Alle Artikel von Katja Henke

Die Biskaya

„Die Biskaya, auch Golf von Biskaya genannt, ist eine Bucht des Atlantischen Ozeans, die sich von Galicien bis zur Bretagne entlang der Nordküste Spaniens und der Westküste Frankreichs erstreckt. Dieses Seegebiet ist für schlechtes Wetter, starke Stürme und extremen Seegang bekannt.“ (Zitat Wikipedia)

Das hört sich doch mal sehr vielversprechend an….. Genau das, was nach man sich nach einer zweiwöchigen Segelpause so wünscht. Im Brest hatten wir nach meinem Heimaturlaub noch mehrere Tage entspannten Landurlaub genossen.

Aber am Sonntag war es dann soweit: Ein optimales Wetterfenster für die Biskaya tat sich auf. Drei bis vier Tage stabiler Nordwind, der sogar auf Ost drehen sollte in einer angenehmen Stärke von maximalen 5 Beaufort, in Böen bis 6. Außerdem viel Sonnenschein und wenig Regen. Das hörte sich perfekt an.

Der Samstag stand somit komplett im Zeichen der Reisevorbereitung. Da wir zusammen mit der SY MENTOR auslaufen wollten, aber Waltraud und Wolfang erst am Samstagabend gegen elf Uhr wieder in Brest eintreffen würden zogen wir morgens los, um diesmal gleich zwei Kühlschränke ordentlich aufzufüllen. Brests Supermärkte bieten den Seglern da einen besonderen Service: Ein kurzer Anruf genügt und man wird kostenlos mit dem Auto am Yachthafen abgeholt und nach dem Einkauf auch wieder zurückgebracht. So konnten wir hemmungslos ein letztes Mal französische Leckereien bunkern. Mal sehen, ob wenigstens ein Teil davon die spanische Küste erblicken würde oder doch schon auf dem Weg dem Skipper zum Opfer fallen würde.

Nachdem das Essen für drei Tage ordentlich vorgekocht im Kühlschrank stand, wurden noch die letzten Emails beantwortet und die Internetseite auf Stand gebracht. Gegen elf klopfte die Besatzung der SY MENTOR noch kurz an unsere Rehling. Die Crew war gut aus Hamburg zurück gekommen und wir verabredeten uns für den nächsten Morgen um halb neun.

So machten wir uns am Sonntag Morgen auf die Reise und ließen uns vom Strom durch die Meerenge vor Brest ziehen. Fast 10 Knoten über Grund zeigte unsere Logge an. Bei 350 Seemeilen Weg die vor uns lagen, war das natürlich ein schöner Anfang. Draußen auf dem offenen Wasser verließ uns leider die Strömung und auch der versprochene Wind ließ wieder auf sich warten. In der morgendlichen Funkrunde hörten wir, dass sich die SY LONI III mit Eckhardt und Ilona schon seit neun Uhr auf dem Weg von Camaret nach La Coruna befanden. Sie waren schon 7,5 Seemeilen auf dem gleichen Kurs voraus. Das weckte natürlich den Rennfahrer in meinem Kapitän. Jetzt gab es kein Halten mehr. So setzten wir den Parasailor und nahmen Verfolgung auf. Da aber die Detailplanung im Eifer des Gefechtes etwas auf der Strecke geblieben war, leider etwas zu früh. Denn der vom Skipper angelegte Kurs von 210° hätte uns direkt auf eine Untiefe vor der französischen Küste geführt. So musste der arme Parasailor seinen ersten „Am-Wind-Kurs“ erleben, den er gutmütig über sich ergehen ließ. Aber über die erreichte Geschwindigkeit wollen wir lieber schweigen. 😉

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350 Seemeilen sind schon eine ordentlich lange Strecke. Wir hofften, sie bei gutem Wind in zweieinhalb Tage zu segeln. Die Biskaya-Welle schaukelte uns recht ordentlich durch und der Wind nahm wie versprochen weiter an Stärke zu.

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Mehrfach besuchten uns Delfine und spielten in unserer Bugwelle.

