Wasser im Schiff – Schiff aus dem Wasser und eine Inselrallye wegen eines Hakenschlüssels

Seit Monaten schon haben wir das Problem, dass wir nach jedem Segeltag mehr oder weniger viel Wasser in der Bilge (tiefster Punkt im Schiff) haben. Bei hohen Wellen und viel Wind sind es bis zu 60 Liter pro Tag. Was haben wir nicht schon alles versucht, um die Ursache zu ermitteln. Nach und nach habe ich aber alle für mich erdenklichen Möglichkeiten und Ursachen identifiziert und behoben. Jedes Mal wieder war ich mir sicher, dass die Bilge jetzt trocken bleiben würde, nachdem die Arbeiten abgeschlossen waren. Doch der Albtraum wollte einfach kein Ende nehmen und so langsam kam ich meinem ganz privaten Trauma immer näher, wenn ich wie bei unserem letzten Törn alle zwei Stunden zehn Liter Seewasser abgepumpt habe.

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Bei einer Routinekontrolle des Autopiloten hatte ich wirklich Schwierigkeiten, mich bei der hohen See, kopfüber in den Raum unter den Betten hängend, mit einer Hand festzuhalten. In der anderen Hand hielt ich die „Maglite“ (Taschenlampe für MännerJ) und inspizierte die tiefen Räume unter den Backskisten. Dabei fiel mein Blick auch auf das untere Ruderlager. Immer wenn der Autopilot gegen den Seegang kämpfte und das Ruder mit nackter Gewalt drehte, um das Boot wieder auf Kurs zu bringen, sah ich eine Wasserfontäne aus der massiven Verschraubung heraus spritzen. Was für ein Schock! „Das wird eine größere Nummer“ war mein erster Gedanke. Nach 10 Minuten hatte ich mich aber wieder einigermaßen sortiert und einen Videoclip per iphone an die Schöchl-Werft geschickt, mit der Bitte um Rat und Unterstützung.

Die Dame im Büro musste gedacht haben, dass wir kurz vor dem Absaufen waren. Wahrscheinlich waren meine dramatischen Schilderungen daran schuld, denn das kann ich ganz besonders gut J. Jedenfalls hatte ich wenige Minuten später den Werftinhaber Manfred Schöchl persönlich am Apparat. Es war nicht das letzte Gespräch an diesem Tag. Sowohl der Werftchef als auch eine Reihe seiner erfahrenen Mitarbeitern standen uns mit Rat und Tat zur Seit und waren alle sehr kooperativ und hilfsbereit. Am Ende des Tages war dann der Maßnahmenkatalog erstellt und die Ersatzteile für die Reparatur per Expresslieferung auf dem Weg nach Teneriffa.

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Eine Tatsache stand aber unumstößlich fest. Das Ruderlager inklusive der im Rumpf fest eingeklebten Lagerhülse muss ausgebaut bzw. erneuert werden. Dazu muss das Boot aus dem Wasser und das Ruder muss auch raus. Jedem Segler, dem ich von der Reparatur erzählte, guckte nur mitleidig und wünschte mir viel Glück.

Da werden alte Erinnerungen wach! Dem Vater meiner damaligen Freundin hatte ich als 21-Jähriger versprochen, übers Wochenende die Kupplung seines Lieferwagens zu wechseln. Größte Verzweiflung kam auf, als es auch nach vier Stunden nicht gelang, das Getriebe wieder einzubauen. Aber am Ende gelang es dann doch. Am übernächsten Morgen rief mich meine Freundin an, dass Ihrem Vater auf dem Weg nach Hamburg zum Großmarkt der Wagen unter dem Hintern zusammengebrochen war, weil die Kupplung wieder defekt war. Gott sei Dank, konnte er seine Waren (Blumen und Pflanzen) noch verkaufen, bevor die Karre stehen blieb. Als Entschuldigung für ihn lackierte ich das alte Teil mit weißer Farbe und stellte einen Kaktus in die Mitte. Man war das hart, ihm unter die Augen zu treten und die gesamte Schande auf sich zu nehmen.

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Am kommenden Montag haben wir einen Termin, unser Boot zu kranen. Die letzten 3 Tage hatte ich nichts anderes zu tun, als am Abend diverse Technikforen zu dem Thema zu studieren und dann am Tag mit dem Mietauto in diversen Werkzeug-Shops auf die Suche nach Spezialwerkzeugen zu gehen. Von jedem der benötigten Teile habe ich mit meinem ipad ein Screenshot gemacht, denn Bilder sagen mehr als 1000 Worte. Ganz besonders, wenn man so wie ich kein Spanisch spricht, erleichterte es die Kommunikation ganz enorm. Eine besondere Herausforderung war der spezielle Hakenschlüssel für Verschraubungen von bis zu 120mm Durchmesser und der ganz spezielle Kleber SIKA 292i mit dem dazu passenden Primer.

