Der Herr Kapitän hat eine Schreibblockade. Schon seit wir in Spanien angekommen sind, treten ich ihm immer wieder auf den Füssen herum. „ Kannst Du nicht auch mal wieder etwas für`s Logbuch schreiben?“ „Ja gern, aber was denn?“ Ok, ich habe verstanden. Dann wollen wir Euch auch nicht länger auf die Folter spannen, denn hier passiert doch schon einiges 🙂
Die letzten drei Tage sind wie im Flug vergangen. Nach der langen Tour über die Biskaya standen am Freitag am Schiff verschiedene Reparaturen an, die der Herr Kapitän mit Kumpel Martin gemeinsam erfolgreich erledigte. So hatten wir während der letzten Woche immer wieder kleine und größere Mengen Wasser in der Bilge. Nicht wirklich kritisch, aber das hat der Skipper einfach nicht gern. Wasser in seinem Schiff, wo man doch sonst im Maschinenraum vom Boden essen kann. Geht doch gar nicht! Auf der Überfahrt war ihm die entscheidende Idee gekommen. Unsere Heckdusche, die uns nach einem Bad im Meer auf der Badeplattform mit frischem Süßwasser vom Salz befreien solle, stand bei der höheren Atlantikwelle von hinten kommend, immer mal wieder vollständig unter Wasser. Wie wir feststellen mussten, hatte man neben einer an sich völlig ungeeigneten Konsole mit einem Loch!!! für die Schlauchdurchführung auch noch ein absolut unnötig riesiges Loch in den Heckspiegel unsere SUMMER geschnitten, dass dem Kapitän immer wieder die Tränen kamen 🙁 Da hat die Werft wirklich einen riesen Mist gebaut! Nach einem Ausflug zum Yachtausrüster und mit Unterstützung von Kumpel Martin wurde die Konsole funktionsgerecht umgebaut und wasserdicht verschlossen! Auch unser Radar fiel bei Seegang immer häufiger einfach aus und musste daher dringend einer kritischen Prüfung und Reparatur unterzogen werden. Nach einigen Stunden wurde der Fehler gefunden. Bei der Montage der Radarantenne wurde zwischen der Schraubverbindung ein O-Ring eingeklemmt und somit hatten wir an dieser Stelle einen Wackelkontakt. Der Chef war ziemlich angefressen weil er 2x an einem Tag die Fehler (freundlich gesprochen!) der Werft, mit der er ansonsten sehr zufrieden ist, ausbügeln durfte. Dafür sind wir bei der nächsten Nacht- oder Nebelfahrt wieder mit einem funktionierenden Radar und somit auch sicherer unterwegs.
Während Dietmar und Martin am Schiff arbeiteten, machten Waltraud und ich die Umgebung unsicher. Ein kleiner Ausflug zum berühmten Leuchtturm „Herkules“ stand auf dem Programm. Gemütlich zu Fuß entlang der Küste entdeckten wir nette kleine Badebuchten und schöne Landschaften. Die tolle Aussicht vom Leuchtturm wollten wir aber unseren Männern nicht vorenthalten und beschlossen, später einen weiteren Ausflug dorthin zu unternehmen.
Nach Abschluss aller Arbeiten wollten wir uns in der Altstadt einen netten Tapas-Abend gönnen. Gegen halb acht brachen wir an der Marina auf und bummelten noch fast eine Stunde durch die engen Gassen. Restaurants und Bars in allen Farben und Formen! In den engen Straßen waren so viel Leute unterwegs. Irgendwann hatten auch wir einen Tisch in einer netten Bar gefunden. Wir überließen dem Keller die Auswahl der Tapas, denn die spanische Karte hätte uns nicht wirklich weitergeholfen. So kamen wir in den Genuss echter galizischer Spezialitäten, die ganz hervorragend zu Rioja und Cerveza (Hopfentee) passten. Wir waren beeindruckt von dem tollen und schnellen Service der Bar, ganz ohne PC und technische Hilfsmittel.
Auf den Rückweg über die Praza de Maria Pita hörten wir noch ein Viertel Stündchen in das Freiluft-Konzert hinein. Die Spanier waren wirklich Feuer und Flamme, uns aber überzeugte die spanische Antwort (Dietmar meinte „Rache“) auf Milva trotz der tollen Stimmung nicht wirklich.
Auch in Spanien muss es einmal regnen. Samstag war so ein Tag. So war es einmal wieder an der Zeit, die Internetseite zu pflegen und unsere Fotos zu sortieren. Dietmar pflegte währenddessen neue Kontakte und verbrachte fast den ganzen Tag mit Eckhardt und Ilona von der SY LONI 3. Die Beiden sind mit Ihrer nagelneuen NAUTICAT 42 auf dem Weg in die Karibik.
