Kategorie-Archiv: Madeira

Drei Tage und 19 Stunden – ein Rückblick

Am Tag unserer Abreise habe ich noch versprochen, Euch auch von unterwegs aus auf dem Laufenden zu halten. Aber auf dieser Tour ist mir mal wieder die Seekrankheit dazwischen gekommen 🙁  So wurde nichts aus dem geplanten Blog-Schreiben. Auch all die leckeren Sachen, die ich eingekauft und vorbereitet hatte, gingen zum größten Teil in Dietmars Magen 🙂 Mein Motto dieser Überfahrt: Mit der Segel-Diät zur Traumfigur 🙂

Aber jetzt mal von Anfang an. Donnerstagmittag verließen wir pünktlich die Marina von Quinta do Lorde und segelten in Richtung Osten von Madeira. Als wir die Landabdeckung hinter uns gelassen hatten, zeigte sich der Atlantik von seiner rauen Seite mit einer knapp drei Meter hohen Welle schräg von vorne. Der angesagte Nordostwind wurde im Windschatten von Porto Santo leider in Richtung Nord abgelenkt und wir mussten uns mühsam hoch am Wind an der Nordseite von Madeira vorbeikämpfen.

Immer wieder drückten uns die Wellen aus dem Kurs und „Otto“, unser zuverlässiger Autopilot, steuerte kräftig dagegen. Dies führte zu einem schwer verdaulichen Schaukelkurs, der mir deutlich auf den Magen schlug :-(. Aber das war noch nicht alles. Immer wieder widersprach die Schiffsbewegung der Wellenbewegung und unsere SUMMER wurde hart abgebremst oder hing plötzlich mit dem Bug in der Luft. Die zum Teil kräftigen Windböen sorgten immer wieder für wechselnde Schräglagen. Perfekt war unsere Achterbahn-Fahrt.

Der Lärm im Schiff war beeindruckend. Eigentlich war alles gut verstaut, aber unsere SUMMER sortierte alles wieder neu. Auch unser Schutzengel wurde kräftig durchgeschüttelt 🙂

Wir liefen nur mit Fock und 30 % des Großsegeln gleichmäßig zwischen fünf und sieben Knoten. Nachdem wir Madeira hinter uns gelassen hatten, konnten wir die Segelstellung bis zur östlichsten Azoreninsel Santa Maria unverändert lassen. Eigentlich war also alles prima, wenn nur das „Wellen-Gehopse“ und „Rechts-Links-Gerolle“ nicht so anstrengend wäre. Keinen Schritt konnte man sich bewegen, ohne sich mit mindestens einer Hand irgendwo ordentlich festzuhalten. Das Deck wurde alle paar Minuten kräftig mit Meerwasser geflutet. Wir hatten es uns schon länger unter Deck gemütlich gemacht und freuten uns darüber, dass man mit einer Decksalonyacht auch von Drinnen alles gut im Blick hat.

So musste Dietmar auf dieser Tour wieder den gesamten Service übernehmen, während ich es mir in meiner Lieblingsecke im Salon gemütlich gemacht hatte. Im Essen aufwärmen ist mein Kapitän schon nicht mehr zu schlagen 🙂 und meistens bin ich ja auch nach zwei bis drei Tagen wieder fit.

Am Sonntagabend entschieden wir gemeinsam, nicht noch 200 Seemeilen weiter bis nach Faial durchzusegeln, sondern die erste mögliche Insel anzulaufen: Santa Maria. Um nicht morgens um drei in der Dunkelheit dort im Hafen anzukommen, reduzierten wir die Segelfläche noch weiter und bummelten mit vier bis fünf Knoten unserem Ziel entgegen. Am Montagmorgen um acht Uhr sind wir dann nach 517 Seemeilen endlich angekommen :-).

 

 

Auf zu den Azoren

Verhungern werden wir in den nächsten Tage sicher nicht 🙂 Gestern haben wir noch ordentlich Obst, Gemüse und andere Leckereien eingekauft. Jetzt ist alles sicher für die Überfahrt in den Schapps verstaut.

Sicherheitshalter habe ich für die ersten Tage auf See auch noch vorgekocht, da ich ja meiner „Seefestigkeit“ zu Beginn einer windigen Überfahrt immer noch etwas misstrauisch gegenüber stehe :-).  Und natürlich klebt das „Anti-Seekrankheitspflaster“ auch schon hinter meinem Ohr. Dann sollte wohl nichts mehr schief gehen.

