Am Freitag, den 12. August sind wir dann endlich in Southwest Harbor angekommen. Der erste Weg führte uns natürlich zu den heiligen Hallen der HINCKLEY Werft. Da wir wussten, dass unsere CESARINA zum Lackieren vorbereitet werden sollte, fanden wir sie dann auch in der Halle 3, dem Reich von Jeff. Jeff ist seit 25 Jahren für das Lackieren von neuen und neu zu lackierenden Yachten zuständig. Sein Ruf eilte ihm schon voraus. Er solle der wohl beste und erfahrenste Mann an der US Ostküste für top Yachtlackierungen sein. Immerhin werden hier bei Hinckley circa 60 Yachten pro Jahr lackiert, was ja schon einmal eine recht ordentliche Hausnummer ist.
Die ersten Vorarbeiten waren bereits schon erledigt. Das heißt, dass die beschädigten Bereiche in der Außenhaut (Gelcoat) bereits gespachtelt und geschliffen wurden. Was jetzt folgte, kann man getrost als echte Knochenarbeit bezeichnen. Da CESARINA einen sehr dunklen Lack bekommen wird, der dazu auch noch durch vier Extraschichten Klarlack hochglänzend sein wird, muss die Oberfläche absolut eben sein. Diese hohe Qualität erhält man, indem ein relativ grobes Schleifpapier auf ein ca. 1 Meter langes und flexibles Brett geklebt wird und mit dem dann in reiner Handarbeit und mit viel Muskelkraft der gesamte Rumpf abgeschliffen wird. In der Fachsprache nennt man das „Boarding“. Man darf ja nie vergessen, dass wir hier über ein 17,40 Meter langes Schiff sprechen. Da können die Arme ganz schön lang werden. Dazu stehen die Jungs auf stark schwankenden Bretten in luftiger Höhe. Allein dieser Job benötigt circa. 50 Arbeitsstunden. Aber für irgendwelche Kompromisse waren weder Jeff noch wir zu haben. Top Qualität braucht eben eine perfekte Vorbereitung.
Nachdem soweit alle Feinheiten besprochen waren, machten wir uns dann auf die Suche nach unserem Motor, den wir schließlich in der Schlosserei fanden. CESARINA`s „Herz“ stand dort fein säuberlich mit neuem Lack versehen auf dem Boden der Werkstatt. Was für eine Freude mir dieser Anblick bereitet hat, ist kaum zu beschreiben. Die Maschine sah wirklich aus wie neu. Wie viele Stunden hatte ich schon mit Arbeiten an dem Motor verbracht und mich so oft geärgert, dass tief in der Bilge eine übelriechende, ölige Flüssigkeit stand und der Motor aussah, als wäre er schon 20000 Stunden gelaufen. Tatsächlich hat er aber erst 2000 Stunden auf der Uhr. Ich weiß, ich bin in diesen Dingen vielleicht zu pedantisch, aber ich liebe es nun einmal, wenn alles sauber und appetitlich ist. Aus dem Grund haben wir auch die gesamte Bilge neu beschichten lassen und die Maschine gründlich überholen lassen. Folgende Arbeiten an der Maschine wurden in Auftrag gegeben: Maschine ausbauen, reinigen und neu lackieren, Dieselpumpe und Injektoren ausbauen und neu kalibrieren lassen, alle Leitungen, Filter und Schläuche erneuern, Ölwechsel, Impeller wechseln, Ventile einstellen , Anlasser erneuern, Lichtmaschine erneuern, Stoppschalter erneuern, manuellen Stoppschalter installieren, Gas und Schaltzug erneuern, Getriebeöl erneuern etc. Dazu gibt es noch eine neue Dieselfilteranlage und eine neue Bilgenpumpe. Ich freue mich schon, wenn ich den Maschinenraum später einmal als Schmuckstück präsentieren kann, was ich dann auch sicherlich sehr gern tun werde. Einen Maschinenraum von dessen Fußboden man essen kann 🙂 Perfekt eben!
Die Jungs hatten übers Wochenende fleißig am Schiff gearbeitet und alle Unebenheiten am Rumpf durch schleifen, spachteln, schleifen beseitigt. Die vielen weißen Stellen sind alle einmal gespachtelt und geschliffen worden. Dazu gehören neben starken Armen auch sehr gute Augen, Fingerspitzengefühl und eine gehörige Portion Erfahrung.
Schon am Dienstag folgte der nächste Schritt. Nachdem der Rumpf gereinigt und wieder einmal sauber abgeklebt und in Folie verpackt worden ist, hat Jeff dann den sogenannten Primer mit der Spritzpistole aufgebracht. Der Primer hat die Aufgabe, dass der Lack später auch perfekt auf dem Untergrund haften wird. Schon hier konnte man sehen, dass die lackierten Oberflächen so glatt wie ein Baby-Popo waren.