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Im Großen und Ganzen betrachtet war die Überfahrt angenehm ruhig und stressfrei (keine größeren bösen Überraschungen). Durch regelmäßige Funkrunden blieben wir im Kontakt mit der SY LONI III, die immer noch vor uns segelte. Den Kontakt zur SY MENTOR verloren wir leider am zweiten Tag, als der Abstand zwischen uns zu groß wurde und die Reichweite des UKW Funkgerätes überschritten wurde.

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Nachdem wir in der ersten Nacht trotz diverser Segelwechsel nur wenig Boden gut gemacht hatten, konnten wir in der zweiten Nacht dank voller Segelgarderobe sehr zur Überraschung der SY LONI 3 ZWÖLF Seemeilen näher aufrücken! Unser Ziel rückte immer näher und gegen Mittag des dritten Tages kam die spanische Küste in Sicht.

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Da die SUMMER ruhig und zuverlässig unter Autopilot lief nutzten wir die Zeit, um unsere Ankunft optimal vorzubereiten. So wurde die Küche aufgeräumt und gespült, die Betten frisch bezogen und die beiden Seefahrer machten sich landfein.

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Gegen neun Uhr nahmen unsere Freunde Martin und Violetta von der SY GANESCHA in La Coruna die Leinen über. Frisch geduscht und erstaunlich entspannt konnten wir wirklich Eindruck schinden. Unseren ersten Abend auf dem spanischen Festland ließen wir an Bord der SY GANESCHA bei leckerem Thunfisch und Salat noch gemütlich ausklingen, bis dann doch irgendwann die Müdigkeit überhand nahm. Schön wenn man gute Freunde hat!

 

 

 

 

Ein Katzensprung nach Brest

Am späten Vormittag zog ich mit Waltraud und Wolfgang los, die Landspitze zu erkunden. Dietmar war froh, mich mal so bequem ein paar Stunden los zu sein. Endlich konnte er ausgiebig am Boot basteln oder im Internet surfen und Emails beantworten.

Ich freute mich mit jemandem unterwegs zu sein, der auch Lust auf einen Ausflug hatte. Wir wanderten bis fast ans Ende der Landspitze entlang der Klippen.

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Als wir am frühen Nachmittag zum Boot zurückkamen, hatte Dietmar den Motor gewartet und den Keilriemen nachgespannt, der leider schon soviel Spiel hatte, dass es ordentlich Späne gegeben hatte… Gut, das er das früh genug gesehen hatte. Außerdem hatte er noch mit dem Wassermacher unsere Tanks gefüllt. Wir tranken noch einen gemütlichen Kaffee, bevor wir um fünf Uhr Richtig Brest aufbrachen. Ich weiß nicht, wann wir das letzte Mal eine so kurze Seestrecke zurückgelegt hatten. Bei 10 Seemeilen lohnt es sich doch gar nicht Segel zu setzen, oder?

Da aber das Wetter und der Wind optimal waren, wurde natürlich gesegelt. Meinen Rennfahrer packte wieder einmal der sportliche Ehrgeiz und nach und nach wurde ein Boot nach dem anderen versegelt. Die SUMMER lief erstaunlich flott. Anscheinend gefällt es ihr gut im Atlantik. Wenn es nach dem Kapitän gegangen wäre, hätten wir für das kurze Stück sogar den Parasailor rausgeholt, aber da meuterte die Mannschaft dann doch.

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Fast zu schnell erreichten wir die Marina „Moulin Blanc“ vor den Toren von Brest. Wie erhofft, erwies sich unsere Auswahl als optimaler Platz für einen längeren Aufenthalt und bot für optimale Bedingungen auch noch günstige Preise. So wünscht man sich das. Nur die vielen Yachtausrüster die hier zu finden sind, machen mir ein wenig Angst. Ob ich Dietmar hier wirklich alleine lassen soll?

Nach dem Einchecken gönnten wir uns zum Abschluss des Tages mit der Crew der MENTOR noch ein „Anlegerbier“ in der Bar an der Promenade.

Kann mal einer das Licht anmachen?

Wenn um Viertel nach fünf der Wecker klingelt und es draußen noch stockdunkel ist fragt man sich wirklich, warum man sich so etwas antut. Aber hier geben nun mal die Gezeiten den Tagesablauf vor. Also Zähne zusammenbeißen und raus aus den warmen Federn.

