Sturm im Hafen – oder eine Materialprüfung der anderen Art

Wie es sich für einen ordentlichen Sonntag gehört, haben wir den ganzen Tag über das angenehme Klima genossen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Alles war gut um uns herum und ging seinen gewohnt entspannten Gang. Wie jeden Morgen haben wir uns routinemäßig über das in den kommenden Tagen zu erwartende Wetter bei WETTERWELT informiert auch wenn unser geplanter Abfahrtstermin noch weit entfernt war. Mit Interesse beobachteten wir schon seit Tagen 2 Tiefdruckgebiete nord-westlich von uns, die schon heftige Hochwasser und Verwüstungen an der portugiesischen Küste verursacht hatten. Eines davon hatte bis zu 60 Knoten (Orkanstärke) im Zentrum und zog nord-östlich in Richtung England. Nur Madeira wurde wie eine Perle in Ihrer Austernschale verschont.

Tiefdruckgebiet

Am Nachmittag kam die freundliche Dame von der Marina-Verwaltung zu unserem Boot mit zwei Marineros im Gefolge. Kurz und knapp wurden wir informiert, dass für heute Nacht stürmisches Wetter erwartet wird und wir unsere Leinen und Festmacher  besser überprüfen sollten. Ein kurzer Blick auf unser solides Tauwerk und ein weiterer Blick auf die aktuellen Wetterdaten ließ in mir das Gefühl wachsen, dass wir für alle Eventualitäten gewappnet waren. Was sollte uns den schon passieren? Damit war das Thema dann auch schon wieder vom Tisch. Warum müssen die Leute denn auch immer so übertreiben?

 

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So langsam wurde es dunkel und der Wind nahm etwas zu, was aber ganz normal war, weil die steilen Felsen an der Küste nicht mehr aufgeheizt wurden und sich auch die Thermik dadurch veränderte. Meine liebe Frau Katja hatte sich mit Jana von der JOY OF LIFE zu einem „Frauen-Videoabend“ verabredet und ich freute mich somit auf einen ruhigen netten Abend allein an Bord. Mittlerweile trinke ich ja schon einmal gern eine Flasche Bier und mit einem Western-Movie meiner Wahl hatte ich es mir unter Deck so richtig gemütlich gemacht. In dem Film wurde geschossen und geballert was das Zeug hielt und eigentlich hätte mich nichts aus der Ruhe bringen können. Nur das immer stärker werdende, harte Rucken der Festmacherleinen vornehmlich am Vorschiff störten die Idylle. Irgendwann wurde es mir dann doch zu bunt und ich raffte mich auf, um wenigstens mal zu gucken, was denn da draußen los war.

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Ein Blick aus dem Fenster verriet dann auch schon alles. Nahe der Hafeneinfahrt sah ich gegen den schwach erleuchteten Horizont eine 54 Fuß (ca. 18m) Segelyacht, die wild stampfende Bewegungen an der Ankerkette vollführte. Jetzt kam aber ganz schnell Dynamik ins Spiel! Die Revolverhelden hatten endgültig Pause und es folgte ein beherzter Sprung an Deck. Ein kräftige Böe (Windstoß)  blies mir fast die letzten Haare vom Schädel….. Das hatte ich aber so nicht erwartet. Um die Lage besser einschätzen zu können, rannte ich unter Deck und schaltete die Decksbeleuchtung ein.

Auf dem Vorschiff angekommen, sah ich dann Dinge, die einem schon Angst machen können. Die Festmacher ruckten mittlerweile so dermaßen hart in die Klampen und Beschläge ein, dass die wirklich außerordentlich massive ausgeführten Klampen und Beschläge diese gewaltigen Energien nur noch auffangen konnten, indem sie anfingen zu arbeiten und sich zu bewegen. Der Wind kam genau von vorne und somit konnte ich die Festmacher ja nicht einfach fieren (lösen/nachgeben). Die gesamte Leiste über dem Deck, begann sich links und rechts immer mehr zu verformen und genau dieser Anblick verursachte in mir Gruselgefühle. War ich doch bisher der Meinung, dass genau dieser Teil unserer SUMMER unverwüstlich robust sein würde. Offensichtlich war jetzt der Punkt erreicht, an dem das Material an seine Grenzen kommen würde. Keine Ahnung, wem die Schläge im Gebälk mehr wehgetan haben, unserer SUMMER oder mir.

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Ganz nebenbei registrierte ich, dass auch die anderen Skipper an den Leinen Ihrer Schiffe arbeiteten. Die Marineros kümmerten sich um die Boote, deren Eigner nicht anwesend waren.  Das große Problem war ja nicht der Wind, der mittlerweile konstant mit 25-29 Knoten blies, sondern die auflaufende Flut und die immer höher steigenden Wellen, die genau in den Hafen liefen. Die Steganlage stieg immer heftiger auf und ab und die Boote auch. Nur mit dem Unterschied, dass die Bewegungen keineswegs synchron waren. Da Winddruck auf die Boote die Festmacher sowieso schon auf Spannung hielt, war das Auf und Ab doppelt kritisch. Mit Grausen dachten wir alle daran, dass wir noch weitere 4 Stunden auflaufendes Wasser hatten. Entspannung war also nicht in Sicht. Mittlerweile mischte sich auch Starkregen in das Geschehen ein. War aber auch egal, da die Klamotten vom Spritzwasser sowieso schon durchweicht waren.

Nach einiger Zeit hatte ich dann auch begriffen, dass es uns ganz besonders heftig erwischt hat, weil wir genau in dem schmalen Bereich lagen, in dem die Welle praktisch ungehindert einlaufen konnte. Die Boote links und rechts von uns tanzten daher eher Walzer und nicht wie wir Rock`n Roll. Aufmunternde Blicke von den Nachbarn halfen mir persönlich etwas über den Berg. Ich glaube, jeder von den Burschen wusste, wie es sich anfühlt, wenn man so wie ich gerade mit dem Leinen kämpft und versucht, die erträglichste Variante zu finden, sein Boot vor den Schlägen zu schützen.