Nachdem der Primer über Nacht durchgetrocknet war, hieß es dann wieder schleifen. Die gesamte Oberfläche musste wieder per Exzenterschleifer angeschliffen werden, um zum einen den Haftgrund für die nächste Farbschicht vorzubereiten und zum anderen eventuelle Pickel auf der Oberfläche zu beseitigen. Am Donnerstag war es dann soweit, dass Jeff den gesamten Rumpf in AWL Grib „Flag Blue“ lackieren konnte. Ganze fünf Farbschichten wurden mit der Spritzpistole aufgebracht, um eine perfekte und lang haltende Schichtdicke zu erreichen. Das klingt so einfach, aber ganz genau das Gegenteil ist der Fall. Man muss bedenken, dass die Flächen sehr groß sind und dort kiloweise Lack gleichmäßig aufgebracht wird. Dazu arbeitet der Lackierer im Vollschutzanzug mit Atemmaske, da er ja sonst wegen der Lösungsmittel ohnmächtig vom Gerüst fallen würde. Dazu muss er noch aufpassen, dass der Lack nicht zu dick aufgetragen wird weil es sonst Läufer und Lacknasen geben würde. Spät am Abend war das Werk dann vollbracht.
Am Freitag Mittag kam ich dann voller Vorfreude in die Halle und glaubte meinen Augen nicht trauen zu können. Jeff war schon wieder dabei die wirklich durchgehend hochglänzend und perfekte Oberfläche wieder mit dem Schleifer zu bearbeiten. Mit einem Lachen in den Augen sagte er mir, er hätte selber das Gefühl, dass dieser Schritt reiner Vandalismus sei 🙂 Auf der linken Seite spiegelte sich die Wand und auf der rechten Seite war schon wieder alles fein matt geschliffen. Aber es ist nun einmal notwendig, weil ich mir mit den zusätzlichen 4 Schichten Klarlack einen Sonderwunsch erfüllt habe. Der Lack soll später einmal so aussehen, als läge er unter einer Schicht aus Glas. Wenn sich das Wasser und die Sonne darin spiegelt, soll es dadurch wunderschöne Licht- und Farbeffekte geben. Das hat sogar den Lackierern gefallen, weil es schon etwas besonderes ist und wohl nur selten bestellt wird. Aber unsere CESARINA ist ja schließlich auch ein besonderes Schiff 🙂
Am Sonntag stand ein weiteres Highlight auf dem Programm. Gegen 11:00 holte uns Renee aus dem Motel ab und wir fuhren gemeinsam zur Werft. Renee ist eine Künstlerin aus Southwest Harbor, die schon seit vielen Jahren die Namenszüge in 24 Karat Gold Leaf auf das Heck von edlen Yachten zaubert. Schon vor einigen Wochen haben wir uns am Schiff getroffen, um über diesbezügliche Vorstellungen und Wünsche zu sprechen. Nach einigen Entwürfen haben wir uns dann auf einen davon geeinigt, der allen Seiten als stimmig erschien. Mittels einer Lage aus einem Durchschreibe-Pergamentpapier zwischen dem Bogen Papier mit dem Schriftzug und dem Heck, hat sie die Umrisse der einzelnen Buchstaben auf das Heck gebracht. Dann kam der künstlerische Akt. Die einzelnen Buchstaben hat sie dann mit einem Pinsel und einer speziellen Tinktur frei Hand ausgemalt. Allein die vielen Rundungen und Bögen über große Strecken so perfekt hinzubekommen ist eine echte Kunst. Nach gut 5 Stunden war es dann vollbracht.
Im nächsten Schritt wird eine dünne Lage aus 24 Gold über die gemalten Flächen mit dem Kleber gelegt und angedrückt. Anschließend werden mit einem weichen Pinsel die überstehenden Goldreste entfernt und in einer Schachtel aufgefangen. Spätestens jetzt zeigt es sich wie präzise und sauber der Pinsel geführt wurde. Renee hat es sehr perfekt hinbekommen. Letztendlich hat sie auch nur einen Versuch. Sonst würde es teuer werden und der Untergrund wäre auch gründlich versaut 🙂
Das perfekte Finish erhält das Kunstwerk dann noch dadurch, dass mit einem Tuch aus Samt die weichen Oberflächen bearbeitet werden. Durch vorsichtige Streichbewegungen unter leichtem Druck auf dem weichen Gold werden feinste Konturen erzeugt, in denen sich das Licht bricht und je nach Lichteinfallswinkel tolle Effekte ergibt. Genau wie bei unserem Lack 🙂 Ganz am Schluss wird das gesamte Heck mit 8 Schichten Klarlack überzogen, um den Schriftzug dauerhaft zu versiegeln. Ich bin der Meinung, dass man es kaum noch perfekter machen könnte 🙂
Wow, ohne Worte, das verlangt nach mehr Bilder, was für ein Traum!
Wir sind nach 23 Tagen auf See in Kupang Indonesien angekommen. Der Schlag von Noume hier hoch war spannend, ins besondere die 30kn, gusting 35 im Barrier Reef von Australien, nach ein paar Stunden hat man gar nicht mehr gemerkt, dass man mit 7kn+ und 2m steiler Welle hinter einem durch das Reef gesurft ist.
Euch alles Gute
Constantin