Moulin Blanc – Fahrradtouren, Crepes, Funkrunden und eine arbeitslose Hungerpeitsche

5

Da sitze ich nun allein auf unserer SUMMER auf Position 48°23,588 Nord/004°,25,739 West in der Marina „Moulin Blanc“, was so viel heißt wie „Weiße Mühle“. Warum auch immer, das so heißt hat sich mir bis jetzt noch nicht erschlossen. Allein deshalb weil Katja gestern in den Flieger nach Leverkusen für einen Heimaturlaub gestiegen ist, um gemeinsam mit Ihrer Mutter (meiner Schwiegermutter) das Weltfest des Reitsports -CHIO Cup- in Aachen zu besuchen. Heute morgen meinte Katja am Telefon, dass auch sehr viel Papierkrieg zu erledigen wäre. Recht so, denn meine fleißige Frau soll doch mit Freude wieder nach Brest an Bord zurück kommen wollen:-) Unsere lieben Segelfreunde von der MENTOR haben auch gleich die Gelegenheit für einen kurzen Heimaturlaub ergriffen und sind ebenfalls nicht da. Dafür haben die Beiden mir ein 600 Gramm Filetsteak überlassen, dass Hobbykoch Wolfgang für besondere Anlässe ganz tief im Kühlschrank versteckt hatte. Ich musste mich direkt beherrschen, nur die erste Hälfte in die Pfanne zu hauen und mir die zweite Hälfte für heute aufzuheben. Es war extrem köstlich! DANKE!

6

Meine Aufgabe für die Zeit als Strohwitwer war klar umrissen und exakt definiert. Ich soll auf beide Schiffe aufpassen, den Motorenfachmann für eine durchzuführende Reparatur an Bord der MENTOR lassen, unser Schiff wo nötig in Schuss bringen, Brest entdecken, Fische fangen, Segler kennenlernen, als Tester für die besten Crêpes unterwegs sein, ständig an meine Frau denken und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Alles Aufgaben, die einen echt fordern 🙂 Nachdem Katja Ihr Gepäck im Kofferraum des Taxis hat verschwinden lassen und mit dem selbigen von dannen geeilt war, ging zunächst darum den Kühlschrank mit Vorräten neu zu bestücken. Der Supermarkt sollte sich ja gleich um die Ecke befinden. Mein bester Freund das Klappfahrrad wurde also in Gefechtsbereitschaft versetzt und schon ging die Gaudi los. 1 1/2 Stunden später war klar, dass sich der Supermarkt nicht in der vermuteten Ecke befand. Jede Steigung bis dahin habe ich mit Freude genommen denn schließlich macht jeder Gang bekanntlich schlank. Als Belohnung standen jeweils ein „Crêpe Chocolat“ und ein „Crêpe Sucre“ von der Crêperie am Hafen auf dem Programm. Lecker! Als Bestrafung für 2 Crêpes essen anstatt nur einem Crêpe habe ich die Bordtoilette noch einmal einer Totalrevision aller Pumpen und Ventile unterzogen und anschließend das ganze Bad grundgereinigt. Das ist Strafarbeit aber einer muss es ja machen 🙂 Heute morgen habe ich dann den Supermarkt in ca. 4,5 Km Entfernung gefunden!

7

8

Überhaupt ist die Marina „Moulin Rouge“ sehr zu empfehlen. Es ist genug Platz für Gastlieger vorhanden, alle Anlagen machen einen sauberen und gut organisierten Eindruck, der Hafen ist geschützt und die Liegeplätze sind bezahlbar. Immerhin liegen hier gut 1600 Boote in allen Größen und ganz Brest scheint dem Wassersport verfallen zu sein. Jeden Tag sind ganze Heerscharen von Kindern mit kleinen Segelbooten oder Surfboards auf dem Wasser unterwegs und man sieht auch viele Familien auf Segelyachten. Das ist bei uns in Deutschland genau anders herum. Dort sieht man überwiegend ältere Menschen relativ allein auf Ihren Schiffen im Hafen. Ebenso auffällig ist, dass man hier noch anderswo in Frankreich (zumindest da wo wir gewesen sind) kaum übergewichtige Kinder sieht. Wassersport ist toll für die Kids! Erstens sind sie gut aufgehoben, zweitens auch noch gesund und Spaß macht es auch noch! Die kommenden Tage werde ich mal mit dem Bus nach Brest hinein fahren.