Auf die Lösung des Problems kam unser Freund Lars von der JOY OF LIFE. Er holte zwei sehr massive lange Festmacherleinen aus der Backskiste seines Katamarans, die wir von den Mittelklampen der SUMMER als Spring nach vorn an dem Steg befestigten. So nahmen wir den Winddruck von den Vorleinen. Somit konnten wir die Festmacher deutlich verlängern und die SUMMER tanzte „aufgehängt“ an der mittleren Querachse frei auf und ab. Zusätzlich wurden dann noch weitere Ruckdämpfer ausgelegt und gegen Mitternacht war das Schlimmste dann ausgestanden. Gegen 2:00 legte ich mich dann neben meine Katja schlafen. Sie hatte von all dem nichts mitbekommen. Der Katamaran lag außerhalb des Schwellbereiches und somit ziemlich ruhig im Wasser.

Die Nacht verlief unruhig, aber das Reißen an den Beschlägen hatte ein Ende.

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Erlebnisse wie diese gehören eben auch mit dazu. Wir haben wieder einmal viel dazu gelernt und ich bin mir sicher, dass genau diese Erfahrungen nötig sind, um ein guter Skipper zu werden. Ebenso habe ich gemerkt, wie gern ich doch unser Schiff habe. Einmal mehr bin ich froh, dass wir ein so stabiles Schiff haben und wir nicht bei der Qualität unserer Ausrüstung gespart haben. Das nächste Mal kommt bestimmt und dann werden wir wohl viel gelassener sein weil wir wissen, was zu tun ist, wenn es heftig wird.

Nach zwei Tagen war dann zu erkennen, dass einige Pontons heftig beschädigt waren. Herausgerissene Befestigungen, gebrochene Anker und versetzte Schwimmkörper besonders im Einfahrtsbereich der Marin ließen erahnen, mit welcher Kraft das Meer hier gewütet hat. Von mehreren Schiffen hörte man, dass deren Festmacherleinen bei der Dauerbelastung gebrochen sind.

FAZIT: Der Atlantik ist kein Ponyhof 🙂

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Go West

Für den heutigen Ausflug wollten wir über die Passstraßen in den Westen Madeiras fahren. Über die Autobahn ging es nach Funchal und dann rechts ab durch ein steiles Tal hinein in die Berge.

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Etwas mühsam quälte sich unser kleiner Nissan Juke die zum Teil sehr steilen Straßen hinauf. Aber im Vergleich mit dem Mietauto, mit dem wir auf dem Festland unterwegs waren, ging es immer noch recht sportlich voran. Bald hatten wir die Abzweigung zur Passstraße erreicht und standen kurze Zeit später vor einer Straßensperre 🙁 So ein Ärger. Da die Auswahl an Straßen auf Madeira doch recht gering ist, schlugen wir wieder die bereits erfolgreich getestete Route entlang der Nordküste ein.

In Sao Vicente entschieden wir uns spontan, den vulkanischen Grotten einen Besuch abzustatten. Als wir den Besucherparkplatz erreichten, waren wir sehr erleichtert. Keine Reisebusse erwartete uns, obwohl in Funchal gerade wieder vier neue Kreuzfahrtschiffe angekommen waren 🙂 So lernten wir in den nächsten eineinhalb Stunden eine Menge über die Entstehung der Inseln in dem kleinen Museum, welches sich direkt neben dem Eingang zu den Grotten befand. Der halbstündige Gang durch die Gotten selbst war schön, aber nicht besonders spektakulär 🙂

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Vorbei an Porto Moniz fuhren wir jetzt auf einer kleinen Straße die Westküste entlang. Eher zufällig entdeckten wir einen wirklich unglaublichen Aussichtspunkt. Vor uns fiel die Küste fast 600 Meter ab!  Von hier oben aus sahen  die Häuser und Gärten im Tal wie Miniaturspielzeuge aus. Mit einer kleinen Seilbahn (made in Germany :-)) konnte man in einem Winkel von  170° hinunter bis ans Meer fahren. Schon allein bei dem Anblick drehte sich mir der Magen um. Keine zehn Pferde würde mich in diese winzige Gondel bringen 🙂 So tranken wir lieber einen entspannten Kaffee direkt am Abgrund und überließen das Gondelfahren den anderen.

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Der Westen von Madeira ist verkehrstechnisch noch nicht gut mit dem Rest der Insel verbunden. Oben auf den Bergrücken fanden wir in den Dörfern viele leerstehende Häuser, die sich wohl dringend einen geschickten und motivierten  Handwerker wünschen würden. Zum Teil sah es hier doch etwas trostlos aus. Dieser Eindruck wurde durch die aufziehenden Wolken leider zusätzlich noch verstärkt.

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Wir erreichten den Hafen noch vor dem Regen. Laut Wettervorhersage würde es wohl auch die nächsten Tage ungemütlich werden. Mal sehen, was wirklich passieren wird. Wettervorhersagen sind ja bekanntlich ähnlich zuverlässig wie „Kaffeesatz lesen“ 🙂

 

Es wird immer besser

Nach einem tauchfreien Tag freuten wir uns schon wieder auf unseren für den Nachmittag geplanten Unterwasserausflug. Die Bedingungen waren optimal.  Die Dünung war zwar noch etwas höher als die letzten Male, aber das Wasser war wunderbar klar und mit 23° Wassertemperatur angenehm warm.

Das erste Highlight bot sich uns schon direkt nach dem Abtauchen. Ein Barrakuda stand direkt vor dem Anleger und ließ sich auch durch unser Erscheinen nicht weiter stören. So sahen wir neben den üblichen „Bekannten“ noch zwei sehr seltenen Bärenkrebse. Einer davon war gute 40 Zentimeter lang und somit laut dem Bestimmungsbuch absolut ausgewachsen. Auch für unseren Tauchlehrer war das eine besondere Begegnung, da die Tiere sehr scheu sind. Kein Wunder, denn sie standen ja viele Jahre lang ganz oben in den Speisekarten der Restaurants. Am Ende unseres Tauchgangs kreuzte auch noch ein Schwarm Hornhechte unseren Weg. Gut für Sie, dass Dietmar ohne Angel unterwegs war. Denn der Hornhecht ist ja bekanntlich auch ein sehr leckerer Speisefisch und hat grüne Gräten.