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Erschwerend kommt hinzu, dass man vielen „Fachleuten“ besser nicht über den Weg trauen sollte. Bei einem Yachtshop, der von einem Holländer geführt wurde, wurde mir ein Kleber mit Primer angeboten, der abweichend von der Empfehlung des Herstellers und der Werft spezifiziert war. Ein Anruf bei Sika klärte alles sehr schnell. Der angebotene Primer war für Plexiglas spezifiziert und der Kleber wies nicht die nötige Festigkeit auf. Dieser „Fachmann“ hatte mir doch versichert, dass er über 20 Jahre Erfahrung hätte und wollte eine Diskussion starten, warum denn der andere Kleber überhaupt nötig wäre. Bald danach verschwand er hinter dem Tresen und ward nicht mehr gesehen. Wahrscheinlich hatte er gehört, dass ich Katja gesagt habe, er soll sich bloß sein Lehrgeld wiedergeben lassenJ. Einige Kanaren sagen ja selber, dass Afrika näher liegt als Europa. Also studieren, viel fahren, viel Fragen und immer schön locker bleiben. Nach drei Tagen Fahrerei und 350 Kilometer Strecke kreuz und quer über die Insel, hatten wir alles zusammen, was wir voraussichtlich an Werkzeugen, Materialien, Vorrichtungen und Ersatzteilen benötigen werden.

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Wir haben uns entschlossen, während der Zeit, wenn die SUMMER auf dem Land steht, weiter im Boot zu wohnen. Ist bestimmt ein komisches Gefühl, wenn es nachts nicht mehr schaukelt. Bei der Gelegenheit werden wir das Unterwasserschiff auch gleich mit neuer Antifouling streichen lassen. Den Drehflügelpropeller werde ich selber überholen und die Opferanoden auch gleich wechseln. Eines ist aber jetzt schon sicher: Die kommende Woche wird eine echte Herausforderung!

Eine stürmische Nacht mit Calima und eine Überfahrt mit Konsequenzen

Ursprünglich hatten wir geplant, schon am Sonntag nach Teneriffa zurück zu segeln, aber die Wettervorhersage hatte uns überzeugt, noch einen weiteren Tag auf La Gomera zu bleiben. Am Montag mussten wir dann aber wirklich los, da Onkel Toms Flieger am Dienstagvormittag Richtung Manchester starten würde. Und der nimmt sicherlich keine Rücksicht auf das Wetter 🙂

Nachdem der Sonntag eigentlich recht windstill gewesen war, kam das angesagte Wetter dann erst in der Nacht zum Montag gegen halb drei bei uns an.  Starke Windböen fegten plötzlich durch den Hafen. Was wir hier erlebten war Calima, eine Wetterlage mit Ostwinden aus der Sahara, die vereinfacht als „Sandwind aus Afrika“ beschrieben werden kann. Von der Sahara kommt mit östlicher Strömung trockene, warme Luft und bringt oft feinen Sandstaub mit. Die Sicht ist dann getrübt. Bei dem Staubgehalt der Luft ist das warme, trockene Wetter aber nicht gerade angenehm und führt leicht zu Reizungen der Atemorgane (siehe Wikipedia).

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So saß unser Onkel Tom mitten in der Nacht hellwach in seine Kabine und überlegte schon hin und her, wie er denn mit der Fähre Teneriffa erreichen könne.

Doch gegen Morgen flaute der Wind ab. So saßen wir Drei dann ziemlich müde gegen halb Acht beim Frühstück zusammen und eine Stunde später waren wir auch unterwegs. Die kurze Überfahrt verlief nach dem eigentlich üblichen Schema. Erst zu viel Wind, danach tolles Segelwetter, wieder zu wenig Wind zum segeln aber dafür hohe steile Wellen von vorn. Irgendwie hat man sich mittlerweile fast daran gewöhnt 🙂

Unterwegs kontrollierte Dietmar wie mittlerweile während jedes Segeltages die Bilge. Auf dem Hinweg hatte er endlich herausgefunden, wie das Wasser ins Schiff kann. Anscheinend war die Dichtung des Ruderlagers defekt oder sogar noch Schlimmeres. Genaue Details wird er später selbst berichten. Ich werfe bestimmt nur wieder die entscheidenden Begriffe und Zusammenhänge durcheinander :-). Nach einem langen Telefonat mit der Werft Schöchl in Österreich, hatte er auf La Gomera versucht, etwas zu verbessern. Leider ohne Erfolg, denn eigentlich war es jetzt noch schlimmer geworden. Aber immerhin haben wir jetzt eine neue riesige Qualitätsrohrzange für Verschraubungen bis 150 mm Durchmesser an Bord, ein Spielzeug für ganz große Jungs :-).

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Somit stand heute eindeutig fest, dass wir hier auf Teneriffa eine Zwangspause einlegen müssen weil das Boot aus dem Wasser heraus muss. Aber so erreichen wir hoffentlich eine saubere und 100%ige Lösung des Problems.

Auch wenn die Stimmung nach dieser Erkenntnis am Anfang noch etwas gedrückt war, hatten wir dann doch noch einen lustigen letzten Abend mit Onkel Tom in unserem japanischen Stammrestaurant um die Ecke. Wir hoffen, dass es auch für ihn eine schöne Zeit war. Wir haben es auf jeden Fall genossen.

