Kategorie-Archiv: Azoren

Feuertaufe 2. Teil – Jetzt kommt richtig Wind ins Spiel

Nachdem wir die ersten Herausforderungen doch recht ordentlich gemeistert hatten, beschloss das Schicksal den Schwierigkeitslevel noch weiter zu erhöhen. Für die nächsten beiden Tage war ordentlich viel Wind angesagt. Ein dickes Tiefdruckgebiet würde nördlich von uns durchziehen. Obwohl wir unseren Kurs schon deutlich weiter als notwendig nach Süden gelegt hatten, waren Windgeschwindigkeiten bis 38 Knoten (Windstärke 8) angesagt.

Wir entschieden uns bei achterlichem Wind nur das Großsegel im 2. Reff stehen zu lassen und harrten der Dinge, die da kommen würden 🙂 Und der Wind kam mit Macht, brachte auch viel Regen mit und bescherte uns ein Etmal (Gefahrene Seemeilen in 24 Stunden) von 182 Seemeilen 🙂 Sonst blieb alles erstaunlich ruhig im Schiff 🙂 Während meiner Wache saß ich unter Deck und polierte Beschläge :-), während Dietmar nebenan friedlich schlief. Alle 10 Minuten kontrollierte ich Radar und AIS, aber kein anderes Schiff war weit und breit zu entdecken. Bei dem Wetter schickt man ja auch nicht einmal seinen Hund vor die Tür 🙂 Auch nach dem üblichen Wachwechsel um ein Uhr hatte Dietmar nichts zu klagen und ich schlief wohlverdient und friedlich 🙂 So hatten wir unser erstes schweres Wetter gut hinter uns gebracht und im Laufe des nächsten Tages ging der Wind auch wieder auf angenehme 15-20 Knoten zurück. Als kleine Belohnung für die letzten beiden anstrengenden Tage tauchte ein Pottwal direkt neben unserem Boot auf 🙂 Schon der zweite den wir treffen, seitdem wir mit der CESARINA unterwegs sind.

Auf unserer Fahrt nach Vilamoura sollten wir noch eine weitere windreiche Erfahrung machen. Mittlerweile hatte wir bei leichterem Wind Genua, Großsegel und Besan gesetzt und genossen das angenehme Halbwindsegeln mit mehr als acht Knoten Geschwindigkeit (wir wollten ja so schnell wie möglich ankommen :-)) Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich eine dunkle Regenwolke auf. Ein Squall! (lokales Tiefdrucksystem) Dieser hatte nicht nur ordentlich Platzregen, sondern auch wirklich viel Wind im Gepäck. Bevor wir überhaupt eine Chance zum reagieren hatten, waren wir schon mitten drin. Von 15 auf 35 Knoten hinauf in nicht einmal drei Minuten. Schnell machten wir die Luken dicht und spürten, wie sich unsere CESARINA nur etwas auf die Seite legte, um dann mit über neun Knoten von dannen zu ziehen. Sie blieb wunderbar stabil in der See und hielt den Kurs ohne in den Wind zu schießen, wie es eine kleinere getan hätte 🙂 Trotz der beeindrucken positiven Erfahrung ihrer Seetüchtigkeit haben wir uns vorgenommen, weitere Squalls zu meiden oder nur mit angepasster Segelfläche zu begegnen. Man muss sein Glück ja nicht herausfordern. Irgendwann ging unsere erste große Fahrt dann doch dem Ende zu. Wir erreichten Vilamoura am Donnerstagabend gegen elf Uhr in der Nacht. Zu unserer großen Überraschung wurden wir schon erwartet. Emil und Marita standen zunächst auf der Hafenmole und wenig später auch am Steg, um unsere Leinen anzunehmen. Uns beiden fiel ein Stein vom Herzen, als die CESARINA dann endlich sicher am Steg vertäut lag 🙂 Endlich angekommen!  Alles hatte bestens geklappt!  Darauf mussten wir unbedingt anstoßen 🙂

Feuertaufe

Jetzt wurde es also ernst. Am Samstagmittag hatten wir alle Vorbereitungen  getroffen, um uns auf die über 840 Seemeilen lange Reise von den Azoren zurück an die Algarve nach Vilamoura zu machen.

Trotzdem kam uns doch einiges ziemlich merkwürdig vor. Zwar waren wir mit zwei großen Reisetaschen auf die Azoren geflogen, doch irgendwie fehlten unheimlich viele Dinge, die wir bei einer solch langen Seestrecken gern dabei gehabt hätten. Nur das wirklich Notwendige und Sicherheitsrelevante hatte im Gepäck Platz gefunden. Zusätzlich hatten Pieter und Rini uns eine Grundausstattung an Werkzeug, Signalmitteln und  Küchenausrüstung auf der CESARINA gelassen. An Bord war aber alles noch ziemlich ungewohnt und fremd. Mal sehen wie wir uns die nächsten Tage zusammen raufen würden, wir Drei 🙂

Die erste Herausforderung war dann auch gleich das Ablegemanöver zu zweit mit 20 Knoten Seitenwind, der uns kräftig auf den Steg drückte. Es hätte ja auch entspannt losgehen können 🙁 Nach ausgiebiger Diskussion der Ablegestrategie  gelang Dietmar das Manöver aber mit Bravour und ich stand mit dem bereitgehaltenen „Notfallfender“ völlig arbeitslos am Bug 🙂 Während Dietmar uns sicher aus dem Hafen steuerte, musste ich Schwerstarbeit leisten. Denn solch ein großes Boot hat auch entsprechend große und schwere Fender und lange und dicke Festmacher, die jetzt ordentlich verstaut werden wollten 🙂 Das war doch deutlich mehr Arbeit als auf unserer SUMMER 🙂

Die gesamten fünfeinhalb Tage in allen Einzelheiten wiederzugeben, würde wohl den Rahmen sprengen 🙂 Also beschränke ich mich nur auf die besonderen Highlights!