Mein persönliches Highlight bei diesem Tauchgang war aber, dass ich meine Tauchmaske während der ganzen Zeit fast frei von Beschlag halten konnte. Es ist einfach viel schöner, wenn man da unter auch richtig rausgucken kann, anstatt immer im mehr oder weniger dichten Nebel umher zu tappen.XKH_7812

Nach dem Tauchgang saßen wir noch länger zusammen und schmiedeten Pläne für die nächsten Tage. Für den morgigen Samstag, sollen laut Vorhersage die Wetterbedingungen zum Tauchen nicht gut sein, aber am Sonntag wollten wir das erste Mal mit dem Boot rausfahren. Draußen im großen Naturschutzgebiet gibt es noch viele tolle Plätze zu entdecken. Sogar ein Wrack soll hier vor der Küste liegen. Das wäre bestimmt ein tolles Ziel genau wie ein möglicher Nachttauchgang. Der Fantasie werden diesbezüglich keine Grenzen gesetzt J So träumten wir schon vom nächsten Tauchschein, mit dem wir dann bis zu 30 Meter tief tauchen dürften und fieberten dem Sonntagnachmittag entgegen. Aber es sollte anders kommen …..

 

Über Wasser ist es auch sehr schön

Schon am Mittwochnachmittag haben wir mit dem Auto eine erste kleine Erkundungstour gemacht. Zuerst ging es weiter in den Osten Madeiras. Aber schon nach knapp einem Kilometer hört hier die Zivilisation auf. Die Straße endete auf einem großen Parkplatz. Weitere Erkundungen waren nur zu Fuß möglich. Aber nach dem morgendlichen Tauchgang fehlte uns hierfür die nötige Motivation und ebenso auch das richtige Schuhwerk. Die Wege waren definitiv nicht für „Flip-Flops“ geeignet. So genossen wir noch ein bisschen die Aussicht, bevor wir uns in Richtung der Inselhauptstadt Funchal aufmachten.

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Der Weg nach Funchal war auch ohne Navi problemlos zu finden. Denn zusätzlich ein Navi zum Auto zu mieten, hätte den Mietpreis fast verdoppelt 🙂 Ähnlich ist es auch mit einem Kindersitz. Die Preisgestaltung der Autovermieter ist diesbezüglich doch etwas grenzwertig.

Schon knapp 30 Minuten später waren wir da. Jetzt mussten wir nur noch das Auto loswerden. Das war dann wiederum nicht mehr so einfach J Aber irgendwann hatten wir ein vertrauenserweckendes Parkhaus gefunden. Wir wollten ja sicher sein, das Auto später dort auch noch vorzufinden. Wie so oft machten wir uns zuerst auf den Weg zum Hafen. Vielleicht wollten wir unsere SUMMER später doch nach Funchal verlegen? Aber schon nach einem kurzen Rundgang war uns klar, wir bleiben in Quinta do Lorde. An diesem Tag lagen drei Kreuzfahrer vor dem Cuiser-Terminal und es war dem entsprechend voll. Das Personal der unzähligen Restaurants am Yachthafen versuchte mehr oder weniger aufdringlich uns als neue Gäste zu gewinnen. Außerdem war die gesamte Uferpromenade eine riesige Baustelle. Der kleine Yachthafen wird derzeit zu einer großen Marina umgebaut Für uns fühlte sich das alles bezüglich eines möglichen Liegeplatzes deutlich zu unruhig an.

Nach einer wegen der einsetzenden Dämmerung recht kleinen Altstadtrunde und einem eher mäßigen Abendessen, ging es schon wieder zurück zum Hafen. Für den morgigen Tag wollten wir das Inselerkundungs-Programm  aber deutlich ausdehnen.

Wir starteten recht früh und hatten für den heutigen Tag die Nordküste zur Erkundung ausgewählt. Irgendwo musste man ja anfangen. Außerdem hofften wir auf eindrucksvolle Wellen, die von dem nördlich durchziehenden Tiefdruckgebiet verursacht worden waren. Die kleine Straße schlängelte sich sehr malerisch und zum Teil auch atemberaubend dicht an der steilen Küste entlang. In den kleinen Dörfern sahen wir auch die für Madeira typischen, strohgedeckten Häuser.

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Während unserer ersten Kaffeepause entdeckte ich auch den ersten wildwachsenden Weihnachtsstern. Ich hatte es doch gewusst, mit großen Schritten ging es auf Weihnachten zu. Gut, dass wir schon einen Stollen gebunkert haben 🙂

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So trödelten wir die Küstenstraße entlang mit vielen Pausen zum Erkunden und Entdecken bis wir am späten Nachmittag „Port Moniz“ erreichten. Am nordöstlichen Zipfel der Insel rollten große Atlantikwellen heran, die sich spektakulär an der felsigen Küste brachen. Vom Land aus genossen wir das Schauspiel und freuten uns, dass wir unsere SUMMER sicher im Hafen vertäut wussten.

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Der Rückweg führte uns quer über die Insel durch ein wunderbar grünes Tal, das tief zwischen den vulkanischen Bergen einschnitt. Überall an den Berghängen sah man Terrassen, auf denen Wein, Bananen oder andere Dinge angebaut wurden. Bestimmt eine mühsame Arbeit, denn für große, technische Hilfsmittel war definitiv kein Platz.

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Als wir den Hafen erreichten, war es schon dunkel geworden. Nach dem Essen saßen wir noch ein Stündchen auf der JOY OF LIFE und ließen diesen tollen Tag bei einem Glas Weißwein ausklingen.

