Am Freitag wurde die Landwirtschaftsmesse eröffnet. Jetzt drehte sich das Inselleben nur noch um Obst, Gemüse, Kühe, Schafe, Traktoren und ähnliche Dinge.
Während in einem Festzelt das schönste Gemüse prämiert und viele Produkte der Insel vorgestellt wurden, drehte sich in zwei anderen Zelten alles um die vierbeinigen Schönheiten. Reiter sind ja schon manchmal sehr speziell, was ihre Lieblinge betrifft. Aber was wir hier sahen, ließ uns doch mit offenem Mund staunen 🙂
Gefönt, gestylt, geschoren und sogar lackiert, hier wurden wirklich alle Register gezogen. Lustig war mit anzusehen, dass auch die fein gekleideten Damen mit ihren High Heels durch das Kuhzelt stöckelten. Immer schön zwischen den Fladen hindurch 🙂 Der Besuch der Landwirtschaftsausstellung gehört wohl mit zu den wichtigen kulturellen Ereignissen auf der Insel 🙂 Aber nicht nur Kuhliebhaber kamen auf Ihre Kosten, auch für das Reiterherz gab es hier etwas zu sehen.
Und auch für PS-Fans war etwas dabei. Dietmar träumte ab sofort mal wieder von einem Lamborghini. Schließlich hat Ferruccio Lamborghini Traktoren gebaut bevor er mit Enzo Ferrari in Streit geriet und daraufhin beschloss, seine eigenen legendären Autos (Stiere) unter seinem klangvollen Namen zu produzieren. Seit heute träumt Dietmar davon auch noch einen Traktor in die Garage zu stellen. Stiere unter sich 🙂
So verbrachten wir zwei Tage entweder auf der Ausstellung oder in der Stadt und der näheren Umgebung. Meistens waren wir mit Katya und Per unterwegs und es gab immer viel zu lachen 🙂
Vom Aussichtspunkt direkt oberhalb des Hafens hatte man einen wunderbaren Blick auf die Stadt und die nähere Umgebung. So hatte sich der Aufstieg auf jeden Fall gelohnt.
Auch die SCARLET an Land hatte man voll im Blick 🙂
Am Samstagabend trafen wir die Crew der SY TAMARIN zum Dinner, bevor Louis und Annik wieder nach Frankreich in die Bretagne zurück segeln würden. Schon auf Teneriffa hatten wir eine lustige Zeit miteinander verbracht. Morgen früh werden die Beiden mit Unterstützung eines weiteren erfahrenen Segler die weite Reise nach Frankreich antreten. Mindestens zehn Tage wird es wohl dauern, bis für die TAMARIN wieder Land in Sicht kommt. Für die Beiden wird es der längste Schlag ihres bisherigen Seglerlebens. So waren sie zwischenzeitlich auch immer wieder in Gedanken versunken :-), was wir gut verstehen konnten. Der Abend im Restaurant an der Hafenpromenade war trotzdem ein vergnüglicher Abschied, bis wir uns vielleicht irgendwann in der schönen Bretagne oder sonstwo wieder sehen 🙂
Per und Katya müssen nächste Woche Dienstag leider wieder zurück nach Schweden fliegen und wollten zuvor noch ihre SCARLET in Praia da Victoria an Land stellen lassen.
Heute war also Krantermin :-). Ein Tag der Skipperherzen höher schlagen lässt, leider aber nicht im positiven Sinne.
Da waren wir dann am nächsten Morgen mit von der Partie und standen den Beiden mit gutem Rat zur Seite. Die Marina hatte aber ein so gutes und eingespieltes Team, das keine helfenden Hände benötigt wurden. So hielt ich die ganze Aktion eben nur in Bilder fest 🙂 Das mache ich ja sowieso am liebsten.
Der Travellift befand sich in einem guten Zustand und verrichtete ohne Probleme seine Arbeit.
Keine Stunde später war die SCARLET an ihrem Landparkplatz angekommen. Hier würde sie die nächsten drei Monate sicher auf Per und Katya warten, bis sie im September wieder ins Altantikwasser zurück darf.
