Irgendwie waren wir im Laufe der Woche zur richtigen Zeit am richtigen Ort (in diesem Fall die Tauchbasis) gewesen und hatten dadurch zwei Plätze für den begehrten Tauchausflug mit der Bussard für den heutigen Tag ergattert.
Die BUSSARD ist ein waschechter Krabbenkutter, wie er heute noch von Fischern in der Ost- und Nordsee eingesetzt wird. Von Frierichskoog aus wurde das Schiff im Jahr 2006 nach Gran Canaria und schließlich Ende 2008 nach La Palma überführt. Sie war uns schon während unseres Aufenthalts in Tanzacorte aufgefallen.
So hieß es früh aufstehen, denn schon um Viertel nach acht stand Caro vor dem Hafeneingang, um uns abzuholen. In der Tauchbasis trafen wir den Rest der Gruppe, von denen wir bisher nur Raphael kannten. So waren auch fünf Nicht-Taucher mit von der Partie, die einfach einen netten Bootsausflug genießen wollten.
Nach einer Stunde Fahrt erreichten wir die Marina Tazacorte und verstauten unsere Ausrüstung auf der Bussard. Und dann ging es auch schon los. Die See war glatt wie ein Ententeich und die Sonne strahlte vom Himmel. Endlich waren wir mal wieder auf der Sonnenseite der Insel 😉
Schon nach 20 Minuten Fahrt hieß es für die Taucher: Ausrüstung vorbereiten, umziehen und fertig machen zum Tauchen. Am ersten Tauchplatz „la Bombia“ würden wir zu fünft ins Wasser gehen: Raphael, Frank (Name von der Redaktion geändert :-)), Dietmar, unser Guide Ronni und ich. Frank war für uns alle noch ein unbeschriebenes Blatt, da bisher niemand mit ihm zusammen getaucht hatte. Irgendwie hatte ich schon während des Vorbereitens der Ausrüstung ein komisches Gefühl. Raphael erging es wohl ähnlich denn er musste Frank tatkräftig unterstützen als es darum ging, die Flasche an das Jacket und den Lungenautomaten anzuschliessen. Ich bin ja noch ziemlich am Anfang meiner Tauchkarriere, aber das was Frank da so machte, kam mir ziemlich spanisch vor. Zum krönenden Abschluss schnallte er sich noch ein 25 Zentimeter langes Tauchmesser um die Wade. Das konnte ja spannend werden 🙂
Die Bussard hatte den ersten Tauchplatz erreicht und mit einem großen Schritt durch die Seitentür ging es ins Wasser. Beim Abtauchen zeigte uns Frank seine beeindruckende Technik und verschwand heftig paddelnd in der Tiefe.
Der Tauchgang wird uns wohl noch lange in Erinnerung bleiben, denn irgendwie war heute alles anders. Kurz nach dem Abtauen sahen wir auf einer Sandfläche einen großen Rochen. Langsam und vorsichtig tauchten wir näher heran, denn niemand wollte das Tier verscheuchten oder Sand aufwirbeln. Doch Frank gelang es mühelos, das Tier in die Flucht zu schlagen, indem er immer noch heftig paddelnd einen wahren Sandsturm unter Wasser auslöste 🙁
Einige Minuten später waren wir plötzlich nur noch zu Dritt. Erstaunt und etwas unsicher vereinbarten wir erstmal zu warten und zusammen zu bleiben. Wohin waren Frank und Ronni verschwunden? Die Sicht reichte leider nicht bis zur Wasseroberfläche. Nach einer gefühlten Ewigkeit näherten sich zwei Taucher von oben. Schon von Weitem konnte man sehen, dass die Beiden nicht einer Meinung waren denn Ronni hatte Frank an seiner Flasche im Schlepp. Wir folgten mit einem gewissen Sicherheitsabstand und setzten den Tauchgang fort. Von der Unterwasserwelt bekam ich eigentlich nichts mehr mit, zu faszinierend waren die Szenen, die sich vor uns abspielten. Zwischenzeitlich hatte Ronni Frank mit an seine Notfall-Luftversorgung (Oktopus) genommen. Immer wieder konnte man die Beiden unter Wasser ordentlich „diskutieren“ sehen. Oder Ronni zog Frank wie ein trotziges Kind an seinem Oktopus hinter sich her.
Nach dreißig Minuten beendete Ronnie das Trauerspiel und wir tauchten auf. Die Bussard war direkt zur Stelle und schnell waren alle Taucher und Equipment wieder an Bord. Was genau dort unter Wasser passiert war, ist im Detail kompliziert zu erklären. Eines aber lässt sich sicher sagen: Unser Taucher Frank hatte wohl nicht die Qualifikationen, die er in der Tauchschule angegeben hatte und war mit sich, seiner Ausrüstung und seiner Umgebung völlig überfordert. Damit hätte er sehr schnell eine Gefahr für sich und alle anderen Taucher werden können. Für ihn war somit der Tauchausflug für heute zu Ende und Ronni nahm ihn für ein ernstes Gespräch nocheinmal extra zur Seite, nachdem er sich etwas beruhigt hatte 🙂 Ein solcher Tauchgang ist auch für den Guide kein Vergnügen 🙁
Nach einer Stunde gemütlicher Bootsfahrt hatten sich die Gemüter wieder beruhigt und wir erreichten den nächsten Tauchplatz „Carbo Verde“. Hier hat die Lava unter Wasser drei große Torbögen geschaffen. Der zweite Tauchgang verlief im Verhältnis zum Ersten völlig ereignislos und entspannt. Mehrere Muränen, eine großer Riffbarsch, Schwärme von Trompetenfischen und allerlei anderes Getier konnten wir beobachten.
Zurück auf der Bussard erwartete uns schon ein gedeckter Tisch. Leckere spanische Tapas wie Patatas arrugadas mit Mojo rojo oder Mojo verde zu gegrilltem Hühnchen schmeckten auf See nach den Tauchgängen doppelt so lecker wie sonst an Land. Auf unserem Rückweg nach Tazacorte kamen dann auch die Nicht-Taucher auf ihre Kosten, als eine große Schule Delfine und drei Grindwale unseren Weg kreuzten.
Frank bleib auch während der nächsten Tage noch unser Gesprächsthema. Besonders nachdem einer seiner Freunde Dietmar erzählt hatte, dass sie schon lange nicht mehr mit ihm tauchen gehen, da es ihnen zu gefährlich sei. Frank sei ja leider unbelehrbar. Da kommt man aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus. Ein kleiner Hinweis an die Tauchschule vor dem Ausflug wäre wirklich hilfreich gewesen. Gut, dass nichts passiert ist, solche Situationen können leicht gefährlich werden. Wir hatten in den nächsten Tagen auf jeden Fall unseren „Running Gag“ und konnten so wenigstens darüber lachen. Frank, wir werden Dich niemals vergessen 🙂