 

Erste „Gehversuche“ unter Wasser

Von Porto Santo nach Quinta do Lorde auf Madeira ist es nur ein Katzensprung von gut 30 Seemeilen. Da konnten wir uns am Sonntag etwas mehr Zeit lassen und uns erst gegen zehn Uhr auf den Weg machen. Vorher versuchten wir über den Hafenmeister schon Plätze zu reservieren, denn ein paar dicke Tiefdruckgebiete sollen in der kommenden Woche nördlich durchziehen. Bei diesen Aussichten wollten wir nicht so gern vor Anker liegen.

Nachdem alles Organisatorische geregelt war, ging es auch schon los. Angenehmer Wind bis 20 Knoten und knapp zwei Meter Welle machten die Überfahrt sehr angenehm. Ich misstraute meinem Magen aber immer noch. Man weiß ja nie! So gab es vorsichtshalber unterwegs erstmal nichts zu essen 🙂 Das schadet ja nicht.

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Kurz bevor wir die ersten Felsen von Madeira erreichten, wurden wir wieder von Delphinen begrüßt. Diesmal war es eine Schule von über zwanzig Tieren. Einen Wal haben wir aber nicht entdecken können, obwohl es hier welche geben soll. Aber wir werden die nächsten Tage die Augen offen halten. Vielleicht haben wir ja noch Glück.

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Der Hafen von Quinta do Lorde gehört zu einem Hotelkomplex und wird von einem beeindruckenden Felsen überragt. Wir haben uns dort direkt wohlgefühlt. Während ich mich um das Essen kümmerte, erledigte Dietmar die Formalitäten im Hafenbüro. Als er zurück auf unsere SUMMER kam, hatte er eine Überraschung im Gepäck.

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Für den nächsten Tag hatte er mit der örtlichen Tauchschule einen Termin vereinbart. Jetzt wurde es ernst. Im März hatten wir noch in Bayern unsere PADI Open Water-Prüfung gemacht. Beim letzten Mal, als wir tauchen waren, hatten wir knappe 10°C Wassertemperatur und Schneeregen. Das sah hier natürlich deutlich besser aus 🙂

So begannen wir am nächsten Tag schon nach dem Frühstück damit, unsere Tauchausrüstung vorzubereiten. Nach fast sechs Monaten waren sie fast etwas eingestaubt. Flaschen und Blei konnten wir von der Tauchschule benutzen, damit wir das schwere Zeug nicht durch den ganzen Hafen schleppen mussten. Die bange Frage, ob man nach so einer langen und faulen Zeit noch in seinen Neoprenanzug passt, konnten wir nach einigem Ziehen und Zerren mit JA beantworten. Eine völlig neue Erfahrung war aber, dass so ein Neoprenanzug sehr warm sein kann. Bisher hatte ich in meinen Tauchsachen nur gefroren. Heute war das mal anders.

In der Tauchschule bekamen wir zuerst ein ausführliches Briefing von unserem Tauchlehrer Marco. Wir würden heute am Hausriff tauchen, direkt vor der Marina. Gründlich besprach er mit uns die Route, die wir nehmen und die Tiefen, die uns erwarten würden. Außerdem erklärte er uns, was für interessante Tiere wir da unten vielleicht zu Gesicht bekommen würden. Zum Schluss folgten noch die letzten Sicherheitshinweise und das Durchsprechen der gängigen Handzeichen. Denn Reden unter Wasser ist ja bekanntlich schwierig 🙂 Die Bedingungen an diesem Tag waren ziemlich gut, nicht zu vergleichen mit dem bayrischen Baggersee, in dem wir unsere bisherigen Erfahrungen gesammelt hatten.

So transportierten wir das gesamte Equipment an die äußere Hafenmauer. Als wir dort dann komplett mit Tarierjacket, Flasche und Gewichten ausgestattet waren, fühlten wir uns zentnerschwer. Schon das einfache Aufstehen von der Bank und der kurze Weg über die Treppe ans Wasser war für uns eine echte Herausforderung. Nur noch die Flossen und dann endlich ab ins klare, blaue Wasser. Es ist einfach ein tolles Gefühl, denn im Wasser vergießt man sofort, wieviel Gewicht man durch die Gegend geschleppt hat.

Das Abtauchen und Tarieren (Ausbalancieren unter Wasser) klappte erstaunlich gut. Ganz im Gegensatz zu meinem letzten Tauchgang in Deutschland hatte ich recht schnell eine stabile Position unter Wasser gefunden, anstatt zwischen Wasseroberfläche und Grund hin und her zu pendeln. Dietmar hatte schon in Deutschland wesentlich weniger Probleme mit dem Austarieren gehabt und das hatte sich auch nicht geändert. Wir waren aber beide sehr froh, dass wir einen kundigen Tauchlehrer dabei hatten, der nicht nur den Weg kannte, sondern auch unseren Luftverbrauch im Auge hatte. Außerdem sah er mit seinen gut geübten Augen auch Tiere, die eigentlich nicht gesehen werden wollten. Besonders Oktopusse versuchen, sich gern als Steine durch zu schummeln. Da hatten sie aber bei Marco keine Chance. Schon nach 35 Minuten hatten wir unsere Luft so weit verbraucht, dass wir den Tauchgang beenden mussten. Da müssen wir wohl noch weiter an unserer Entspannung arbeiten, denn bei erfahrenen Taucher reicht eine Flasche wohl bis zu einer Stunde 🙂

Die nächste Herausforderung war es aber, mit dem gesamten Equipment das Wasser wieder zu verlassen. Gut, das die Treppe ein stabiles Geländer hatte, an dem man sich hochziehen konnte. Die gefühlten 30 Kilo zusätzliches Gewicht zwangen mich fast in die Knie. Aber von solchen kleinen Anfangsproblemchen lässt man sich ja nicht abschrecken 🙂

Als wir nach dem Tauchgang zusammen in der Sonne vor der Tauchschule saßen, waren alle Anstrengungen und Startschwierigkeiten vergessen. In den Bestimmungsbüchern schlugen wir all die Fische nach, die uns über den Weg geschwommen waren. Streifenbarben, Trompetenfische, eine Spinnenkrabbe, einen Octopuss, Papageienfische und noch viele andere mehr hatten wir gesehen. Aber das Buch machte auch Lust auf mehr. So vereinbarten wir direkt den nächsten Tauchgang für den nächsten Nachmittag.

