Anscheinend hatten wir in den letzten drei Tagen unser gesamtes Kontingent an Wind für diese Überfahrt verbraucht. Irgendwann war es dann nicht mehr zu verhindern: wir mussten die Genua bergen und die Maschine starten. Bei 2 bis 5 Knoten Wind brauchten wir uns auch über unsere Leichtwindsegel keine Gedanken zu machen 🙂 Das ist sogar für diese zu wenig Wind.
Da unser Autopilot ohne Wind ja keinen Kurs am Wind steuern kann, mussten wir uns jetzt mal wieder etwas einfallen lassen. Irgendwie musste unsere gute Hydra doch wieder zu überzeugen sein, einem Kompasskurs zu steuern?! Und wirklich, nach einem Reset des Systems und wagemutigem Klicken durch das gesamte Menue (wir hatten ja nichts zu verlieren) standen plötzlich 225° Steuerkurs auf der Anzeige 🙂 Somit waren wir für die restliche Strecke von 300 Seemeilen vom „Ruder-gehen“ befreit 🙂 Jetzt konnten wir uns wieder ein bisschen entspannen.
Aber Untätigkeit ist ja nichts für meinen Kapitän. So wurde dann endlich der Wassermacher getestet. Ohne Murren und Zicken nahm dieser seine Arbeit auf und produzierte ungefähr 55 Liter bestes Trinkwasser pro Stunde. Genau so hatten wir das auch bei der schon lange bewährten H2O-Factory-Qualität erwartet. Bald waren unsere Tanks alle wieder aufgefüllt und das Tragen der 5-Liter-Trinkwasser-Kanister aus dem Supermarkt hat jetzt ein Ende.
Am Abend des vierten Tages hatten wir dann endlich wieder Land in Sicht: Lanzarote zeigte sich kurz vor Sonnenuntergang.
Die Temperatur in der Nacht war angenehm warm und der Himmel klar mit vielen Sternschnuppen 🙂 Trotzdem war es keine ganz ruhige Wache, denn mit der Landnähe nahm auch die Menge der Tanker und Frachter wieder deutlich zu. Ein letztes Mal mussten wir auf diesem Törn sorgfältig die Augen offen halten. Unser in Vilamoura installiertes AIS war uns dabei natürlich eine große Hilfe. Es ist schon toll, wenn die Technik funktioniert 🙂
Wir freuten uns beide sehr, als am nächsten Morgen Gran Canaria vor uns im Dunst auftauchte. Wir passierten auch noch eine große Gruppe Delfine, die sich bei ihrem Frühstück nicht stören ließen.
Gegen Mittag machten wir am Rezeptionssteg fest. Für die 698 Seemeilen haben wir ziemlich genau fünf Tage gebraucht. Als wir das Boot verließen, traf uns der heftige Seegang an Land doch recht unvorbereitet 🙂 Solche Seebeine hatte ich noch nie gehabt. Da war ich froh, als ich endlich sicher auf dem Stuhl bei der Anmeldung saß. Die Crew der Marina in Las Palmas war sehr freundlich und hilfsbereit. Wir hatten im Vorfeld schon angefragt, ob es möglich wäre, einen Platz längsseits an einem Steg oder einem Hammerhead zu bekommen. Mit dem schmalen Yachtheck und der Windsteueranlage ist es sehr, sehr schwierig, hinten von Bord zu kommen. Leider gingen unsere Mails irgendwo im System verschollen und so musste jetzt spontan nach einer Lösung gesucht werden. Es fand sich dann schließlich doch noch ein schönes Plätzchen für die CESARINA mit kurzem Seitensteg zum Ein- und Aussteigen für uns 🙂 Souverän bugsierte Dietmar unser Schiff zum ersten Mal rückwärts in die doch recht enge Box. Endlich angekommen 🙂
Nachdem wir die CESARINA ausgiebig entsalzt hatten, war es Zeit für einen Imbiss in der Sailor Bar.
Auf dem Weg lief uns Jörg Drexhagen vom Yachtfunk über den Weg. Er war auch grade angekommen, um ab morgen seine Arbeit (Installation von SSB Funkanlagen) an den ARC und ARC+ Booten aufzunehmen. Aber heute hatte er noch Zeit für ein gemütliches Bierchen 🙂 Und nächste Woche stehen wir ja sowieso auf seiner Liste. Es wird wirklich Zeit, dass wir wieder eine funktionierende Kurswellenanlage an Bord haben 🙂