Kategorie-Archiv: Allgemein

Abschiede, Geburtstage und endlich wieder gemeinsam an Bord

Vergangenen Freitag pünktlich um 17:37 landete der Jet von Norwegian Airlines auf Gran Canaria. Das Ende des seit gut fünf Wochen kultivierten Strohwitwer-Daseins nahte in großen Schritten. Mit anderen Worten, Katja war wieder zurück an Bord! Nicht, dass es langweilig gewesen wäre oder zu ruhig, aber die Freude auf meine „bessere Hälfte“ war schon groß. Im Gepäck befand sich neben allerhand persönlichen Dingen auch eine Reisetasche, die mit leckeren und vor allen Dingen selbstgebackenen Weihnachtsgebäck gut gefüllt war. Es traf sich gut, dass wir mit dem Mietwagen von Lars von dem Katamaran JOY OF LIFE und seinen beiden Hamburger Freunden Michi und Olli gerade auf den Weg nach Las Palmas waren, um den Geburtstag von Frank (SY CAYLUNA) und Torsten (SY INFINITY) gemeinsam zu feiern. Wir hatten vor knapp drei Monaten in Lagos vereinbart, dass wir uns alle noch einmal zu diesem Tag in Las Palmas treffen wollen, um auf die gute gemeinsame Zeit anzustoßen, bevor sich unsere Wege wohl für längere Zeit trennen würden. All unsere Freunde wollten in den nächsten Tagen den Atlantik überqueren und ihre Reise in der Karibik weiter fortsetzen, während wir noch ein weiteres Jahr auf den Kanaren, den Azoren und an der Küste von Spanien und Portugal verbringen wollen. Die Feier fand in einem chinesischen Restaurant mit einem ausgezeichneten Angebot an Köstlichkeiten statt. Nach einem großen „Hallo“ verteilte Katja in kleinen Tüten einige Ihrer Weihnachtskekse in der Runde. Es ist so eine Sache mit der weihnachtlichen Stimmung bei 26°C und kurzen Hosen. In Deutschland trinken die Menschen Glühwein und Feuerzangenbowle und frieren sich die Nasen ab, während wir isotonische Getränke und eiskaltes Bier auf dem Tisch stehen haben J Der Abend war sehr gelungen, zumal sich auch noch einige andere Segler zu uns gesellt hatten, die mit Ihren Geschichten für viel Heiterkeit gesorgten. Gegen Mitternacht waren wir dann alle wieder bestens gelaunt zurück auf den Booten. Der Abend hatte wirklich Spaß gemacht!

Am nächsten Morgen durfte Katja dann endlich unseren neuen Windgenerator auf dem Geräteträger bewundern. Vor gut zwei Wochen habe ich das Teil in Deutschland bestellt und dann mit Hilfe von Lars, der eine Hamburger Spedition leitet, nach Gran Canaria auf unsere „Yacht in Transit“ exportiert. Dabei durfte ich sehr viel Wissenswertes über Zollabfertigung und Formalitäten lernen. Alles Dinge, die uns bestimmt später noch einmal sehr nützlich sein könnten. Das zweite Windrad hat die Aufgabe, unsere Energiebilanz zu optimieren und die Batterien aufzuladen wenn wir auf See oder am Ankerplatz ohne Landstrom unterwegs sind. Ich muss zugeben, dass ich echt stolz war, als der Generator dann das erste Mal Strom lieferte und die neuen Masten, auf denen er befestigt ist, fast perfekt auf den Geräteträger gepassten. Wenn man einmal selber eine solche Installation durchgeführt hat, dann weiß man umso mehr zu schätzen, was unser Yachtservice Gutowski in Grömitz über den Winter alles an guter Arbeit geleistet hat.

Heute Morgen um 06:25 holte uns der Wecker aus den Kojen. In gut 30 Minuten wollten wir auf jeden Fall Lars, Michi und Olli noch verabschieden. Pünktlich zum Sonnenaufgang sollte die Reise nach Grenada in der Karibik losgehen. Die drei Jungs waren uns sehr an Herz gewachsen, weil wir eine sehr gute und extrem lustige Zeit zusammen verbracht hatten. So traurig der Abschied auf der einen Seite auch für uns war, so aufregend und spannend wird die Reise für die 3 Kameraden sein. Als die Maschinen dann gestartet und die Heckleinen gelöst waren, ging es auch zügig aus dem Hafen hinaus in Richtung Westen. Heute Abend um 19:00 UTC werden wir das Funkgerät auf 12.356Mhz einstellen und fragen, wie es denn so läuft.

In den kommenden Tagen erwarten wir noch die SY CAYLUNA und die SY INFINITY zu einem Zwischenstopp bei uns in Pasito Blanco bevor auch diese zu den Cap Verden und danach in die Karibik segeln werden.

Jedenfalls freuen wir uns, dass wir wieder zusammen auf unserer SUMMER sind und auch bald zu neuen Ufern aufbrechen werden. Der Liegeplatz ist hier bis zum 3. Dezember bezahlt und so langsam wollen wir auch wieder beginnen zu planen. Aber immer schön langsam, damit meine liebe Frau auch wieder vollständig gesund werden kann. Unsere Reise ist ja zum Glück kein „Sprint-„ sondern eher ein „Langstreckenrennen“ und das wird bekanntlich nicht in der ersten Runde entschieden J

Auf nach Leverkusen – ein bunter Vogel und ein flotter Käfer

Die vergangenen zwei Wochen sind für uns außerplanmäßig verlaufen  und wieder einmal hat sich bestätigt, dass das Leben nicht wirklich planbar ist. Es begann mit Katjas überraschender Nachricht vor gut drei Wochen, dass sie deutlich länger als gedacht in Deutschland bleiben müsse wegen einer anstehenden OP. Natürlich wollte ich meiner Katja in dieser Zeit beistehen und hatte einen Flug nach Köln/Bonn gebucht. Am Flughafen habe ich für sie als Mitbringsel einen sprechenden Papagei in der Rucksack gesteckt. Wenn sie schon morgens aus dem Fenster Ihres Dreibett-Zimmers in den traurig nebligen Himmel sehen muss, dann sollte sie sich doch wenigstens an dem hübschen und bunten Vogel mit dem krummen Schnabel erfreuen können. Noch rechtzeitig vor dem Abflug am Freitag  kam glücklicherweise die Nachricht, dass die OP erfolgreich verlaufen war. Den ganzen Tag über hielt mich Beate (Katjas Mutti)  über die Geschehnisse auf dem Laufenden  und am Abend fiel mir ein Stein vom Herzen als Katja mir nach dem „Aufwachen“ sagte, dass es Ihr soweit gut gehe. Mit dieser Nachricht im Gepäck verlief die Heimreise dann wesentlich entspannter.  Kurz nach Mitternacht in Köln angekommen wartete schon Katjas Freundin Karen auf mich und brachte mich nach Leverkusen zu unserer Wohnung. Es war ein sehr schönes Gefühl, dass die ganze Zeit über immer jemand für mich da war. Die vergangene Woche gestaltete sich dann überwiegend so, dass der Tag für Katja reserviert war und ich die Abende meistens bei Katjas Eltern verbrachte.