Eigentlich hatten wir erwartet, dass es im Sommer morgens um sechs schon deutlich heller sein sollte. Nebel und Regenwolken hingen aber über der Küste und ließen kaum Licht zu uns durch. So trödelten wir noch ein bisschen und es gab wie gewohnt lecker Frühstück. Etwas mehr Licht wäre schon schön gewesen und etwas weniger Regen auch :-). Als es aber dann vor uns am Steg auf der MENTOR schon geschäftig zuging, machten wir die SUMMER auch klar und legten gemeinsam ab.

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Raus aus dem L’Aber hatten wir zwar die Strömung schon mit uns, aber den Wind dagegen und mussten deshalb in den „Races“ wieder mit konfusen und steilen Wellen kämpfen. Als wir unseren Kurs Richtung Camaret anlegen konnten ging es aber unter Segeln und ruhiger See gut voran, bis wieder einmal der Wind einschlief. Ich hatte die letzte Nacht irgendwie nicht so toll geschlafen (Vielleicht lag es am Disco-Geflacker des Leuchtfeuers, das direkt neben der SUMMER an der Hafeneinfahrt stand?!) Also ließ mich der Skipper doch noch etwas Schlaf nachholen. Um zehn Uhr war ich dann auch wieder munter und machte mich wieder nützlich.

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Die MENTOR folgte uns dicht auf den Fersen und wir nutzen die Zeit für ausgedehnte Foto-Shootings. Dank drei Knoten Strom von hinten kamen wir trotzdem gut voran, auch wenn zwischenzeitlich die Maschine mitlaufen musste. Wir genossen die beeindruckende und schroffe Küstenlandschaft mit immer mehr Löchern in der Wolkendecke und erreichten den Hafen von Camaret dann im strahlenden Sonnenschein.

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Der kleine Ort direkt vor den Toren von Brest scheint ein beliebter Ausflugsplatz zu sein. Viele hatten das verlängerte Wochenende genutzt und die Stege waren schon unerfreulich voll. Leider war auch keine freundlicher Marinero zur Stelle und mussten daher selber einen geeigneten Platz für die dicke SUMMER suchen.

Unter dem Blickwinkel, dass dies eventuell der Platz sein sollte, an dem Dietmar die nächste Woche allein als Wachhund für die SUMMER und die MENTOR verbringen sollte, versuchten wir unseren Liegeplatz so zu wählen, dass auch in der Nähe Platz für das zweite Boot war. Sonst hätte Dietmar ja Kilometergeld verlangen müssen! Als wir festmachten, machte sich ein anderes Boot genau gegenüber von uns langsam reisefertig. Optimal, jetzt brauchten wir nur noch warten und den Platz verteidigen. Die jungen Leute an Bord hatten es aber nicht besonders eilig. Es dauert fast eineinhalb Stunden bis die Vier ihr sieben Meter Segelboot startklar hatten. Dietmar stand schon kurz dem Herzinfarkt. Und umso aufgebrachter er am Steg auf und ab lief, desto langsamer liefen die Vorbereitungen auf dem anderen Boot. Aber irgendwann war es dann auch geschafft und die MENTOR lag uns gegenüber.

Ich hatte am Steg schon ein nettes Gespräch mit einer Französin gehabt (sie sprach hervorragend deutsch 🙂 ) und war über den Ort genauestens informiert. So gab es immer ab vier Uhr frischen Fisch und Krustentiere direkt gegenüber im Fischereihafen. Abends war dann Party angesagt mit großem Feuerwerk. Das wäre doch gar nicht nötig gewesen! Schön, dass der französische Nationalfeiertag so wunderbar passend auf dem Tag nach dem WM-Finale fiel.

Das wir seit Boulogne-sur-Mer keinen frischen Fisch mehr auf dem Teller gehabt hatten, führte uns unser erster Ausflug zum Fischereihafen. Leider gab es heute nur Krustentiere, diese aber in beeindruckenden Mengen und beeindruckender Größe. Auch wenn ich im Restaurant gern einmal sowetwas esse, wollte ich mein heutiges Abendessen nicht lebendig mit nach Hause nehmen. Der Kühlschrank würde auch noch was anderes hergeben.