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Für Morgen hat uns Onkel Tom zum „english breakfast“ im Nachbarort San Blas eingeladen. Dann geht es für ihn leider zurück in kalte England 🙂

Jetzt haben sie es kaputt gemacht :-(

Der Hafen von La Gomera scheint ein beliebter Übungsplatz von Ausbildungsbooten zu sein. Seit wir da sind, konnten wir schon die unterschiedlichsten Ausbildungsstrategien beobachten. Zentrales Element der Segelausbildung ist wohl das „Rückwärts Fahren“ unter Motor 🙂

So konnten wir ein Boot beobachten, das einen ganzen Nachmittag lang immer wieder rückwärts in den Hafen einfuhr, wendete und rückwärts wieder heraus fuhr. Da wurde einem beim Zuschauen schon fast schwindelig. Man meinte schon, eine ausgefahrene Rinne dort zu sehen, wo das Boot immer wieder entlang fuhr, ähnlich wie ein Trampelpfad.

Eine andere Mannschaft fiel uns besonders durch ihr hohes Sicherheitsbewusstsein auf. Rettungswesten sind auf jeden Fall wichtig. Es ist nur die Frage, ob man sie schon im Hafen tragen muss, wenn man An- und Ablegen übt. Auch das Tragen von Ölzeug und Segelhandschuhen bei 25° und Sonnenschein erschien uns etwas übertrieben 🙂

Am Sonntagmorgen übte die Crew eines Charterbootes in den leeren Boxen an unserem Steg rückwärts rein und vorwärts wieder raus. Ich saß beim Frühstück genau auf dem richtigen Platz und beobachtete das Schauspiel. Eigentlich sah das ganze recht gekonnt aus….bis der junge Mann am Steuer wohl Vorwärts und Rückwärts verwechselte und das Boot mit Schwung rückwärts gegen einen Ponton setzte. Mann, hat das gescheppert L Schon von weitem konnte man sehen, dass das wohl nicht so glimpflich ausgegangen war. Meine beiden Herren waren auch gleich ganz Ohr. Jetzt musste man aber erstmal etwas Haltung bewahren und konnte nicht gleich neugierig aus dem Boot hechten.

Nachdem die Crew das Boot dann aber wieder sicher am Steg festgemacht hatte, gab es kein Halten mehr.

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Für diese Charter-Crew endet der Urlaub wohl bevor er richtig angefangen hat. Sehr schade, da die Jungs einen echt netten Eindruck gemacht hatten. Für Dietmar war das Ausmaß des Schadens aber wie Wasser auf seine Mühlen, da eine seiner beiden „ungeliebtesten“ Bootsmarken betroffen war (und es handelte sich nicht um eine Hanse :-)). Hätten wir das Manöver mit unserer SUMMER gefahren, hätte sicher der Steg nachgegeben 🙂

Nach der morgendlichen Aufregung gaben wir uns ganz dem gemütlichen Sonntagstrott der Insel hin. Als gegen Mittag auch noch der Kreuzfahrer ablegte, der erst am frühen Morgen angekommen war, hatten wir die Insel wieder für uns. So gingen wir statt Mittagessen ein Eis essen, denn ein Urlaub ist kein Richtiger ohne Eincreme für Onkel Tom.

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Bevor wir morgen nach Teneriffa zurücksegeln, wollte Dietmar noch ein paar Kleinigkeiten am Boot richten. So ließ ich die Herren basteln und machte einen Ausflug an den Strand. Das Wasser war zwar immer noch recht frisch, aber wenn man dann erstmal drin war, ging es schon 🙂 Und die warme Hafendusche war ja direkt ums Eck.

Unseren letzten Abend auf La Gomera ließen wir im Café auf dem Marktplatz bei Baraquito und Cappuccino ausklingen genauso wie viele der Einheimischen, die dort zusammen das sonntagabendliche Topspiel der spanischen Liga verfolgten.

Auf La Gomera ticken die Uhren noch anders

Bevor wir uns Samstagvormittag wieder mit dem Mietwagen auf den Weg machten, wollte ich noch schnell ein paar Kleinigkeiten auf dem Markt einkaufen. Schon beim Verlassen des Hafengeländes konnte man diese wunderbar träge Wochenendstimmung spüren. Heute hatten irgendwie alle Zeit. Im Café saßen die Herren beim ersten Kaffee zusammen. Noch nicht sehr viele, denn es war noch recht früh. Auch auf dem Markt ging es noch gemächlich zu. Am Brotstand wurde munter geplaudert, während Brot und Kuchen den Besitzer wechselten. Auch ich konnte dem Angebot der seit 15 Jahren auf der Insel lebenden Schweizerin nicht widerstehen. Frischer Hefezopf und Rosinenbrot war mir lange nicht mehr  den Weg gelaufen. Für den Nachmittag wanderte auch noch etwas Kuchen in meinen Einkaufskorb. Damit es aber nicht ganz so ungesund zuging, kaufte ich anschließend aber auch noch ausreichend Vitamine (mit weniger Kalorien verbunden) in Form von frischem Obst und Gemüse.

Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg nach Hermigua. Besonders angetan hatte es uns der alte Bootsdavit. Seit der Hafen in San Sebastian den Betrieb aufgenommen hat, wurde er nicht mehr benötigt und die gesamte Metallkonstruktion wurde 1957 abgebaut und verkauft. Da nur noch die gemauerten Fundamente stehen, ist es nicht so einfach, sich vorzustellen, wie hier früher Bananen verladen wurden. Aber im Zeitalter des Internets braucht man ja eigentlich keine Phantasie mehr, man kann einfach „googlen“ 🙂

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So sieht es heute aus

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Und so früher

Das Naturschwimmbad, das irgendwann danach an dieser Stelle eröffnet wurde, hat sich leider nicht durchgesetzt. Die Edelstahltreppe, die einst ins Wasser führte, wurde auch wieder abgebaut und das kleine Restaurant steht leer.

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Weiter in Richtung Norden liegt das Städtchen Agulo hoch über dem Meer. Die Altstadt ist sehr gepflegt mit zusammenstehenden Häusern mit roten Ziegeldächern, aber auch mit vielen Gemüsegärten.

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Auf dem Kirchplatz vor der San Marcos-Kirche werden in der Nacht vor St. Marko (24. April) große Sandelholzfeuer angezündet, über die besonders die jungen Männer um die Wette springen. Wir beließen es weniger sportlich lieber bei dem geplanten Spaziergang und kehrten vor der Weiterfahrt in der Bar an der Hauptstraße ein. Auch hier…..Wochenendstimmung! Die Herren saßen schon beim Wein zusammen und auch die eine oder andere Zigarre wurde geraucht. Auf ortsfremde Gäste war man eigentlich gar nicht eingestellt 🙂

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Bevor wir den Rückweg quer über die Insel durch den Garajonay-Nationalpark antraten, besuchten wir das Besucherzentrum Juego de Bolas in Las Rosas. Hier bekommt man interessante Infos über die Insel und den Nationalpark und kann Führungen vereinbaren.

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Um das Besucherzentrum herum  ist ein großer Garten angelegt, in dem viele Pflanzen der Flora von La Gomera zu finden sind.

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Besonders interessant war für uns aber der Bereich, in dem alte traditionelle Handwerke und Fertigkeiten der Inselbewohner genauer erklärt wurden. Ein Beispiel ist „El Silbo“, die Pfeifsprache von La Gomera, die sich auf Grund der Kommunikationsschwierigkeiten in der bergigen Landschaft der Insel entwickelte. Damit sie nicht verloren geht, wird sie mittlerweile in den Schulen wieder als Zusatzkurs angeboten und erfreut sich besonderer Beliebtheit.

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Der Rückweg durch den Laurisilva-Wald, einen aus dem Terziär stammenden Nebelwald, war wirklich toll. Mehr als 20 verschiedene Baumarten, 18 Farne und 120 Sträucher und Kräuter bilden zum Teil ein fast undurchdringliches Dickicht.

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Schon den ganzen Tag war es recht diesig gewesen, aber am Nachmittag hatte sich die Sicht komplet verabschiedet. So waren wir viel früher im Hafen als erwartet, da ein Aussichtpunkt ohne Aussicht nicht wirklich zum Verweilen einlädt. So kam der morgens gekaufte Kuchen zum Einsatz und wir konnten bei einer Tasse Kaffee von der SUMMER aus beobachten, wie auch San Sebastian hinter einem dichten Schleier verschwand.

„Uncle Tom“ an Bord

Die Zeit war gekommen, ein Versprechen einzulösen, dass ich im Dezember 2012 einem Menschen gegeben habe, mit dem ich zusammen auf einer Regattayacht von Gran Canaria über den Atlantik nach St. Lucia gesegelt war. Die Rede ist von „Uncle Tom“ aus England. Katja und ich haben im vergangenen Jahr kurz nach Beginn unserer Reise mehrere Wochen bei Ann und Tom in Felixstow/Suffolk verbracht. Eine schöne Zeit, in der wir die Beiden sehr in unser Herz geschlossen haben.

Am Montag um 12:30 landete der Flieger pünktlich auf Teneriffa und gegen 13:30 waren wir mit Onkel Tom zusammen an Bord unserer SUMMER. Tom hat sein ganzes Leben lang mit Booten zu tun gehabt und fast alles gesegelt, was einen Mast hat und schwimmt. Ann und Tom haben gerade einen anstrengenden Umzug hinter sich gebracht, um näher bei Ihren Kindern und zahlreichen Enkelkinder leben zu können. Ein guter Grund mehr, ein paar erholsame Tage auf den sonnigen Kanaren mit uns zu verbringen.
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Am Mittwoch um 8:45 haben wir die Leinen in San Miguel losgeworfen und Kurs auf San Sebastian/La Gomera angelegt. Der Segeltag entwickelte sich wie in der letzten Zeit so oft: erst wenig Wind, danach kein Wind und 12 Meilen vor Gomera gab es wieder  30 Knoten Wind und ordentlich Welle „auf die Ohren“.  Es war gerade für mich einmal interessant zu sehen, wie es aussieht, wenn der Steuermann eine Dusche nach der anderen einstecken muss 🙂 Normalerweise war es ja meistens  ich, der nass wurde. Der Rollenwechsel hatte aber auch noch andere Vorteile. Mit jeder heftigen Dusche von Tom lernten wir auch ein neues Schimpfwort kennen 🙂 Keine Sprachschule würde diese in ihr Programm aufnehmen!