Klinik

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gleich am Samstagvormittag ging es also zu Katja nach Köln. Katjas Freundin Karen hatte mir für die ganze Woche Ihren VW Passat geliehen (!) und somit benötigte ich nur 30 Minuten für die Fahrt zur Klinik. Das Zimmer befand sich in der 5. Etage und ich war heilfroh, dass Katja die ganze Tortur scheinbar gut hinter sich gebracht hatte. Auch der Vogel verfehlte seine Wirkung nicht und bekam gleich einen Platz auf dem Nachttisch. Es stellte sich heraus, dass die OP deutlich aufwändiger gewesen ist als geplant. Katja meinte aber nur, dass sie froh sei, dass die Ärzte einen so guten Job gemacht haben.  Nach zwei Stunden machte ich mich auf den Heimweg, weil Katjas treue Freundin Anja und Beate auch noch kommen wollten. Am Abend sagte ich Ihr dann noch „Gute Nacht“ und fuhr dann weiter nach Aachen. Ralf und Kerstin unsere Segelfreunde von der SY LOTHLORIEN luden Ihre Freunde traditionsgemäß zu einer Feuerzangenbowle ein. Irgendwie fühlte ich mich nach den letzten 36 Stunden wie durch den Wolf gedreht, aber natürlich freute ich mich auch sehr, Ralf und Kerstin nach unserem Kennerlernen in Brest und der schönen Zeit zusammen in der Marina, wieder zu sehen. So verbrachte ich dann einen sehr schönen Abend mit köstlicher Bowle, leckerem Essen, netten Leuten in einem sehr schönen Haus. Für ein nachträgliches Gastgeschenk muss ich mir aber noch etwas einfallen lassen, denn das habe ich nicht mehr auf die Reihe bekommen.

Feurzangenbowle

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Eigentlich mehr spontan besuchte ich dann zum Ende der Woche meinen alten Kumpel Gerd aus Düren, der sich vor kurzem einen neuen Rennwagen zugelegt hatte. Nach seinem Anruf, ob ich mir das gute Stück nicht einmal ansehen wolle, gab es kein Halten mehr. Eines der wenigen Dinge, die ich wirklich vermisse, ist die Rennstrecke. Vom Krankenhaus aus waren es nur wenige Kilometer bis zu seinem Haus. Nach einem großen „Hallo“ mit Gerd, Mike und Marco fühlte ich mich richtig gut. All diese Jungs kenne ich seit vielen Jahren von den Rennen auf der Nordschleife. Mit Marco, Walli und Benni durfte ich 2011 das für mich bisher beste 24 Stunden Rennen auf der Nordschleife fahren. Teamgeist, eine tolle Stimmung und ein super Auto machten dieses Rennen zu einem ganz besonderen Erlebnis für mich. Es wird immer ganz oben auf meiner persönlichen Hitliste stehen.

Fun Cup

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Jungs erzählten mit solch einer Begeisterung von der „VW FUNCUP“ Rennserie, dass ich mich direkt in die Zeit zurückversetzt fühlte, als wir gemeinsam RCN fuhren. Das waren mit die schönsten Zeiten überhaupt auf der Nordschleife. Nach dem Abend war klar, dass wir zusammen in 2015 das 25 Stunden Rennen in Spa bestreiten wollen. Die Vorfreude darauf ist riesig! 🙂

Am Mittwoch durfte ich dann meine Katja aus der Klinik abholen. Zusammen macht doch alles viel mehr Spaß. Gestern ging es dann für mich wieder zurück nach Gran Canaria auf unsere SUMMER. Bis Katja dann am Freitag den 28. November wieder zu mir kommt, gibt es ja noch allerhand zu erledigen. Wahrscheinlich werde ich unsere SUMMER nach Las Palmas in der Norden der Insel verholen, weil dort die Geburtstagsparty von Frank und der Abschied von einigen Seglerfreunden stattfinden wird, die dann in die Karibik segeln werden.  Katja und ich wollen auf jeden Fall dabei sein 🙂

 

 

Reif für die Inseln

Am Samstag werden wir dem europäischen Festland erstmal den Rücken kehren. 480 Seemeilen sind es bis Porto Santo und das Wetter verspricht zum Segeln optimal zu werden. Nach zwei Wochen im Hafen ist es langsam auch mal wieder Zeit, die Segel zu setzen und sich einen frischen Wind um die Nase wehen zu lassen. Auch diesmal sind wir nicht alleine unterwegs, denn mit uns zusammen fahren auch die SY INFINITY und der Katamaran JOY OF LIFE zum gleichen Ziel nach Madeira. So wird die Überfahrt auch nicht langweilig, denn über Funk kann man auch sehr nett quatschen, wenn der Partner in der Koje liegt und schläft 🙂

Bei uns sind (bis auf die WLAN-Antenne) alle Reparaturen abgeschlossen, und auch die Bezüge für die Polster im Salon wurden geliefert. Der zweite Außenborder hat eine tolle Abdeckung und auch die Leinen und Winschen am Mast haben jetzt einen Sonnenschutz.

In den letzten Tagen wurden alle Vorräte an Bord wieder aufgefüllt. Als besonderes Highlight ist der Besuch bei ALDI und LIDL zu erwähnen. So wanderten mal wieder ein paar „deutsche Bekannte“ in unseren Kühlschrank und darauf freuen wir uns ganz besonders 🙂 Ich muss gestehen, dass ich auch noch einen Weihnachts-Stollen ganz tief unten in der Backskiste verstaut habe. Irgendwann wird dann wohl auch bei höheren Temperaturen etwas Weihnachtsstimmung aufkommen?! Es ist ja noch Zeit, aber als Segler lernt man eines: Kaufen, wenn es etwas (Besonderes) gibt. Der nächste Supermarkt sieht bestimmt völlig anders aus und hat auch ein ganz anderes Sortiment und wann man mal wieder auf einen Supermarkt trifft, weiß man auch nicht so genau 🙂

Aber nicht nur Vorräte sind in den letzten Tagen auf die SUMMER gewandert, wir haben jetzt auch einen neuen Brotbackautomaten. Den werde ich in Madeira feierlich einweihen. Hier in Lagos kann ich gegen die Qualität der deutschen Bäckerei sowieso nicht ankommen. Da gehe ich doch lieber dort einkaufen als mir die Finger zu verbrennen.