Besonders schwierig für uns „Rollsegel-Verwöhnte“ war das konventionelle Rigg der CESARINA. Das Setzen, Reffen oder Bergen des Großsegels ist hier immer mit einem Ausflug an den Mast verbunden, was bei Wellengang, Dunkelheit oder Regen schon wirklich ungemütlich werden kann. So begnügten wir uns anfangs erstmal nur mit der (Roll-)Genua, die unsere CESARINA bei raumem Wind mit gut sieben Knoten davonrauschen ließ. Nachdem sich der Wind in Stärke und Richtung eingependelt hatte, entschieden wir uns, uns noch vor Einsetzen der Dunkelheit an das Setzen des Großsegels zu wagen. Vorsichtshalber aber im 1. Reff, um für die kommende Nacht auf der sicheren Seite zu sein.

Etwas blauäugig machte sich Dietmar ausgerüstet mit Sicherheitsweste und Lifebelt auf in Richtung Mast, während ich das Schiff mit dem Bug in den Wind steuerte. Jetzt lag die CESARINA so ungünstig zur Welle, daß Dietmar schon die erste Dusche hinter sich hatte, bevor er überhaupt am Mast angekommen war 🙂 Jetzt lohnte sich das Ölzeug auch nicht mehr 🙂 Aber für das nächste Mal würde er sicher besser gerüstet sein 🙂 Das Setzen des Segels dauerte zwar noch ziemlich lange, verlief aber komplikationslos. Das erste Segelmanöver konnten wir also glücklich als Erfolg verbuchen.

So segelten wir motiviert und entspannt in die erste Nacht. Nach dem Abendessen im Cockpit übernahm ich die erste Wache, während Dietmar sich bequem in die Koje zurück zog. Gegen ein Uhr war dann Wachwechsel und ich durfte bis um sieben Uhr ausschlafen 🙂 Und schlafen kann man ganz hervorragend auf der CESARINA. Durch Ihre Länge, Ihr Gewicht und die schnittige Form sind die Schiffsbewegungen unheimlich angenehm. Außerdem ist unsere Koje zwar nicht mehr so schön luftig und breit wie auf der SUMMER, aber dafür absolut seetauglich. Man kann ja nicht alles haben.

Gerade für mich hat die CESARINA noch einen weiteren Vorteil: Sie schlägt mir fast gar nicht auf den Magen 🙂 Nachteil ist, dass ich jetzt von Anfang an kochen muss. Sonst konnte ich mich immer die ersten Tage davor drücken 🙂 Dabei musste ich feststellen, dass die Verschlüsse von Schubladen und Türen doch etwas anders funktionieren als auf der SUMMER. Ganz wichtig ist auf der CESARINA, dass man den Druckknopf zum Verschließen wieder in die Schublade hineindrücken muss, sonst ist sie nämlich nicht verriegelt. Und bei etwas mehr Wind und Schräglage fliegt die Besteckschublade dann eben ungebremst durch den gesamten Salon. Erfreulicherweise hat sie mich knapp verfehlt. Das passiert mir sicher nicht mehr.

 

Surprise……Surprise

Wenn ich im Mai schon geahnt hätte, vor welchen organisatorischen Herausforderungen ich Anfang September stehen würde, hätte ich wohl darauf verzichtet, für Dietmars 50. Geburtstag einige Überraschungsgäste an die Algarve einzuladen.

Leider konnte ich aber nicht hellsehen – oder besser gesagt „Gott sei Dank“ 🙂 Ein paar Tage „Zwangsurlaub“ würde uns beiden nach den turbulenten Wochen ganz gut tun 🙂  Alleine würde ich den Chef sicherlich auch nicht bremsen können.

Schon seid einiger Zeit stand ich im engen Kontakt mit Claudia und Reiner, die uns heute Abend in Vilamoura „völlig überraschend“ erwarten würden. Jetzt brauchten wir nur noch planmäßig und pünktlich von unserer Azoreninsel zurück ans Festland fliegen und mit der Bahn an die Algarve zurückfahren. Zwischen halb zehn und zehn wollten wir uns „zufällig“ in einem mir vorab per SMS  genannten Restaurant am Hafen treffen.

Aus Sorge, dass etwas dazwischen kommen könnte war ich schon am Morgen etwas nervös. Der Weg war ja nun auch wirklich weit und es gab viele Möglichkeiten für Pannen und unvorhersehbare Ereignisse.

Schon im Vorfeld hatte mir Dietmar fast die Planung zu Nichte gemacht, als er unsere Reise zu den Azoren vom 28. bis zum 30. August geplant hatte. Er hatte sogar schon ohne mein Wissen Flugtickets gebucht. Dieses Unglück hatte ich aber verhindern können, indem ich unseren engen Zeitplan als Grund für eine frühere CESARINA-Besichtigung vorschob. Die Fluggesellschaft hatte ihm die Tickets als ein vorgezogenes Geburtstagsgeschenk, wie die Dame vom Reisebüro anmerkte, kostenfrei storniert. Kein Witz!

Aber bis auf eine am Flughafen vergessene Jacke verlief unsere Rückreise völlig ereignislos. Wir konnten sogar noch etwas Zeit gewinnen (und Taxikosten sparen) in dem wir einfach schon in Quarteira, und somit eine Station früher aus unserem Zug ausgestiegen sind. Dort sind wir in der letzten Woche schon einmal mit dem Bus vorbei gekommen. Da soll mal einer sagen, dass Busfahren nicht bildet 🙂

Trotzdem bummelten wir erst gegen zehn Uhr an der Hafenpromenade entlang, denn ich war ja noch sooo… hungrig 🙂 Nach einer gefühlten Ewigkeit (ich konnte Dietmar ja schlecht zur Eile drängen :-)) erspähte ich die Beiden – eigentlich genau im selben Augenblick wie Dietmar 🙂

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Da war das Hallo natürlich groß 🙂 Mehr als 16 Monate hatten wir uns nicht mehr gesehen. Und nicht nur wir hatten viel zu erzählen 🙂 Erst morgens um zwei Uhr beendeten wir die lustige Runde, aber nicht ohne uns für den nächsten Morgen gleich zum Frühstück zu verabreden. Denn mit den Beiden geht einem nie der Gesprächsstoff aus und es gibt echt viel zu lachen.

Am nächsten Morgen trafen wir uns dann im Hotel zum Frühstück, denn einkaufen hatte ich ja leider nicht mehr können. Da wäre das Frühstück doch etwas zu mager ausgefallen. Außerdem hatten wir uns in den letzten Tagen doch sehr schnell an ein gutes und ausgiebiges Hotelfrühstück gewöhnt 🙂 Mal gucken, ob das luxuriöse Hotel in Vilamoura mit unserem ***Hotel auf Terceira mithalten konnte.

Ausgiebige Test ergaben, dass auch auf dem Festland ein hervorragendes Frühstück serviert wird 🙂 und das Personal musste uns schon fast rausschmeißen, weil die Herrschaften bereits die Tische für das Mittagessen eindecken wollten.

Für den Nachmittag hatten wir dann etwas ganz außergewöhnliches geplant 🙂 Wir wollten an den Strand. Wer unserem Blog schon länger folgt, dem müsste aufgefallen sein, dass faul am Strand liegen, nicht zu unseren Lieblingsbeschäftigungen gehört. Obwohl das irgendwie falsch formuliert ist 🙂 Denn ich liege eigentlich sehr gern einmal am Strand 🙂 Außerdem war ich auch schon längere Zeit nicht mehr Baden 🙂 Hier an der Algarve sollte das Wasser ja angenehme Temperaturen haben.

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Reiner und Dietmar wollten den Weg zum Strand gleich mit einem Besuch der Bootswerft auf dem Marina-Gelände verbinden. Diese liegt zwar bequem in Sichtweite, aber wenn man nicht hinüber schwimmen möchte, so muss man doch das ganze Hafenbecken umrunden. Und der Hafen von Vilamoura ist wirklich riesig und die Wege entsprechend lang 🙂 Somit trennten sich nach zwanzig Minuten unsere Wege und wir Damen suchten uns am Strand ein gemütliches Plätzchen. Endlich mal Zeit für ein Frauengespräch 🙂 Fehlte nur noch der Kaffee 🙂 Und da die Herren doch etwas länger auf sich warten ließen, zogen wir nach einer Weile in ein Strandcafe um 🙂

Von dort aus sahen wir dann auch irgendwann die Herren der Schöpfung am Strand vorbeiziehen. Auf ihrem Weg am Wasser entlang wurde zwar jede Strandschönheit ausgiebig begutachtet (Reiner sagte immer „gescannt“), aber die gesuchten Ehefrauen sind ihren aufmerksamen Blicken entgangen 🙂 Trotzdem ließen wir sie nicht bis nach Albufeira weiterlaufen 🙂

Nach einer kleine Stärkung suchten wir uns dann zusammen einen schönen Platz am Strand. Jetzt war Badezeit! Die Sonne stand hoch am Himmel und es war doch ziemlich warm. Ein erfrischendes Bad im Atlantik sollte jetzt Abkühlung bringen. So machte ich mich mit Claudia zuerst auf den Weg zum kühlen Nass.

„Kühles Nass“ war irgendwie nicht die treffende Beschreibung. Das Wasser war so kalt, dass ich sogar Gänsehaut an den Armen bekam, schon als ich nur mit den Füssen drin stand. Erfrischung ja gern, aber doch keine Erfrierungen 🙂

Zurück bei unseren Männern mussten wir uns dann die schlauen Sprüche anhören. Erstaunlicherweise war aber keiner der Beiden gewillt, heldenmäßig in die Fluten springen. Das wäre ja völlig unter ihrer Würde meinten sie. Irgendwie wurmte es mich doch, dass ich kleine Frostbeule kein Bad im Atlantik genommen hatte. Ich bin im Januar auf La Gomera auch im Wasser gewesen. Schlimmer konnte es hier ja auch nicht sein. So nahm ich noch einmal allen Mut zusammen und stürzte mich todesmutig ins Wasser. Leider stellte sich das Gefühl „Wenn man einmal drinnen ist, ist es gar nicht mehr so kalt“ auch beim Schwimmen nicht ein. Claudia war mir mittlerweile gefolgt. Frauen sind doch einfach die wahren Helden. Trotzdem waren wir beide froh, als wir wieder auf unseren Handtüchern in der warmen Sonne lagen. Jetzt war erst einmal wieder „Auftauen“ angesagt 🙂

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Am Abend ließen wir dann den Touristenrummel von Vilamoura hinter uns und fuhren mit dem Auto nach Faro. In einem netten Restaurant in der Altstadt schmiedeten wir Pläne für den nächsten Tag. Morgen wollten wir segeln gehen. Wenn der Wind es zulassen würde, planten wir nach Culatra zu fahren. Diese besonders schöne Ecke, die wir ja schon von letzten Jahr her kannten,  wollten wir den Beiden doch so gern zeigen 🙂

 

 

 

 

 

 

Drum prüfe, wer sich ewig bindet :-)

Heute sollte es also ans Eingemachte gehen 🙂 Mal sehen, was die CESARINA alles zu bieten hat.

Mit unserer SUMMER haben wir ein Schiff, dass keine Segler-Wünsche, die auf Langfahrt gehen wollen, offen lässt. In den letzten Jahren ist viel Zeit und natürlich auch viel Geld in ihre Ausrüstung geflossen und für die geplante Altantik-Überquerung Ende November 2015 haben wir sie perfekt vorbereitet 🙂

Wassermacher, Waschmaschine, Kurzwelle und eigentlich fast jeder erdenkliche technische Schnick-Schnack, den man sich wünschen und denken könnte. Zuverlässig und erprobt auf gut 7000 Seemeilen sah ich rational betrachtet keinen Grund, mit einem anderen Boot wieder von vorne anzufangen 🙁

Jetzt möchte ich erst einmal Dietmar`s neue Liebe etwas genauer vorstellen, denn sie ist eine Yacht mit einer bewegten Geschichte 🙂

CESARINA ist eine Swan 55 Yawl (Rumpf 004) und wurde 1971 von Nautor Swan in Finnland gebaut. Ihr erster Name war Laurita und sie wurde Mitte der Neunziger in einem Hurrikan in der Karibik schwer beschädigt.

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Danach wurde die Yacht komplett bis auf den blanken Rumpf entkernt und nach Holland zur heute weltweit bekannten „Claasen“ Werft gebracht.

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Bis zu diesem Zeitpunkt baute die Claasen Werft nur Holzschiffe. Aber der damalige Eigner der LAURITA und die besonders schöne klassische Form der von „Sparkman&Stevens“ gezeichneten Yacht konnte den Werfbesitzer Nico Claasen überzeugen und in drei Jahren wurde sie ohne jegliche Limits mit sehr viel Passion, Liebe und höchster Handwerkskunst nach den Ideen des bekennenden Perfektionisten Nico vom Kiel an neu aufgebaut. Seit dem werden bei Claasen nur noch die J-Class Superyachten gebaut. Was für ein Renommee!  Danach erhielt sie Ihren neuen klangvollen Namen: CESARINA. Sie hat das Feeling einer J-Class Superyacht sagt Dietmar 🙂

Somit hat sie also mit einer „klassischen“ Swan nicht mehr wirklich viel zu tun, sondern kann ohne Übertreibung als ein einzigartiges Kunststück bezeichnet werden 🙂

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Der Innenausbau besticht durch viele liebevolle Details und viel Platz zum Leben. Auch Deck und Aufbauten sind eine Ansammlung von vielen wunderschön gestalteten Details.

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Auf der anderen Seite gibt es aber auch viel zu tun. Der an Bord befindliche Wassermacher war einem neuen Bugstrahlruder gewichen. Das ist zwar auch super, aber jetzt fehlt der Wassermacher 🙁 . Den ganzen Tage fuhren wir emotional Achterbahn und fragten uns, ob wir solch einem Schiff gerecht werden können . Immer wieder in den Pausen saßen wir auf der Hafenmauer und betrachteten die CESARINA und ihre schönen Linien.  Auf jeden Fall würde es keine leichte Entscheidung werden.

Unser Termin der Atlantiküberquerung am 22. November 2015 schwebte drohend am Horizont. Würde es überhaupt machbar sein, bis dahin alle von uns gewünschten Arbeiten zu erledigen? Auch die Umschreibung eines Schiffes dieser Größe ist leider keine Kleinigkeit, denn ab 15 Meter Länge muss es im deutschen Schiffsregister eingetragen sein. Da wäre also noch viel Papierkrieg zu erledigen. Schafft man das in knapp drei Monaten ?? Wo sollten wir später einmal auf das neue Schiff „umziehen“??? Beide Schiffe müssen ja dann zusammen in einem Hafen liegen, damit wir unseren Hausstand bequem umräumen könnten. In der SUMMER war nach über drei Jahren alles bestens organisiert. Wollten wir jetzt wirklich wieder von vorne anfangen? Würden wir all unser Hab und Gut auf der CESARINA unterbringen können?? Die Sunbeam 42 DS ist wirklich ein Raumwunder. Konnte die vier Meter längere CESARINA da mithalten?? Und die wichtigste Frage überhaupt: Was sollte mit unserer SUMMER geschehen????

Lage Rede – kurzer Sinn: Um Mitternacht haben wir es dann getan und den Kauf per Handschlag besiegelt. Auch Rini und Pieter sind den ganzen Tag emotional durch die Hölle gegangen, denn die CESARINA lag ihnen sehr am Herzen. Jetzt freuen sie sich aber, dass Sie mit uns auf die Reise gehen wird. Und wir freuen* uns natürlich auch 🙂 Sie wird bei uns sicher das sein, was man ein geliebtes Schiff nennt 🙂

*(Zu beschreiben, was man fühlt, wenn man solch eine Entscheidung trifft, ist mir irgendwie unmöglich. Freuen ist auf jeden Fall nicht das richtige Wort 🙂

 

 

 

 

 

 

Eine kleine Weltreise

Warum wird man eigentlich, wenn die Nacht durch den Wecker sowieso schon kurz gehalten wird, auch noch von einer portugiesischen Killermücke geplagt?

Unsere Dienstagmorgen begann früh und wegen der Mücken leider auch mit mäßig guter Laune. Ohne Frühstück machten wir uns um sieben auf den Weg, um mit unserem am Vortag bestellten Taxi in Richtung Faro Hauptbahnhof zu fahren. Mit einem kleinen Umweg über den Flughafen (Das Englisch unseres Taxifahrers war wohl doch nicht so gut gewesen wie gedacht) waren wir aber immer noch sehr früh am Ziel und es war endlich Zeit zum Frühstücken 🙂 Für unschlagbar günstige 5 Euro waren wir gesättigt und mit Reiseproviant versorgt. Auch die Stimmung in der kleinen Reisegruppe hatte sich deutlich verbessert 🙂

Pünktlich um halb neun verließ unser Zug Faro mit dem Ziel „Lissabon Oriente“ und genau wie geplant kamen wir um zwölf Uhr dort an. Die Zugfahrt in den angenehmen und großzügig gestalteten Waggons verlief angenehm. Nur die zwei amerikanischen Damen, die bis fast zum Ende der Reise hinter uns saßen, hatten mit Ihrem lautstarken non-stop Gespräch über alle wichtigen Dinge des Lebens unsere Nerven ziemlich strapaziert. Es war ein bisschen wie chinesische Wasser-Folter: Wenn man die Tonlage der Beiden einmal im Ohr hatte, wurde man sie nicht wieder los und es fühlte sich an, als bohrte man langsam Löcher in unsere Trommelfelle.