So entdeckten wir Madeira zuerst von der Unterwasserseite und tauchen nicht nur am Dienstag, sondern auch am Mittwoch. Für Donnerstag war aber die Wettervorhersage so, dass ein weiterer Unterwasserausflug nicht in Frage kam. Da mussten wir uns wohl oder übel ins Auto setzen und die Landseite der Insel erkunden 🙂

 

 

Kunst am Bau

Die Hafenmauer in Porto Santo ist ein richtiges Kunstwerk. Viele Segler, die hier einmal vorbeigekommen sind,  haben sich schon darauf verewigt. Ganz nach persönlichem Stil und künstlerischen Möglichkeiten findet man vom wahren Kunstwerk bis zum Strichmännchen eigentlich alles.

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Vor unserer Abreise hatten auch wir geplant, ein Zeugnis für die segelnde Nachwelt zu hinterlassen. Farbe hatten wir ja in der Stadt schon erstanden. Nachdem wir einen geeigneten Platz gefunden hatten und diesen mit der Drahtbürste ordentlich gesäubert hatten, wollte ich zuerst den weißen Hintergrund auftragen. Dabei hatte ich tatkräftige Hilfe von Alia. Aber trotz vereinter Kräfte beim Ausquetschen der Tube reichte die Farbe nur für die halbe Fläche 🙁 Bis in die Stadt waren es ja „nur“ zwei Kilometer Fußmarsch. Beim nächsten Mal würde ich gleich so viel Farbe kaufen, dass ich eine ganze Plakatwand bemalen könnte, wenn ich wollte 🙂

Zwei Stunden später konnte ich den Hintergrund endlich vollenden. Die Trockenzeit nutzte ich für einen Badeausflug zum nahegelegenen Strand. Man soll ja keine Zeit ungenutzt vertrödeln. Dann wurde es ernst: Unsere Sumsi sollte an die Wand. Gar nicht so einfach, denn radieren war ja hier nicht möglich. Ungeschickter Weise begann ich mit der Kontur in Schwarz. Das sollte ich noch bereuen. Denn die schwarze Farbe wollte einfach nicht trocknen und mischte sich mit allen anderen Farben, die ich noch verwendete. Was für eine Schmiererei 🙂 Aber am Ende war ich doch ganz zufrieden.

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Bis zum Ellenbogen mit Farbe beschmiert, stand ich auf der SUMMER vor verschlossener Tür. Dietmar, der künstlerisch nicht so motiviert war, war mit Hille und Torsten ins das örtliche Kolumbus-Museum verschwunden. Ordentlich wie er war, hatte er das Boot natürlich verschlossen. Gut, wenn man nette Nachbarn hat. So ließ Lars mich in unser Boot, ohne dass ich überall bunte Fingerabdrücke hinterlassen musste. So hatte ich mich schon wieder von der Ölfarbe befreit, als Dietmar aus der Stadt zurückkam. Und er war mit meiner Arbeit sehr zufrieden. Wahrscheinlich hatte er Angst, sonst beim nächsten Mal selber ran zu müssen, obwohl er doch so ein begnadeter Maler von Steckdosentieren ist 🙂

 

Inselalltag

Die SY INFINITY war schon zwei Stunden vor uns auf Porto Santo angekommen und hatte sich entschieden, nicht zu ankern, sondern lieber im Yachthafen festzumachen. Die JOY OF LIFE erwarteten wir erst für den späten Nachmittag, da sie wegen ihres gerissenen Großfalls nur noch mit dem Vorsegel deutlich langsamer unterwegs war.

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So nahmen wir uns erstmal etwas Zeit für uns, in Ruhe anzukommen und etwas auszuspannen. Dietmar machte das Dinghi startklar und schaute bei der INFINITY vorbei. Ich hatte mich entschieden, auf unserer SUMMER zu bleiben und einen ersten Badeversuch zu unternehmen. Ob hier das Wasser endlich so warm war, dass ich mich ins Wasser wagen würde? In Spanien hatte ich ja einen Rückzieher gemacht. Etwas unentschlossen stand ich hinten auf der Badeplattform und testete mit dem großen Zeh die Wassertemperatur. Eigentlich ganz angenehm oder doch zu kalt?!?

Um Zeit zu gewinnen, klappte ich erstmal die Badeleiter aus. Schneller als ich gucken konnte, verschwand die Sicherungsschlaufe der Badeleiter im Wasser. Da half nur ein beherzter Kopfsprung, sonst wäre das dämliche Teil auf nimmer Wiedersehen verschwunden. Manchmal ist es echt schön, wenn einem eine Entscheidung abgenommen wird. Im Wasser war es dann einfach herrlich!

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Während ich so meine Runden um die SUMMER drehte, ließ die JOY OF LIFE direkt neben uns ihren Anker fallen. So konnte ich vom Wasser aus beobachten, wie „Quax, der Bruchpilot“ von Bord ging. Denn seit drei Tagen reisten Jana, Alia und Lars nicht mehr allein. 15 Seemeilen vom portugiesischen Festland entfernt war eine völlig entkräfte Taube auf der JOY OF LIFE notgelandet und reiste seitdem notgedrungen mit nach Porto Santo. Über Funk hatten wir schon allerhand von dem kleinen Kerl gehört.

