eindrücke, eine tolle Natur, London und natürlich besonders die Zeit mit Ann und Tom. Von den beiden haben wir ein ganz besonderes Abschiedsgeschenk erhalten. Eine Flasche guten, australischen Rotwein mit einer handgeschriebenen Gebrauchsanweisung: „To drink when you are on your travel and think of us“. Die wollen wir uns für einen ganz besonderen Moment aufheben. Und an die Beiden denken wir sowieso viel öfter J auch ohne Wein.

Ein letzter Spaziergang auf der Insel

Wir nutzten den schönen, sonnigen Donnerstag für eine letzte Erkundungstour von Ramsgate Richtung Süden – diesmal zu Fuß. Direkt am Hafen stießen wir auf die Segler-Kirche. Hier werden Segler zu bestimmten Tageszeiten sogar zu einer Tasse Kaffee eingeladen. Da wir aber schon gefrühstückt hatten, blieb dieses Angebot ungenutzt und wir folgten der malerischen Steilküste. Unser Ziel war laut Prospekt der original getreue Nachbau eines Wikingerschiffes, das wir aber leider nicht gefunden haben. War wahrscheinlich ein sehr kleines Boot :-). Da, wo es auf unserer Karte eingezeichnet war, haben wir keinen Hinweis darauf finden können und für großangelegte Suchaktionen fehlte uns heute die Zeit. Gegen sechs Uhr am Abend wollten wir das gute Wetter nutzen und in Richtung Oostende aufbrechen.
XKH_0889
So waren wir gegen 2 Uhr zurück auf der Summer. Ich gönnte mir nach einem leckeren Mittagessen noch ein Stündchen Schlaf, während Dietmar noch einmal seiner Lieblingsbeschäftigung nachging: Bei Yachtausrüster (mehr oder weniger) sinnvolle Dinge für unser Boot einkaufen. Und man sagt immer, nur Frauen gehen gern einkaufen. Da kann ich wirklich nicht bestätigen. Man muss nur die Geschäfte entsprechend auswählen. 
Noch ein paar Emails von der Insel, ein paar Bilder bei Facebook gepostet, dann wurde alles im Boot ordentlich für die nächste Segelstrecke verstaut. Bei bestem Wetter liefen wir bei Niedrigwasser aus. In der Hafeneinfahrt aber blieb uns beinahe das Herz stehen: Der Tiefenmesser zeigt nur noch 1,8 Meter Wasser an. Das sind eigentlich 20 Zentimeter zu wenig bei unserem Tiefgang von 1,95m….langsam und vorsichtig schoben wir uns weiter über den Grund und kamen nach Minuten, die uns wie eine Ewigkeit vorkamen, wieder in tieferes Wasser. Das war knapp, aber ist ja nochmal gut gegangen.

Dies sollte aber für die ganze Segelstrecke die größte Aufregung sein. Auf der spiegelglatten Nordsee segelten wir mit maximal 10 Knoten Wind. Die größte Herausforderung sollte die Querung des großen und vielbefahrenen Verkehrstrennungsgebietes zwischen England und dem Kontinent sein.
Verkehrstrennungsgebiete werden für die Berufsschifffahrt eingerichtet und funktionieren ähnlich wie Autobahnen. Es gibt für jede Richtung einen separaten Bereich. Von Seglern dürfen die Verkehrstrennungsgebiete nur in einem Winkel von 90 ° ± 10 gequert werden und die Berufsschifffahrt hat grundsätzlich Vorfahrt.
Während wir Segler im Normalfall mit 5-7 Knoten Geschwindigkeit unterwegs sind, können die Profis mit Geschwindigkeiten bis 30 Knoten beeindrucken. Es ist ein bisschen so, als würde man mit dem Bobby-Car die Autobahn überqueren. Da heißt es also „Augen auf“ und immer schön das AIS (Automatische Identifizierungs-System) beobachten, dass uns Informationen über die Geschwindigkeit und den Kurs aller Schiffe gibt.

XKH_0925

XKH_0952

Sicherheitshalber entscheiden wir uns dieses Teilstück unserer Fahrt auch unter Motor zu machen. So bleiben wir flexibler und sind auch schneller.
XKH_0937

Ich habe den spannenden Teil dieser Überfahrt aber verschlafen. Als mich Dietmar um vier Uhr morgens weckte, hatten wir gerade die andere Seite erreicht. Zusammen setzten wir noch die Segel und nahmen parallel zur Küste Kurs auf Oostende.