9

Es gibt zwei weitere Dinge , die eine festen Platz in meinem Bordleben einnehmen. Die allmorgendliche Funkrunde auf 8297,00 Mhz USB und meine Angelroute. Am besten aber alles der Reihe nach. Am ersten Tag hatte ich das Glück einen schönen Aal aus dem Atlantik zu ziehen, der dem Stück Lachsfilet am Haken nicht widerstehen konnte. Das war es dann aber auch. Seit dem sehe ich jeden Tag wie andere Angler eimerweise Doraden aus dem Wasser holen. Nur meine Hungerpeitsche bleibt arbeitslos. NIX!!! Hatte sogar vergessen die Angel über Nacht einzuholen. Heute morgen waren ALLE Köder noch dran. Dafür hat man mir erklärt, dass es hier angeblich keine Aale geben soll. Klingt merkwürdig, ist aber so! Dafür klappt es aber jeden Morgen mit der Funkrunde auf der Marinefunkfrequenz 8297,00 Mhz USB und Nachmittags auf 12359 Mhz USB. Hier „treffen“ sich Segelyachten die mit einem SSB Radio (Seefunkanlage) ausgestattet sind unter der Moderation von Joerg von der SY-Harrier /YACHTFUNK.com zum Erfahrungsaustausch und zu netten Gesprächen. Die Yachten sind in Dänemark, Schweden, Finnland, Frankreich, Spanien, Portugal, Türkei unterwegs. Eine tolle Geschichte und eine gute Gemeinschaft von Seglern. Später in der Karibik, in der Südsee und den restlichen Gebieten der Welt soll uns die Funkanlage mit wertvollen Wetterdaten versorgen und uns auch mit anderen Seglern den Kontakt ermöglichen. Wir sind über jede Funkrunde froh, in der wir unsere Anlage besser kennenlernen dürfen. Wir haben es mit unserer Anlage scheinbar sehr gut getroffen denn wir sind immer sehr gut zu verstehen und wir empfangen auch andere Segler klar und deutlich. Derweil haben andere Yachten teilweise mit erheblichen Problemen und Störungen zu kämpfen. Das Thema Installation und Abstimmung ist aber dermaßen komplex, dass wir es scheinbar richtig gemacht haben und die Installation der Firma YACHTFUNK überlassen haben. Das Resultat: eine sauber und zuverlässig funktionierende Anlage mit bester Performance. Soweit ich mittlerweile erfahren habe, laufen alle Anlagen die YACHTFUNK.com installiert hat störungsfrei. Wenn ich etwas in meinem Berufsleben in der HighTech-Industrie gelernt habe dann das: Komplexe Aufgaben und Dinge bei denen es „drauf ankommt“ überlasse ich Profis, die sich damit auskennen. Genauso deshalb haben unsere Kunden ja auch mit uns gearbeitet. Es könnte so einfach sein 🙂 So jetzt aber Schluss damit, das Kapitel haben wir ja bereits hinter uns gelassen!
Mal sehen was die Nachbarn auf der SY MULINE so geangelt haben. Am besten gehe ich gleich mal rüber 🙂
PS: Ein Nachtrag: heute Abend um 21:15 habe ich mit Katjas Hilfe (Frau von Christoph von der SY MULINE) die grösste Dorade des Tages aus dem Wasser gezogen 🙂 Morgen gibt es ein gemeinsames Mittagessen auf der MULINE.

2 Gedanken zu „Moulin Blanc – Fahrradtouren, Crepes, Funkrunden und eine arbeitslose Hungerpeitsche

  1. Hallo Dietmar, dein letzter Bericht war einfach klasse. Ich habe schallend gelacht und darüber nachgedacht, ob man dich nicht mal einen Roman verfassen lassen sollte. Hat mir sehr viel Spaß gemacht. HUHU

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert