Kategorie-Archiv: Landausflüge

Der Meerespark von Saba und Rock ´n Roll an der Mooring

Am nächsten Morgen war es mit der Ruhe an unserem Ankerplatz irgendwie vorbei. CESARIANA schaukelte aufgebracht an der Mooring auf und ab. Aber was sollten wir machen, um neun Uhr würde das Tauchboot uns abholen. Da musste unsere Gute wohl noch etwas aushalten, bevor wir uns nach einem ruhigeren Platz umsehen konnten.

Eigentlich hatten wir geplant, von dem an der CESARINA befestigten Dinghi auf das Tauchboot überzusteigen. Bei den momentan herrschenden Bedingungen war das so aber kaum möglich. Also fuhren wir mit dem Dinghi und unserem gesamten Equipment dem Tauchboot entgegen und stiegen in einem sicheren Abstand zur CESARINA über. Das Dinghi musste dann halt im Schlepp mit zum Tauchen fahren 🙂

Unser erster Tauchplatz befand sich weit entfernt vor der Küste und nannte sich „Third Encounter“. Auch hier draußen waren die Bedingungen auf dem Tauchboot recht rau, aber unter Wasser zeigte uns Saba ihre ganze Schönheit. Mit unserem französischen Tauchguide Ben tauchten wir in eine andere Welt ab. Das erste Mal sahen wir Riffhaie in nächster Nähe vorbei schwimmen. Da war mir doch etwas mulmig zu Mute 🙂 Die Bilder in der Bildergalerie „Saba“ sprechen für sich. So gut kann ich das wunderbare Erlebnis gar nicht beschreiben.

Zurück auf dem Tauchboot wanderte unser erster Blick zurück zur CESARINA. Im Vorfeld unseres Saba-Besuchs waren uns wahre Horrorgeschichten von gerissenen Mooring-Leinen und abtreibenden Booten rund um Saba erzählt worden. Sie war immer noch da 🙂 Anscheinend hatten wir eine gute Mooring erwischt. Wild schaukelte CESARINA mit Ihren 23 Tonnen Gewicht an ihrer Mooring, die heute wirklich den Härtetest bestanden hatte.

Auch der zweite Tauchgang war wieder ein Vergnügen. Danach wurde es aber ungemütlich. Das Tauchboot brachte uns noch fast bis nach Hause, aber die kurze Reststrecke im Dinghi gegen die mittlerweile doch recht hohen Wellen war eine einzige Duschpartie. Als wir endlich neben unserer CESARINA ankamen, hatten wir eher das Gefühl, uns einem bockenden Rodeo-Pferd zu nähern als einem Boot. Der Aufstieg an Bord war eine Herausforderung und ein Abenteuer, aber es gelang uns beiden ohne Schäden 🙂 Jetzt mussten wir uns nur noch von der Mooring befreien und uns einen Platz vor dem Hafen im Süden suchen. Dort ist es nämlich heute Mittag wunderbar ruhig gewesen.

Vor dem Hafen fanden wir zwar keine freie Mooring mehr, aber einen schönen Ankerplatz. So schafften wir es gerade noch rechtzeitig zu unserer Verabredung zur Inselrundfahrt. Len und Sid (ursprünglich aus Holland) erwarteten uns schon am Parkplatz und zuerst ging es zu Ihnen nach Hause. Als Segler (zur Zeit ohne Boot) kannten Sie die Probleme des Seglerleben und so hatten sie uns auch noch zu einer Runde „Wäsche waschen“ eingeladen. Ihr Haus lag mit beeindruckender Aussicht über „The Bottom“ direkt am Hang mitten in den bewaldeten Bergen und war ein echter Traum. Nach einer gemütlichen Tasse Kaffee machten wir uns auf den Weg. Zuerst fuhren wir in Richtung der Ladder Bay. Von der Wasserseite kannten wir diese Ecke der Insel schon von unserem Ankerplatz. An dem steinigen Strand hätten wir uns aber mit dem Dinghi nicht gewagt, da ein Anlanden in der brechenden Welle nicht nur abenteuerlich, sondern auch gefährlich wäre. Danach folgten wir einfach der Straße in Richtung Flughafen. Der Flughafen ist eine besondere Attraktion der Insel, denn er hat die kürzeste Landebahn der Welt. Nur 396 Meter hat ein Pilot zur Verfügung, um seine Maschine sicher zu starten oder zu landen. Aus Sicherheitsgründen fliegen auch immer zwei Piloten die Maschinen, die den kurzen Weg von Saint Bart herüberkommen. Und wenn das Wetter nicht mitspielt, wird Saba einfach gar nicht mehr angeflogen. Am heutigen Abend wurden wir aber Zeugen einer Ladung und schon 20 Minuten später eines Starts. Es war wirklich beeindruckend.

Auf dem Rückweg machten wir in Windwardside halt. Die wenigen Urlauber, die es nach Saba verschlägt, findet man hier. Nette und gepflegte Häuser, zwei Museen, verschiedene kleine Geschäfte, zwei Supermärkte und verschiedene Restaurants bestimmen den Ortskern. Wir entschieden uns, zum Abendessen hier zu bleiben. Auf Sids Nachfrage hatte sich Wolfgang aus Köln, der Besitzer des Restaurants „Sprouts“ persönlich bereit erklärt, seine legendären Schnitzel für uns zuzubereiten. Ganz stilecht mit Preiselbeeren. Manchmal ist es wirklich unglaublich 🙂 Da saßen wir auf Saba und aßen Schnitzel, das erste Mal seit über einem Jahr und sie waren wirklich hervorragend. Zum Nachtisch gab es selbstgemachten Apfelstrudel. So war es schon ziemlich spät, als wir wieder am Hafen ankamen. Gut, dass wir keinen so weiten Weg mehr hatten. Unsere CESARINA schaukelte deutlich sichtbar direkt hinter der Hafeneinfahrt 🙂

Nach zwei weiteren wunderbaren Tauchgängen am nächsten Tag erwarteten wir für heute Besuch auf der CESARINA. Len und Sid, die beide begeisterte Segler sind, wollten unser Zuhause gern näher kennenlernen. Dietmar holte die Beiden um zwei Uhr am Dinghi-Dock ab und nach einer ausgiebigen Bootsführung saßen wir noch nett bei Kaffee und Keksen im Cockpit zusammen.