Wie sich kurze Zeit später herausstellten, wollte Quax das Luxus-Hotel „JOY OF LIFE“ aber nicht kampflos verlassen. Wer sollte ihm denn dann mehrmals täglich die liebgewonnenen Sonnenblumenkerne servieren? Außerdem war der Zimmerservice wirklich hervorragend gewesen. Nach einem kurzen Zwischenstopp an Land steuerte er zielstrebig wieder Richtung Katamaran. Wir brauchten fast einen ganzen Tag, um den kleinen Kerl dazu zu bewegen, wieder an Land zu fliegen. Zwischenzeitlich versuchte er sogar bei uns sein Glück. Anfangs fand Dietmar ihn auch noch echt niedlich. Als er aber dann das Deck schrubben musste, hörte der Spaß auf 🙂

Wenn das Wasser so einladend ist, gibt es auch Arbeiten auf einem Boot, die dann zu einem echten Vergnügen werden. So verlängerte ich am nächsten Tag meine Badezeit, indem ich noch sehr fleißig unseren Wasserpass abschrubbte. In der Zeit hatte Dietmar eine weitaus unangenehmere Aufgabe: Er reinigte die eine Bakskiste inklusive aller darin gelagerten Dinge von den schmierigen Resten einer ausgelaufenem Öldose. Und da dann praktischerweise auch der Tauchkompressor zur Reinigung auf dem Deck stand, wollte er gleich mal unsere Tauchflaschen füllen. Der Teufel steckte wie üblich im Detail: Eine kleine defekte Dichtung machte die Schweinerei perfekt. Dietmar und das Deck waren mit tausend kleinen Öltropfen verziert. So dauerte es ein Weilchen, bis Dietmar am Ende mit zwei gefüllten Tauchflaschen als Sieger aus dem Duell hervorging. Der wirkliche Verlierer war aber sein blau-weiß-gestreiftes Polo-Shirt. Dem werde ich wohl nicht mehr helfen können.

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Die Nacht vor Anker war recht unruhig, da die Summer in der Welle von einer Seite zur anderen schaukelte und immer wieder Wasser unter das Heck klatschte. So überlegten wir am nächsten Morgen, ob wir uns nicht eine ruhige Nacht im Hafen gönnen sollten. Aber zuerst stand eine Taxi-Tour über die Insel auf dem Programm. So düsten wir zu siebt im Großraumtaxi in den nächsten drei Stunden über die karge Insel. Unser Taxifahrer gab einen guten Fremdenführer ab und erzählte uns viel Wissenswertes über Porto Santo.

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Am frühen Nachmittag beendeten wir unsere Tour in der Stadt, um noch eine Kleinigkeit zusammen essen zu können. Außerdem wollten wir noch Farben kaufen, um uns auf der Hafenmauer mit einem kunstvollen Gemälde zu verewigen, wie es schon viele Segler vor uns getan haben. Nachdem wir alles erledigt hatten, marschierten wir am Strand entlang zurück zum Hafen.

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Schon vom Ufer aus konnte man sehen, dass die vor Anker liegenden Boote heftig in der Welle schaukelten, viel stärker noch als am Morgen. Außerdem frischte der Wind merklich auf und tiefschwarze Regenwolken waren am Horizont zu sehen. So machten wir uns im Hafen zuerst auf den Weg zum Hafenmeister, um nach einem Liegeplatz für die kommende Nacht zu fragen. Das Glück war uns hold, für uns war noch ein Plätzchen frei. Dann mussten wir ja nur noch die SUMMER holen 🙂

Unterwegs im Dinghi stellten wir fest, dass die Welle, die vom Ufer schon recht hoch ausgesehen hatte, aus dieser Perspektive noch unfreundlicher aussah. Egal wie Dietmar sich bemühte, wir hatten keine Chance. Bis wir die SUMMER erreichten, waren wir nass bis auf die Unterwäsche 🙁 Endlich angekommen, gestaltete sich der Einstieg in die heftig in der See stampfende SUMMER auch als eine echte Herausforderung. Endlich an Bord machte ich Fender und Leinen hafenfertig, während Dietmar den Anker einholte. Mittlerweile hatte der Wind auf gut 20 Knoten aufgefrischt. Deshalb waren wir diesmal sehr froh, dass man uns am Steg schon erwartete. Dort standen sogar mehr Menschen als wir Leinen zu vergeben hatten. So waren wir schon kurze Zeit später sicher und fest vertäut und konnten uns auf eine ruhigere und entspannte Nacht freuen.

Ganz neue Erfahrungen

Am Samstag hatten wir Euch anscheinend etwas vorschnell versprochen, dass wir diesmal auch während der Überfahrt den Blog über Kurzwelle auf dem Laufenden halten. Aber wieder einmal lief alles anders als geplant.

Ganz pünktlich um zehn Uhr nach einem entspannten Frühstück, den letzten Vorbereitungen und Verabschiedungen warfen wir die Leinen los und warteten zu dritt auf die Öffnung der Fußgängerbrücke, die den Yachthafen von Lagos vom Atlantik trennte. Draußen erwartete uns bei strahlendem Sonnenschein optimale Segelbedingungen und schon nach kurzer Zeit glitten wir unter Segeln entspannt dahin. Wie vorhergesagt nahm der Wind stetig zu und als wir das Cabo de São Vicente umrundeten kam noch die kräftige Welle des offenen Atlantiks hinzu.

Nach zwei Wochen Ruhe im Hafen schlug mir die Schaukelei doch etwas auf den Magen. Besonders die hohe, steile Welle quer zur Fahrrichtung war wirklich gewöhnungsbedürftig. Also verzog ich mich unter Deck, um dem Problem mit einem Nickerchen entgegenzuwirken. Das hatte bisher immer geholfen 🙂

Aber irgendwie kämpfte ich an diesem Tag auf verlorenem Posten. Nickerchen hin oder her – diesmal half es nicht. Und schon kurze Zeit später lernte ich einen unserer Haushaltgegenstände besonders liebevoll schätzen: den blauen Mehrzweckeimer 🙁 Genauere Details möchte ich Euch an dieser Stelle lieber ersparen. Die nächsten 36 Stunden war der Eimer auf jeden Fall mein ständiger Begleiter.

Dietmar ließ die Schaukelei mal wieder völlig unberührt. Gut so, denn er hatte ja jetzt auch alle Hände voll zu tun, da mit mir nicht mehr wirklich was anzufangen war.