Außerdem werden wir uns so bald wie möglich noch ein Vakuumiergerät zulegen. Die Lagerung von Lebensmitteln auf einem Boot ist eine echte Herausforderung. Jedes Mal, wenn ich auf der Joy OF LIFE zu Besuch bin, möchte ich am liebsten den riesigen Kühlschrank mitnehmen. Aber wir hätten ja doch keinen Platz dafür 🙂 und wahrscheinlich würde es auch auffallen 🙂 🙂 Unser Kühlschrank ist leider nicht der größte und was für Nicht-Segler vielleicht schwer vorstellbar ist: er wird von oben beladen. Wenn man also nicht jedes Mal alles wieder ausräumen möchte, ist schon beim Einräumen eine ganze Menge Hirnschmalz notwendig. Obst und Gemüse finden aber nur in Ausnahmefällen noch ein Plätzchen darin. Das müsste anderweitig verstaut werden. So macht jeder von uns seine eigenen Erfahrungen und dann wir tauschen uns dazu aus und nutzen die Zeit zum Üben, denn der nächste Supermarkt ist jetzt in der Regel noch nicht weit. Das wird dann auf dem Atlantik wohl anders aussehen 🙂

Ab morgen werden wir den Blog wieder per Funk auf die Internetseite schicken und bitten schon mal um Eure Nachsicht, falls uns wieder mal ein Umlaut oder ein „ß“ durch die Lappen geht. Denn solche komischen Buchstaben sind per Funk nicht übertragbar. Auch Bilder können wir erst wieder nachreichen, wenn wir eine normale Internetverbindung haben.

Reisen mal anders

Gelegentlich steht man im Ausland vor organisatorischen Schwierigkeiten, mit denen man nicht gerechnet hätte. So musste Dietmar innerhalb einer bestimmten Frist einige offizielle Dinge regeln. Was nun? Zurück nach Deutschland? Nicht nötig, es geht auch einfacher. Wir machten einen Termin mit der deutschen Botschaft in Lissabon aus. Eigentlich schade, noch vor drei Wochen lagen wir direkt vor deren Haustür. Jetzt gestaltete sich der anstehende Besuch es doch ein bisschen aufwändiger. Unser erster Weg führt uns zum Bahnhof. Nach Faro hatte sich eine Zugfahrt als bequemste und günstigste Reisemöglichkeit angeboten. Nach Lissabon sah die Lage aber etwas anders aus. Die Fahrt sollte über vier Stunden dauern bei knapp 300 Kilometern Entfernung und kostete für uns beide zusammen 100 € (Hin- und Rückfahrt). Somit war für uns klar, wir mieten uns ein Auto.

Morgen um zehn konnten wir das gute Stück direkt am Marina Office übernehmen. Ein Fiat Punto, der aussah, als hätte er die Beulenpest 🙂 Ein echtes Urlaubsauto halt. Nachdem wir sichergestellt hatten, dass wir weder alte noch neue Beuten bei der Autorückgabe bezahlen mussten (manchmal sind Versicherungen doch eine tolle Sache), faltete sich Dietmar hinter das Steuer und wir düsten los. „Düsen“ kann im Zusammenhang mit diesem Auto leider nur im ironischen Sinne verwendet werden. Wenn Dietmar vor einer Steigung nicht ausreichend Schwung geholt hatte, musste er manchmal sogar bis in den ersten Gang zurückschalten. Die Untermotorisierung hatte aber einen klaren Vorteil: Das üblich Streitthema „Du fährst mal wieder viel zu schnell“ war in den nächsten beiden Tagen wirklich kein Thema mehr 🙂

Nach Lissabon sollte es erst morgen gehen, da die Botschaft für heute keinen Termin mehr für uns frei hatte. Daher machten wir uns auf den Weg zum Cabo de São Vicente und nach Sagres. Mit unserer SUMMER hatten wir den südwestlichsten Punkt Europas zwar schon passiert, gesehen hatten wir aber wegen des dichten Nebels nichts. Daher genossen wir diesen für uns ungewohnten Landausflug mit dem Auto an der wirklich sehr schönen und noch nicht verbauten Küste.

XKH_6909

XKH_7014

XKH_6983

Am späten Nachmittag nutzten wir unser Luxusauto als Lastenesel und gingen einkaufen. Genau wie ihr es gewohnt seid, wanderten Getränke und Lebensmittel in unseren Einkaufswagen ohne Berücksichtigung von Gewicht und Packmaßen. Zurück auf der SUMMER dauerte es aber dann eine ganze Weile, bis alles ordentlich verstaut war. So ein Großeinkauf ist auf einer Yacht immer ein guter Grund, mal die Küche und alle Vorratslagerplätze gründlich durchzusortieren. Und man ist immer wieder erstaunt, was man dabei alles wiederfindet.

Für unseren Ausflug nach Lissabon hatten wir Unterstützung erhalten, denn Hille und Torsten von der SY INFINITY wollten uns begleiten. Um pünktlich um 11 Uhr an der Botschaft zu sein, starteten wir um kurz nach sieben Uhr vom Parkplatz hinter der Marina. Unser Navi hatte sich statt für die schnellste Route für die kürzeste Strecke entschieden. So kamen wir in den Genuss, noch weitere sehr schöne Landstriche zu durchfahren, bis es Dietmar und Thorsten auf der kurvigen Landstraße bei durchschnittlichen 70 Km/h dann endgültig zu dumm wurde. So legten wir die zweite Hälfe des Weges doch auf der Autobahn zurück und erreichten unser Ziel bequem vor der Zeit. Sogar ein Parkplatz direkt vor dem Eingang der deutschen Botschaft war für uns frei.

XKH_7216

Während Dietmar seine Angelegenheiten regelte, tranken wir zu dritt im Café des gegenüberliegenden Parks einen leckeren Kaffee. Nach einer Stunde war alles erledigt. Wir gönnten uns noch eine kleine Stärkung und brachen dann zu Fuß in Richtung Innenstadt auf. Diesmal fanden wir die Straßenbahnlinie 28 und drehten mit ihr wie im Reiseführer empfohlen eine Runde vorbei an den verschiedenen Sehenswürdigkeiten und den einzigartigen, schmalen Straßen von Lissabon. Irgendwie versöhnte uns dieser kurze Ausflug wieder mit Lissabon. Im nächsten Jahr schauen wir auf jeden Fall nochmal ausführlicher vorbei.

XKH_7106

XKH_7189

Zurück in Lagos ließen wir den Abend ganz ungewöhnlich ausklingen. Zum Abendessen gab es nicht wie üblich „Chicken Piri-Piri“, sondern heute war asiatische Küche angesagt. Als wäre es ganz normal, bestellten Hille und Torsten unser Essen auf Chinesisch. Wir waren sprachlos J und die Bedienung begeistert. Ein krönender Abschluss für einen schönen Tag mit uns liebgewonnenen Menschen. Wir freuen uns schon, bald wieder einmal mit den Beiden etwas zu unternehmen.

