Am Samstag hatten wir Euch anscheinend etwas vorschnell versprochen, dass wir diesmal auch während der Überfahrt den Blog über Kurzwelle auf dem Laufenden halten. Aber wieder einmal lief alles anders als geplant.
Ganz pünktlich um zehn Uhr nach einem entspannten Frühstück, den letzten Vorbereitungen und Verabschiedungen warfen wir die Leinen los und warteten zu dritt auf die Öffnung der Fußgängerbrücke, die den Yachthafen von Lagos vom Atlantik trennte. Draußen erwartete uns bei strahlendem Sonnenschein optimale Segelbedingungen und schon nach kurzer Zeit glitten wir unter Segeln entspannt dahin. Wie vorhergesagt nahm der Wind stetig zu und als wir das Cabo de São Vicente umrundeten kam noch die kräftige Welle des offenen Atlantiks hinzu.
Nach zwei Wochen Ruhe im Hafen schlug mir die Schaukelei doch etwas auf den Magen. Besonders die hohe, steile Welle quer zur Fahrrichtung war wirklich gewöhnungsbedürftig. Also verzog ich mich unter Deck, um dem Problem mit einem Nickerchen entgegenzuwirken. Das hatte bisher immer geholfen 🙂
Aber irgendwie kämpfte ich an diesem Tag auf verlorenem Posten. Nickerchen hin oder her – diesmal half es nicht. Und schon kurze Zeit später lernte ich einen unserer Haushaltgegenstände besonders liebevoll schätzen: den blauen Mehrzweckeimer 🙁 Genauere Details möchte ich Euch an dieser Stelle lieber ersparen. Die nächsten 36 Stunden war der Eimer auf jeden Fall mein ständiger Begleiter.
Dietmar ließ die Schaukelei mal wieder völlig unberührt. Gut so, denn er hatte ja jetzt auch alle Hände voll zu tun, da mit mir nicht mehr wirklich was anzufangen war.
Mittlerweile liefen wir mit gereffter Genua und gerefftem Groß immer noch um die sieben Knoten bei Windstärke sechs, in Böen sogar sieben. Die gut drei Meter hohen Wellen schoben uns immer wieder aus dem Kurs und unser Autopilot hatte einen harten Job, den er aber zuverlässig erledigte.
Gut, dass ich in Lagos vorgekocht hatte, so musste Dietmar wenigstens nicht verhungern. Essen Aufwärmen kann er nämlich schon perfekt. Immerhin einen Teil der Nachtwache konnte ich übernehmen. An Schlafen war ja sowieso nicht zu denken. So bekam Dietmar wenigsten ein bisschen verdiente Nachtruhe, während ich mit meinem blauen Eimer im Cockpit saß und den nächsten Morgen herbei wünschte.
Im Laufe des nächsten Tages hatte ich mich dann etwas „eingeschaukelt“. Auch die ersten kulinarischen Köstlichkeiten (Tuc-Kekse und Kartoffelpüree) hatte ich mir nicht zwei Mal durch den Kopf gehen lassen. Nach einer gefühlten Unendlichkeit (36 Stunden können wirklich sehr lang sein) war ich wieder auf dem Weg der Besserung. Außerdem nahmen Wind und Welle deutlich ab. Wir konnten die Segel ausreffen und Dietmar verstaute auch verschiedene Dinge wieder unter Deck, die sich bei der Schaukelei befreit und im Schiff verteilt hatten.
Die zweite Nacht verlief ruhig und entspannt. Der Wind war konstant in Stärke und Richtung und an Bord kehrte Ruhe ein. Leider hatte ich mich zu früh gefreut und für mich begann der dritte Tage mit einem Rückfall. Wieder lag ich unter Deck und konnte mich nicht mucksen. Ich hätte heulen können vor lauter Ärger. Dietmar hatte sich am meinen katastrophalen Zustand wohl schon gewöhnt und ertrug es mit Fassung.
Aber auch diese Überfahrt ging irgendwann einmal dem Ende zu. Im Sonnenaufgang konnten wir endlich die Silhouette von Porto Santo ausmachen. Dichte Wolken hingen über der kargen Vulkaninsel mit ihren steilen Bergen und schroffen Klippen. Als wollte uns die Natur für die letzten drei Tage versöhnen, sprangen kurz darauf Delphine ums Boot und boten uns vor der Inselkulisse einen wunderschönen Anblick.
Als wir zwei Stunden später vor dem langen, hellen Strand von Porto Santo vor Anker lagen, hatten sich die bedrohlichen, grauen Wolken verzogen und das Wasser glänzte leuchtend blau in der Sonne. Angekommen 🙂 Jetzt erst mal frühstücken – endlich 🙂