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Am Freitag ging es mit dem Mietwagen in den Westen der Insel nach Valle. Die Straßen sind wirklich ausgezeichnet und sehr kurvig. Leider durfte ich nicht schneller fahren als Katja es mir erlaubte. Wenn die Reifen anfingen zu „winseln“ wie ein junger Hund, hatte ich schon Ihre Knie im Kreuz 🙁 Naja, das 24H-Rennen ist ja glücklicherweise schon gebucht 🙂 Derweil Katja den botanischen Obstgarten von Valle besuchte, machten Tom und ich uns auf, die „Alexander von Humboldt II“ aus Bremerhaven zu besuchen. Das Schiff wurde 2011 als Schwesterschiff der aus der Becks-Werbung bekannten „Alexander von Humboldt“  gebaut. Das ist das Schiff mit den grünen Segeln und dem Song „Sail away…live your dreams….“

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Was für ein Zufall! An Bord des Großseglers entdeckte ich einen Mann, der mir wegen seiner außergewöhnlichen Frisur bekannt vorkam. Es war tatsächlich Frank Mestemacher, den ich vor 2 Jahren bei dem Lehrgang „Leck und Brandbekämpfung“  an der Ostsee kennengelernt habe. Frank ist mir als ein echter Seemann im traditionellem Sinn in Erinnerung geblieben. Er hat das Buch „Astronomische Navigation“ geschrieben und ist ein Meister im Umgang mit dem Sextanten, der höchsten Kunst der Navigation. Frank konnte sich auch an mich erinnern und so lud er uns ein, seine „Welt der Traditionsschiffe“ näher kennenzulernen. Da war er bei Tom genau an der richtigen Adresse, denn er hat ja früher einige Jahre auf einer Werft gearbeitet und Holzboote gebaut.

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Das Schiff „Alexander von Humboldt II“ wurde erst 2011 neu gebaut und verbringt den Winter auf den Kanaren und den Sommer in der Ostsee. Es können maximal 78 Personen an Bord untergebracht werden. Die Mannschaft besteht aus Freiwilligen und zahlenden Gästen. Ein solches Schiff ist aber auch extrem teuer im Unterhalt und so kann wenigstens ein Teil der Kosten gedeckt werden. Und die Fangemeinde wird jährlich größer!

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Wir wollten Frank natürlich nicht zu lange bei seiner Wache stören und haben uns nach knapp 2 Stunden dann wieder von Bord verabschiedet. Der Segler wird in der übernächsten Woche nach Lissabon ablegen und sich dann wieder in Richtung Ostsee bewegen. Wir bedankten uns sehr herzlich für die tolle Führung und wünschten Frank alles Gute für die Reise.

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Natürlich sind wir nicht gegangen, ohne ein handsigniertes Exemplar von Franks Buch zu erwerben 🙂 Wenig später trafen wir dann auch Katja wieder, die ebenfalls einen schönen Ausflug hatte. In dem Garten, den sie besucht hat, hatte sie viel über die kanarische Pflanzenwelt gelernt. Zum Beispiel, dass auf den weit verbreiteten Kaketen eine bestimmte Sorge Läuse gezüchtet wird, aus denen dann der rote Farbstoff für CAMPARI gewonnen wird. Lecker, lecker!  Heute war ein guter Tag für uns alle 🙂

Kanarisches Segelwetter wie aus dem Bilderbuch

Wir hatten extra bis Samstag gewartet, damit wir für die Überfahrt nach Teneriffa ruhiges Segelwetter haben würden. Noch weiter aufschieben konnten wir unseren Aufbruch aber nicht, denn für den kommenden Montag erwarteten wir lieben Besuch auf der SUMMER. Unseren „Onkel Tom“. Den wollten wir doch persönlich von Flughafen abholen.

Bevor wir aber die Leinen in Tazacorte loswarfen, nutzen wir die Gelegenheit noch zwei Kilo fangfrischen Thunfisch direkt vom Fischer in der Marina zu kaufen. Das würde uns auf Teneriffa sicher fehlen, genau wie das viele herrlich frische Obst und Gemüse.

Gegen neun Uhr waren wir dann wie geplant unterwegs auf See. Bei strahlendem Sonnenschein ließ der angesagte Segelwind in der Abdeckung der Insel noch etwas auf sich warten. Dann aber war es wieder, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Wir konnten schon weit voraus die weißen Schaumkronen auf den Wellen sehen und refften unsere Segel rechtzeitig kräftig ein. Wie sich kurze Zeit später zeigte, war es eine sehr gute Entscheidung. In den nächsten Stunden herrschte kontinuierlich Windstärke 7-8 mit 28 bis 35 Knoten. Bei manchen Böen zeigte der Windmesser sogar bis 42 Knoten an. Die See kochte und hatte eine unangenehme kurze, steile Welle aufgebaut. Dietmar hatte „Gentlemen like“ das Ruder übernommen und war bald bis auf die Unterwäsche mit Salzwasser durchgewaschen. Später tauschte er dann seine Schön-Wetter-Kleidung seit Monaten erstmals mal wieder gegen Ölzeug ein. Das brauchte doch wirklich kein Mensch! Ich hatte mich im Cockpit in der einzigen trockenen Ecke platzsparend zusammen gefaltet und freute mich über die Wirkung des Scorpoderm-Pflasters gegen Seekrankheit. Denn auch wenn die Wettersituation mich nicht sonderlich begeisterte, seekrank wurde so ich wenigstens nicht 🙂

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Zwei Seemeilen vor unserem Tagesziel Valle auf La Gomera war der Spuk genauso schnell wieder vorbei, wie er gekommen war.