Wir verließen die Beiden, um einen ersten Gang in die Stadt zu unternehmen und für das gemeinsame Abendessen einzukaufen. Praia da Victoria bereitete sich auf die azorische Landwirtschaftsmesse vor. Rund um die Marina wurden auf allen freien Plätzen Zelte aufgestellt und Imbissbuden säumten unseren Weg.
Die Innenstadt war wie fast überall auf den Azoren aufgeräumt und hübsch. Wir folgten einer kleinen Fussgängerzone und kamen direkt zur offenen Markthalle. Voll bepackt mit Obst und Gemüse kehrte Dietmar schon mal auf die SUMMER zurück, während ich mich auf die Suche nach dem Supermarkt machte. Diesen kreiste ich in den nächsten zwanzig Minuten langsam ein :-(. Diesmal hatte mein Orientierungssinn es nicht so gut mit mir gemeint.
Immerhin fünf Minuten vor unseren Gäste war ich mit meinen Einkäufen zurück auf der SUMMER. Aber das war ja alles gar kein Problem. Gemeinsam bereiteten Katya und ich das Abendessen vor. Zu Zweit auf unserem Boot in der Pantry zu arbeiten, ist wirklich eine echte Herausforderung. Schon allein habe ich oft nicht genug Platz und brauche mehr Zeit, Dinge von rechts nach links zu räumen als für die eigentliche Essenszubereitung 🙂
Heute war es aber einfach. Zum selbst gefangenen Thunfisch gab es leckeren Salat und zum Nachtisch Obstalat. Das war recht einfach zu koordinieren 🙂 Weil wir uns nicht sicher gewesen waren, ob der Thunfisch auch für vier Personen reichen würde, hatte ich im Supermarkt noch Fisch dazu gekauft. Einen mittelgroßen Barracuda hatte ich ausgesucht. Weshalb ausgerechnet einen Barracuda ? Der Grund dafür war wirklich einfach. Das war der einzige Fisch, den ich (außer Lachs) an der großen Fischtheke auch kannte :-). Thunfisch war leider nicht mehr im Angebot.
Wie fast immer stellte sicher heraus, dass der Thunfisch locker für vier Personen gereicht hätte. Meistens hat man ja eher zu viel zu Essen als zu wenig 🙂 So blieb der Barracuda im Kühlschrank für den Samstagabend 🙂 und war ein guter Grund für ein weiteres lustiges Abendessen miteinander. Die kurze Zeit bis zur Abreise am Dienstag wollten wir so gut es geht auskosten 🙂
Die ganze Nacht über trommelte Regen auf unsere Luken und die SUMMER schaukelte gemütlich hin und her. Vielleicht lag das aber auch an der ausführlichen Rum- und Weinprobe von gestern Abend. Wer weiß das schon so ganz genau 🙂
Für den nächsten Morgen hatten wir Hans noch zum Abschiedsfrühstück eingeladen. Traditionell sollte es bei uns Weißwurst mit süßem Senf geben :-). Wir haben noch einen großen Vorrat an Weißwurst in der Dose an Bord, um uns uns diese bayrische Spezialität mindesten alle zwei Wochen gönnen zu können 🙂 Auch der originale Händlmaier Senf ist an Bord. Nach den norddeutsche Leckereien von gestern, wollten wir das gern mit ihm teilen.
Nach dem Frühstück hieß es aber wieder einmal Abschied nehmen. Diesen Teil des Fahrtensegler-Lebens könnte man unserer Meinung nach getrost streichen. Aber mich hat ja mal wieder niemand gefragt 🙁
Den letzten Tag in Velas nutzten wir nochmal zum Wäsche waschen. Bei den häufigen Schauern war das Trocknen aber ein eher hoffnungsloses und sportliches Unterfangen. Immer wieder dasselbe Spiel: Raus an Deck, Wäsche aufhängen, 10 Minuten warten, Wäsche wieder abhängen 🙂 Auch eine Art sportlicher Betätigung.
Am Abend war dann endlich alles mehr oder weniger trocken und die SUMMER war reisefertig. Sogar der Regen hatte ein Einsehen und bescherte uns noch einen wunderschönen Sonnenuntergang mit Aussicht auf den Pico.