Von Bahnhof Oriente ging es dann mit dem Taxi zum Flughafen Lissabon. Hier war etwas Eile geboten, da wir die Verhältnisse (Verkehr, Entfernung, Wege  und Besucheraufkommen am Flughafen) nicht einschätzen konnten. Aber wieder ging alles glatt und nach einem Mittagessen beim Schachtel-Wirt (diesem schönen Namen benutzt ein bayrischer Freund von uns immer für McDonalds) ging es satt und gestärkt zum Gate.

Aber wir haben Euch ja immer noch nicht verraten, wo diese Reise eigentlich enden sollte 🙂 Mit dem letzten Blog vom 24. August haben wir einige Ungeduldige wohl ganz schön auf die Folter gespannt. Unser Reiseziel des heutigen Tages war Terceia. Fleissige Leser haben jetzt wohl auch eine Idee, warum es uns in diese Richtung treibt oder eher warum es Dietmar in diese Richtung treibt. Für alle, die jetzt nicht genau wissen, worum es eigentlich geht, können das am 22. und 25. Juni nachlesen 🙂

Nach einem angenehmen Flug landeten wir also auf Terceira und wurden von Pieter und Rini, den holländischen Besitzern der CESARINA direkt in Empfang genommen. Mit dem Auto ging es bequem direkt zur Marina in Angra, wo die Beiden ihr Schmuckstück im Moment liegen hatten.

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Diesem Besuch waren natürlich viele Email-Wechsel und Telefonate voraus gegangen. Aber nicht nur das 🙂 Als mir klar wurde, dass die CESARINA nicht nur ein fixe Idee meines lieben Ehemannes war, hatte auch eine lange Zeit der Haussegen ziemlich schief gehangen. Die Diskussion über andere Schiffe, die viel toller waren als unsere SUMMER, war mir nicht neu 🙁 Aber diesmal schien der Wunsch doch von sehr ernstafter Natur zu sein. So hatte ich mich dann irgendwann doch überzeugen lassen, die Schönheit nochmal genau unter die Lupe zu nehmen. Und da waren wir nun 🙂 Jetzt wurde es ernst.

Da die nächsten Tage Wind bis Stärke neun angesagt war, entschieden wir uns direkt einen Törn vor den Gewässern von Terceira zu machen. Schon als Pieter die 23 Tonnen schwere und 17 Meter lange Yacht gekonnt im Hafen wendete, waren wir beeindruckt. Würden wir das auch hinbekommen? Sie war einfach beeindruckend lang, fast vier Meter länger als unsere SUMMER.

Draußen in der aufgewühlten und doch schon recht rauen See zeigte sie uns Ihre Stärken. Für solche Bedingungen ist sie gebaut worden und Nautor Swan hat seinen Job brillant gemacht. Weich tauchte sie in die Wellen ein und lief wie auf Schienen bei über 20 Knoten Wind ruhig und sicher voran. Und schnell war sie auch noch. Ich konnte förmlich Dietmars Herz höher schlagen sehen. Endlich bei jedem Wettrennen mit guten Chancen dabei zu sein 🙂 Er wird im Herzen wohl immer ein Rennfahrer bleiben 🙂 Da es mir persönlich nicht so sehr auf Geschwindigkeit, sondern eher auf Sicherheit ankommt, war ich aber auch angenehm überrascht. Ihre Bewegungen in der See schlugen mir nicht direkt auf den Magen 🙂 und auch bei heftigeren „Drückern“ (Böen) fühlte ich mich auf dem noch unbekannten Schiff sicher.

Das Wetter beendete unseren kleinen Ausflug dann aber recht bald 🙁 Heftiger und ergiebiger Regen machte das Segelvergnügen doch zu Nichte 🙁 Aber für einen ersten sehr guten Eindruck war es schon eindeutig ausreichend.

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So beendeten wir den Tag im Hafenrestaurant in Angra. Es gab ja doch sehr viel zu besprechen und auch zu reden. Morgen würden wir ins Detail gehen und die CESARINA auf Herz und Nieren prüfen 🙂 Jede Schublade, des Schapp und jedes Detail wollten wir sehen. Da kam uns das schlechte Wetter gerade recht 🙂

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Gegen Mitternacht fielen wir todmüde in Bett, aber irgendwie konnten wir beide keinen Schlaf finden. Zu viel Aufregung, Vorfreunde aber auch Sorgen fuhr in unseren Köpfen Karussell. Würden diese Tage auf Terceira unser Leben mal wieder auf den Kopf stellen?

Angekommen – Sieben Tage und 864 Seemeilen

In der vorletzten Nacht auf See auf dem Weg nach Porto kam es leider genau so wie es angesagt war: nämlich stürmisch! Vorbei war es mit der Ruhe. Trotz gereffter Segel liefen wir zwischen sieben und acht Knoten, eigentlich sehr schön, aber wenn wir mit diesem Tempo weitersegelten, würden wir morgens um zwei Uhr in Porto ankommen. Nicht genug, dass es stockdunkel sein würde. Zu dieser Zeit würde auch Niedrigwasser herrschen. Zwei Umstände, die wir auf jeden Fall aus Sicherheitsgründen vermeiden wollten.

Unser letzter Seetag brachte uns etwas Erholung, aber nur damit es bei Einbrechen der Dunkelheit wieder richtig rund gehen konnte. Mit Böen bis zu 30 Knoten und ungemütlicher bis teilweise auch unheimlicher hoher See, stürmten wir unserem Ziel entgegen. Um erst nach Sonnenaufgang in Porto anzukommen, hatte Dietmar den Kurs so festgelegt, dass wir noch bis Mitternacht weiter Richtung Nord-Ost segelten und später nach Süden in Richtung Porto wenden würden, um die Wegstrecke zu verlängern.

