Von Bequia nahmen wir nicht gern Abschied, besonders da das auch erstmal ein Abschied von der Crew der SY VIA sein würde. Aber es nützt ja nichts 🙂 So klarierten wir am Morgen aus und füllten unseren Kühlschank nochmals mit frischem Obst und Gemüse vom Markt. Auf dem Rückweg fuhren wir mit dem Dinghi noch bei der VIA vorbei, um Tschüss zu sagen. Jörg wartete seit gestern immer noch auf den Techniker, der oben im Mast die neue Funkantenne anbringen sollte. Reparieren ist ja Dietmars große Leidenschaft und es dauerte nur eine kurze Weile, bis die Reparaturleidenschaft seine Höhenangst besiegt hatte 🙂 So zogen Jörg und Vincent ihn in den Mast hinauf, während ich entspannt im Cockpit mit Kathrin Tonic Water trank 🙂 Keine halbe Stunde später war die Antenne befestigt und mein Kapitän wieder wohlbehalten unten an Deck angekommen. Sichtlich zufrieden gönnte er sich noch einen Fruchtpunsch, bevor wir uns auf den Rückweg zur CESARINA machten.
Gegen zwölf Uhr war der Anker an Deck und wir somit wieder unterwegs. Jörg schaute mit Vincent noch einmal mit dem Dinghi vorbei und schoss ein paar Fotos. Wir sind schon ganz gespannt, wie sie geworden sind 🙂 Da werden wir uns zwar noch ein bisschen gedulden müssen, aber wir werden uns in der nächsten Zeit sicher noch mehrmals über den Weg segeln.
Wie geplant segelten wir erst einmal in Richtung Westen, damit wir noch einen Blick von der Wasserseite auf das Moonhole werfen konnten. Als alle Fotos im Kasten waren, bogen wir in Richtung Nord nach Saint Vincent ab. Wieder mussten wir hart am Wind segeln :-(, aber heute war es nicht besonders weit. Keine zwei Stunden später hatten wir die Abdeckung der Insel Saint Vincent erreicht und näherten uns der Wallilabou Bay. Hier hatten wir vor zehn Jahren schon mit der SY SKORPIO während unserer Hochzeitsreise vor Anker gelegen und die Bucht hatte uns sehr gut gefallen. Hier waren auch Teile des ersten Films „Fluch der Karibik“ gedreht worden und eine kurze Wanderung entfernt sollte es einen schönen Wasserfall geben. Aber wir waren anscheinend nicht die Einzigen, die die Nacht in dieser Bucht verbringen wollten. Vor dem Strand lagen die Boote wie einer Marina dicht nebeneinander. Hier ankert man nahe vor dem Ufer und wird dann zusätzlich mit einer Landleine an einen Baum oder Felsen fixiert. Die Enge schreckte uns ab. Das war ja wie in einer Sardinenbüchse. Auch konnten wir uns nicht vorstellen, wie wir unsere CESARINA rückwärts in eine der engen Lücken bugsieren sollten. Das Problem war unsere eingespielte Arbeitsteilung. Normalerweise steuerte ich, während Dietmar den Anker hinunter lässt. Und so gut kann ich beim besten Willen noch nicht mit unserer Lady rückwärtsfahren 🙁
Also fuhren wir weiter. In der nächsten Bucht war das Prozedere dasselbe, aber es lagen bisher erst wenige Yachten vor Anker. Irgendwann würden wir es wagen müssen, warum also nicht gleich heute. Dann hatten wir es hinter uns. Natürlich war ein netter Boatboy zur Stelle, der uns an die passende Stelle geleitete und dann unsere Leine an einem Schilderpfosten an Land festknotete. Hat doch gar nicht wehgetan 🙂 und direkt im ersten Versuch gut geklappt. Zwar mussten wir unsere Ankerkettenlänge noch etwas korrigieren, als die CESARINA mit dem danebenliegenden Katamaran auf Kuschelkurs gehen wollte, aber das war auch schon alles 🙂
So sicher vor Anker liegend konnten wir den Boatboys nicht mehr entgehen, die hier in großer Zahl an die Bordwand klopften. Naja, man ist ja nicht so….eine Corossol (große grüne Frucht mit Stacheln) konnten wir schon noch gebrauchen. Auch ließen wir uns überreden, eine Kette für Dietmar und für mich zu erstehen. Aber irgendwann war es dann auch genug. Den letzten Boatboy wurden wir nur los, als wir ihm eine Dose Bier opferten. Hier war es schon etwas anstrengend, aber die Leute sind arm und brauchen Geld. Deshalb bemühen wir uns auch möglichst großzügig zu sein, ohne aber auf Unverschämtheiten einzugehen oder Dinge zu kaufen, die wir nicht brauchen.
Am nächsten Morgen wollten wir recht früh los, da wir im Hellen und nicht zu spät die Marigot Bay auf Saint Lucia erreichen wollten. Leider war der Boatboy, der gestern unsere Leine so ordentlich an dem Schild befestigt hatte, nirgendwo zu erspähen. So mussten wir also für unsere Abfahrt noch ein zweites Mal investieren 🙁 Manchmal fühlt man sich doch ein bisschen über den Tisch gezogen, aber es ist immer noch deutlich günstiger als ein Liegeplatz an der Algarve im Sommer 🙂
Kaum hatten wir die Landabdeckung von Saint Vincent verlassen, saßen wir wieder in der Waschmaschine. Nur sauberer wird man von dem Salzwasser sicherlich nicht. Dietmars Segelhose konnte mittlerweile schon alleine stehen wenn er sie abends auszog und die weißen Salzkristalle rieselten auch überall hin :-(. Der Wind zwang uns heute sogar zum Kreuzen und mir schlug der Segeltag wieder etwas auf den Magen. So waren wir beide froh, als endlich unser Ziel in Sichtweite kam. Etwas besorgt sah ich ein Boot nach dem anderen in der kleinen Bucht verschwinden. Ob da wohl noch ein Plätzchen für uns frei sein würde? Vom ersten Boatboy erhielten wir die Auskunft, hinten in der Marina wäre schon alles belegt. Wir könnten ja hier direkt an seine Mooring gehen. Das wollten wir aber erst selber sehen und steuerten die CESARINA an den vielen Booten vorbei, die draußen vor der Marina lagen. Und welch ein Wunder, in der Marina waren noch Moorings frei. An denen verdienen die Boatboys nämlich nichts, sondern die Marina. So ist es natürlich ihr größtes Interesse, zuerst ihre Moorings zu belegen. Aber so leicht lassen wir uns nicht mehr reinlegen.
Bei der ARC hatten wir einen Gutschein für drei Nächte in der Marina als Preis für das älteste Schiff der Flotte bekommen und den wollten wir jetzt einlösen. Denn nicht nur der Liegeplatz war im Preis enthalten, auch ein Teil der Hotelanlage darf von den Seglern mit benutzt werden. Die gut geschützte Bucht ist sehr idyllisch, eine Seite ist dicht mit Mangroven bewachsen und eine kleine Landzunge mit Palmen schützt vor Wellen und Schwell vom offenen Meer. Da hatten wir uns für den Jahreswechsel ein schönes Plätzchen ausgesucht. Zwar waren wir nicht allein und am nächsten Tag kamen noch mehr Boote in die Bucht, aber trotzdem fühlten wir uns sehr wohl.