Leider war am nächsten Morgen die Wolkendecke bis auf ein einige kleine Löcher wieder geschlossen. Gegen neun Uhr waren wir dann wieder auf dem Meer unterwegs. Josef, der Hafenmeister, hat beim Verlassen des Hafens sogar noch ein Foto von uns gemacht. Da ich vorher selbst brav bezahlt hatte, war ich mir sicher, dass wir uns aber nicht auf einem Fahndungsplakat wiederfinden würden 🙂
Entgegen der Wettervorhersage konnten wir entlang der Küste von Sao Jorge noch wunderbar segeln. Leider war das Vergnügen aber vorbei, nachdem wir die Landabdeckung verlassen hatten. Und um fleissig nach Praia da Victoria aufzukreuzen , waren wir einfach zu spät aufgebrochen. Schon jetzt war klar, dass wir die Marina erst ganz knapp vor Einbruch der Dunkelheit erreichen würden.
Auf dem Weg passierten wir große Schwärme von Gelbschnabel-Sturmtauchern. Die Vogel sind ja tagsüber auf dem Meer unterwegs.
Nachts kommen sie aber an Land zu ihren Höhlen und Nestern in den Steilfelsen und begeistern uns immer wieder durch ihren bizarren Gesang. Den wollen wir Euch natürlich nicht vorenthalten 🙂
Das Wetter wurde zwischenzeitlich recht ungemütlich, aber die großen Regenwolken passierten wir meistens mit großem Sicherheitsabstand.
Den ganzen Törn über schleppten wir schon den künstlichen Oktopus an unserer Angel in unserem Kielwasser hinter her. Aber heute war wohl etwas anders als sonst, denn am späten Nachmittag war endlich das Geräusch einer schnarrenden Bremse zu hören das ertönt, wenn ein Fisch ganz viel Leine von der Rolle zieht. Sofort war Dietmar zur Stelle und wir nahmen die Fahrt aus dem Boot. Danach wurde mal richtig gekurbelt. Einige Zeit später war er dann sicher an Bord: unser erster Thunfisch 🙂 in optimaler 2-Personen-Größe. Kurz und schmerzlos wurde er fachmännisch „um die Ecke gebracht“ und wanderte fertig ausgenommen in den Kühlschrank 🙂
Kurze Zeit später tauchte Terceira unter einer dicken Wolkenschicht auf. Der von uns angesteuerte Hafen Paia da Victoria lag aber leider auf der Nordostseite. So dauerte es noch gute drei Stunden, bis wir endlich in den Vorhafen einliefen. Entlang der gesamten Ostküste hatte uns eine hohe Atlantikdünung noch einmal kräftig durchgeschüttelt. So waren wir besonders froh, dass Per & Katya von der SY SCARLET schon unübersehbar mit einem selbst gemalten Schild am Rezeptionssteg auf uns warteten. Schon vor zwei Stunden waren wir per SMS informiert worden, dass bereits eine Flasche Wein im Kühlschrank auf uns wartete. Was für ein wunderbarer Empfang 🙂 Wenig später machten wir dort fest. Im Hafen selber war leider kein Platz mehr, so mussten wir eben dort draußen bleiben.
Vor dem versprochenen Wein musste aber noch etwas zum Essen her :-), sonst würde der Abend früh und böse enden :-). Nach so einem langen Segeltag mit viel frischer Luft ist man ja eigentlich immer hungrig. So schlug ich vor, dass wir uns eben auf der SUMMER noch eine Kleinigkeit zu Essen machen würden, bevor wir auf die SCARLET verholen würden. Aber das kam irgendwie gar nicht in Frage. Wir sollten sofort kommen, die Beiden würden etwas für uns Zaubern 🙂 Da ließen wir uns nicht lange bitten und wenig später wurden wir fürstlich bewirtet. Melone & Schinken und Garnelen zur Vorspeise, gefolgt von Schweinefilet vom Grill und Ofenkartoffeln. Danach war nicht mal mehr Platz für einen Nachtisch 🙂
Auf die Frage: „Wo sind denn Eure Teller?“, bekamen wir die Antwort: “ Wir haben eigentlich gar keinen Hunger, das ist alles nur für Euch!“ Wir waren sprachlos und überwältig. So empfangen zu werden ist, wie nach Hause zu kommen 🙂
Gemeinsam leerten wir noch die Flasche Rotwein und fielen dann müde ins Bett.