 

 

Ein überraschendes Wiedersehen

Schon seitdem wir die spanische Küste erreicht haben, freut sich Dietmar auf ein Wiedersehen der ganz besonderen Art. Im Jahr 2012 wollte er im Rahmen der ARC den Atlantik überqueren. So suchte er in der Zeitschrift „Yacht“ eine Mitsegelgelegenheit. Nach einigen Emails und Telefonaten waren wir dann an einem Wochenende zu zweit auf dem Weg nach Mutterstadt unterwegs, zum ersten persönlichen Kennenlernen von Emil und Margita von der SY MIELI. Um einen guten Eindruck zu hinterlassen hatte ich extra einen leckeren Pflaumenkuchen gebacken. Nach einem lustigen Nachmittag kam Dietmar in die nächste Runde, denn die Anzahl der Bewerber überstieg deutlich die Anzahl der an Bord der vorhandenen Kojen. So vereinbarten die beiden Herren, gemeinsam in der Bretagne eine Woche zu segeln, sozusagen als Härtetest für die drei möglichen gemeinsamen Wochen auf dem Atlantik. Schnell stellte sich heraus, dass die beiden Herren gern zusammen unterwegs waren und sich scheinbar prächtig verstanden. Somit stand der Atlantiküberquerung eigentlich nichts mehr im Wege. Doch Ende Oktober musste die MIELI mit technischen Problemen ihre Teilnahme an der ARC zurückziehen und Dietmar sich ein anderes Schiff suchen, welches er auch noch gefunden hat.

Den Kontakt zu den Beiden haben wir aber nicht wieder einschlafen lassen. Mehrmals trafen wir uns in Deutschland und so heckten die beiden Herren einen neuen Plan zur Atlantiküberquerung aus. Wenn nicht mit der MIELI in 2012, dann halt mit unserer SUMMER in 2015. Da freuen wir uns sehr, denn gute und verträgliche Mitsegler zu finden, ist gar nicht so einfach.

Dieses Jahr wollten wir erstmal an der portugiesischen Küste ein Wiedersehen feiern. Doch der Wind war dagegen und wir überholten die MIELI hinter Lissabon ohne eine kurzen Zwischenstopp machen zu können. So nah dran und dann doch vorbei.

Über die Routen und Aufenthaltsorte unserer Freunde können wir uns ganz bequem im Internet unter www.marinetraffic.com oder unter www.vesselfinder.com informieren. So erwarteten wir für diesen Sonntag eigentlich keinen Besuch. Als gegenüber eine deutsche Yacht festmachte, glaubte Dietmar aber dann seinen Augen nicht zu trauen: Die MIELI mit Emil und Margita war uns ganz unauffällig nach Lagos nachgeschlichen. Die Beiden haben Probleme mit ihrem AIS und senden im Moment keine Signale. Laut Internet befanden sie sich immer noch bei Lissabon. Die Freude war groß und lange saßen wir zusammen beim Frühstück und erzählten gemeinsam von unseren Erlebnissen und Plänen.

An Abend war dann auf der SY INFINITY „Whiskey-Probe“ angesagt. Thorsten wollte uns Laien gemütlich in die Welt und Herstellung der verschiedenen Whiskeys einführen. Gelernt haben wir sicherlich viel, aber ob er den einen oder anderen zum Whiskey-Trinker bekehren konnte – ich bin mir nicht sicher J Besonders die „rauchigen“ Whiskeysorten verfolgten uns bis zum nächsten Morgen, immerhin ein lang anhaltendes Geschmackserlebnis. „Skmoking Joe“ liegt uns immer noch auf der Zunge. Der Fachmann nenn das einen „langen Abgang“ 🙂

Leider hieß es schon am nächsten Tag wieder Abschied von der MIELI nehmen, die weiter Richtung Osten die Küste entlang segeln wollte weil schon eine weitere Verabredung im nächsten Hafen auf der Tagesordnung stand. Aber nächstes Jahr kommt Emil uns aber nicht so leicht wieder davon. Denn mitten auf dem Atlantik ist „mal eben aussteigen“ doch etwas schwierig.

Eine Haidame hängt am Haken – Schön und bissig

Heute sollte es endlich soweit sein. Seit Wochen schon studierte ich die verlockenden Werbetafeln  der Profiangler, die Angeltouren auf dem offenen Meer anbieten. Fast immer sind darauf Fische zu sehen, die Augen von der Größe einer Alufelge und Zähne wie Samurai-Schwerter  haben und die auch immer größer als der Angler selbst sind. Das kann es doch gar nicht geben! In der Geisterbahn auf dem Jahrmarkt war es doch auch immer so, dass die Bilder und die Geräusche am Kassenhäuschen ein perfektes Gruselerlebnis mit echten Monstern versprachen und die ganze Nummer am Ende eher ernüchternd und mehr zum Lachen war. Vor den Elternabenden in der Schule hatte ich deutlich intensivere Angst und Horrorgefühle, die in der Regel auch meist nachhaltig waren. Meinen Eltern ging es wohl scheinbar oft ähnlich 🙂

Probieren geht über studieren war das Motto und so hatte ich gestern 2 Tickets für den Angelausflug an der Ticketbude im Hafen gelöst. Das zweite Ticket war für meinen Kumpel und Strohwitwer Frank von dem Katamaran CAYLUNA, den ich mit etwas Überredungskunst für das Vorhaben gewinnen konnte. Pünktlich um 09:15 standen wir Abmarschbereit vor der Ticketbude mit einer Tagesverpflegung in Form von geschmierten Broten, Keksen und Wasserflaschen sowie mit einem Satz Kameras zur Dokumentation der Abenteuers im Gepäck. Da das Angelzeug inklusive Köder für den 6 Stunden dauernden Ausflug vom Veranstalter gestellt wurde, hatten wir jeder nur einen Rucksack zu tragen. Gruselig fand ich nur, dass die anderen 5 Angler zum Teil nur Sandalen an den Füßen hatten. Wenn die Fische nur halb so groß wie auf den Bildern sein sollten und in diese nackten Füße beißen würden, dann hätte der örtliche Zimmermann für die kommende Woche einige Holzbeine zu schnitzen. Ich hatte trotz der hohen Temperaturen auf beißfestes Schuhwerk gesetzt!

IMG_4620

Kurz hinter der Ausfahrt aus dem Kanal zur Marina legten die beiden Angelscouts die Gashebel des ca. 12 Meter langen Angelbootes auf den Tisch. Mit Vollgas und 18 Knoten Speed ging es dann auf das offene Meer hinaus. Nach 40 Minuten stoppte der Skipper den Kahn auf und es wurde schlagartig ruhig, nachdem die beiden Diesel abgestellt waren. Die nächste Herausforderung für Menschen mit empfindlichen Mägen ließ aber nicht lange auf sich warten.

IMG_4636

Wir starrten auf einen großen schwarzen Bottich der bis zur Hälfte mit Fischen gefüllt war. Einer der Scouts begann mit einer langen Eisenstange an deren unterem Ende ein Mahlwerkzeug angeschweißt war, die Fische Stück für Stück zu einer rot-braunen Pampe zu verarbeiten. Die Farbe, die Geräusche und der Geruch hat selbst mir fast den Magen umgedreht. Bähh wie ekelig! Dann wurde mit einer Kelle eine ordentliche Ladung davon in einen ausrangierten Kartoffelsack gefüllt und mit einer Leine über Bord gehängt. In der Strömung hat man gesehen, wie sich hunderte von kleinen Brocken daraus lösten und dann vom Boot weggetrieben sind. Der Scout meinte nur mit einem Augenzwinkern, dass es jetzt genau die richtige Zeit für Bad im Meer sein würde 🙂 Die Geruchsspur kam einer offiziellen Einladung zum Buffet für die Haie im Umkreis von 3 Km gleich.

IMG_4625

Derweil hatte sich der anderen Scout schon drei der insgesamt sechs Ruten gegriffen und für die Jagd auf das Schuppengetier vorbereitet. Vom Prinzip her war das eine relativ einfache Sache. An der Schnur mit einer Tragkraft von gut 60 KG wurde ein Haken mit einer Schenkellänge von 10 cm und einer Breite von 4 cm befestigt. Zwischen Schnur und Haken befand sich ein Stahlvorfach von ca. 1,5mm Durchmesser, damit der Hai mit seinen Rasiermesser scharfen Zähnchen die Schnur nicht durchbeißen kann. Auf den Haken wurden 2 mittelgroße Tintenfische als Köder aufgezogen, die den Haken komplett verdeckt haben. In gut 5 Meter Entfernung vom Haken wurde ein Luftballon von 25cm Durchmesser als eine Art Schwimmer an die Leine geknotet und das ganze Kunstwerk trieb dann mit der Strömung vom Boot weg.  Nach einer 3/4 Stunde waren alle Angeln bestückt und die Köder im Wasser. Es sah schon lustig aus, wenn man die sechs Luftballons im Wasser treiben sah. Wie beim Karpfenangeln am See nur eben alles ein paar Nummern größer.

Wir hatten abgemacht, dass der Reihe nach jeder die Angel einholen sollte, an der ein Fisch angebissen hatte. Somit sollte jeder einmal zum Zug kommen und einen Fisch an der Angel spüren. Einer für alle – alle für einen. Das war eine ganz neue Erfahrung für mich, da es beim Angeln doch auch immer um den größten Fisch geht 🙂

IMG_4683

Es herrschte eine gespannte Ruhe an Bord, weil doch niemand von uns wusste, was jetzt passieren würde. Das laute Schnarren der Bremse aus der Rolle von  Rute 1 durchbrach dann die Stille, als der rote Ballon am anderen Ende der Angel plötzlich auf Reisen ging. Die junge Holländerin mit der Losnummer 1 nahm die Sache dann in die Hand. Die Rute wurde an den Gurt eingehakt, den sie sich kurz zuvor um die üppige Taille geschnallt hatte und die Leine wurde Zug um Zug eingeholt. Alle Augen waren in die Tiefe des Atlantiks gerichtet, wo der Fisch irgendwann ja auftauchen musste. Nach gut 5 Minuten sahen wir erst einen silbernen Schatten und dann war der Hai auch schon an der Bordwand zu sehen.

Die Begeisterung war schon sehr groß als das schöne Tier über den Freibord an Deck gehoben wurde und in seiner ganzen Pracht an Deck lag. Die Scouts ließen uns wissen, dass es sich um ein Mädchen mit einer Länge von gut einem Meter handelte. Der Haken wurde mit Hilfe einer Zange vorsichtig entfernt. Das schien Ihr zwar gar nicht zu gefallen, aber schon bald war der Stress für sie vorüber. Wirklich beeindruckend waren die messerscharfen Zahnreihen. Wenn der Hai die Lippen über den Beisserchen zurückzieht, hat man einen grandiosen Blick auf die gesamte Zahnreihe. Mein Zahnarzt hätte sicherlich vor Begeisterung einen Luftsprung gemacht! Bei uns allen machte sich aber auch ein mulmiges Gefühl bei dem Gedanken breit, was so ein Gebiss alles mit einer Hand anrichten könnte. Das ist schon ziemlich gruselig. Nach dem Siegerfoto durfte Fräulein Hai sichtlich verstimmt wieder zu Ihren Familie zurück schwimmen. Hai Nummer 2 ließ nicht lange auf sich warten. Schon wieder ging der rote Ballon auf Tour und ein älterer Engländer drillte den Kameraden in gekonnter Manier an die Oberfläche. Der Bursche war schon eine Nummer größer. Stolze 1,30m hatte der Hai an Länge und wog gute 15 Kilogramm. Das Problem war, dass der Haken schon sehr tief im Schlund steckte und mit der Zange nicht mehr zu erreichen war. Ein schonendes Lösen ohne den Fisch zu verletzen war so nicht möglich. Die Lösung: das Stahlvorfach wurde einfach abgeknipst. Das es sich um sogenannte Schonhaken aus Stahl handelt, werden diese nach zwei Monaten vom Seewasser zersetzt und entfernen sich somit also von selber. Macht dem Hai nichts aus, da er ganz normal weiterfressen kann. Hoffentlich erinnert er sich nicht an uns wenn wir ihn in ein paar Jahren einmal wieder treffen 🙂

IMG_4696

Die Nummer 3 war für mich bestimmt. Nach einem kurzen Drill durfte ich meine Schätzchen dann auch im Arm halten. Die 1 Meter lange Dame bekam noch ein Abschiedskuss auf die Nase, bevor ich sie wieder vorsichtig in Ihr Element zurückgesetzt habe. Der Hai wird übrigens mit einem Trick für kurze Zeit ruhig gestellt. Mann muss nur kräftig die Nase der Hais reiben. Kein Witz! Dort laufen alle Sinnesorgane zusammen und man verwirrt das Tier, wenn die empfindliche Nase überreizt wird. Die meisten Männer an Bord konnten sich ein Schmunzeln nicht verkneifen…..

IMG_4754

Doch kurz vor dem Ende der Tour war die Sensation perfekt. Ausgerechnet die englische junge Lady mit Ärmchen wie „Mikado-Stäbchen“ durfte den Fang des Tages an Bord holen. Je größer der Hai, umso tiefer taucht er ab. Und dieser Hai ging sehr tief nach unten. Aber keine Chance und nach 20 Minuten wurde sogar die Heckklappe geöffnet, um das Tier an Bord zu holen.

IMG_4735

Was für ein wunderschönes Exemplar mit einem blau schimmernden Schuppenkleid. Länge 1,84m und mit einem Gewicht von ca. 30 Kg. Natürlich handelte es sich um eine Dame. Die Zähne waren mächtig und auch nicht ganz ungefährlich. Die Scouts hatten alle Hände voll zu tun und haben auch dicke Handschuhe getragen. Die Nase wurde sehr ausgiebig gerieben und der Haken konnte dann mit respektvollem Abstand zu den Zahnreihen relativ einfach entfernt werden.