Mittlerweile liefen wir mit gereffter Genua und gerefftem Groß immer noch um die sieben Knoten bei Windstärke sechs, in Böen sogar sieben. Die gut drei Meter hohen Wellen schoben uns immer wieder aus dem Kurs und unser Autopilot hatte einen harten Job, den er aber zuverlässig erledigte.

Gut, dass ich in Lagos vorgekocht hatte, so musste Dietmar wenigstens nicht verhungern. Essen Aufwärmen kann er nämlich schon perfekt. Immerhin einen Teil der Nachtwache konnte ich übernehmen. An Schlafen war ja sowieso nicht zu denken. So bekam Dietmar wenigsten ein bisschen verdiente Nachtruhe, während ich mit meinem blauen Eimer im Cockpit saß und den nächsten Morgen herbei wünschte.

Im Laufe des nächsten Tages hatte ich mich dann etwas „eingeschaukelt“. Auch die ersten kulinarischen Köstlichkeiten (Tuc-Kekse und Kartoffelpüree) hatte ich mir nicht zwei Mal durch den Kopf gehen lassen. Nach einer gefühlten Unendlichkeit (36 Stunden können wirklich sehr lang sein) war ich wieder auf dem Weg der Besserung. Außerdem nahmen Wind und Welle deutlich ab. Wir konnten die Segel ausreffen und Dietmar verstaute auch verschiedene Dinge wieder unter Deck, die sich bei der Schaukelei befreit und im Schiff verteilt hatten.

Die zweite Nacht verlief ruhig und entspannt. Der Wind war konstant in Stärke und Richtung und an Bord kehrte Ruhe ein. Leider hatte ich mich zu früh gefreut und für mich begann der dritte Tage mit einem Rückfall. Wieder lag ich unter Deck und konnte mich nicht mucksen. Ich hätte heulen können vor lauter Ärger. Dietmar hatte sich am meinen katastrophalen Zustand wohl schon gewöhnt und ertrug es mit Fassung.

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Aber auch diese Überfahrt ging irgendwann einmal dem Ende zu. Im Sonnenaufgang konnten wir endlich die Silhouette von Porto Santo ausmachen. Dichte Wolken hingen über der kargen Vulkaninsel mit ihren steilen Bergen und schroffen Klippen. Als wollte uns die Natur für die letzten drei Tage versöhnen, sprangen kurz darauf Delphine ums Boot und boten uns vor der Inselkulisse einen wunderschönen Anblick.

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Als wir zwei Stunden später vor dem langen, hellen Strand von Porto Santo vor Anker lagen, hatten sich die bedrohlichen, grauen Wolken verzogen und das Wasser glänzte leuchtend blau in der Sonne. Angekommen 🙂 Jetzt erst mal frühstücken – endlich 🙂

Reif für die Inseln

Am Samstag werden wir dem europäischen Festland erstmal den Rücken kehren. 480 Seemeilen sind es bis Porto Santo und das Wetter verspricht zum Segeln optimal zu werden. Nach zwei Wochen im Hafen ist es langsam auch mal wieder Zeit, die Segel zu setzen und sich einen frischen Wind um die Nase wehen zu lassen. Auch diesmal sind wir nicht alleine unterwegs, denn mit uns zusammen fahren auch die SY INFINITY und der Katamaran JOY OF LIFE zum gleichen Ziel nach Madeira. So wird die Überfahrt auch nicht langweilig, denn über Funk kann man auch sehr nett quatschen, wenn der Partner in der Koje liegt und schläft 🙂

Bei uns sind (bis auf die WLAN-Antenne) alle Reparaturen abgeschlossen, und auch die Bezüge für die Polster im Salon wurden geliefert. Der zweite Außenborder hat eine tolle Abdeckung und auch die Leinen und Winschen am Mast haben jetzt einen Sonnenschutz.

In den letzten Tagen wurden alle Vorräte an Bord wieder aufgefüllt. Als besonderes Highlight ist der Besuch bei ALDI und LIDL zu erwähnen. So wanderten mal wieder ein paar „deutsche Bekannte“ in unseren Kühlschrank und darauf freuen wir uns ganz besonders 🙂 Ich muss gestehen, dass ich auch noch einen Weihnachts-Stollen ganz tief unten in der Backskiste verstaut habe. Irgendwann wird dann wohl auch bei höheren Temperaturen etwas Weihnachtsstimmung aufkommen?! Es ist ja noch Zeit, aber als Segler lernt man eines: Kaufen, wenn es etwas (Besonderes) gibt. Der nächste Supermarkt sieht bestimmt völlig anders aus und hat auch ein ganz anderes Sortiment und wann man mal wieder auf einen Supermarkt trifft, weiß man auch nicht so genau 🙂

Aber nicht nur Vorräte sind in den letzten Tagen auf die SUMMER gewandert, wir haben jetzt auch einen neuen Brotbackautomaten. Den werde ich in Madeira feierlich einweihen. Hier in Lagos kann ich gegen die Qualität der deutschen Bäckerei sowieso nicht ankommen. Da gehe ich doch lieber dort einkaufen als mir die Finger zu verbrennen.

Außerdem werden wir uns so bald wie möglich noch ein Vakuumiergerät zulegen. Die Lagerung von Lebensmitteln auf einem Boot ist eine echte Herausforderung. Jedes Mal, wenn ich auf der Joy OF LIFE zu Besuch bin, möchte ich am liebsten den riesigen Kühlschrank mitnehmen. Aber wir hätten ja doch keinen Platz dafür 🙂 und wahrscheinlich würde es auch auffallen 🙂 🙂 Unser Kühlschrank ist leider nicht der größte und was für Nicht-Segler vielleicht schwer vorstellbar ist: er wird von oben beladen. Wenn man also nicht jedes Mal alles wieder ausräumen möchte, ist schon beim Einräumen eine ganze Menge Hirnschmalz notwendig. Obst und Gemüse finden aber nur in Ausnahmefällen noch ein Plätzchen darin. Das müsste anderweitig verstaut werden. So macht jeder von uns seine eigenen Erfahrungen und dann wir tauschen uns dazu aus und nutzen die Zeit zum Üben, denn der nächste Supermarkt ist jetzt in der Regel noch nicht weit. Das wird dann auf dem Atlantik wohl anders aussehen 🙂

Ab morgen werden wir den Blog wieder per Funk auf die Internetseite schicken und bitten schon mal um Eure Nachsicht, falls uns wieder mal ein Umlaut oder ein „ß“ durch die Lappen geht. Denn solche komischen Buchstaben sind per Funk nicht übertragbar. Auch Bilder können wir erst wieder nachreichen, wenn wir eine normale Internetverbindung haben.

Reisen mal anders

Gelegentlich steht man im Ausland vor organisatorischen Schwierigkeiten, mit denen man nicht gerechnet hätte. So musste Dietmar innerhalb einer bestimmten Frist einige offizielle Dinge regeln. Was nun? Zurück nach Deutschland? Nicht nötig, es geht auch einfacher. Wir machten einen Termin mit der deutschen Botschaft in Lissabon aus. Eigentlich schade, noch vor drei Wochen lagen wir direkt vor deren Haustür. Jetzt gestaltete sich der anstehende Besuch es doch ein bisschen aufwändiger. Unser erster Weg führt uns zum Bahnhof. Nach Faro hatte sich eine Zugfahrt als bequemste und günstigste Reisemöglichkeit angeboten. Nach Lissabon sah die Lage aber etwas anders aus. Die Fahrt sollte über vier Stunden dauern bei knapp 300 Kilometern Entfernung und kostete für uns beide zusammen 100 € (Hin- und Rückfahrt). Somit war für uns klar, wir mieten uns ein Auto.

Morgen um zehn konnten wir das gute Stück direkt am Marina Office übernehmen. Ein Fiat Punto, der aussah, als hätte er die Beulenpest 🙂 Ein echtes Urlaubsauto halt. Nachdem wir sichergestellt hatten, dass wir weder alte noch neue Beuten bei der Autorückgabe bezahlen mussten (manchmal sind Versicherungen doch eine tolle Sache), faltete sich Dietmar hinter das Steuer und wir düsten los. „Düsen“ kann im Zusammenhang mit diesem Auto leider nur im ironischen Sinne verwendet werden. Wenn Dietmar vor einer Steigung nicht ausreichend Schwung geholt hatte, musste er manchmal sogar bis in den ersten Gang zurückschalten. Die Untermotorisierung hatte aber einen klaren Vorteil: Das üblich Streitthema „Du fährst mal wieder viel zu schnell“ war in den nächsten beiden Tagen wirklich kein Thema mehr 🙂

Nach Lissabon sollte es erst morgen gehen, da die Botschaft für heute keinen Termin mehr für uns frei hatte. Daher machten wir uns auf den Weg zum Cabo de São Vicente und nach Sagres. Mit unserer SUMMER hatten wir den südwestlichsten Punkt Europas zwar schon passiert, gesehen hatten wir aber wegen des dichten Nebels nichts. Daher genossen wir diesen für uns ungewohnten Landausflug mit dem Auto an der wirklich sehr schönen und noch nicht verbauten Küste.

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Am späten Nachmittag nutzten wir unser Luxusauto als Lastenesel und gingen einkaufen. Genau wie ihr es gewohnt seid, wanderten Getränke und Lebensmittel in unseren Einkaufswagen ohne Berücksichtigung von Gewicht und Packmaßen. Zurück auf der SUMMER dauerte es aber dann eine ganze Weile, bis alles ordentlich verstaut war. So ein Großeinkauf ist auf einer Yacht immer ein guter Grund, mal die Küche und alle Vorratslagerplätze gründlich durchzusortieren. Und man ist immer wieder erstaunt, was man dabei alles wiederfindet.

Für unseren Ausflug nach Lissabon hatten wir Unterstützung erhalten, denn Hille und Torsten von der SY INFINITY wollten uns begleiten. Um pünktlich um 11 Uhr an der Botschaft zu sein, starteten wir um kurz nach sieben Uhr vom Parkplatz hinter der Marina. Unser Navi hatte sich statt für die schnellste Route für die kürzeste Strecke entschieden. So kamen wir in den Genuss, noch weitere sehr schöne Landstriche zu durchfahren, bis es Dietmar und Thorsten auf der kurvigen Landstraße bei durchschnittlichen 70 Km/h dann endgültig zu dumm wurde. So legten wir die zweite Hälfe des Weges doch auf der Autobahn zurück und erreichten unser Ziel bequem vor der Zeit. Sogar ein Parkplatz direkt vor dem Eingang der deutschen Botschaft war für uns frei.

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Während Dietmar seine Angelegenheiten regelte, tranken wir zu dritt im Café des gegenüberliegenden Parks einen leckeren Kaffee. Nach einer Stunde war alles erledigt. Wir gönnten uns noch eine kleine Stärkung und brachen dann zu Fuß in Richtung Innenstadt auf. Diesmal fanden wir die Straßenbahnlinie 28 und drehten mit ihr wie im Reiseführer empfohlen eine Runde vorbei an den verschiedenen Sehenswürdigkeiten und den einzigartigen, schmalen Straßen von Lissabon. Irgendwie versöhnte uns dieser kurze Ausflug wieder mit Lissabon. Im nächsten Jahr schauen wir auf jeden Fall nochmal ausführlicher vorbei.

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Zurück in Lagos ließen wir den Abend ganz ungewöhnlich ausklingen. Zum Abendessen gab es nicht wie üblich „Chicken Piri-Piri“, sondern heute war asiatische Küche angesagt. Als wäre es ganz normal, bestellten Hille und Torsten unser Essen auf Chinesisch. Wir waren sprachlos J und die Bedienung begeistert. Ein krönender Abschluss für einen schönen Tag mit uns liebgewonnenen Menschen. Wir freuen uns schon, bald wieder einmal mit den Beiden etwas zu unternehmen.