Nach unserem Rundgang durch die Stadt, vorbei an malerischen, total verrotteten Kuttern zurück zum Hafen waren wir uns eigentlich sicher, dass Dietmar hier keine ganze Woche verbringen wollte. Der Hafen ist auch eher klein, überlaufen und sehr unruhig und war für uns kein optimaler Platz. So stand also schon bald fest, morgen verlegen wir nach Brest. Das ist ja nur ein Katzensprung von 10 Seemeilen. Man kann also bequem zum Abendhochwasser um halb acht in Brest sein und trotzdem noch den ganzen Tag die tolle Küste erkunden.

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Früh aufstehen wäre ja auch morgen gar nicht in Frage gekommen, nicht zwei Tage hintereinander :-). Außerdem wollten wir mit Wolfgang und Waltraud zusammen heute Abend das Finale auf der SUMMER anschauen. Natürlich hofften wir, dass es kein Elfmeter-Schießen geben würde. Aber man weiß ja nicht immer, wie es läuft und Götze hat es dann ja auch gerichtet. Mit unseren Bedenken lagen wir also gar nicht so falsch! Als wir dann nach Verlängerung verdient Weltmeister waren, war es bereits kurz vor zwölf. Das Feuerwerk der Franzosen begann leider wenige Minuten zu früh. Das Tor für Deutschland fiel erst kurz vor Ende, aber es war auf jeden Fall ein toller Anblick. Wir ließen unsere Feier etwas kürzer ausfallen und fielen müde in die Kojen.

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Ein fauler Regentag

Manchmal ist ein Regentag, genau das, was man braucht. Für Segler wäre es aber optimal, einen Regentag mit einer guten Internetverbindung zu kombinieren. Jetzt ist es schon zehn Uhr und es ist mir immer noch nicht gelungen, alle Bilder hochzuladen. Bis elf Uhr werde ich es noch probieren, dann geht es in die Falle. Morgen um sechs Uhr legen wir ab Richtung Carmaret, unsere erste wirkliche Atlantik-Station.

Heute war durch und durch ein fauler Tag. Nach einem späten Frühstück mussten wir zwar das Boot verlegen, aber das machen wir ja mittlerweile mit links. Die Nacht hatten wir alleine in einer Doppelbox verbracht und jetzt war der Liegeplatzinhaber des zweiten Liegeplatzes zurückgekommen. Er hatte feststellen müssen, dass neben unserer dicken SUMMER leider kein Platz mehr für ein zweites Boot war. Sehr peinlich 🙂

Jetzt liegen wir wieder neben der MENTOR von Wolfgang und Waltraut. Sehr praktisch, da wir bei den Beiden zum Sundowner eingeladen waren. Sundowner kann man übrigens auch sehr gut ohne Sonnenuntergang trinken, mit wäre natürlich noch netter gewesen.

Schon mittags hatten wir die neue Nachbarschaft genutzt, um den morgigen Kurs zu diskutieren und technische Problemchen zusammen zu lösen. Das ist einfach viel netter als immer alleine. Schön, dass wir morgen um sechs Uhr mit demselben Zielhafen ablegen.

Abkürzen verboten

Als der Wecker klingelte, waren wir beide begeistert. Aber pünktlich um sieben Uhr machten wir die Leinen los. Neben uns auf der MENTOR standen Wolfgang und Waltraut auch schon in den Startlöchern. Sie hatten dasselbe Ziel wie wir und wir freuten uns schon auf einen weiteren netten Abend mit den Beiden.

An diesem Morgen herrschte um uns herum allgemeine Aufbruchsstimmung. Mehr als zehn Yachten machten sich bereit. Wir belegten im Ablege-Rennen eine souveränen Platz 2 und konnten den Hafen sogar vor der einlaufenden großen Personenfähre verlassen. Draußen erwartet uns mal wieder eine raue See, da der Wind noch gegen die Strömung stand. Wir traten die Flucht nach vorne an und gaben Vollgas, damit das Geschaukel bald ein Ende nehmen sollte. Ich traute meinem Magen auch noch nicht wirklich über den Weg und blieb brav an Deck und beachtete alle Regeln, die gegen Seekrankheit helfen sollten. Als wir endlich so weit von der Küste entfernt waren, dass wir Kurs in Richtung L’Aber Wrac’H anlegen konnten und auch die Segel setzen konnten , wurde es gleich angenehmer und die Summer lag ruhiger im Wasser. Obwohl wir kreuzen mussten, konnten wir unseren zweiten Platz verteidigen und näherten uns schon am Mittag der Flußmündung des L’Aber.