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Gleich geht es also los zu den Azoren. Die Wettervorhersage sieht super aus und wir hoffen auf eine schnelle und angenehme Überfahrt ohne besondere „Abenteuer“. Wir werden Euch natürlich über die Internetseite mit den Positionsreports und kurzen Blogs auf dem Laufenden halten. Leider wie immer ohne „ä,ö,ü und ß“ , da sich die Buchstaben per Funk nicht übertragen lassen. Wir hoffen, Ihr habt trotzdem Euren Spaß 🙂

Welcome back to Madeira

Die Zeit in Deutschland ist wie immer „wie im Flug“ vergangen und heute ging es schon wieder zurück mit Air Berlin von Düsseldorf nach Madeira, zurück zu unserer SUMMER. Eine Woche hat sie es ohne uns aushalten müssen 🙁 und das sah man ihr auch an. Anscheinend war in der letzten Woche ein kleiner Sandsturm über Madeira gezogen und hatte alles mit einer dunkelbraunen Sandschicht überzogen. Den Sand hat der Calima aus der Sahara über den Atlantik bis nach Madeira transportiert. Für die bessere Haftung ist wohl auch ein klein wenig Regen im Spiel gewesen, genau so viel, dass sich der Sand perfekt auf allen weißen und polierten Oberflächen festsetzen konnte.

Bevor Dietmar das erste mal überhaupt unter Deck ging, verpasste er seiner SUMMER erstmal eine ausgiebige Wäsche, während ich die zwei großen Reisetaschen unter Deck auspackte. Wie immer hatten wir uns bemüht, die erlaubte Gepäckmenge von 23 Kilo voll auszunutzen. 22,5 Kilo hat unsere eine Reisetasche auf die Waage gebracht :-). Die andere Tasche war für solche Mengen aber einfach zu klein. Im meinem Rucksack hatten noch zwei Kilo frische Erdbeeren und 2 Kilo Spargel Platz gefunden. Die Gepäckkontrolle hatte sicher beim Durchleutchen unserer Taschen kräftig den Kopf geschüttelt 🙂

Schon in Deutschland hatten wir beschlossen, möglichst bald in Richtung der Azoren aufzubrechen. Und das Wetter verspricht für den Törn perfekt zu werden. Noch immer weht der Wind stabil aus Nordost und eine Änderung ist nicht in Sicht. Morgen werden wir die Einkäufe erledigen und Donnerstag gegen Mittag wollen wir uns auf den Weg machen 🙂

 

 

Azoren-Wetter :-(

Seit wir auf Madeira sind, beobachten wir das Wetter, denn der nächste Schlag zu den Azoren ist mit knapp 700 Seemeilen recht lang.

Ein Tiefdruckgebiet nach dem anderen zog in den letzten Wochen an den Azoren vorbei und brachte viel Wind oder auch Sturm oder Orkan und unerfreulich hohe Wellen mit. Für uns war ja sowieso klar, dass wir erst nach unserer Rückkehr aus Deutschland lossegeln konnten, aber bisher hätte sich für uns auch kein akzeptable Wetterfenster gezeigt 🙂

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Zur Erklärung der Wetterkarte:

Wir möchten gern von der grünen Markierungsnadel (unten rechts im Bild)  zur Roten (oben links im Bild) segeln (schwarze Linie). Die Farben in der Karten stellen den Wind zu einem bestimmten Zeitpunkt dar. Von Blau, über Grün bis hin zum Orange/Rot nimmt der Wind zu. Die Zahlen rechts neben den kleinen Wettersymbolen in der Karten geben die Windstärke in Böen an und die Pfeile die Windrichtung. Die Zahl über den kleinen Wettersymbolen gibt die Wellenhöhe an.

So hätten wir an diesem Tag ganz schön kräftig ( bis zu 47 Knoten) Wind auf die Nase bekommen. Das will ja nun wirklich niemand 🙂

Aber ab heute war es das 🙁 Fünf Tage optimale Bedingungen, Wind zwischen 10 und 20 Knoten aus der richtigen Richtung und kaum Welle. Was sollte das jetzt?

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Heute Abend sitzen wir im Flieger nach Deutschland. Können wir das Wetter nicht vielleicht eine gute Woche verschieben?