Auf nach Saba – zur ungekrönten Königin der Karibik

Eigentlich hatten wir geplant, den letzten Tag auf Montserrat mit einer Wanderung in den Norden abzuschließen. Aber schon die ganze Nacht hatte es heftig geregnet und auch nach Sonnenaufgang sah das Wetter nicht gerade einladend aus. So blieben wir lieber an Bord und nutzten die Zeit zum klar Schiff machen. Das muss ja auch immer mal wieder sein.

Um vier Uhr machten wir uns auf den Weg nach Saba. Zuerst wollten wir entlang der Küste von Montserrat nach Süden segeln, um von der Wasserseite noch eine Blick bis zur ehemaligen Hauptstadt Plymouth werfen zu können. Anschließend planten wir die 85 Seemeilen Richtung Nordwest über Nacht nach Saba segeln, um die Insel am nächsten Morgen im Hellen zu erreichen.

So trödelten wir gemütlich in Richtung Süden die Küste entlang, aber ein Blick auf die Insel ließ uns schon erahnen, dass die Aussicht auf Plymouth durch Wolken und Nebel ziemlich getrübt sein würde. Trotzdem ließen wir uns nicht von unserem Vorhaben abhalten und bekamen noch einmal einen Eindruck, mit welcher Kraft der Vulkan über die ehemalige Hauptstadt hergefallen war. Von manchen mehrgeschossigen Häusern konnte man nur noch die oberen Stockwerke aus der Asche herausragen sehen. Eine wirklich traurige und auch genauso eindrucksvolle Geschichte.

Bald wendeten wir Montserrat und seinem Vulkan das Heck zu und segelten nach Saba. Vorbei ging es an Nevis, St. Kitts und Statia (officiel Sint Eustatius) bis am frühen Morgen endlich Saba am Horizont auftauchte. Eigentlich sah man nicht mehr als einen kargen Felskrater mit steilen Wänden. Auch der kleine Hafen an der Südseite der Insel sah nicht besonders einladend aus. Eine kleine Pier, ein Dinghi-Dock, eine paar Gebäude und links davon eine Mischung aus Kieswerk, Schrottplatz und Gas- und Diesellager. Schönheit ist sicherlich etwas anderes. Etwas unausgeschlafen beschlossen wir, erst einmal den Ankerplatz zu begutachten. Sollte uns dieser, warum auch immer, ebenfalls nicht gefallen, würden wir einfach weiter segeln. Im Westen der Insel vor der Ladder Bay machten wir dann aber doch an einer Mooring fest und nach dem Frühstück waren wir bereit, an Land zu fahren. Also mussten wir mit dem Dinghi zurück bis in den Süden der Insel und waren bis dahin fast zwanzig Minuten unterwegs. Das Wetter zeigte sich aber von seiner schönsten Seite und die Fahrt entlang der schroffen und steilen Küste war ein Vergnügen. Auch das Einklarieren ging angenehm und schnell von der Hand und die geringen Gebühren für Liegeplatz und Einklarierung machten die Insel für uns noch sympathischer. Denn für die Mooring, an der wir festgemacht hatten, berechnete man uns 3 $ pro Nacht :-). Das haben wir auch schon ganz anders erlebt. Zuvor haben wir auch schreckliche Geschichten von maroden und somit unsicheren Moorings von Saba gehört. Wir können diese aber nicht bestätigen. Wir haben unsere Mooring nicht nur optisch geprüft, sondern diese sogar wie einen Anker mit Vollgas rückwärts ohne Probleme eingefahren. Da sollte wohl nichts schief gehen.

Am Hafen fanden wir gleich das Büro von „Saba Divers“ und machten für die nächsten Tage Termine zum Tauchen aus. Das Tauchboot würde uns sogar direkt an der CESARINA abholen. Somit mussten wir nicht jedes Mal die weite Reise mit dem Dinghi zum Hafen antreten.

Da es noch recht früh am Nachmittag war, beschlossen wir noch zu Fuß zur Hauptstadt der Insel zu gehen. Öffentliche Verkehrsmittel gibt es auf Saba nicht. Die Strecke sollte laut Plan auch nicht so weit sein, aber wir hatten völlig die unglaubliche Steigung der Straße unterschätzt.

Auf Saba gibt es nur eine einzige Straße, die den Hafen im Süden mit dem Flughafen im Norden verbindet. An ihr liegen auch die drei Orte, die es auf der Insel gibt: The Bottom, Windwardside und Hell´s Gate. Diese Straße hat eine lange Geschichte, denn sie ist „Die Straße, die nicht gebaut werden konnte“ 🙂 Niederländische Ingenieure hatten 1930 den Bau einer Straße auf Saba für unmöglich erklärt. Aber der Inselbewohner Josephus Hassell ließ sich, nachdem er in einer Lotterie gewonnen hatte, kurzerhand selbst zum Ingenieur ausbilden und verwirklichte den Traum der Inselbewohner. Nachdem jetzt die Geschichte der Straße bekannt ist, könnt Ihr Euch vielleicht vorstellen, mit welchem Anstieg wir zu kämpfen hatten. Aber ein vorbeifahrendes Auto hatte Erbarmen mit uns und nahm uns mit in die Stadt hinauf. Hier auf der Insel fungiert jeder Autofahrer auch als Busfahrer. Auf diesem Weg erreichten wir innerhalb von 5 Minuten „The Bottom“ :-). Nach einem kurzen Rundgang landeten wir in einem außergewöhnlich europäischen Café mit dem besten Eiskaffee seit Monaten. Dort kamen wir mit zwei Damen ins Gespräch, die diese leckere Spezialität dort auch gerade genossen 🙂 Und keine zehn Minuten später waren wir für den morgigen Tag zu einer Inselrundfahrt eingeladen. Ein wirklich grandioser Empfang! Sicherheitshalber tauschten wir noch die Telefonnummern aus, bevor wir uns an den Abstieg zum Hafen machten. Bergab geht es ja gefühlter maßen immer besser, aber unsere Waden werden uns morgen ein Lied davon singen können.

Zurück auf unserer CESARINA freuten wir uns über unseren ruhigen Ankerplatz und auf eine ruhige Nacht. Die Wettervorhersage für die nächsten Tage war sehr vielversprechend und es wurden ruhige Bedingungen und wenig Wind vorhergesagt. Das war für unseren Aufenthalt auf Saba besonders wichtig, da beide möglichen Ankerplätze recht ungeschützt sind. In unserem Revierführer steht der wunderbare Satz: „Saba macht es den Seglern nicht leicht“ 🙂 Morgen würden wir wissen, was genau mit dieser Aussage gemeint war 🙂

Montserrat – gebeutelt von Naturgewalten

Nach dem Frühstück waren wir heute noch mit Petra und Peter von der SY WAHOO verabredet, die uns noch ein paar Tipps für die Bahamas geben wollten, die wir im Mai besuchen wollen. Die beiden kennen sich dort bestens aus und waren mit einem Boot mit ähnlichem Tiefgang unterwegs. Nach fast zwei Stunden hatten wir unseren Revierführer mit vielen Kreuzen und Sternchen ergänzt und fühlen uns für den Besuch der Bahamas gut vorbereitet. Jetzt stand aber erst einmal Montserrat auf der Reiseliste und langsam mussten wir uns sputen, um nicht im Dunkel dort anzukommen. Mit einer Menge Wind kam unsere CESARINA richtig gut in Fahrt und wir erreichten die „Little Bay“ auf Montserrat noch deutlich vor dem Sonnenuntergang. Die einzige Ankerbucht der Insel war recht gut besucht, aber wir fanden weiter draußen noch einen geeigneten Platz. An Land war nicht viel Leben zu sehen. Eine Pier für Frachtboote und ein paar Hafengebäude, daneben mehrere Gebäude direkt am Strand. Wir verschoben unseren ersten Landgang auf morgen. In der Ankerbucht herrschten heftige Fallwinde und wir wollten erst sicher sein, dass unsere CESARINA sicher am Anker hängt. So verbrachten wir eine ziemlich schauklige Nacht ohne weitere Probleme und machten nach dem Frühstück das Dinghi klar. An Land wurden wir gleich freundlich empfangen. Ein Hafenarbeiter half uns, einen sicheren Platz für unser Beiboot zu finden, denn es gab kein Dinghi-Dock und an der Pier machen ja sonst auch noch Fähren und Frachtschiffe fest.

Das Einklarieren sollte auf Montserrat eigentlich mit dem Online-Programm „SeaClear“ erfolgen, aber anscheinend gab es keine Internetverbindung. So mussten wir die Formulare alle mit der Hand ausfüllen. Aber es waren nur zwei Stück und die Arbeit hielt sich somit in Grenzen 🙂 Nach einem Besuch der Port Control und des Hafenbüros war alles erledigt und wir konnten auf Entdeckungsreise gehen.

Der Insel Montserrat und ihren Bewohnern hat die Natur in den letzten 30 Jahren ziemlich übel mitgespielt. Begonnen hat alles im Jahr 1986, als der Tropensturm „Hugo“ große Teile der Insel verwüstete. Über 90% der Gebäude waren zerstört oder beschädigt, die Stromversorgung zusammengebrochen und 400 Jahre alte Baumriesen umgeknickt wie Streichhölzer. Nur langsam erholte sich die Insel von der Zerstörung, aber schon 1995 wurde das Leben der Inselbewohner durch den Ausbruch des Vulkans „Soufriere Hills“ komplett auf den Kopf gestellt. Nach 400 Jahren Ruhe wurden Mitte des Jahres erste Wasserdampfexplosionen beobachtet und im August spuckte der Vulkan eine große Menge Asche und macht den Tag zur Nacht. Die aufsteigende Lava bildete einen neuen Dom, der bis zum Frühjahr des Jahres 1996 weiter schnell anwuchs, bis er schließlich kollabierte. Lava, Geröll und Asche ergossenen sich in Richtung Meer und erreichen nach und nach immer größere Teile der Insel. Die Evakuierung der Bewohner war im vollen Gange. Absoluter Höhepunkt des Ausbruchs war der 25. Juli 1997. Pyroklastische Ströme und heiße Aschewolken zerstörten Häuser. Auch der Flughafen war bedroht. Mehr als 20 Menschen verloren während des Ausbruchs ihr Leben. Bis Ende des Jahres 1997 lag die Hauptstadt Plymouth unter einer dicken Ascheschicht begraben, der Flughafen wurde vollständig durch die Lavamassen zerstört. Bis zum Jahr 2000 wütete der Vulkan mit abnehmender Heftigkeit. Immer wieder stiegen Aschewolken bis zu dreizehn Kilometer in die Höhe. Danach folgte eine kurze Phase der Entspannung. Die Menschen versuchten zur Normalität zurückzufinden. Teile der Insel, die jetzt in sicherer Entfernung um Vulkan liegen, durften wieder betreten werden und Häuser und Hotel wurden von Asche und Schutt befreit und wieder in Betrieb genommen. Aber die Ruhe währte nicht lange. Schon im Jahr 2002 konnten die Experten wieder eine steigende Aktivität messen und 2008 erreichte ein neuer Ausbruch erneut die Überreste der Hauptstadt Plymouth. Lava-Ströme flossen 400 Meter hinaus ins Meer und Asche wurde 15 Kilometer hoch in den Himmel geschleudert. Erst im Jahr 2012 schwächten die Aktivitäten des Vulkans wieder ab und seitdem herrscht bis heute relative Ruhe.

Noch heute ist die Hälfe der Inselfläche Sperrgebiet und darf nicht betreten werden. Während der Naturkatastrophe ist die Anzahl der Inselbewohner von über 10.000 auf knapp 4500 Menschen gesunken.

Direkt nach Verlassen des Hafens wurden wir vom Taxifahrer Christian angesprochen. Ob wir eine Inseltour machen wollen? Mit dem Satz „I`ll show you the best of the rest“ hatte er uns schon ins Taxi verfrachtet und los ging die Fahrt. Auf der winzigen Straße ging es in Richtung Süden. Unser erstes Ziel war das „Montserrat Volcano Observatory“. Dort trafen wir genau pünktlich zum Start des Hubschraubers ein, der jeden Tag um 12 Uhr zu einem Beobachtungsflug über das Vulkangebiet startet. Ein zwanzigminütiger Film zeigte die gesamte Geschichte des Vulkanausbruchs in dramatischen Bildern. Besonders erschreckend ist der Vergleich der Bilder der Stadt Plymouth vor dem Ausbruch und die Stein und Aschewüste, die man heute an dieser Stelle vorfindet.

Anschließend machen wir uns auf den Weg in die „Daytime Entry Zone“. So durchqueren wir ein trockenes Flussbett, das bei starkem Regen wohl ganz schnell zu einem reißenden Matsch- und Geröllfluss wird. Die Brücke, die vor dem Vulkanausbruch über den Fluss führte, liegt mehre Meter tief unter Asche und Sand begraben. Die früher beliebte Wohngegend mit Blick auf das Meer und Plymouth ist verfallen. Die Natur hat sich diesen Platz zurückerobert. Zufahrten von Häusern und Villen sind überwuchert, zum Teil wachsen die Bäume auch direkt in den zerstörten Ruinen.

Wir besuchten ein Hotel, das früher zu den beliebtesten der Insel gehört hat. Es macht den Eindruck, als wäre die Zeit stehen geblieben. Im Büro finden wir verstreut noch Unterlagen aus dem Jahr 1995. In den Zimmern fehlt zwar das Mobiliar, aber in den eingebauten Kleiderschränken hängen noch die Kleiderbügel. Der Fußboden ist überall mit einer dicken Schicht Asche bedeckt. Auch der Swimmingpool hat schon bessere Zeiten gesehen. Bis obenhin gefüllt mit Asche und Sand wuchern dort jetzt Gräser und Blumen.

Von einem nahegelegenen Aussichtspunkt aus konnten wir noch einmal einen Blick auf die zerstörte Hauptstadt werfen. Aus dem Aschemeer kann man nur noch ein paar höhere Gebäude ausmachen. Die neu gebaute Kreuzfahrerpier liegt unbeschädigt vor der Stadt. Vor dort aus wird heute Sand in die restliche Karibik exportiert. Wohl das einzige Exportgut, das Montserrat heute zu bieten hat 🙁

Nach gut drei Stunden hatten wir genug gesehen und gehört und sparten uns den Besuch des ehemaligen Flughafens. Trotzdem überraschte uns die Art, wie die Menschen mit solchen Schicksalsschlägen umgehen. Denn viele haben trotzdem die Insel nicht verlassen und leben Ihr Leben am Rand der Naturkatastrophe mit karibisch guter Laune.

Antigua lässt uns nicht los

Nach dem tollen Abend gestern wollten wir heute die Segel streichen und von Antigua in Richtung Montserrat segeln. So saßen wir gegen neun im Dinghi auf dem Weg zum Ausklarieren. Als wir das englische Boot, das vor uns vor Anker lag, passierten, rief der Skipper zu uns hinüber, ob wir heute vielleicht Regatta segeln wollten?! Die Yacht BLUE PETER sucht noch Crew für den heutigen Tag. Regatta segeln ist ja fast so wie Rennen fahren, aber Dietmar war sich unschlüssig. Für heute hatten wir schließlich andere Pläne 🙂 Es dauerte fast bis zur Hafeneinfahrt, bis endlich eine Entscheidung gefallen war. Dietmar würde heute also Regatta segeln und ich machte mir einen netten Hafentag.:-) Schön, dass das wir unsere Pläne so spontan und problemlos ändern können. Also drehten wir um und suchten draußen im Getümmel der Rennyachten die SY BLUE PETER. Natürlich war sie ganz weit draußen und wir mussten sie mit dem Dinghi eine ganze Zeit lang verfolgen, bevor ich Dietmar dort abgeben konnte 🙂 Sehr sportlich musste er vom fahrenden Dinghi auf die segelnde Yacht springen, während ich bei seinem Absprung das Ruder übernehmen musste. Zwar hatte ich gestern das erste Mal seit langer Zeit wieder allein eine kurze Strecke im Dinghi zurückgelegt, aber meine letzten Fahrstunden lagen doch lange zurück. Aber bekanntlich wächst man ja mit seinen Aufgaben und das Manöver gelang ohne Probleme. Als ich endlich einige Zeit später das Dinghi-Dock in Jolly Harbour erreichte und dort sicher und ohne Unfall angelegt hatte, war ich doch etwas zittrig. Jetzt hatte ich mir einen Cappuccino doch redlich verdient. So verklönte ich den Vormittag zusammen mit Sylvia von der SY FELUKA. Es geht doch nichts über Frauengespräche :-). Gegen Mittag machte ich mich dann noch auf den Weg zum Supermarkt. Die nächsten beiden Inseln, die wir besuchen wollten, waren recht klein und abgelegen. So wollte ich die guten, wenn auch teuren Einkaufsmöglichkeiten auf Antigua nochmal in Ruhe nutzen. Mit ein bisschen Zeit und Ruhe kann man in diesem Supermarkt auch lokale und recht günstige Produkte finden. So füllte ich meinen Einkaufkorb. Es muss ja nicht unbedingt französische Butter sein, die dreimal so viel kostet wie die karibische 🙂 Auch Obst und Gemüse kaufe ich viel lieber lokal ein. So war die Rechnung auch nicht besonders erschreckend hoch, als ich dann an der Kasse fertig war. Sehr erfreut schleppte ich die Einkäufe ins Dinghi und machte mich auf den Weg zur Tankstelle. Der Außenborder brauchte dringend Benzin. Unser Reservekanister war leer und der Rückweg zum Boot war mir persönlich doch zu weit zum Rudern.

Leider war der Tankstelle das Benzin gerade ausgegangen 🙁 – -Heute Nachmittag würde wohl wieder welches geliefert. Na prima, das nutzte mir ja nicht besonders viel. So fuhr ich ganz behutsam und mit halber Kraft zurück zur CESARINA. Hoffentlich würde der restliche Sprit auch noch für den Weg zurück zur Tankstelle reichen.

Ich war erst 10 Minuten wieder zurück an Bord und hatte gerade meine Einkäufe verstaut, als die SY BLUE PETER Dietmar wieder absetzte. Um fünf Uhr sollte dann die Siegerehrung im Hafen stattfinden. Dazu wurden wir herzlich eingeladen. Anscheinend hatte er seine Sache doch sehr gut gemacht 🙂 Mal sehen, was für das Team in den drei Rennen herausgekommen war.

Nach einem schnellen Mittagessen machen wir uns zum zweiten Mal auf den Weg zum Ausklarieren. Das war leider nicht so einfach, denn auf Antigua ist man sehr darauf bedacht, genau zu wissen, wo sich seine Besucher aufhalten. Schon für meine Einreise ohne Rückflugticket hatte ich einen Brief vom Kapitän gebraucht, dass ich die Insel auf der CESARINA wieder verlassen würde :-). Leider hatte Dietmar nicht gewusst, dass er seinem Kumpel Maik, der mit der CESARINA eingereist war und mit dem Flieger am letzten Samstag die Insel verlassen hatte, hätte im Hafenbüro ausklarieren müssen. Jetzt war der Gute weg und wir hatten den Salat 🙂 Und wir waren wohl nicht die einzigen, denn die Crew einer weiteren deutschen Yacht saß wohl schon länger vor der Tür mit demselben Problem 🙁 Aber irgendwie hatten wir Glück und der Beamte war gnädig gestimmt. So durften wir Maik einfach von der Crewliste löschen, versprachen uns bei weiteren Crewwechseln ganz brav an die Regeln zu halten und waren nach knapp einer Dreiviertelstunde fertig ausklariert. Trotz mehrfacher Nachfrage unsererseits, hat man uns auch für die restlichen zehn Tage keine Gebühren mehr berechnet. Das freute uns natürlich besonders 🙂

Das ganze Spektakel hatte leider so lange gedauert, dass die Tankstelle schon geschlossen hatte. Im Tank unseres Dinghis konnten sich aber eigentlich nur noch ein paar Tropfen Sprit befinden. So mussten wir erstmal unseren Heimweg sichern und fanden einen großzügigen Spender, der uns einen Liter Benzin in den Reservekanister füllte. Grade rechtzeitig kamen wir zur Siegerehrung des zweiten Tages der Valentin Regatta. Die SY BLUE PETER hatte ihre Klasse gewonnen und die Freude war groß 🙂 Falls wir mal wieder auf Antigua landen, ist Dietmar im Team wieder herzlich willkommen 🙂

Eine andere Welt

Am Donnerstagmorgen machten wir uns im strömenden Regen auf den Weg nach Barbuda. So hatte ich mir meinen ersten Segeltag nach dem Heimaturlaub eigentlich nicht vorgestellt. Aber Eckhardt mit der SY LONI 3 war schon früher mit demselben Ziel gestartet und sagte uns für den weiteren Törn bestes Wetter und ordentlich Wind voraus. Da mussten wir wohl schauen, dass wir hinterher kamen 🙂 Und so kam es dann auch 🙂

Die Insel Barbuda gehört offiziell zu Antigua und liegt nur 30 Seemeilen nördlich davon, aber wenn an dort ankommt, betritt man eine andere Welt.

Am frühen Nachmittag näherten wir uns der Westseite der Insel Barbuda und manövrierten uns vorsichtig hinter die vorliegenden Riffe. Eine knappe halbe Stunde später fiel der Anker auf vier Metern Wassertiefe direkt neben der LONI 3 vor einen weißen, endlos langen Sandstrand. Keine zehn Boote lagen hier vor Anker und der Strand war menschenleer. Das Wasser war türkisblau und lud zu einem Bad ein. Ziemlich ungewohnt nach dem Trubel auf Antigua. An Land angekommen wanderten wir den Strand entlang bis zu dem Hotel, das wir vom Boot aus schon gesehen hatten. Aber auch hier war alles menschenleer. Die Fenster und Türen der sehr gepflegten Anlage waren mit Brettern vernagelt, die offenen Terrassen mit Absperrband verschlossen. Zwei Einheimische, die wohl für die Sicherheit der Anlage zuständig waren, behielten uns die ganze Zeit im Auge. Ein merkwürdiges Scenario – eine wunderschöne Karibische Insel ganz ohne Touristen. Später am Abend konnten wir sehen, dass die gesamte Hotelanlage auch wunderschön beleuchtet wurde. Für wen ist uns bis heute aber nicht klar geworden.

Auf dem Rückweg schwammen wir an der LONI 3 vorbei und wurden gleich zu einem Sun-Downer eingeladen. Es blieb nicht nur bei dem Sun-Downer und erst viel später am Abend setzte uns Eckhardt mit dem Beiboot zur CESARINA über. Nach dem Lustigen Abend hatten wir im Dunkeln doch keine rechte Lust zum Schwimmen mehr.

Am Freitag wollten wir in die Inselhauptstadt fahren und von dort aus eine Tour zu den Fregattvögeln zu machen, die in großer Zahl im Norden der Insel leben. Da wir per Funk kein Wassertaxi organisieren konnten, mussten wir uns per Dinghi auf den Weg machen. Also machten wir es klar und motorten in Richtung Strand. Die Dünung ließ immer wieder einzelne höhere Wellen an den Strand rauschen, so dass man ein gutes Timing brauchte, um sicher anzulanden :-). Für alle Fälle waren wir nur in Badesachen unterwegs und unsere Kleidung für den weiteren Ausflug war sicher in zwei Dry-Bags verstaut. So konnte ich kurz vor dem Strand dann auch einfach ins Wasser springen und das Dinghi weiter Richtung Strand ziehen. Gemeinsam zogen wir unser Beiboot den Strand hoch und über den schmalen Sandstreifen in die Lagune. Diese mussten wir noch überqueren, um die Inselhauptstadt zu erreichen. Mit Gegenwind wurde der zweite Teil der Reise deutlich nasser als erwartet, denn wir motorten fast 20 Minuten gegen kleine, steile Wellen an. Die Badesachen waren also eine wirklich weise Entscheidung gewesen 🙂 und als wir endlich ankamen, hatten wir bestimmt 20 Liter Wasser im Dinghi stehen. Unsere Dry-Bags hatten aber ihre Feuertaufe überstanden und wir konnten am Hafen bequem in trockenen Kleidung steigen. Auch meine Kamera hatte den Transport überlebt 🙂 Ich hatte schon befürchtet, dass wir ihr eine Seebestattung beschert hätten.

Von hier aus ging es mit dem Schnellboot hinaus in die Mangroven. Die Kolonie der Fregattvögel, die hier leben hat ungefähr 20.000 Exemplare. Die Mangroven waren zum Teil so dicht bevölkert, dass man die einzelnen Tiere fast nicht mehr auseinander halten konnte 🙂

Auf dem Rückweg besuchten wir noch Nistgebiet von Pelikanen. Es gab einige Halbstarke, die sich grade ziemlich in den Haaren lagen 🙂

Als wir nach gut einer Stunde wieder am Hafen ankamen, stärkten wir uns an der einzigen Imbissbude, die es auf Barbuda wohl gibt. Und auch wenn man es auf den ersten Blick nicht vermutet hätte, war das Essen sehr lecker und es gab sogar Eiscreme 🙂 Frisch gestärkt machten wir noch einen Rundgang durch den Ort. Besonders groß ist die Inselhauptstadt Corington nicht. Da nur 2000 Menschen auf Barbuda leben, ist das auch kein Wunder.

Der Rückweg über die Laguna war mit Rückenwind natürlich viel entspannter und trockener. Als wir das Dinghi dann gegen die Brandung wieder zurück ins Meer bringen wollten, stellte ich mich beim Einsteigen nicht besonders geschickt an und brachte das Boot beinahe zum Kentern. Das wollte ich lieber heute nicht nochmal versuchen und entschied, dass ich auch ohne weiteres zum Bot schwimmen könnte. Hauptsache mein Dry-Bag mit meiner Kamera war sicher im Dinghi untergebracht. Bei Dietmar hatte das Einsteigen trotz Welle problemlos geklappt und so zog er mich dann zurück zum Boot 🙂

Den Sun-Downer tranken wir heute mit Eckhardt und Loni zusammen an Bord der CESARINA, bevor wir nach einem kleinen Abendessen müde in die Betten fielen. So ein Abenteuerausflug macht einfach müde 🙂

Heimaturlaub – Teil 3

Wie es so schön in Köln heißt: Jeder Jeck ist anders 🙂

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Da war ich doch mal zur richtigen Zeit am richtigen Ort und trotzdem sollte es dieses Jahr wohl doch nichts werden mit dem Karneval am Rhein 🙁

Nur wer aus der Region kommt, kann das kölsche Treiben in dieser Zeit wirklich verstehen. Und sogar vielen Kölnern sind die Karnevalstage ein Graus 🙂 Ich habe die Tage immer geliebt und so hatte ich natürlich überlegt, mich mal wieder in das Karnevalsgetümmel zu stürzen. Der Straßenkarneval beginnt am Donnerstag mit der sogenannten Weiberfastnacht. An diesem Tag ziehen traditionell Männlein und Weiblein getrennt los 🙂 Da fehlte mir nur noch eine nette Freundin zur Begleitung, um ausgiebig durch die Kölner Kneipen zu ziehen. Aber irgendwie mussten alle am Freitag arbeiten. Das waren nicht die optimalsten Bedingungen für einen lustigen, ausgelassenen und langen Abend. Auch das Wetter ließ meine Unternehmungslust mit jedem fallenden Regentropfen weiter schrumpfen. So verbrachte ich dann Weiberfastnacht letztendlich in einer karnevalsfreien Zone: in der Sauna 🙂

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Aus meinen Plänen, dann am Samstag mit den Mädels zusammen los zu ziehen, wurde  aber auch nichts. Um bequem wieder nach Hause zu kommen, hatten wir uns eine Veranstaltung in Leverkusen ausgesucht. Just an dem Tag, als ich auf dem Weg war, Karten zu besorgen, waren sie ausverkauft. Alle Alternativen waren irgendwie nicht nach unserem Geschmack, so war also der Besuch beim Schlebuscher Karnevalszug das Einzige, was ich Karneval unternommen habe. Der Nachmittag mit Stephie und ihrer Familie war sehr lustig.

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Leider war damit der Appetit auf mehr Karneval geweckt :-(. Irgendwie enttäuscht verbrachte ich den Abend auf der Couch. Aber irgendwann bin ich auch mal wieder mit dabei mit einem tollen Kostüm und ganz viel Spaß.

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Dietmar war sichtlich erleichtert, dass ich weder Weiberfastnacht noch an einem anderen Tag zum Karnevalfeiern loszog. Immerhin hatten wir uns vor 15 Jahren an Weiberfastnacht kennengelernt 🙂 Er weiß also aus erster Hand, was für lustige Geschichten das Leben an diesen Tagen so schreiben kann 🙂

 

 

 

Heimaturlaub – Teil 2

Das Fotografieren hat sich für mich während unserer Reise immer mehr zum ernstzunehmenden Hobby entwickelt. Trotzdem gibt es immer wieder Situationen, in denen ich mit meiner Kamera neben Leuten mit einem Handy stehe, die bessere Bilder machen als ich 🙁 Das passiert meistens abends oder nachts, wenn nur noch wenig Licht im Spiel ist. Da hilft nur eines: Eine Foto-Fortbildung 🙂 Also musste in Deutschland ein Fotokurs her. Im Januar und Februar ist die Anzahl der Nacht-Fotokurse, die in Köln angeboten werden wohl wegen des oft recht gruseligen Wetters sehr gering. Aber Dank des Internets wurde ich fündig und konnte für den Dienstagabend noch zwei Plätze für meine Mutter und mich ergattern.

Das Wetter war aber eindeutig nicht auf unserer Seite 🙁 und seit dem Wochenende regnete es fast pausenlos. Lange sah es also so aus, als würde der Kurs buchstäblich ins Wasser fallen. Erst am Dienstagnachmittag kam aus Köln grünes Licht. Laut Wetterbericht sollte es tatsächlich am Abend trocken werden. Ungemütlich zwar und windig und kalt, aber trocken. Meiner Mutter war das alles aber doch zu unsicher und sie entschied sich letztendlich den Kurs später im Jahr bei angenehmeren Bedingungen nachzuholen. So machte ich mich alleine auf den Weg nach Köln.

Nur zwei weitere Kursteilnehmer hatte sich für den Kurs angemeldet und auch wenn es wirklich ungemütlich war, war der Abend für mich ein voller Erfolg.

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Nach gut zwei Stunden hatte ich zwar kein Gefühl mehr in Händen und Füssen :-), hatte aber viel gelernt und freue mich jetzt sehr, das neu Gelernte bei angenehmeren Temperaturen auf unserer weiteren Reise anwenden zu können.

 

Heimaturlaub – Teil 1

Irgendwie bin ich vor fast drei Wochen ja sehr schnell und kommentarlos von der Bildfläche verschwunden. Ich hatte mir zwar fest vorgenommen, direkt nach meiner Ankunft in Deutschland einen Blog zu schreiben, aber manchmal ist man einfach nicht in der richtigen Stimmung 🙂 Da sitzt man vor dem „leeren Blatt“ und weiß nicht was man schreiben soll. Denn der Grund für meinen Urlaub vom Urlaub sind wahrscheinlich für ganz viele von Euch nicht nachvollziehbar: ich hatte Heimweh.

Noch keine zwei Monate in der Karibik angekommen und mit traumhaften Stränden, türkisblauem Wasser und herrlichem Wetter gesegnet, fehlte mir der Winter. Schon die Weihnachtstage waren zwar sehr schön, fühlten sich aber doch irgendwie merkwürdig an. Richtige Weihnachtsstimmung wollte bei 30° bei mir einfach nicht aufgekommen. Kein selbstgebackener Weihnachtskeks, kein Weihnachtsbaum, nicht einmal eine Weihnachtspalme 🙂

Da half nur eins: zurück nach Deutschland und etwas Winter tanken mit allem was dazu gehört. Kälte, Schnee, Regen und Matsch, aber auch gemütliche Abende mit der Familie oder Freunden, Sauna, leckeres typisch-deutsches Winteressen und natürlich große Mengen an Kaffee zusammen bei langen Frauengesprächen 🙂

In den letzten drei Wochen konnte ich meine „Winterakkus“ wieder aufladen und bin jetzt wieder bereit für Sonne und Meer 🙂 Die Zeit habe ich diesmal nicht nur in Leverkusen und Umgebung verbracht, sondern auch einen Ausflug in den hohen Norden unternommen 🙂 Neben meinen „alten“ Freundinnen Sabine und Andrea stand auch ein Besuch bei Dietmars Schwester Andrea auf dem Programm. Und auch bei lieben Seglerfreunden aus dem Jahr 2014 war ich zu Gast. Jana und Alia von der SY JOY OF Life, Waltraud und Wolfgang von der SY Mentor und Violetta und Martin von der SY Ganescha hatten sich Zeit für ein Treffen genommen 🙂 Leider war der Zeitplan recht eng, aber ich habe jede Minute genossen 🙂

Egal wo ich war 🙂 hatte man sich kräftig ins Zeug gelegt und ich wurde nach Strich und Faden verwöhnt. Gut, dass sich die Übergepäckregelung am Flughafen nur auf Gepäckstücke bezieht und der Fluggast selber nicht auf die Waage muss 🙂 Das würde wahrscheinlich teuer werden 🙂

Ganz besonders genieße ich unser Badezimmer 🙂 mit der Badewanne. Das ist zwar nicht jedermanns Sache, für mich aber ein großer Genuss. Auch beim Duschen kommt das Wasser direkt warm und in vernünftiger Menge aus dem Hahn. Das ist in Marinaduschen keine Selbstverständlichkeit. Auch die Sauberkeit habe ich selbst in der Hand und wenn ich die Tür zu machen, bin ich ganz alleine 🙂

Mein erste Besuch im Supermarkt führte leider dazu, dass ich das Waschpulver, das ich eigentlich kaufen wollte, vergaß und mit einem ganzen Korb voller ungesunder und kalorienreicher Dinge wieder Zuhause ankam 🙂 Beim nächsten Mal war dann wenigstens auch Waschmittel unter meinen Einkäufen. Sicherheitshalber habe ich danach keinen Supermarkt mehr besucht, die Verlockungen sind einfach zu groß.

Für unsere weitere Reiseplanung konnte ich drei Wochen lang das gesamte Internet von recht auf links drehen :-), entspannt auf der Couch ohne Angst vor meiner Telefonrechnung und mit angenehmer Geschwindigkeit. Ein Luxus, den mal erst zu schätzen weiß, wenn man ihn nicht mehr hat 🙂 Jetzt freue ich mich aber, die ganzen Pläne in die Wirklichkeit umzusetzen. Denn mit jedem Tag in Deutschland wächst auch wieder die Reiselust und die Neugier auf Neues.

 

 

 

Die Insel der Kreuzfahrer

Am Dienstag machten wir uns auf den Weg in die Hauptstadt St. Johns. Die Bushaltestelle lag direkt am Yachthafen und der nächste Bus ließ nicht lange auf sich warten. Während unser Bus mit uns bis fast ganz in der Norden der Insel schaukelte, gab er recht merkwürdige Geräusche von sich. So waren wir schon etwas erleichtert, als wir den Busbahnhof von St. Johns erreichten.

Vorbei an den verschiedenen Markthallen (Fisch, Fleisch, Obst& Gemüse und Kunst :-)) spazierten wir erstmal in die Stadt und ans Wasser. Dies war meistens ein guter Startpunkt für weitere Erkundungen. Die Aussicht auf die Bucht wurde uns heute aber komplett versperrt. Drei riesige Kreuzfahrtschiffe lagen an den beiden Piers und ein Strom bleichgesichtiger Touristen strömte in die Stadt. Bisher haben wir immer Glück gehabt, denn unsere bisherigen Ausflüge auf den anderen Inseln sind nicht mit dem Besuch von großen Kreuzfahrtschiffen zusammengefallen.

Als wir uns einen Weg durch die Menge der auf Kundschaft wartenden Taxi-Fahrer bahnten, wurden uns immer wieder diverse Ausflüge zu Aussichtspunkten oder einsamen Stränden angeboten. Wir wollten aber gar nicht zum Strand 🙂 Da kamen wir doch gerade her. Und wenn, wären wir doch wohl eher mit der CESARINA in eine einsame Bucht gesegelt 🙂 Obwohl das heute wahrscheinlich eine echte Herausforderung sein würde.

Die Innenstadt von St. John teilt sich in zwei Teile: den Kreuzfahrerteil mit netten, kleinen bunten Häuschen, Boutiquen, Cafés und Restaurants und in die „wirkliche“ Stadt 🙂 Diese ist leider nicht ganz so gepflegt, aber trotzdem sehr hübsch anzuschauen. Echte Karibik halt, nur ein paar Straßen von der Hafenpromenade entfernt. Wir unternahmen einen Rundgang durch beide Teile und besuchten auch die St. Johns Kathedrale. Das ehemals prächtige Gebäude wird im Moment renoviert und man darf sich der Baustelle nur bis auf  30 Meter nähern 🙂 Da blieb uns nur ein kurzer Spaziergang über den alten Friedhof. Da es in der Stadt anscheinend an schönen, schattigen Platzen mangelt, macht man hier auf den alten Familiengräbern auch schon mal ein Nickerchen. Ob man dort entspannt schlafen kann? Ich könnte das nicht 🙂 Nosferatu und Graf Dracula hätten hier ein leichtes Auskommen 🙂

Nach knapp zwei Stunden hatten wir genug gesehen und beschlossen, zurück in den Kreuzfahrerteil der Stadt zu gehen. Dort hatten wir ein sehr ansprechendes Eiscafé gesehen. Bei den Temperaturen kann man jede Mahlzeit problemlos durch ein Eis ersetzen 🙂

Erfrischt und gestärkt machten wir uns auf die Suche nach der Buslinie, die uns wieder zurück nach English Harbour bringen sollte. Anscheinend war auch gerade die Schule zu Ende gegangen und Kinder und Jugendliche in unterschiedlichen Schuluniformen strömten in Richtung Busbahnhof. Durch unsere Anwesenheit stieg der Altersdurchschnitt im Bus bestimmt auf das Doppelt 🙂 und wir hatten eine unterhaltsame Fahrt. Schulkinder benehmen sich anscheinend auf der ganzen Welt ähnlich und wir hatten viel Spaß beim Beobachten.

Unser Ziel konnten wir heute nicht verfehlen, denn in English Harbour ist die Endstation. Während Dietmar noch kurz bei North Sails vorbeischauen wollte, zog ich mit der Kamera los . Hier in Hafennähe und im Nationalpark konnte ich entspannt alleine mit meiner Kamera herum laufen. So vertrödelte ich fast zwei Stunden, bevor ich meine persönliches Dinghi-Taxi in die Marina bestellte. Zusammen machten wir noch einmal eine Besichtigungstour entlang der Marina und bewunderten die Superyachten von der Wasserseite aus.

Gerade rechtzeitig noch erreichten wir unsere CESARINA, bevor uns ein ordentlicher Regenguss einen wunderschönen Regenbogen beschehrte.

 

Karibik für Anfänger

Martinique liegt zwar in der Karibik, ist aber ein Teil von Frankreich. So findet man hier sozusagen: Karibik light 🙂
Man bezahlt mit Euro. Das ist natürlich sehr angenehm und erspart einem das Umrechnen mit dem Faktor 2,8. Das im Kopf zu rechnen ist schon recht anspruchsvoll. Die Preise sind moderat und weder vom Nasenfaktor des Verkäufers noch von der Hautfarbe des Käufers abhängig. Außerdem bekommt man auf der Insel fast alles, was das Herz begehrt 🙂 Und gibt es keine Boatboys, die einem dauernd etwas verkaufen wollen. Somit liefert aber auch niemand mehr direkt ans Boot. Das ist eigentlich etwas schade 🙂
Die Straßen sind in einem guten Zustand, es gibt Verkehrsschilder, Geschwindigkeitsbegrenzungen und erfreulicherweise wird auf der „richtigen“ Straßenseite gefahren. Das waren genug Gründe, um uns zu überzeugen, hier ein Auto zu mieten.
Nachteil der französischen „Kolonie“ ist aber, dass viele Menschen wenig bis gar kein Englisch sprechen. Jetzt mussten wir uns mit unserem Französisch mehr schlecht als recht durchwurschteln.
Morgens gleich nach dem Frühstück holten wir unseren Mietwagen ab. Das war eine echte Herausforderung, da die Mietwagenstation im Marine-Zentrum umgezogen war und jeder, den wir fragten noch nie von ihr gehört hatte. Dagegen war die Orientierung auf Martiniques Straßen dann ein Kinderspiel. Vorbei an der Hauptstadt Fort-de-France ging es auf einer kleinen kurvigen Straße in die Berge und den Regenwald. Unsere Erste Station war in Batala-Touret, wo ein verkleinerter Nachbau der bekannten Pariser Kathedrale Sacre Coeur zu sehen ist. Naja, die konnte uns aber nicht so besonders begeistern, aber gut. In den Bildergalerien findet Ihr Fotos, dann könnt Ihr Euch selber ein Bild machen :-). Aber die Aussicht auf Fort-de-France war sehr schön.
Aber der Regenwald, der sich rechts und links von der Straße die steilen Berghänge hinaufzog, war wunderschön. Immer wieder kreuzten Bäche die Straße und tief hängende Wolken mit Regenschauern machten deutlich, dass der Name hier Programm ist.
Ganz im Norden wollten wir eigentlich zum Vulkan der Insel hinauf fahren, aber der hüllte sich in dichte Wolken. Anfang des 19. Jahrhunderts war dieser Auslöser einer Katastrophe, bei der die damalige Hauptstadt St. Pierre komplett zerstört und 30.000 Menschen getötet wurden. St. Pierre war zu dieser Zeit das Paris der Karibik und die Menschen, die am Fuße des Vulkans lebten, unterschätzten die Gefahr. Am 4. Mai 1902 um 7.52 Uhr wurde die ganze Stadt von einer 150 Stundenkilometer schnellen und 2000° heißen Lava-Lawine überrollt. Sogar die Schiffe im Hafen fingen Feuer und die Fensterscheiben schmolzen zu Klumpen zusammen. Die Einwohner hatten keine Chance und verbrannten in Minuten zu Asche.
Ein Teil der Ruinen ist noch sehr gut erhalten, wie zum Beispiel das alte Theater oder das Gefängnis. Hier fanden die Helfer, die nach dem Vulkanausbruch nach St. Pierre kamen, den einzigen Überlebenden. Der Mann saß im Gefängnis und wurde nach drei Tagen schwer verbrannt und halb verhungert endlich befreit. Ist doch immer wieder erstaunlich, die das Schicksal so spielt 🙂
Die Stadt hat sich nach dem Vulkanausbruch nie wieder erholt und ist leider recht heruntergekommen. Trotzdem fanden wir ein nettes Restaurant, in dem wir uns ein leckeres Mittagessen schmecken ließen. Danach ging es an der Küste entlang wieder zurück nach Le Marin. Um vier Uhr sollte das Großsegel angeliefert werden, an das der Segelmacher Garvin von NORTH SAILS noch die Mastrutscher nähen musste. Während Dietmar sich um das Segel kümmerte, wollte ich unser Luxusauto noch zu einem ausgiebigen Lebensmitteleinkauf nutzen. Hier auf Martinique gibt es die Supermarkt-Kette Carrefour und nach dem, was wir gehört hatten, sollte die Auswahl groß und die Preise (für karibische Verhältnisse) klein sein.
Am Abend waren wir dann noch mit Ralf und Sylvia von der SY FELUKA verabredet. Die Beiden haben auch an der ARC teilgenommen und bleiben bis Ende der Saison in der Karibik. Schon in Saint Lucia hatten wir am selben Steg gelegen, aber ein Treffen hatte sich nie ergeben. Das würde jetzt aber auch mal Zeit 🙂 und natürlich war es ein lustiger Abend. Wir freuen uns schon auf ein Wiedersehen.