IMG_4766

Da es sich um einen Gemeinschaftsfang handelte durfte auch jeder ein Bild mit dem Hai zusammen machen. Dieses besondere Exemplar wurde dann noch für die Datenbank mit einer Markierung versehen und registriert.  Die Dame war sichtlich „angepisst“, weil sie drei mal für ein Foto in die Höhe gehoben wurde. Sie schwimmt aber wieder. So einen Fisch möchte ich auf gar keinen Fall an meiner Angel haben, wenn Katja und ich allein unterwegs sind 🙂

Nach insgesamt 12 Haien in 4 Stunden fuhren wir dann nach Lagos zurück. Allen hat der Ausflug viel Spaß gemacht und wir haben viel gelernt. Besonders schön fanden wir, dass die Scouts so schonend und respektvoll mit den Tieren umgegangen sind. Damit sie auch morgen noch kraftvoll zubeißen können 🙂

 

Zurück nach Lagos

Etwas verschlafen beschlossen wir am nächsten Morgen, der Altstadt von Albufeira vor dem Ablegen noch einen kurzen Besuch abzustatten. Entlang der Küste führte uns unser Weg zuerst an sehr vielen Bauruinen vorbei und hinterließ einen recht beklemmenden Eindruck. Doch Albufeira an sich war aber sehr lebendig. In den schmalen Gassen herrschte reger Betrieb und auf dem Marktplatz luden verschiedene Cafés zum Verweilen ein. Wir entschieden uns für ein Cafe mit einem Ausblick auf das Meer und bestellten uns zwei Cappuccino 🙂

DSC_6076

DSC_6071

DSC_6068

Gegen Mittag verließen wir den Hafen und segelten entlang der Küste zurück nach Lagos, für uns die schönste Hafenstadt an der Algarve. Oft ist die Küstenlinie leider sehr zugebaut, doch an manchen Stellen ist die Natur noch unberührt und einmalig schön. Die Küste der Felsalgarve ist geprägt von Grotten und Höllen. Die felsige Steilküste mit kleinen Sandbuchten und längeren Sandstränden wurde immer wieder durch vorgelagerte und zum Teil bizarre Klippenformationen unterbrochen. So genossen wir den Nachmittag segelnd und später leider mal wieder mangels Wind unter Motor und erreichten Lagos am frühen Abend.

DSC_6095

Mit unserem Besuch machten wir heute nur einen kurzen Ausflug in die Altstadt und ließen den Abend in einem der vielen, gemütlichen Fischrestaurants bei einem guten Weißwein entspannt ausklingen.
XKH_6831

Sonntag nach dem Frühstück saßen wir dann einmal wieder in großer Runde beisammen. Mit Frank von der CAYLUNA und Lars, Jana und Alia von der JOY OF LIFE trafen wir uns in einem der vielen Hafencafés. Wir hatten uns ja schon fast eine Woche lang nicht mehr gesehen, da gab es natürlich viel zu erzählen J . Nachmittags machten wir das Dinghi klar, um nochmal zu den Grotten vor Lagos zu fahren. Zu dritt hatten wir viel Spaß und meine Mutter konnte viele tolle Fotos machen. Beim ersten Mal hatten wir uns nicht getraut eine große Kamera mitzunehmen aber jetzt wussten wir ja aus Erfahrung, wie sich unser Schlauchboot in den Wellen verhält. So trauten wir uns auch, eine enge Durchfahrt zwischen zwei hohen Felsen zu durchfahren. Nur die kleinen, schmalen Höhlen überließen wir noch den ortskundigen Bootsführern. Vielleicht beim nächsten Mal 🙂 Diesmal bekamen wir da draußen auch noch ein besonderes Schauspiel zu sehen oder besser gesagt zu hören. In einem der Boote war ein Portugiese mit Dudelsack unterwegs, der für die Touristen typische portugiesische Lieder spielte.

DSC_6154

DSC_6196

Zurück im Hafen durften wir Mädels schon mal in die Stadt zum Shoppen gehen, während Dietmar noch das Dinghi sauber machte und wieder an Deck vertäute. Mein Mann kann schon ein echter Traummann sein, wenn er nur will :-). In den netten, kleinen Geschäften von Lagos fand sich dann auch für Jede von uns ein passendes Strandkleid. Sowas kann man sogar auf dem kleinsten Boot oder im kleinsten Koffer noch unterbringen 🙂

Gut gelaunt sammelten wir Dietmar an der Hafenbrücke ein und gingen zu Dritt noch einmal leckeren Fisch essen. Denn wenn man schon so nah am Meer ist, sollte man die Gelegenheit auch nutzen den frischen Fisch zu genießen, insofern man das Schuppengetier mag. Außerdem gönnten wir uns eine Karaffe weiße Sangria zum Essen.

DSC_6244

Für den späteren Abend hatte sich weiterer Besuch angekündigt. Hätte man das Planen wollen, hätte es nie funktioniert. Freunde meiner Mutter machten eine Busreise durch Portugal und waren gerade an diesem Abend in Lagos angekommen. So verabredeten wir uns am Hafen. Nachdem Christiane und Anja zuerst unsere SUMMER „besichtigt“ hatten, machten wir uns zu viert noch einen lustigen Mädelsabend in einer kleinen Bar am Hafen. Dietmar ließ uns lieber alleine losziehen. Bei so vielen Hühnern wollte er nicht Hahn im Korb sein 🙂

DSC_6316

Trotz Sangria und Vino Verde wollten wir am letzten Urlaubstag meiner Mutter früh zu Fuß in Richtung der Klippen laufen. Dietmar blieb lieber noch etwas länger liegen und ließ uns Beide mit unseren Kameras bewaffnet alleine losziehen. Wir freuten uns über das schöne, warme Wetter, die noch leeren Strände und die vielen tollen Motive und schafften es nur mit Mühe, pünktlich um zehn Uhr wie verabredet zum Frühstück in unserem Lieblingscafé zu sein.

DSC_6313

DSC_6269

Um zwei Uhr saßen wir dann leider schon in der Bummelbahn, die uns nach Faro Richtung Flughafen bringen sollte. So schnell waren die fünf Tage vergangen. Während der fast zweistündigen Zugfahrt durch das Hinterland wurden wir von einer portugiesischen Großfamilie lautstark unterhalten. Das lenkte uns etwas von dem zum Teil recht trostlosen Anblick ab, der vor dem Zugfenster vorbei zog. Auf dem Rückweg sollte ich aber feststellen, dass die Aussicht auf der Meerseite viel schöner und die Häuser viel weniger kaputt und verfallen waren. Wir hatten auf dem Hinweg wohl den Sitzplatz auf der falschen Seite des Zuges gewählt.

In Faro am Bahnhof hieß es dann Abschied nehmen. Meine Mutter verschwand mit dem Taxi zum Flughafen und ich drehte in meiner Wartezeit noch eine kleine Erkundungsrunde durch Faro. Leider war die Zeit doch recht kurz und die Gegend rund um den Bahnhof nicht sehr einladend. Auch meine Suche nach einem PC-Laden war leider erfolglos. So saß ich wieder im Zug zurück nach Lagos und wurde am Bahnhof schon von meinem Ehemann empfangen. Wir beschlossen, direkt zum Essen zu gehen, da seit dem gemeinsamen Frühstück doch schon einige Zeit ins Land gegangen war. Kurze Zeit später gesellten sich Frank und Lars noch zu uns. Wir verbrachten noch einen lustigen Abend zusammen, während meine Mutter wieder sicher ins kalte Deutschland zurückkehrte.