Reisevorbereitungen

Wenn es nach Deutschland geht, muss vorher viel erledigt werden. Nicht nur, dass sich bei meinen Eltern schon die Pakete stapeln, die wir im Vorfeld im Internet bestellt haben, auch reisen immer nutzlose Dinge, die zum Wegschmeißen oder Verschenken einfach zu schade sind, wieder mit zurück. So ist es immer eine gute Gelegenheit, mal ganz gründlich klar Schiff zu machen 🙂

Auf der anderen Seite will man ja auch den Leuten, die man nach langer Zeit mal wieder trifft, etwas mitbringen 🙂 Madeira hat ja mit dem Madeirawein und verschiedenen anderen Leckereien viele Möglichkeiten, anderen eine ungewöhnliche Freude zu machen.

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Da Shoppen (mit wenigen Ausnahmen, die im Allgemeinen vier Räder oder einen Rumpf haben) nicht so Dietmars Sache ist, fuhr ich heute Nachmittag alleine nach Funchal. Nach meinem letzten Einkauf in der Markthalle war ich auf der Hut. Hier würde ich zwar alles bekommen, was ich mitnehmen wollte, aber würde der Preis auch passen oder würde ich mich nachher wieder ärgern?

In der Stadt angekommen fiel mir gleich das riesige Kreuzfahrschiff im Hafen aus. Heute war hier richtig Trubel. So war ich wenigsten nicht das einzige Opfer und konnte mich an den Marktständen in Ruhe umschauen.

Nach meiner letzten Einkaufserfahrung machte ich erstmal einen Bummel über den Markt, um die Preise zu vergleichen. Eigentlich sind alle Waren ausgezeichnet, aber viele Schilder sind liebevoll so zwischen den Waren drapiert, dass man den Preis nicht lesen kann. Oder die Schrift ist extra klein und undeutlich 🙂 Die Preisspannen waren wirklich beeindruckend. Für ein Kilo Annona konnte man zwischen einem und zehn Euro bezahlen. Und es war nicht so, das die Teuren die bessere Qualität hatten und andersherum.  So kaufte ich zwei große Annona und musste dafür einen Euro berappen, außerdem nahm ich noch ein Kilo Maracujabananen für knappe drei Euro mit. Die durfte ich mir sogar selber aussuchen, so dass nur ganz besonders schöne Früchte in meine Tüte wanderten . So machte Einkaufen Spaß.

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So kann ich jedem, der mal nach Madeira und nach Funchal kommt, die Markthalle sehr empfehlen, denn mit offenen Augen hat man hier unglaublich viel Auswahl und super Qualität auch zu vernünftigen Preisen 🙂

Nach zwei Stunden hatte ich alle Einkaufe erledigt und fuhr zurück zum Hafen. Zum Einpacken ist ja morgen noch genug Zeit. Heute Abend werden nochmal fleißig Emails geschrieben, der Blog aktualisiert und der Newsletter verschickt. Ein gutes Gefühl, wenn alles auf Stand ist, bevor man verschwindet. Morgen am Vormittag wollen wir noch gemeinsam das Boot schön sauber machen, die letzte Wäsche waschen und pünktlich um 17 Uhr wird unser Flieger in Richtung Düsseldorf abheben.

 

 

 

 

 

Tauchen satt und Natur pur

Zwei Tage voller Unterwasser-Abenteuer lagen vor uns. Gestern hatten wir beide die theoretische Prüfung für den Nitrox-Schein gemacht und bestanden :-). Heute durften wir das erste Mal die Vorteile von Nitrox in der Praxis ausprobieren.

Aber zuerst für alle Nicht-Taucher eine kleine Erklärung, was Nitrox überhaupt ist. Man bezeichnet alle Gasmischungen als Nitrox, die einen höheren Sauerstoffgehalt (>21%) als Luft haben. Wenn man damit taucht, gibt es (wie fast immer) Vor- und Nachteile, die man kennen und beachten muss. Zum Beispiel kann man längere Zeit in Tiefen zwischen 20 und 30 Metern tauchen, und genau das wollten wir heute machen 🙂

Gegen neun Uhr fuhren wir mit dem Boot Richtung Leuchtturm und heute präsentierte sich der Tauchplatz strömungsfrei und klar von seiner schönsten Unterwasser-Seite :-). Somit hatte Dietmar auch optimale Bedingungen zum Fotografieren. Und das ist uns alles über den Weg geschwommen:

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Ein großer Bärenkrebs

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Ich mitten in einem Schwarm Sadinen

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Eine grüne Anemone
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Ein Adlerrochen schwebt vorbei

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Der „blauäugige“ Einsiedlerkrebs beäugt uns kritisch