Die See war ruppig. Am frühen Morgen erwischte uns eine große Welle so ungünstig von der Seite, dass sie das gesamte Cockpit mit kaltem Atlantikwasser flutete. Obwohl sie vorher noch von dem am Seezaun befestigten Bananaboot abgebremst und abgelenkt worden war 🙂 Durch die Wucht der Welle wurde die sehr massive Stütze zusammen mit dem Bananaboot um gut einen halben Meter nach innen gedrückt. Das Wasser lief teilweise aus dem Cockpit über die Treppe ins Boot. Zusätzlich wurde das Wasser sogar durch die Wucht der Welle über die Entlüftungen über die Decke in die Duschkabine gedrückt. Die Schutzschalter habe dann auch noch ausgelöst und das 220V Stromnetz ausgeschaltet. Das war schon ein heftiger Schlag und wir waren mal wieder sehr froh, dass wir ein so stabiles Schiff besitzen 🙂   Gut, dass gerade in diesem Moment niemand draußen an Deck war…. Zumindest wäre das eine sehr erfrischende Dusche gewesen.

Ich war in dieser Nacht irgendwie recht angeschlagen. Undefinierte Kopf-, Zahn- und Ohrenschmerzen machten mich schlapp und unleidlich. So gab Dietmar mir heute Nacht wachfrei und ich durfte mich in der Koje bis zum Sonnenaufgang ordentlich durchschütteln lassen.

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Morgens geben sechs war den endlich wie geplant Land in Sicht. Portugal präsentierte sich von seiner frischen Seite. 16° standen auf unserem Thermometer, aber dafür ging die Sonne an einem wolkenlosen Himmel auf. Als wir in den Douro-River einliefen, waren auch schon viele Fischerboote unterwegs. Der Wind ließ nach und entspannt konnten wir die SUMMER im Hafen anlegen. Jetzt erst einmal ein ordentliches Frühstück, dann eine heiße Dusche und anschließend noch eine Runde verdienter „Matratzen-Horch-Dienst“ 🙂

 

 

Hoppla-Hopp

Seit Mittwochmittag ist der Kapitän wieder an Bord und mittlerweile haben wir die aus Deutschland eingeschleppte Seuche (Erkältung) gut im Griff.

So haben wir heute Nachmittag um vier Uhr entschieden, morgen den Sprung ans portugiesischen Festland zu wagen, da das Wetter im Laufe der nächsten Woche deutlich ungünstiger werden soll.

Dem Entschluss folgte hektische Betriebsamkeit, aber jetzt ist alles vorbereitet für die gut 800 Seemeilen weite Strecke. Wir werden Euch auf dem Laufenden halten und die Berichte der letzten Woche auf den Azoren nachreichen, sobald ewir Porto erreicht haben.

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Heiße Quellen mit Seeungeheuern :-)

Am ersten, noch etwas trüben Urlaubstag meiner Mutter bei uns an Bord wollten wir nach Furnas fahren. Hier gibt es sowohl Fumarolen als auch verschiedene heiße Quellen. Besonders sehenswert sollte aber das alte Terra Nostra Hotel mit seinem großen Park und dem riesengroßen, warmen Thermalbadesee sein. Der Besuch war uns schon von verschiedenen Seglern wärmstens ans Herz gelegt worden. Ebenfalls hat man uns geraten, nur dunkle Badekleidung mitzunehmen und sich von der Farbe des Thermalwassers bloß nicht abschrecken zu lassen 🙂 Das konnte ja heiter werden 🙂

Diese Hauptattraktion von Sao Miguel ist an allen erdenklichen Ecken der Insel ausgeschildert. Wir nahmen den Weg an der Nordküste entlang. Nach diversen Fotostopps an den zahlreichen, ausgeschilderten „Miradoren“ erreichten wir gegen Mittag den “ Lagoa das Furnas“. Auf dem Parkplatz wurden wir direkt gebührend empfangen 🙂

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Leider hatten wir gar keine Leckereien für die junge Dame dabei. Das wollten wir zukünftig aber ändern. Aber im Moment standen wir einfach nur mit leeren Händen da 🙁

So machten wir uns erst einmal auf zu den Fumarolen. Dafür brauchte man keine Wegweiser, man musste nur den Dampfsäulen und dem Geruch der Quellen folgen.

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So wurden wir auch Zeuge eines „laut Reiseführer besonderen Spektakels“. Es wurden Töpfe mit „Cozido“ in der heißen Erde vergraben, um diese unterirdisch zu erhitzen. Cozido ist ein Eintopfgericht aus verschiedenen Fleisch- und Wurstsorten mit Gemüse, das man auch ohne vulkanische Aktivität zubereiten kann und welches in Porugal allgemein sehr beliebt ist. Hoffentlich bekommt es hier keine zu kräftige Schwefelnote 🙂

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Nach einem ausgiebigen Rundgang hatten wir das dringende Bedürfnis nach frischer Luft. Am Seeufer hatte der Gestank ein Ende 🙂 Hier stand auch ein Imbisswagen, der etwas ganz Besonderes im seinem Sortiment hatte. Katzentrockenfutter ! 🙂 So konnten wir bei unserer Rückkehr zum Auto die Fellnasen doch noch glücklich machen.

Zufrieden fuhren wir weiter ins Stadtzentrum von Furnas. Parkplätze waren leider Mangelware, aber wir fanden schließlich einen vor dem örtlichen Fußballstadion. So spazierten wir ein kurzes Stück durch die Stadt bis zum Park des Terra Nostra Hotels. Der Eintritt war für azorische Verhältnisse mit sechs Euro pro Person recht teuer, aber er war es auch wert. Die Parkanlage mit Seen, Bachläufen und Grotte ist wunderschön angelegt. Überall blühte es in unterschiedlichsten Formen und Farben.

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Nur den Thermalsee, der mit einer undurchsichtigen „brauner Brühe“ gefüllt war, hatten wir noch links liegen lassen. Das sollte ein besonderer Genuss sein???? Wir waren noch skeptisch und brauchten erst einmal eine kleine Stärkung. Die Bar des Terra Notras Hotels war dafür wunderbar geeignet. Nach leckeren Sandwiches und einem Gläschen Wein waren wir bereit für die Herausforderung 🙂

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Und es war toll 🙂 Mindestens „Badewannen“ warm 🙂 und total entspannend. Wer kann schon von sich behaupten, einmal in einer 30 x 50 Meter großen Badewanne  mit gut eineinhalb Metern Wassertiefe geschwommen zu sein ? 🙂

Nur auf die Seeungeheuer sollte man aufpassen. Die können einen ganz schön in die Füße beißen 🙂

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Nach dem Bad stellten wir fest, dass nicht nur dunkle Badesachen, sondern auch dunkle Handtücher von Vorteil gewesen wären. Aber wozu gibt es schließlich Waschmaschinen?

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Auf unserem letzten Aussichtspunkt wurden wir dann auch noch das restliche Katzenfutter los, welches wir heute Mittag gekauft hatten. Anscheinend haben sich die wilden Katzen rund um die Aussichtspunkte herum angesiedelt und das mit gutem Grund: Denn an jedem Aussichtpunkt ist auch gleich ein Picknick-Platz 🙂 Und wenn nicht zufällig irgendwelche Touristen Katzenfutter dabei haben, fällt hier sicher öfter mal was für die hungrige Meute ab. So war die Bande zwar nicht so mopsig wie unsere deutschen Katzen Zuhause, aber von einer Unterernährung erfreulicherweise noch weit entfernt.

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Familienurlaub

Dietmar war bereits schon am Dienstagmorgen im Reisefieber. Am Mittwochmorgen würde er (endlich) nach Deutschland fliegen und am 25H Rennen des VW-Fun-Cup in Spa teilzunehmen. Seine Abwesendheit wollte ich nutzen, um einmal wieder  richtig Urlaub zu machen 🙂 Und damit ich nicht so einsam sein würde, hatte ich mir besonders lieben Familienbesuch aus Deutschland eingeladen: meine Mutter 🙂

Auf Sao Miguel und besonders Ponta Delgada lebten nach  Dietmars Geschmack sowieso deutlich zu viele Menschen. Nach den anderen Inseln war es für uns aber auch ein kleiner Kulturschock. Hier auf Sao Miguel leben so viele Menschen wie auf den anderen acht Inseln zusammen. Ich war aber am Dienstag trotzdem auf Inselerkundung eingestellt und wollte mit dem vorbestellten Mietwagen lieber früher als später aufbrechen 🙂

Trotzdem war aber dann doch schon deutlich nach Mittag, als wir endlich unterwegs waren. Unser Ausflug stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Das Wetter ließ ziemlich zu wünschen übrig und als ich mich direkt am Stadtrand von Ponta Delgada auch noch kräftig verfuhr, war der Ausflug eigentlich gelaufen 🙁 So beschlossen wir für uns, an diesem Nachmittag besser getrennte Weg zu gehen 🙂 Ich ließ meinen Mann mit seiner „Muffel-Laune“ am Hafen zurück und machte mich alleine auf die Socken 🙂

Sao Miguel ist die Insel der heißen Quellen und es dampft und stinkt an ganz vielen verschiedenen Stellen.

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Meine erste Erkundungstour führte zur nächsten heißen Quelle und den dazugehörigen Fumarolen. Gut, dass es keine „Geruchsfotografie“ gibt, denn die Schwefelgase können schon recht unangenehm stinken 🙂

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Leider konnte man an der von mir besuchten Stelle, das Wasser der Quellen nur in einem nicht besonders einladenden Badehaus in alten Badewannen nutzen. Deshalb gab sich auch kein Mensch diesem „Vergnügen“ hin. An so einem ungemütlichen Tag wäre ein warmes Bad doch etwas Tolles gewesen, besonders für Segler ohne Badewanne an Bord.

Aber in Furnas sollte das in den nächsten Tagen möglich sein. Andere Segler hatten von diesem Ort geschwärmt und einen Besuch sehr empfohlen. Das steht dann für die nächsten Tage auf der To-To-Liste.

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So kurvte ich noch ein wenig kreuz und quer durch den Westen der Insel, aber das Wetter trieb mich dann doch zurück zum Hafen 🙂 Ab morgen soll aber wieder die Sonne scheinen. Beste Voraussetzungen, um mit meiner Mutter die Insel unsicher machen.

Mittwoch nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg zum Flughafen. Der lag direkt um die Ecke und die Marina damit in der Einflugschneise. Gut, dass hier der Massentourismus noch nicht angekommen ist. Die Lärmbelästigung hielt sich somit in einem akzeptablen Rahmen 🙂

Dietmar würde mit derselben Maschine Richtung Deutschland verschwinden, mit der meine Mutter angekommt. Alles war perfekt organisiert. So tranken wir noch einen Abschiedskaffee am Flughafen, holten meine Mutter bei der „Ankunft“ ab, setzten Dietmar bei den „Abflügen“ ab und waren keine Stunde später wieder zurück auf der SUMMER.

Nachdem das Gepäck und die Mitbringsel aus Deutschland sicher auf dem Boot verstaut waren, ließen wir uns zur Urlaubseinstimmung ein Mittagessen im Restaurant am Hafen schmecken. Nach so langer Zeit gibt es natürlich viel zu erzählen – ganz besonders, wenn Frauen unter sich sind 🙂

Meine Mutter war aber genau so gespannt und neugierig auf die Insel wie ich. Deshalb vertrödelten wir keine Zeit 🙂 Dietmar kaum weg als wir auch schon mit dem Mietwagen unterwegs waren.

Unser erstes Ausflugsziel war der Nebel-See, der ziemlich in der Inselmitte liegt. In meinem Reiseführer wurde er als besonders schön beschrieben, wenn einem dort oben die Wolken nicht die Sicht vermiesen. Und heute sah es sehr vielversprechend aus 🙂

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Der See war tatsächlich unheimlich schön. Unten am Ufer konnte man sogar ein paar wenige Leute beim Baden beobachten. Leider fehlte uns sowohl für die Wandertour als auch für ein Bad die nötige Ausrüstung 🙁 Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben.