Eine der Regenpausen nutzte ich zu einem ausgedehnten Foto-Bummel durch die Altstadt.
Da die SY GANESCHA mit Martin und Violetta morgen Richtung Süden weitersegeln wollte hatten wir uns vorgenommen, die Beiden am heutigen Abend in eine Tapas-Bar einzuladen als „Dankeschön“ für die Hilfe am Schiff und den netten Empfang in La Coruna bei unserer Ankunft. Diesmal wählen wir eine andere Bar und andere Tapas. Der Abend war aber genauso lustig wie der Abend zuvor.
Nach dem regnerischen Tag strömten die Menschen am Abend wieder in die Stadt. Als wir auf dem Rückweg über den „Praza de Maria Pita“ kamen, war es dort wie auch am Abend zuvor ziemlich voll. Mal sehen, was das spanische Unterhaltungsprogramm heute Abend zu bieten hat! Diesmal hatte sich das Warten auf jeden Fall gelohnt. Auch wenn uns die Band natürlich völlig unbekannt war, die Musik kam an und die Stimmung war riesig. Wir befanden uns mittendrin, zwischen all den singenden und tanzenden Spaniern. Es war ein tolles Gefühl! Nur mitsingen ging leider nicht 🙂 Nach fast eineinhalb Stunden und einer langen Zugabe, ging dieser schöne Abend eigentlich fast etwas zu schnell zu Ende.
Obwohl wir ja recht spät ins Bett gekommen waren, wollten wir am Sonntag gleich sportlich aktiv in den Tag starten. Zusammen mit Wolfgang und Waltraud wollten wir zum berühmten „Herkules“, dem Leuchtturm aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus, den wir den beiden Herren ja nicht vorenthalten wollten (siehe Freitag). Vorher sollte auf einem kurzen Abstecher zum Bahnhof, ein Mietwagen für den für morgen geplanten Ausflug nach Santiago de Compostela reserviert werden.
Die beiden Männer ließen den Ausflug deutlich sportlich angehen, während Waltraud und ich eher gemütlich folgten. Gelegentlich half uns eine rote Ampel, den Anstand wieder zu verkleinern. Es geschah aber auch, dass sich die beiden Herren tatsächlich an Ihre Ehefrauen erinnerten und an einer Straßenecke eine kurze Pause einlegten.
Dietmar hatte mit Martin von der SY GANESCHA schon verschiedene Radtouren durch die Stadt unternommen und übernahm in Richtung Bahnhof souverän die Führung. Durch und durch Rennfahrer ließ er sich vom direkten Weg nicht abbringen. So radelten wir erst entlang der Uferpromenade und dann weiter auf der Stadtautobahn (hochgradig illegal) stadtauswärts. Ich war wirklich erleichtert, als wir zum Bahnhof rechts abfahren durfen. Weiter geradeaus wäre es auf die nächste Autobahn gegangen 🙂 Sein Kommentar war nur: „Mit mir erlebt ihr wenigstens etwas“
Die Autovermietung hatte leider entgegen der Aussage des Hafenmeisters Sonntags geschlossen. So fuhren wir unverrichteter Dinge weiter zu unserem nächsten Ziel: Die Playa de Riazor auf der anderen Seite von La Coruna. Auch diesmal gewannen die beiden Männer diese doch deutlich anstrengendere Berg-Etappe 🙂
Nach einer kleinen Stärkung und einem weiteren Foto-Stopp, folgten wir der Küste weiter bis zum Herkulesturm, den Waltraud und ich schon am Freitag besucht hatten. Doch heute, bei strahlendem Sonnenschein sah die ganze Küste gleich doppelt so schön aus. Leider fanden das auch die zahlreichen Spanier, die ihren Sonntag auch hier verbringen wollten. Die Schlange derer, die den Leuchtturm erklimmen wollten, erschreckend lang. Wir genossen die Aussicht vom Fuße des Leuchtturms über die Bucht und radelten dann zur Marina zurück.
In der Stadt war heute Zirkus angesagt. Auf der Plaza Maria Pita waren schon morgens verschiedene Stationen aufgebaut worden. Da in unserem Kühlschrank nichts Verlockendes zum Abendbrot zu finden war, beschlossen wir nach einem Bummel über dem Zirkus-Platz noch irgendwo etwas Leckeres essen zu gehen. Sicher fanden wir den Weg zur Tapas-Bar, in der wir den netten Freitagabend verbracht hatten. Diesmal hatten wir aber selber die Qual der Wahl. Dazu drückte uns die Kellnerin eine englische Karte in die Hand. Und obwohl ja Tapas übersetzt eigentlich „Häppchen“ heißt, hatten wir es wieder geschafft, viel zu viel zu bestellen und natürlich auch zu essen 🙂