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Eine Putzergarnele

Mittlerweile fühlen wir uns beide unter Wasser pudelwohl, da ist dann auch schon mal etwas Unfug angesagt. Die nächsten gestellten Fotos werden wir aber doch etwas dekorativer gestalten 🙂

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Auch der zweite Tauchgang an diesem Freitag war eindrucksvoll und entspannt. Auch wenn es jedes Mal viel Überwindung kostet nach der vorgeschriebenen Oberflächenpause von ungefähr einer Stunde wieder in den nassen und kalten Anzug  zu steigen. Besonders der Moment bevor man rückwärts mit James-Bond-Rolle wieder ins Wasser eintaucht und genau weiß, gleich läuft einem das Wasser wieder eiskalt den Rücken herunter…grrrrrr……brrrrrrr……..kein schönes Gefühl.

In der Marina wartete dann aber schon die warme Dusche und wir saßen danach noch lange zusammen in der Sonne. Morgen wollen wir an der Küste der Islas Desertas tauchen und das musste natürlich geplant werden. Die Inseln befinden sich in einem Naturschutzgebiet, das nur mit vorheriger Genehmigung betreten werden darf. Nach einigen Telefonaten bekamen wir die erforderliche Freigabe und verabredeten, morgens um neun Uhr mit dem Tauchboot von der aus Marina zu starten.

Nach einer Stunde Fahrt hatten wir am nächsten Morgen unseren ersten Tauchplatz erreicht. Vor einer beeindruckenden Felswand mit großen Höhlen gingen wir das erste Mal ins Wasser.

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Unter Wasser war die Sicht zum Teil etwas getrübt, da die letzten Tage ein heftiges Tief mit Wind und Welle im Norden vorbei gezogen war. Trotzdem war es wieder ein Vergnügen. Nur die Mönchsrobben, die hier auf der Insel leben und auf der roten Liste stehen, sind uns weder über noch unter Wasser begegnet.

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Nach den Tauchgängen ging es mit dem Dinghi zum Picknicken an Land. So hatten wir auch die Gelegenheit, das Besucherzentrum und den kleinen Rundweg anzuschauen.

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Die Zeit verging an diesem besonderen Tag viel zu schnell und es wurde bald Zeit nach Madeira zurück zu fahren. Während der Bootsfahrt hielten wir alle Ausschau nach Walen oder Delfinen, entdeckten dann aber etwas ganz anderes: eine „Unechte Karettschildkröte“.

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Wenig später hatten wir Madeira und die Marina Quinta do Lorde wieder erreicht.

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Gemeinsam räumten wir noch das Tauchboot leer und entsalzten unsere Sachen mit Frischwasser. Den eigentlich für den späten Abend geplanten Besuch des Zitronenfestes in Santana ersetzten wir durch einen netten Videoabend. Ein weiteres Fest nach einem solchen Tag wäre einfach zu viel des Guten gewesen 😉

 

Getrennte Wege

Jetzt stand ich hier oben auf der Klippe und schaute Dietmar hinterher, der auf das Meer hinaus segelte. Sollte mir das zu denken geben?

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Nein, Ihr braucht Euch keine Sorgen machen. Dietmar hatte für den heutigen Nachmittag eine Einladung zum Mitsegeln von unseren französischen Nachbarn auf deren 43er Nauticat „PHILIA“  angenommen. Bei ordentlich Wind wollten die beiden Herren Dietmar draußen die Vor- und Nachteile des Besan-Segels zeigen. Aber heute Abend sind wir natürlich wieder vereint 🙂

Mich zog es dann doch eher in die Berge, genauer gesagt auf den höchsten Berg Madeiras, den Pico do Arieiro.

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Durch malerische, grüne Täler ging es zuerst nach Ribeiro Frio. Mitten im Lorbeerwald am Ufer des gleichnamigen Flusses kann man eine kurze Wanderung zu einem Aussichtspunkt unternehmen. Durch blühende Apfelbäume ging es recht steil bergauf. Eigentlich gar nicht das, was ich so liebe.

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Aber wenig später wurde der Weg eben und führte zwischen Felswänden hinein in den Wald.

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Keine zehn Minuten später war die Wanderung auch schon wieder vorbei 🙁 Das war sogar mir etwas zu wenig, aber die Aussicht war wirklich beeindruckend und sogar mit musikalischer Untermalung, denn zwei junge Männer spielten hier oben Didgeridoo. Das passte erstaunlich gut hierher. Ich ließ mich in der Sonne nieder und genoss Musik und Aussicht.