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Wir suchten uns einen ruhigen Ankerplatz und genossen nach dem rauen Tag auf See zum Abendbrot den frischen Thunfisch von La Palma als Cappachio. Nach dem anstrengenden Segeltag gingen schon vor zehn Uhr auf der SUMMER alle Lichter aus. Denn auch morgen würde es wohl ähnlich anstrengend werden.

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Der Sonntag begann genau wie schon der Samstag zuvor. Schon aus der Landabdeckung heraus konnten wir die Schaumkronen der sich teilweise brechenden Wellen südlich von Gomera sehen. So refften wir Großsegel und Fock ein und bereiteten uns auf die nächsten Salzwasserduschen vor. Die ließen dann auch nicht lange auf sich warten und hielten uns die nächsten zwei Stunden mit bis zu 37 Knoten ordentlich auf Trab. Danach war plötzlich Flaute. Unter Maschine laufend trocknete unsere SUMMER langsam wieder ab und es bildeten sich überall dicke Salzkrusten. So eine Sauerei, die arme SUMMER! Aber das Schiff sollte bis zur Marina von San Miguel nicht trocken bleiben. Kaum fuhren wir um die Südspitze von Teneriffa herum, bekamen wir wieder kräftig was auf die Nase. Wir kämpften die letzten zehn Seemeilen wieder gegen immer stärker werdenden Wind und immer höhere Wellen. Alle „Drei“ (SUMMER und wir) hatten wirklich die Nase gestrichen voll. Das Wasser ist einfach noch nicht warm genug, um die Salzwasserduschen als willkommene Erfrischung genießen zu können.

Im Hafen bekam unsere Summer erstmal eine ausgiebige Süßwasserdusche, die sie sich in den letzten beiden Tagen auch redlich verdient hatte. Egal wie sehr uns Wind und Welle auch gebeutelt haben, unsere SUMMER hat immer einen tollen Job gemacht und uns ein gutes Gefühl gegeben.

Den restlichen Abend verbrachten wir mit unseren lieben französischen Freunden Annick und Louis von der SY TAMARIN. Leider verlassen uns die Beiden morgen schon in Richtung Lanzarote. Aber unsere Wege sollen sich in den nächsten Monaten wieder kreuzen. Wir haben uns für Juni/Juli auf den Azoren zum Dinner verabredet 🙂

Zu wenig Zeit ?!?

Morgen segeln wir zurück nach Teneriffa und gefühlt haben wir viel zu wenig Zeit für die wunderschöne Insel La Palma gehabt. Wegen der vielen Stunden unter Wasser war unsere „Landzeit“ eben auch leider etwas eingeschränkt.

Trotzdem haben wir doch noch einige kleinere Ausflüge gemacht.

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So besuchten wir am Mittwoch die Südspitze der Insel mit Ihren Vulkankratern, Leuchttürmen und der alten aber noch in Betrieb befindlichen Saline.

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Hier wehte uns der Wind so heftig ins Gesicht, dass Laufen eine echte Herausforderung wurde.

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Das Meer zeigte sich ganz von seiner wilden Seite und wir waren zumindest für heute froh, festen Boden unter den Füssen zu haben und unsere SUMMER sicher im Hafen zu wissen.

Am Donnerstag zog ich nach Dietmars Tauchprüfung alleine los und erkundete die nähere Umgebung des Hafens, während Dietmar sich im Boot mal wieder an der Lösung des leidigen Problems –„Wir haben Wasser in der Bilge, besonders während des Segeln bei starkem Seegang“ – arbeitete.

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Direkt neben der Marina liegt Puerto de Tazacorte an einem breiten, schwarzen Sandstrand vor einer idyllischen und bunten Kleinstadtkulisse. Direkt dahinter erheben sich die Klippen 600 Meter in die Höhe mit vielen natürlichen Höhlen. Diese wurden, bis es die Inselregierung verbot, von „Alternativen“ oder „Hippies“ bewohnt. Seit dem Verbot sind alle Eingänge mit einbetonierten massiven Stahlgittern versperrt.

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Trotzdem war es ein interessanter Besuch und die Aussicht von dort oben war beeindruckend.

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Hier ließ es sich bestimmt prima aushalten. Obwohl ich lieber nicht so genau darüber nachdenken möchte, wie so viele Menschen zusammen auf so engem Raum ohne Wasser (und auch ohne Abwasser) gelebt haben 🙂

Danach machte ich noch einen Abstecher nach Tazacorte. Fast jeden Tag sind wir durch die kleine Stadt hindurchgefahren, ohne ihr weiter Beachtung zu schenken.

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Dabei kann man hier direkt im Zentrum in offenen Bananenplantagen noch alte Farmhäuser finden. Ich jedenfalls war froh, dass ich mir diese Zeit noch genommen hatte.

Freitag war dann unser letzter Tag auf der Insel. Dementsprechend lang war unsere „To-Do“-Liste. Einen letzten Besuch bzw. Einkaufsbummel in der Tauchschule wollten wir mit dem Besuch des von Veronika empfohlenen Arztes verbinden, der uns eine neue Tauchtauglichkeits-Bescheinigung ausstellen sollte. Anschließend genossen wir noch ein tolles Frühstück bei „Steffi“, der die Creperie direkt neben der Tauchbasis gehört.

Weiter ging es nach Santa Cruz. Von der Inselhauptstadt hatten wir während der Karnevalstage eigentlich nur den Hafen gesehen, bevor wir die Flucht antraten.

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Gut, das wir nochmal zurückgekommen waren. In der Altstadt steht ein wunderbar restauriertes Haus neben dem Nächsten. Viele Geschäfte bieten Schmuck und Kunsthandwerk an. Auch ausgefallene Kleidung wie die für La Palma typischen Leinenhosen und schöne, bunte Kleider kann man hier kaufen. Da konnte ich nicht widerstehen und musste trotz des begrenzten Platzes auf dem Boot zugreifen. Zwei neue Kleider und eine Hose wanderten in meinen Rucksack. Natürlich erst nachdem sie bezahlt waren 🙂

Auf dem Rückweg quer über die Insel machten wir noch einen Abstecher in den Nationalpark Caldera de Taburiente.

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Mit dem Auto kann man sehr bequem den Aussichtspunkt „La Cumbrecita“ erreichen. Von dort aus hat man einen beeindruckenden Blick über die Caldera de Taburiente, einen riesigen Vulkankrater, dessen Wände bis zu 2000 Meter hoch sind. 1954 wurde das Gebiet zum Naturschutzgebiet erklärt. Deshalb verlaufen auch keine Straßen durch den Krater. Nur zu Fuß auf vielen, zum Teil sehr anspruchsvollen Wanderwegen kann man den Krater genauer erkunden.

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Tauchen satt

Die vergangenen Tage verbrachten wir gefühlt eher unter als über Wasser. Dietmar wollte La Palma nur mit einer bestandenen Prüfung zum „Rescue-Diver“ verlassen und ich wollte meine Tauchgänge für den „Advanced Open Water Diver“ (AOWD) absolvieren.

So tauchten wir am Sonntag, Montag und Dienstag bis uns am Mittwoch das Wetter einen Strich durch die Rechnung machte. Zwischen den Tauchgängen und am Abend mussten wir uns natürlich auch theoretisch weiterbilden, wobei Dietmars Kurs doch deutlich anspruchsvoller war als meiner.

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Im Gegensatz zum AOWD muss man, um Rescue Diver zu werden, eine praktische Prüfung über das Erlernte ablegen. Diese sollte am Donnerstag im Vorhafen unserer Marina stattfinden. Veronika, die Inhaberin der Tauchschule „La Palma Diving“, wollte hier sowieso einmal einen Tauchgang durchführen und die Unterwasserwelt vor der Marina erkunden. Somit bot es sich an, Dietmar auch gleich dort zu prüfen.

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In dem für alle gleichsam unbekannten Gewässer musste er zuerst einen vermissten Taucher (Veronika) mit Kompass und per Suchmuster finden, dann an die Oberfläche bringen, vom Equipment befreien, in Richtung Ufer schleppen und dabei alle 5 Sekunden per Maske beatmen, das Opfer an Land bringen und dort Wiederbeleben. Veronika hat es auch tatsächlich überlebt 🙂

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Der Praxis folgte außerdem noch eine schriftliche Prüfung. Während ich mit den anderen im Hafenrestaurant schon am Mittagstisch saß, durfte Dietmar sich noch mit dem Fragebogen vergnügen. Aber bald hatte auch er sich sein Essen redlich verdient und wir konnten ihm alle zur bestandenen Prüfung gratulieren. Jetzt brauche ich mir auf jeden Fall weniger Gedanken um meine Sicherheit zu machen, da ich ja einen Rettungstaucher an meiner Seite weiß. Ich hoffe nur, dass er mich nicht eines Tages loswerden will 🙂

Ein trauriger Anlass?!

Heute Abend ging für uns der Karneval für 2015 auf den Kanaren endgültig zu Ende. Dietmar musste nur noch eine letzte Veranstaltung über sich ergehen lassen. Nämlich die „Beerdigung der Sardine“.

Das Begräbnis der Sardine ist ein großes Volksfest in Spanien und symbolisiert traditionell das Ende des Karnevals und den Beginn der Fastenzeit am Aschermittwoch. Im Mittelpunkt steht dabei eine riesige buntgeschmückte Fischfigur aus Pappmaché und Stoff, die in einer Prozession von Fackelträgern, wehklagenden Witwen und Trauergästen in Trauerkleidung begleitet durch die Straßen getragen wird. Das Fest endet, wenn die Fischfigur schließlich angezündet wird. Mit dem Verbrennen der Figur findet allgemein ein großes Feuerwerk statt. (frei nach Wikipedia)

Laut Internet sollte diese gegen sieben Uhr stattfinden. Immer noch ohne Mietauto nahmen wir den Bus nach Los Llanos, der uns zu dem unschlagbaren Preis von 2,74 € (für zwei Personen) in einer Viertelstunde in die Altstadt brachte.