XKH_6818

Ohne Besuch an Bord nahm das Leben wieder seinen ganz normalen Lauf. Für den heutigen Dienstag stand jedoch ein ganz besonderes Highlight auf dem Programm. Unsere Radarantenne sollte heute repariert zurück geliefert werden. Lange genug hatten wir darauf gewartet. Am Nachmittag kamen dann die sehnsüchtig erwarteten Techniker mit der Antenne im Gepäck. Sicherheitshalber hatte RAYMARINE wirklich alles ausgetauscht bis auf die Außenhülle und anschließend noch mehrere Stunden im Labor getestet. Dann sollte doch jetzt endlich alles gut sein, oder? Nachdem die Techniker die Antenne wieder im Mast befestigt und installiert hatten, zeigte unser Radar schon im Hafen ein so klares Bild, wie wir es noch nie bisher gesehen hatten. Jeder Steg und sogar fast jedes Boot war zu erkennen. Und es lief und lief und lief die ganze Nacht. Jetzt sind wir wirklich sehr optimistisch, dass das Radarproblem Geschichte ist 🙂

Außerdem hatten wir uns entschieden, die Polsterarbeiten, die wir in Porto wegen unserer Zeitplanung nicht hatten umsetzen könnten, hier in Lagos in Auftrag zu geben. Von der SY INFINITY, die wir nun endlich persönlich kennenlernten, bekamen wir dabei Unterstützung. Hille und Thorsten hatten in Lagos schon Polsterarbeiten erledigen lassen und konnten uns gleich zwei Kontakte vermitteln. Für sich selber hatten sie schon Termine vereinbart, da konnten wir uns auch gleich dranhängen. So werden unser Dinghi und unser Außenborder jetzt neue Überzüge bekommen und die Kissen der Sitzecke im Salon bekommen auch waschbare Bezüge. Da solche Arbeiten ja immer etwas dauern, machen wir noch ein bisschen Urlaub hier. Im Moment gibt es sowieso kein passendes Wetterfenster nach Madeira.

DSC_6230

So traf ich mich am Dienstagabend nochmal mit Christiane und Anja, während Dietmar einen lustigen Herrenabend mit Lars und Frank verlebte.

Die nächsten Tage wurde gewaschen und geputzt, aufgeräumt und aussortiert. Natürlich war zwischendurch auch Zeit fürs Internet. Der neue Bordrechner wurde in Betrieb genommen und alle weiteren Schiffe im Hafen stöhnten wahrscheinlich über eine furchtbar langsame Internetverbindung, während ich geduldig ein Update nach dem nächsten herunterlud.

DSC_6249

Mittlerweile waren noch weitere deutsche Boote in Lagos eingetroffen: die SY LUBINI, SY MAL WIEDER und die SY MANATI. Zum gegenseitigen Kennenlernen trafen wir uns alle am Mittwochabend an Bord der SY INFINITY. Hille hatte zur Freude aller leckere Tapas und Aperitifs vorbereitet. Anschließend zogen wir weiter in ein kleines Fischrestaurant am Fischereihafen. Man diskutierte über Ziel und tauschte Erfahrungen aus. Eine lustige, große Runde, die sich erst auflöste, als das Fischrestaurant schon so gut wie geschlossen war.

Auf Wiedersehen, Mentor :-(

Bevor wir heute in Richtung der Insel Culatra lossegeln wollten, galt es noch den Kühlschrank aufzufüllen. Denn die nächste Nacht wollten wir vor Anker liegen und an Bord essen. Der nahegelegene Supermarkt bot zwar nicht die üppigen Möglichkeiten der Markthallen, die wir in Portugal und auch in Spanien schätzen gelernt hatten, aber vor dem Verhungern waren wir auf jeden Fall sicher.

DSC_5927

So warfen wir gegen Mittag die Leinen los, machten noch eine kurzen Stopp an der Rezeption, um die Liegegebühren zu bezahlen und waren kurze Zeit später wieder draußen auf dem Atlantik. Die Dünung hatte sich weitgehend beruhigt und es wehte ein angenehm frischer Wind. Die Sonne strahlte vom Himmel und wir kreuzten die Küste entlang Richtung Culatra und genossen es, bei besten Bedingungen zu segeln. Auch unser Besuch schlug sich tapfer und ertrug die ungewohnte Schaukelei mit Fassung.

_DSC0062

DSC_5998

Nach einiger Zeit trafen wir auf die SY MENTOR, die mit gleichem Ziel aber näher an der Küste vor uns segelte. Schon war wieder einmal der sportliche Ehrgeiz des Capitanos geweckt und mit optimal getrimmten Segel kamen wir der MENTOR unaufhaltsam immer näher. Zeit für ein weiteres Foto-Shooting, diesmal unter Segeln und bei deutlich besserem Wetter. Zur optimalen Unterhaltung unseres Besuches hatte sich auch noch ein einzelner Delphin in die Nähe unseres Bootes verirrt. Wir genossen sein kurzes Gastspiel und hofften, noch weitere dieser wunderschönen Tiere beobachten zu dürfen.

DSC_5975

_DSC0070

Kurz vor der Einfahrt von Culatra zog noch eine dichte Regenwolke über uns hinweg, die ordentlich Wind im Gepäck hatte. Heftige Böen bis 25 Knoten musste Dietmar sicherheitshalber von Hand aussteuern. Aber so schnell wieder Spuk gekommen war, ging er auch wieder vorbei. Nach dem Bergen der Segel motorten wir bis zu dem geschützten Ankerfeld am nordöstlichen Ende von Culatra und fanden einen schönen Platz. Nur der Fluglärm des Flughafen Faro störte das Idyll der fast karibisch anmutenden Insel ein wenig. Die Erkundungstour verschoben wir aber auf den nächsten Tag, denn Segeln macht ja bekanntlich hungrig.

DSC_6001

Schon bald duftete es im Schiff nach Essen und kurze Zeit später ließen wir uns die Grillspieße mit Salat schmecken. Während Fischerboote und die letzten Ausflugboote durch das Ankerfeld pflügten und die SUMMER immer wieder lustig schaukeln ließen, wurde im Salon der SUMMER bis spät in die Nacht hinein „Mau-Mau“ gespielt und geklönt.

In der Nacht zogen einige Regenschauer über uns hinweg und der Wind frischte immer wieder spürbar kräftig auf. Mehrmals scheuchte ich Dietmar zur Kontrolle des Ankers auch bei Regen aus dem Bett, nur um sicher zu gehen, dass alles in Ordnung war. Besuch an Bord macht mich anscheinend irgendwie nervös. Auf jeden Fall haben wir auch schon ruhigere Nächte verbracht 🙂

Am nächsten Morgen regnete es leider immer noch und erst gegen Mittag konnten wir uns mit dem Dinghi nach Culatra aufmachen. Der kleine Fischereihafen war voll mit zum Teil winzigen Holzbooten und an den Stegen wurden Netze repariert.