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Zurück in Ribeiro Frio brauchte ich nur ein kurzes Stück der Straße folgen, um zu der bekannten Forellenzucht zu gelangen. Die Forellen werden hier in gemauerten Becken aufgezogen, die direkt durch den Fluss mit klarem, kalten Wasser versorgt werden.

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Das sieht ganz anders aus, als man es aus Deutschland so kennt. Das ist wohl auch der Grund, warum die idyllische Anlage von vielen Touristenbussen angefahren wird. Aber am späten Nachmittag herrschte entspannte Ruhe und nur noch vereinzelt waren Leute unterwegs.  Auch der Umweltlehrpfad war menschenleer. Hier konnte man die verschiedenen Pflanzen des Lorbeerwaldes kennenlernen.

Weiter ging es hinauf in Richtung Pico do Arieiro. Oben auf dem Gipfel steht mittlerweile eine NATO-Radarstation. Nur noch ein kleines Stück hatte ich vor mir, dann würde ich die tolle Aussicht auf die gesamte Insel genießen können.

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Falsch gedacht 🙁 Gut, dass ich von unterwegs wenigsten noch ein Bild vom Gipfel gemacht hatte. Denn als ich oben ankam, krochen von der anderen Seite dicke Wolken über den Gipfel und verpackten alles in dicke, graue Watte. Direkt wurde es hier oben auf 1818 Metern auch empfindlich kalt. Ich machte noch schnell ein Beweisfoto und trat schnell den Rückweg an.

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Für die Stecke herunter zum Hafen brauchte in nur einen Bruchteil der Zeit, die ich für den Hinweg benötigt hatte. Das kalte, eintönige Grau lud nicht mehr zu weiteren Fotostopps ein und ich war froh, als ich am Hafen wieder in der Sonne saß.

Dietmar war auch schon zurück. Er  saß aber noch bei dem sogenannten „Anleger-Bier“ auf der SY PHILIA mit den beiden Jeans(Jean-Yves und Jean Guy)  zusammen. Die Ausfahrt ist wohl sehr lustig gewesen. Zuerst hatten die Drei gar keinen Wind und waren ziemlich enttäuscht. Als dann eine Bierflasche im Kühlschrank explodierte, war das ein guter Anlass den Rest des Inhalts brüderlich zu teilen und zu trinken. Genau in dem Moment, als der letzte Tropfen getrunken war, setzte der Wind mit 25 Knoten wieder ein und bescherte doch noch einen tollen Segelnachmittag. Klingt merkwürdig, ist aber so! Wieder was gelernt 🙂

 

Aller guten Dinge sind drei

Heute hatte es dann endlich geklappt. Zweimal standen wir in der Vergangenheit vor einer Straßensperre und  heute sind wir über einen Schleichweg doch noch an unser Ziel gekommen. Zur Hochebene Paul da Serra im Westen Madeiras!

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Irgendwie sah es hier oben ganz anders aus als sonst wo auf der Insel 🙂 Wenn das Meer im Hintergrund nicht wäre, könnte man auch denken, man sei in der Schweiz 🙂 Aber so weit hatten wir uns sicher nicht verfahren. Auch die Temperaturen hier oben waren gar nicht so angenehm, wie wir uns das gewünscht hätten. Aber diesmal waren wir kleidungstechnisch gut ausgestattet. Trotzdem entschieden wir uns, hier oben keine Wanderung zu unternehmen, nachdem wir den Parkplatz am Startpunkt der Wanderwege erreicht hatten. Hier waren uns auch irgendwie viel zu viele Touristen unterwegs.

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Lieber genossen wir die Aussicht und freundeten uns mit den ständigen Bewohnern der Wiesen und Weiden an. Die sehen wirklich nett aus, aber anfassen ist verboten. Gleich beim ersten Annährungsversuch kamen ganz schnell die Hörner zum Einsatz. Dietmar war aber schnell genug wieder außer Reichweite des spitzen Geweihs bevor die Kuh ihn erreichen konnte. Naja, wir haben doch schon früher gelernt, dass man die Verwandtschaft manchmal besser nur aus der Entfernung betrachten soll :-).

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Irgendwann führte unsere kleine Straße uns wieder zurück hinunter ans Meer und wir kamen in den Ort Calheta. Nach dem Besuch de „Madeira-Wein“-Kellers gestern schien uns dort der Besuch der traditionellen Zucker- und Rumfabrik nur zwangläufig und logisch.