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Außerdem schoben sich doch hier oben schon wieder ein paar lästige Wolken vor die bestellte Sonne 🙁 Daher flüchteten wir lieber hinunter an die Küste und ließen am Strand noch ein bisschen die Füße im Wasser baumeln.

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Zurück in Ponta Delgada ging es dann weiter in die Altstadt. Hier mussten wir noch herausfinden, was es mit dem „Heiligen Geist“-Fest auf sich hat, das vom 9. bis zum 12. Juli in der Stadt gefeiert werden wird.

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Die Vorbereitungen waren auf jeden Fall schon im vollen Gange. Die Innenstadt wurde sehr hübsch mit Fahnen und Wimpeln geschmückt.

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Auf dem Platz vor dem Stadttor wurde eine große Krone aufgebaut. Nach dem Abendessen machten wir auf der SUMMER noch das Internet unsicher um herauszufinden, was hier in den nächsten Tagen zu sehen sein wird. Die Internetseite war schnell gefunden, aber sie war leider nur in portugiesischer Sprache  verfügbar 🙁 Das Problem war für uns ja nicht neu. Morgen wollen wir versuchen, mit Hilfe von „Leo“ etwas Klarheit in die Angelegenheit zu bringen. Außerdem wäre es ja schön, auch etwas über die Hintergründe der Festivität zu erfahren 🙂 Aber Eile mit Weile. Morgen ist auch noch ein Tag.

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Zweimal voll daneben :-)

Auf den Azoren gibt es, wie schon auf der Insel Porto Santo, die Tradition, dass sich dort angekommende Segler mit einem kleinen oder größeren Kunstwerk auf der Hafenmauer verewigen. Besonders prächtig ist diese Freiluft-Galerie in Horta auf der Insel Faial.

Leider hatten wir es wegen unseres überstürzten Aufbruchs versäumt, dort eine gemalte Visitenkarte zu hinterlassen. Hier auf Santa Maria wollten wir das nachholen. Eigentlich war es auch der richtige Platz, denn hier sind  wir ja zuerst gelandet 🙂

So bin ich am Wochenende vor und nach den Tauchgängen fleißig gewesen. Eigentlich ist es ja nicht so schwierig, eine Hummel an die Wand zu bringen 🙂 Auf Porto Santo war sie mir wirklich gut gelungen 🙂 und hat auch tapfer die letzten Monate überdauert.

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Aber am letzten Wochenende habe ich mich leider selber übertroffen. Unsere „Sumsi“ sah aus wie eine schwangere Auster 🙁 Wer aber schon einmal mit Ölfarbe auf Hafenmauern gemalt hat der weiß, dass ein nachträgliches korrigieren eigentlich unmöglich ist. So haben wir unser Wappentier in Santa Maria mit ganz viel Winterspeck verewigt 🙂  Das war wohl leider voll daneben 🙂

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Dietmars Kommentar dazu traf mich ebenfalls hart: „Die sieht ja aus wie ein schwangeres Springpferd“ 🙂 Naja, da muss ich wohl durch und kann mich auch nicht auf meine künstlerische Freiheit berufen :-). Nobody is perfect…….und etwas mit einer Schablone an die Wand zu sprühen kann ja jeder 🙂

Am Montagmorgen kehrten wir dann endlich dem gemalten Elend den Rücken und brachen früh nach Sao Miguel auf. Friedlich unter Segeln ging es Richtung Nordwesten und dann ab Mittag leider Richtung Norden, da der Wind für uns recht ungünstig gedreht hatte. Wir entschieden uns am späten Nachmittag, die letzten Meilen unter Motor zu fahren und nicht gegenan zu kreuzen, um nicht im Dunkeln anzukommen 🙂

Plötzlich hörte ich, wie die Bremse unserer Schleppangel anfing laut zu schnarren. Dieses Geräusch wirkte auch total belebend auf Dietmar, der gerade im Salon ein Nickerchen halten wollte. Hinter dem Boot hatte ich vorher einen Gelbschnabel-Sturmtaucher kreisen sehen. Nicht dass wir einen Vogel an der Angel hatten?!?

Genau das war leider der Fall. Anscheinend hatte unser rosa Tintenfischköder einfach zu verlockend ausgesehen 🙁 Schnell nahm ich Fahrt aus dem Boot und drehte es in den Wind. Dietmar kurbelte vorsichtig unseren Bruchpiloten an Bord. Wenigstens hatte er den Köder nicht erwischt, sondern sich „nur“ in der Leine verheddert.

Während Dietmar den Vogel vorsichtig festhielt, begann ich mit der Küchenschere das Leinengewirr auseinander zu schneiden. Am Anfang ging das wirklich gut, wahrscheinlich stand der Patient noch unter Schock und hielt deshalb brav still. Aber die „Idylle“ war nur von kurzer Dauer. Erst versuchte sich unser Vogel durch Flügel schlagen zu befreien und als zappeln nicht die gewünschte Wirkung zeigte, biss er dann kurzerhand mal kräftig zu 🙁  Und zwar zuerst in meinen Finger und dann in Dietmars :-).

Sturmtaucher(Szene nachgestellt :-))

Naja, eigentlich konnte ich ihn sehr gut verstehen. Wer wird dann auch schon gerne geangelt??? 🙂 Trotzdem nützte es ihm nichts 🙂 Erst nachdem wir die Leine vollständig entfernt hatten, ließen wir ihn wieder von Bord. Im Gegensatz zu uns hatte er keine weiteren Verletzungen davongetragen und verschwand schimpfend in der Ferne.

So desinfizierten wir sicherheitshalber unsere Wunden. Erstaunlich, wie viel Kraft so ein Vogel im Schnabel hat 🙁  Und scharfe Kanten hat der Schnabel auch 🙁 Die Lust zu Angeln war uns für heute auf jeden Fall gründlich vergangen. Das war ja schon wieder voll daneben gewesen 🙂