Die SY INFINITY war schon zwei Stunden vor uns auf Porto Santo angekommen und hatte sich entschieden, nicht zu ankern, sondern lieber im Yachthafen festzumachen. Die JOY OF LIFE erwarteten wir erst für den späten Nachmittag, da sie wegen ihres gerissenen Großfalls nur noch mit dem Vorsegel deutlich langsamer unterwegs war.
So nahmen wir uns erstmal etwas Zeit für uns, in Ruhe anzukommen und etwas auszuspannen. Dietmar machte das Dinghi startklar und schaute bei der INFINITY vorbei. Ich hatte mich entschieden, auf unserer SUMMER zu bleiben und einen ersten Badeversuch zu unternehmen. Ob hier das Wasser endlich so warm war, dass ich mich ins Wasser wagen würde? In Spanien hatte ich ja einen Rückzieher gemacht. Etwas unentschlossen stand ich hinten auf der Badeplattform und testete mit dem großen Zeh die Wassertemperatur. Eigentlich ganz angenehm oder doch zu kalt?!?
Um Zeit zu gewinnen, klappte ich erstmal die Badeleiter aus. Schneller als ich gucken konnte, verschwand die Sicherungsschlaufe der Badeleiter im Wasser. Da half nur ein beherzter Kopfsprung, sonst wäre das dämliche Teil auf nimmer Wiedersehen verschwunden. Manchmal ist es echt schön, wenn einem eine Entscheidung abgenommen wird. Im Wasser war es dann einfach herrlich!
Während ich so meine Runden um die SUMMER drehte, ließ die JOY OF LIFE direkt neben uns ihren Anker fallen. So konnte ich vom Wasser aus beobachten, wie „Quax, der Bruchpilot“ von Bord ging. Denn seit drei Tagen reisten Jana, Alia und Lars nicht mehr allein. 15 Seemeilen vom portugiesischen Festland entfernt war eine völlig entkräfte Taube auf der JOY OF LIFE notgelandet und reiste seitdem notgedrungen mit nach Porto Santo. Über Funk hatten wir schon allerhand von dem kleinen Kerl gehört.
Wie sich kurze Zeit später herausstellten, wollte Quax das Luxus-Hotel „JOY OF LIFE“ aber nicht kampflos verlassen. Wer sollte ihm denn dann mehrmals täglich die liebgewonnenen Sonnenblumenkerne servieren? Außerdem war der Zimmerservice wirklich hervorragend gewesen. Nach einem kurzen Zwischenstopp an Land steuerte er zielstrebig wieder Richtung Katamaran. Wir brauchten fast einen ganzen Tag, um den kleinen Kerl dazu zu bewegen, wieder an Land zu fliegen. Zwischenzeitlich versuchte er sogar bei uns sein Glück. Anfangs fand Dietmar ihn auch noch echt niedlich. Als er aber dann das Deck schrubben musste, hörte der Spaß auf 🙂
Wenn das Wasser so einladend ist, gibt es auch Arbeiten auf einem Boot, die dann zu einem echten Vergnügen werden. So verlängerte ich am nächsten Tag meine Badezeit, indem ich noch sehr fleißig unseren Wasserpass abschrubbte. In der Zeit hatte Dietmar eine weitaus unangenehmere Aufgabe: Er reinigte die eine Bakskiste inklusive aller darin gelagerten Dinge von den schmierigen Resten einer ausgelaufenem Öldose. Und da dann praktischerweise auch der Tauchkompressor zur Reinigung auf dem Deck stand, wollte er gleich mal unsere Tauchflaschen füllen. Der Teufel steckte wie üblich im Detail: Eine kleine defekte Dichtung machte die Schweinerei perfekt. Dietmar und das Deck waren mit tausend kleinen Öltropfen verziert. So dauerte es ein Weilchen, bis Dietmar am Ende mit zwei gefüllten Tauchflaschen als Sieger aus dem Duell hervorging. Der wirkliche Verlierer war aber sein blau-weiß-gestreiftes Polo-Shirt. Dem werde ich wohl nicht mehr helfen können.
Die Nacht vor Anker war recht unruhig, da die Summer in der Welle von einer Seite zur anderen schaukelte und immer wieder Wasser unter das Heck klatschte. So überlegten wir am nächsten Morgen, ob wir uns nicht eine ruhige Nacht im Hafen gönnen sollten. Aber zuerst stand eine Taxi-Tour über die Insel auf dem Programm. So düsten wir zu siebt im Großraumtaxi in den nächsten drei Stunden über die karge Insel. Unser Taxifahrer gab einen guten Fremdenführer ab und erzählte uns viel Wissenswertes über Porto Santo.
Am frühen Nachmittag beendeten wir unsere Tour in der Stadt, um noch eine Kleinigkeit zusammen essen zu können. Außerdem wollten wir noch Farben kaufen, um uns auf der Hafenmauer mit einem kunstvollen Gemälde zu verewigen, wie es schon viele Segler vor uns getan haben. Nachdem wir alles erledigt hatten, marschierten wir am Strand entlang zurück zum Hafen.
Schon vom Ufer aus konnte man sehen, dass die vor Anker liegenden Boote heftig in der Welle schaukelten, viel stärker noch als am Morgen. Außerdem frischte der Wind merklich auf und tiefschwarze Regenwolken waren am Horizont zu sehen. So machten wir uns im Hafen zuerst auf den Weg zum Hafenmeister, um nach einem Liegeplatz für die kommende Nacht zu fragen. Das Glück war uns hold, für uns war noch ein Plätzchen frei. Dann mussten wir ja nur noch die SUMMER holen 🙂
Unterwegs im Dinghi stellten wir fest, dass die Welle, die vom Ufer schon recht hoch ausgesehen hatte, aus dieser Perspektive noch unfreundlicher aussah. Egal wie Dietmar sich bemühte, wir hatten keine Chance. Bis wir die SUMMER erreichten, waren wir nass bis auf die Unterwäsche 🙁 Endlich angekommen, gestaltete sich der Einstieg in die heftig in der See stampfende SUMMER auch als eine echte Herausforderung. Endlich an Bord machte ich Fender und Leinen hafenfertig, während Dietmar den Anker einholte. Mittlerweile hatte der Wind auf gut 20 Knoten aufgefrischt. Deshalb waren wir diesmal sehr froh, dass man uns am Steg schon erwartete. Dort standen sogar mehr Menschen als wir Leinen zu vergeben hatten. So waren wir schon kurze Zeit später sicher und fest vertäut und konnten uns auf eine ruhigere und entspannte Nacht freuen.