Auf Madeira gibt es drei Fabriken, die noch genau wie früher aus Zuckerrohr feinen Zucker herstellen. Der Herstellungsprozess ist nicht sehr kompliziert. Zuerst einmal braucht man natürlich das Zuckerrohr. Dieses wird auf offenen Pritschenwagen angeliefert und dann per Kran in die Fabrikhalle verbracht.

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Im ersten Schritt wird es grob zerkleinert, bevor es danach zum sogenannten Zuckersaft ausgepresst wird. Der schmeckte wider Erwarten gar nicht schlecht, auch wenn er optisch doch etwas zu wünschen übrig ließ.

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Aus dem Zuckersaft kann man später entweder Zucker oder Sirup oder auch Rum herstellen. Natürlich hatte die „Sociedade dos Engenhos da Calheta“ auch eine Bar zum Testen der Destillate  und einen kleinen Laden, in dem man alle Produkte erwerben auch kann. Besonders angetan hatte es uns der Honigkuchen bzw. die Honigküchlein, die beide mit dem Zuckerrohrsirup hergestellt werden. Eigentlich ein eher weihnachtliches Gebäck, das aber wegen seiner langen Haltbarkeit (ca. ein Jahr) immer auf Madeira erhältlich ist und zu den besonderen landestypischen Leckereien gehört. Aber auch „Poncha de Madeira“, eine Art Rum-Cocktail, nahmen wir mit an Bord und eine kleine Flasche Rum (Die ist aber eher zum Backen gedacht :-))

Nachdem ich das ausführliche Testen der zum Teil hochprozentigen Spirituosen Dietmar überlassen hatte,  übernahm ich das Steuer des Mietwagens 🙂 Auf dem Rückweg zum Hafen bot sich noch ein interessanter Stopp an und von meinem angeheiterten Ehemann kam diesmal keine Gegenwehr. Monte, oberhalb von Funchal in den Bergen gelegen, zeigte sich heute von seiner sonnigen Seite. Hier oben hatten früher die reichen Weinhändler ihre Villen und verschieden Parks und Gärten wurden rings herum angelegt. Heutzutage wohnt man lieber wieder unter in Funchal am Meer und überlässt die Berge den Touristen.

Bekannt ist Monte deshalb, weil hier der letzte österreichische Kaiser Karl der Erste im Exil an einer Lungenentzündung verstorben und seine Überreste in der Kapelle zur letzten Ruhe gebettet wurden und wegen der „Korbschlittenfahrt“ hinunter Richtung Funchal.

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Brav in einer Reihe warteten die Fahrer der Schlitten auf die nächsten Mutigen, die sich mit dem Gefährt ohne Lenkung und Bremse in Richtung Tal begeben wollten. Das schien auf jeden Fall ein ziemlicher Spaß zu sein 🙂

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Aber für jemanden, der nächste Woche 24-Stunden-Rennen fährt, war es dann wohl doch nicht Nervenkitzel genug. Wir spazierten dann lieber noch durch den Park an der Kirche „Igreja Nossa Senhora do Monte“ vorbei und machten uns auf den Heimweg.

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Tauchen im Doppelpack und Madeira-Wein zur Entspannung

Heute stand ein Doppeltauchgang auf dem Programm und somit verbrachten wir den ganzen Vormittag unter Wasser. Gemeinsam mit Ester und Marco und zwei schwedischen Tauchern waren wir mit dem Boot wieder an der östlichsten Spitze von Madeira unterwegs.

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Kurz nach dem ersten Abtauchen am „Arco do Badajeira“ entdeckte Ester in nur wenigen Metern Entfernung ungewöhnlich großen Zackenbarsch vor seiner Höhle.  Der war gut über einen Meter groß und auch recht zutraulich. Aber nachdem wir ihm mit der Kamera  irgendwann doch zu nahe gekommen sind, verschwand er mit einer galanten Wendung tief in seiner Höhle und ward nicht mehr gesehen. Ähnlich erging es uns mit drei schönen Muränen von ebenfalls beträchtlicher Größe, die wir anschließend in ihren Höhlen aufstöberten 🙂

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Unseren zweiten Tauchgang wollten wir (mal wieder) beim Wrack der „SS FORERUNNER“ versuchen, der ja schon mehrfach wegen einer zu starken Strömung ausfallen musste. Diesmal aber waren die Bedingungen scheinbar passend und wir tauchten zügig ab. Leider erreichten wir aber nicht die Stelle, wo sich der Großteil des Wracks befand. In der Tiefe herrschte eine dermaßen starke Strömung, dass wir unser Ziel unmöglich erreichen konnten. Zumindest nicht, ohne wegen der großen Anstrengung beim Schwimmen gegen die Strömung  die Flaschen innerhalb von 15 Minuten leer zu saugen. In einem solchen Fall geht dann auch die Sicherheit der Taucher vor, denn wir wollten ja auch wieder zu fünft zurück zur Basis fahren.

