Was soll ich bloß anziehen???? Diese typisch weibliche Frage quälte nicht nur mich, nachdem wir einen Tagesritt für den nächsten Tag ausgemacht hatten. Auf Reiten waren wir an Bord irgendwie nicht eingestellt 🙂
Aber am nächsten Morgen hatten wir doch beide etwas gefunden, das sich „reitgeeignet“ anfühlte. Ob unsere Einschätzung richtig war, würde sich dann im Laufe des Tages zeigen 🙂
Mit dem Auto fuhren wir heute Morgen dann ohne weitere Umwege direkt zum Gestüt von Patio. Gegen halb zehn würden wir unseren Guide Diogo und den anderen Mitreiter Alex kennenlernen. Von Beiden war uns nur Bestes berichtet worden. Nach einem kurzen Briefing über die Route ging es dann endlich hinaus zu unseren Pferden.
Mit bzw. auf dieser jungen Dame sollte ich heute den Tag verbringen: Bei „Diana“ war der Name Programm, eine kleine Prinzessin wie sie im Buche stand. Eine der besten „Cruzado Portuguese“ Stuten der Azoren, hübsch, zuverlässig und willig.
Auch Dietmar würde den Tag mit einer jungen Dame verbringen, nur dass hier hoffentlich der Name nicht Programm wäre. „Devil“ wurde im Internet als die coole Lady beschrieben, eine schwarze Schönheit ohne Stallallüren. Das hörte sich ja sehr vielversprechend an.
Der Startpunkt unseres Tagesrittes war aber nicht nicht der Hof, sondern eine Koppel im Westen der Insel. Zwei Pferde hatten dort schon die letzte Nacht verbracht. So luden wir die beiden Damen auf den Anhänger hinter dem Landrover und fuhren los. An einer Kreuzung irgendwo im Nirgendwo parkte Diogo den Anhänger. Auf der anderen Straßenseite konnten wir im Dickicht zwei Pferdköpfe ausmachen. Die beiden warteten schon ungeduldig auf ihr Frühstück 🙂
Nach einer ordentlichen Portion Pellets wurden alle Pferde geputzt und gesattelt. Nach den letzten Erklärungen hieß es dann: Aufsteigen und los. Gut, dass die „Cruzado Portuguese“ nicht so groß geraten sind. So gelangten wir beide ohne größere Peinlichkeiten in den Sattel.
Reiten ist ja doch irgendwie wie „Rad fahren“, man verlernt es nicht 🙂 So folgten wir erst einmal der Hauptstraße, was mit den wirklich verkehrssicheren Pferden kein Problem war (weder bei Autos, LKW oder auch Müllwagen :-)) Das gab uns schon einmal ein gutes Gefühl. Leider weiß man ja nie, wie gut Pferde ausgebildet sind, bis man wirklich drauf sitzt.
Weiter ging es auf Sand- und Schotterwegen bis hinunter ans Meer. Diogo zeigt uns viele schöne Ecken der Insel, die wir ohne ihn wahrscheinlich nie gefunden hätten 🙂 Auch die Trab- und Galoppstrecken waren gut gewählt. Die Pferde gingen willig und fleißig vorwärts, konnten aber auch problemlos wieder angehalten werden, was leider nicht immer selbstverständlich ist, wie wir aus eigener Erfahrung bestens wissen.
Leider bekam ich als letzte Reiterin am Ende der Gruppe immer den ganzen Dreck ins Gesicht. Aber einer muss ja wohl hinten reiten 🙂 Ich unterstelle den Herren mal keinen Vorsatz, was die Einteilung der Reihenfolge angeht 🙂
Nach drei Stunden wusste ich langsam nicht mehr, auf welchen Teilen meines Popos ich noch sitzen sollte 🙂 Gut, dass es Zeit für die Mittagspause war. Aus unseren Satteltaschen konnten wir heute ein ordentliches Picknick hervorzaubern :-). Unser Picknickplatz lag in unmittelbarer Nähe des Leuchtturms, den wir gestern auch schon besucht hatten. So verzichteten wir auf eine Wiederholung des Museumsbesuches und saßen faul in der Sonne, während Alex sich dort fortbildete. Dieser Ort ist übrigens der westlichste Punkt Europas. Politisch nicht ganz korrekt aber Faial befindet sich gerade noch auf der europäischen Kontinentalplatte, derweil sich Flores und Corvo im Westen schon auf der amerikanischen Platte befindet. Im Süden der Azoren liegt die afrikanische Platte. Alle Platten driften um 2,5cm pro Jahr auseinander und da die Azoren genau im Zentrum liegen sollte man auch dringend eine Erdbebenversicherung für sein Haus abschließen. Klingt vielleicht komisch, ist aber so!
Nach einer Stunde Erholung für Reiter und Pferde ging es weiter ans Ende der Welt, genauer gesagt in das Dörfchen Norte Pequeno mit der Bar „Fim do Mundo“.
Hier kehrten wir nochmal ein und wurden mit lokalen Produkten ganz hervorragend bewirtet. Besonders schmackhaft war der Käse von der Insel Sao Jorge, die erfreulicherweise auch unser nächstes Ziel ist :-. Die Herren gönnten sich auch das eine oder andere Bierchen (aber nur in ganz kleinen Flaschen ;-))
Auch unsere Pferde genossen die Ruhepause. Bis zum Bauch im Grünzeug versunken konnten sie endlich auch ihren Hunger stillen. Vorhin am Vulkan war für sie nicht wirklich was zu holen gewesen 🙂
Nach einer knappen Stunde erreichten wir wieder die Straßenkreuzung mit der Koppel. Diesmal durften die anderen beiden Pferd mit nach Hause fahren, Diana und Devil blieben ganz allein im Wald zurück. Die Beiden genossen ihre Freiheit sichtlich und nach dem ausgiebigen Wälzen waren auch noch ein paar lustige Bocksprünge drin.
Wir waren nicht mehr so dynamisch. Zwar halfen wir auf dem Hof eben noch die Ausrüstung weg zu räumen, waren dann aber froh, in die Marina zurück zu fahren. Eine heiße Dusche und dann die müden Glieder ausstrecken, mehr wünschten wir uns heute nicht mehr 🙂
Liebe Katja,
mit Freude haben wir euren Bericht gelesen. Steuert den Kurs eurer SY Summer so, dass es Euch immer wieder zu uns führt. Wir wünschen Euch eine tollkühne und genussvolle Weiterreise!
Das gesamte PATIO Horse & Lodge – Team