DSC_6039

Die Insel hatte sich ihren ursprünglichen Charme bewahrt, der an der restlichen Küste den Beton- und Bettenburgen zum Opfer gefallen war. Wir durchquerten ein kleines Fischerdorf mit bunten Häuschen und folgten dem befestigten Weg („Straße“ wäre zu hoch gegriffen) auf die andere Seite der Insel. Hier erstreckte sich der helle, einsame Sandstrand auf sieben Kilometern Länge. In den Dünen wuchsen wilde Amaryllis und auch ein Storchenpaar hatte sich auf die Insel verirrt. In der Sonne konnte man herrlich am Strand entlang wandern und Muscheln suchen.

DSC_6018

Da wir aber heute noch weiter fahren wollten (mussten), machten wir uns nach einer Stunde wieder auf den Rückweg. Wieder zurück an Bord hieß es dann „Abschied nehmen“. Waltraud und Wolfgang mussten nach Vilamoura zurück segeln, um ihre Tochter Britta nach zwei Wochen an Bord wieder in den Flieger nach Deutschland zu setzen. Danach werden die Beiden weiter in Richtung Mittelmeer fahren. Von nun an werden sich also unsere Wege trennen. Seit Guernsey waren wir mehr oder weniger gemeinsam unterwegs. Sie werden uns fehlen. Aber man sieht sich ja immer zweimal im Leben. Darauf freuen wir uns jetzt schon sehr 🙂

Wir gingen Anker auf und wollten heute nach Albufeira segeln. Vorher mussten wir aber noch in der engen Ausfahrt durch sehr unruhiges Fahrwasser fahren, da wir mit ablaufendem Wasser gegen Wind und Welle unterwegs waren. Das bedeutete am Ende, den Gashebel fast ganz durchzudrücken, um so schnell wie möglich, die chaotischen Strömungen und Wellen von allen Seiten zu durchfahren. So gelangten wir dann wieder in tieferes und ruhiges Wasser.

DSC_6059

Raumer (schräg von hinten) Wind von 9-11 Knoten brachte uns entspannt nach Albufeira. Der geschützte Hafen liegt etwas entfernt von der Altstadt und wurde damals in den Felsen hineingesprengt. Wir hatten unseren Liegeplatz direkt an der Hafenpromenade. So hatten wir keine weiten Wege zu laufen. Den Nachteil dieses Platzes entdeckten wir erst im Laufe der folgenden Nacht. Denn auch bei der Hafendisko befanden wir uns in der ersten Reihe und mussten bis halb vier mehr oder weniger leidlich mitfeiern.

 

Fast wie Weihnachten

Schon morgens um halb zehn klingelte mein Telefon und meine Mutter wollte wie verabredet vor dem Marina Hotel abgeholt werden. Sie war seit halb vier in der Früh unterwegs (Leverkusen – Düsseldorf – Faro – Vilamoura) und freute sich, endlich angekommen zu sein. So gab es erstmal ein schönes Frühstück bei entspannenden 24° und Sonnenschein. Danach wartete die SUMMER Crew schon ungeduldig auf die Bescherung. Denn das Reisegepäck war zu 50% für uns bestimmt: mein schon so lange sehnsüchtig erwarteter, reparierter Laptop, die neue WLAN-Antenne, Fliegengitter für die Luken und die neuen Visitenkarten. Da war für jeden etwas dabei 

Gut gestärkt mit Brötchen und frischem Kaffee machten wir zu zweit eine erste Erkundungstour durch Vilamoura. Den heutigen Tag wollten wir noch hier verbringen, da draußen noch recht viel Welle vom gestern durchgezogenen Tiefdruckgebiet stand. Das wollten wir unserem Besuch am ersten Tag nicht zumuten.

DSC_5905

Da Vilamoura leider keine gewachsene Stadt mit Altstadtkern ist, erkundeten wir halt den langen Sandstrand und bummelten entlang des Hafens durch die Geschäfte. Alles war sehr gepflegt und gefällig, aber leider auch sehr touristisch.  Aber davon sollte man sich ja nicht aus der Ruhe bringen lassen, wie man hier deutlich sehen kann 🙂

DSC_5898

Beim Kaffee trinken in einen der vielen Hafenrestaurants konnten wir aus sicherer Entfernung beobachten, wie Dietmar schon hoch oben im Mast die neue WLAN-Antenne anschloss. Geduld zählte noch nie zu seinen besonderen Stärken :-). Ich konnte so auf jeden Fall entspannt die Zeit mit meiner Mutter genießen, denn es gab nach so langer Zeit natürlich viele Dinge zu bequatschen, jetzt endlich ganz entspannt ohne Telefonzähler im Hinterkopf.

DSC_5896

Nach einer ausgiebigen Siesta und einem leckeren Eisbecher, schauten wir kurz bei der SY MENTOR vorbei, die nur einen Steg weiter lag, um Pläne für den nächsten Tag abzustimmen. Für den Rest des Nachmittags spazierten wir am Strand entlang Richtung Fischereihafen und ließen uns den frischen Wind um die Nase wehen. Zum Abendessen musste eine große Platte frischer Meerestiere dran glauben. So schnell war der erste Urlaubstag meiner Mutter schon wieder vorbei. Morgen würde es dann ernst, denn wir wollten die Leinen loswerfen und den ersten Tag gemeinsam segeln. Unser Ziel war die Insel Culatra vor Faro.

DSC_5920

 

 

Wir segeln?!

Montagmorgen meldete sich der RAYMARINE-Techniker mit schlechten Nachrichten von unserem Radar. Es würde mindestens noch eine Woche dauern, bis die in England reparierte Antenne wieder in Lagos zurück sein würde. So lange wollten wir nicht warten.

IMG_4546

Also gingen wir Anker auf und nahmen Kurs auf Vilamoura. In diesem sicheren Hafen wollten wir die nächsten Tage abwarten, bis ein Tiefdruckgebiet mit ordentlich viel Wind aus Süd über uns hinweg gezogen war. Da die Entfernungen zwischen einzelnen Häfen an der Algarve sind relativ gering sind, nahmen wir es diesmal sportlich, dass der Wind wie immer von vorne kam und kreuzten fleißig gegen an. Endlich mal wieder ein Segeltag auch wenn Kreuzen bedeutet, doppelte Strecke und dreifacher Weg! Nur kurz mussten wir die Maschine laufen lassen, sonst herrschte die ganze Zeit wunderbare Stille unter den Segeln. Nur das Rauschen der Wellen und der Wind waren zu hören. Entgegen der Wettervorhersage schien auch die Sonne bei angenehmen 25° C. Perfekt.

Am frühen Abend erreichten wir den schönen Jachthafen von Vilamoura, in dem eine Luxus-Motor-Yacht neben der nächsten lag. Die SUMMER sah dazwischen etwas klein und verloren aus. Der Hafen bildet den Mittelpunkt des kleinen Städtchens und ist umgeben von Restaurants und Bars, die zum Verweilen einluden. Den Abend verbrachten wir aber an Bord, wie immer eigentlich, wenn man mal wieder Internetzugang hat. Außerdem mussten noch einige Vorbereitungen getroffen werden, da wir am Mittwoch unseren ersten Besuch, meine Mutter, erwarten.

Die JOY OF LIFE bleib leider vor Lagos zurück, aber wir freuen uns schon auf unser nächstes Wiedersehen.