Heute legten wir uns zur Abwechslung nach dem Tauchen einmal nicht auf die faule Haut. Nach einer kurzen Mittagspause mit frischem Quark mit Obstsalat fuhren wir zusammen mit Ernst und Fenja nach Funchal. Während Dietmar und Ernst zusammen noch den Yachtausrüster aufsuchen mussten, machten wir Mädels einen Ausflug in die bekannte Markthalle der Inselhauptstadt.

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Sie war nicht nur von Außen schön anzuschauen, auch im Inneren waren die Stände liebevoll und akkurat dekoriert. Die Vielfalt der angebotene exotischen Früchte war überwältigend! Fast überall konnte man auch probieren 🙂 Leider hatte das ganze auch teilweise einen recht stolzen Preis.

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Als ich mit meiner kleinen Tüte von dannen ging, fühlte ich mich schon etwas über den Tisch gezogen 🙁 Obwohl ich ja selber Schuld war. Ich hatte bei der Auswahl des Standes nicht darauf geachtet, dass die Waren keine Preisschilder hatten. So hatte ich die Phantasiepreise wohl auch verdient. Aber das passiert einen ja bekanntlich nur einmal und wer fragt, dem kann bekanntlich auch geholfen werden 🙂

Dafür hatte ich aber wieder eine schöne Unbekannte im Gepäck. Die Internetrecherche war diesmal wirklich anspruchsvoll. Man sollte gar nicht glauben, wie viele rote Beeren es so gibt 🙂

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Das hier sind meiner Meinung nach Chilenische Guaven.

Das ist nach Wikipedia eine Pflanzenart aus der Familie der Myrtengewächse (Myrtaceae). In der Mapuche Sprache wird sie Uñi und im Spanischen murta oder murtilla genannt. Sie ist nur entfernt mit den Guaven verwandt. Die kulinarische Verwendung der Früchte ist ursprünglich auf den Süden Chiles beschränkt. Dort werden die Früchte mit Aguardiente (einer Spirituose) aufgesetzt, zu Marmelade gekocht oder mit Quitten zu einem Dessert bereitet. Der Geschmack der Früchte erinnert mehr oder weniger an Quitte oder Walderdbeere.

Soweit die Theorie. Das mit der Walderdbeere kann ich nicht unterschreiben, Quitte kommt für mich eher hin 🙂 Im Obstsalat machten sie sich nachher ganz gut, aber so zum Weg-Naschen sind sie nicht so zu empfehlen, weil sie dazu nicht süß genug sind 🙂 Da wären die Erdbeeren schon besser gewesen.

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Direkt am Ausgang der Halle entdeckten wir noch ein besonders Beispiel portugiesischen Unternehmergeistes :-), aber es war ja auch schon kurz vor Ladenschluss.

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Wenn man Madeira besucht, ist ein Besuch der Kellerei Blandy`s eigentlich ein Muss. Hier wird seit über 200 Jahren der berühmte Madeirawein hergestellt.

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Der Madeirawein entstand angeblich zufällig. Nachdem der Gärprozess ähnlich wie beim Portwein der besseren Haltbarkeit wegen mit 96% Vol. reinem Alkohol abgebrochen wurde, berichteten Seeleute, dass der Wein nach dem Transport durch die Tropen den Geschmack zum Positiven änderte. Dieser Transport wurde fortan gezielt durchgeführt. Ausgewählte Weine in relativ kleinen Fässern machten die Torna viagem, die Schiffsreise in die portugiesischen Überseeprovinzen durch, wodurch der Reifungsprozess, die sogenannte Madeirisierung besonders unterstützt wurde. Die Schiffsreise wurde später (bis heute) durch drei- bis fünfmonatige Lagerung bei 45 °C bis 75 °C ersetzt (zum Beispiel direkt unter Wellblechdächern oder künstlich erzeugt) (laut Wikipedia).