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Da wir nicht genau wussten, wo genau die Beerdigung stattfinden sollte, besuchten wir erst den öffentlichen Karnevals-Festplatz. Auf der Bühne spielten sich für unsere Ohren grausame Szenen ab. Eine Dame sang laut und schräg irgendeine Art von Schlagermusik. Schnell suchten wir das Weite. Von der „Sardine“ war dort auch nichts zu sehen gewesen.

Trotzdem war zu spüren, dass heute noch etwas passieren würde. Deutlich mehr Menschen als sonst um diese Zeit waren in der Stadt unterwegs. Auf der großen Tafel an der „Placa de Espana“ konnten wir zwar entziffern, dass die Sardine doch erst um halb zehn zu Grabe getragen würde, leider blieb uns der Ort des Geschehens aber weiterhin ein Rätsel. So versuchte ich erstmal etwas Zeit zu schinden und lud Dietmar auf einen Baraquito ein. Wie meisten war es am Abend in der Stadt doch recht frisch, wenn man(n) in kurzen Hosen unterwegs ist 🙂 und bis halb zehn war leider noch etwas Zeit.

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Dietmar war sichtlich froh, dass es die letzte karnevalistische Unternehmung des Jahres war, und schlug sich tapfer. Und irgendwann tauchte sie auch wirklich auf: die lang erwartete Sardine.

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Angeführt wurde die Prozession von einem Polizisten mit Blaulicht am Motorrad, dann folgte auf einem großen Wagen die Sardine: bunt bemalt, bestimmt zwei Meter hoch und aus Pappmache.

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Es folgte die „Trauergemeinde“, schwarzgekleidete Damen und Herren in Kostümen, die jammerten und klagten.

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Immer mehr Menschen schlossen sich der Prozession an und auch wir folgten dem Trauerzug. So gelangten wir durch die Altstadt an den Platz des eigentlichen Geschehens. Die Menschenmenge musste hinter Absperrgittern zurück bleiben und in sicherer Entfernung wurden wir Zeugen der Feuerbestattung, die mit einem sehr schönen Feuerwerk endete.

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Für uns ein sehr gelungener Abschluss, denn langsam reichte es sogar mir. Die Palmeros feiern aber noch zwei Tage weiter, bevor der Karneval auch hier endlich zu Ende gehen wird 🙂

Kontrastprogramm

Da sich nicht das gesamte Leben um den Karneval dreht, auch wenn man aus dem Rheinland kommt, wollten wir uns heute im Norden der Insel die Mandelblüte anschauen.

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Durch das raue Wetter kam ein weiterer Tauchgang leider nicht in Frage. Immer noch machten ein kräftiger Wind und hohe Wellen einen sicheren Ausflug in die Unterwasserwelt unmöglich. Sehr schade, da ja die ersten Kurstauchgänge geplant waren und es viel Neues zu lernen gab.

So schlängelten wir uns fast fünf Stunden entlang der Nordwestküste auf kleinen Serpentinenstraßen durch die Berge. Die blühenden Mandelbäume dufteten sehr intensiv nach Honig und jede Fotopause war auch für die Nasen ein echter Genuss. Pünktlich zur Funkrunde um 14:30 waren wir aber wieder auf der SUMMER, da sich die Wettervorhersage an unsere Freunde auf See ja nicht von selber übermitteln würde. Gute Freunde auf Ihren Seereisen zu unterstützen, liegt Dietmar sehr am Herzen.

Nach dem Ausflug in die bezaubernde Natur stand als Kontrastprogramm um fünf Uhr der „Corso de Carnival“ in Los Llanos an. Da ja auf den Kanaren alles eher gemütlich von statten geht und feste Termine meist eher als grobe Richtwerte angesehen werden, machten wir uns erst kurz vor fünf auf den Weg. Nach längerer Parkplatzsuche kamen wir gegen Viertel nach fünf an der Stelle an, an der der Zug starten sollte. Wie bereits vermutet, war aber noch nichts passiert. 🙂 So konnten wir noch in Ruhe einen Platz in der ersten Reihe suchen, die uns die optimale Aussicht auf den Weg bot, den der Zug nehmen würde.

Mehr als eine Stunde dauerte der Corso, in dem wir neben mehreren tollen Samba-Musikgruppen auch die Samba-Tanzgruppen von letzter Woche wiedersahen.

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Für mich waren die Kinder-Karnevalskönigin, die erwachsene Karnevalskönigin und alle nicht gekürten Anwärterinnen die wirklichen Highlights der Veranstaltung.

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Die phantasievollen Kostüme, die die Damen trugen, waren deutlich mehr als zwei Meter breit, tief und hoch. Damit die Ladies sich überhaupt damit bewegen können, wird das Kostüm auf einem Gestell mit Rollen aufgebaut. Einen solchen langen Weg mit den schweren Kostümen zu marschieren ist aber beim besten Willen unmöglich. So wurden immer vier der Schönheiten zusammen auf die Ladefläche eines großen LKW`s verfrachtet. Damit sie auch oben bleiben und nicht herunterfallen können hatte man sie ganz einfach nach allen Seiten mit stabilem Draht am LKW fixiert :-)!

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