Portwein mögen wir ja Beide wirklich gern, da sagten wir jetzt auch nicht Nein auch wenn es noch früh am Tag war :-). Gesagt – Getan und wie man an der Anzahl leerer Gläser sieht, waren wir sehr neugierig und haben viel gelernt 🙂 Nochmal vielen Dank, lieber Ernst, für die kundige Weinprobe.

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Nach dieser Anstrengung war erstmal eine kurze Verschnaufpause nötig. Im nahegelegenen Park machten die Herren eine Pause, während die Damen lieber „Blümchen“ fotographierten 🙂 Jedem das Seine, aber wer kann solchen Schönheiten schon widerstehen?

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Den Abend ließen wir in der Altstadt entspannt ausklingen. Bei leckerem Essen saßen wir noch recht lange zusammen und quatschten. Leider war es unser letzter Tag mit Fenja und Ernst, da die Beiden morgen zu den Azoren aufbrechen. So füllten wir noch im Supermarkt den Kofferraum unseres Pandas mit Lebensmitteln für die morgige Überfahrt der Beiden. Der Tag war ein toller Abschluss unserer gemeinsamen Zeit – Wiederholung unbedingt erwünscht 🙂

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Eine stürmische Nacht mit Hafenkino vom Feinsten :-)

Manchmal hält der Wetterbericht, was er verspricht und der ungemütliche, regnerische Nachmittag ging in einen stürmischen Abend über. Als der Wind aufbriste, waren alle an unserem Steg damit beschäftigt, ihre Boote für die Nacht optimal und sicher festzumachen 🙂 Man wollte ja gut und ruhig schlafen. Da ist bei angesagten 30 Knoten Wind direkt auf die Hafeneinfahrt schon etwas Vorarbeit nötig.

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So wurden wir alle Zeugen eines beeindruckenden Schauspiels (unter Seglern Hafenkino genannt):

In der Hafeneinfahrt tauchte plötzlich mit recht hoher Geschwindigkeit eine riesige Segeljacht auf. Und mit riesig meine ich wirklich sehr groß 🙂 112 Fuß bzw. 34 Meter Länge. Während wir noch überlegten, ob es überhaupt einen Platz für ein so langes Schiff in der Marina gab, wurde uns klar, dass der Skipper den „Hammer Head“ unseres Pontons zum Festmachen seiner Luxusyacht auserkoren hatte. Mit unverminderter Geschwindigkeit und viel Wind von hinten auf sein Heck war das Manöver von Beginn an zum Scheitern verurteilt. Trotz vieler helfender Hände schoss die Yacht ungebremst an uns vorbei und weiter……bis die Fahrt an der Unterwasserrampe vor dem Hafenrestaurant ein jähes Ende fand.

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Sprachlos standen wir am Steg. Was war denn das jetzt gewesen???? Für die Erklärung eines solchen Manövers konnten eigentlich nur Maschinenprobleme oder völlige geistige Umnachtung des Kapitäns in Frage kommen. Wir gingen dann mal von Maschinenproblemen aus 🙂 Im Zweifel immer für den Angeklagten 🙂 So waren dann auch viele helfende Hände bereit, als die HIGHLAND BREEZE (Swan 112 Super-Yacht von 2002) wenig später ganz langsam und vorsichtig rückwärts an den Ponton manövrierte. Am Steg brauchte man die 127 Tonnen-Yacht nicht festmachen. Das wäre so, als würde man versuchen, einen LKW an einem Gartenzaun festzubinden. Da mussten schon die massiven Stahlbetonpfähle herhalten, die den Steg im Hafenbecken verankerten.

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Irgendwie sahen alle anderen Boote im Hafen jetzt wie Spielzeuge aus. Die Yacht im Vordergrund hat 36 Fuß oder 11 Meter und unsere SUMMER ist auch nur eineinhalb Meter länger 🙂

Heute Nacht mussten wir während des Schlafens die Daumen drücken, dass die Stahlbetonpfähle und unser Steg der beeindruckenden Aufgabe gewachsen sein würde :-). Wenn der Winddruck auf die Boote zu groß für die Pfähle werden würde, würden wir uns alle zusammen an der Rampe vor dem Hafenrestaurant wieder treffen 🙁 Eigentlich war die ganze Marina viel zu klein für ein solches Luxusbötchen 🙂

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Aber nach einer unruhigen Nacht waren wir alle (Steg, SUMMER; HIGHLAND BREEZE und alle anderen Boote :-)) am nächsten Morgen noch da, wo sie hingehörten.