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Die Landschaft hier war atemberaubend. Unzählige kleine und große Insel lagen vor der Küste verstreut. Da wir den Flusslauf bei Niedrigwasser erreichten, lagen rechts und links vom Fahrwasser breite Strandflächen, Austernbänke und große Steinbrocken in der Sonne. Vorsichtig folgten wir dem gut betonten Fahrwasser. Hier hätte eine Abkürzung wahrscheinlich fatale Folgen. Sogar der Kapitän, der gern mal eine Ecke schnibbelt, hatte heute alle Zeit der Welt 🙂

Im Hafen wurden wir freundlich empfangen und zu einem freien Platz geleitet. Ein toller Service, den wir bisher in Frankreich und auch in Guernsey sehr genossen haben. Ohne lästiges Gesuche wird man mit einem Schlauchboot an einen Platz gebracht, der groß und auch tief genug für die Yacht ist. Das erspart einem lästiges und auch peinliches Gesuche.

Es ist toll, so früh an einem neuen Ort anzukommen. Der ganze Nachmittag lag noch vor uns. Zuerst machte sich Dietmar aber auf den Weg, um auf der MOLINE Christoph und Katja bei Problemen mit der Kurzwellenfunkanlage zu helfen. Dann besuchten wir, wie so oft zuerst den örtlichen Supermarkt. Dieser war noch weiter entfernt als der in Roscoff, hatte aber immerhin geöffnet 🙂 Wenn man mal seinen gesamten Wocheneinkauf zu Fuß nach Hause getragen hat, weiß man den Luxus eines Autos erst wirklich zu schätzen. Diesmal hatten wir aber Glück. Eine junge Frau hatte Erbarmen und fuhr uns bis zum Hafen. Hätten wir das gewusst, hätten wir doch noch eine paar Flaschen Wasser eingekauft 🙂

Nach einem sehr späten Mittagessen mit französischen Bratwürsten, machten wir das Dinghi klar und machten unseren ersten größeren Ausflug auf die benachbarten Inseln. Sicherheitshalber ging nur die kleine Zweitkamera, verpackt in eine Plastiktüte mit auf die Reise. Man weiß ja nie…. So geübt sind wir ja noch nicht. Aber wir erreichten unser Ziel sicher und trocken. Die Küstenlandschaft ist wirklich wunderschön und beeindruckend.

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Nach dem frühen Start am Morgen endete unser Abend früh. Nachdem das Dinghi wieder sicher auf der SUMMER verstaut war und Dietmar noch ausgiebig mit dem großen Wasserschlauch alles gewaschen hatte, was nicht niet- und nagelfast war (leider auch durch eine leicht offenen Luke meinen Laptop, aber der ist ja wasserfest), gab es noch leckere Crepes. Ich nutzte den restlichen Abend, um wieder Ordnung in meine Fotos zu bringen und die Bilder fürs Internet zu sortieren und vorzubereiten. Für den morgigen Samstag war Regen angesagt: Zeit, die Internetseite wieder auf Stand zu bringen und endlich ein paar Email zu beantworten.

Völlig ausgeknockt :-(

Die Kombination von Seekrankheit über Tag und Wein am Abend (auch wenn es nur zwei Gläser waren) haben leider bei mir dazu geführt, dass ich am nächsten Morgen den kapitalsten Kater meines bisherigen Lebens hatte. Da sich die Couch im Salon gestern als sehr bequem erwiesen hatte, beschloss ich, meinen Tag auch wieder doch zu verbringen 🙁

Dietmar hatte also den ganzen Tag Zeit, sich beim Yachtausrüster zu vergnügen und anschließend seine Einkäufe an unserer SUMMER auszuprobieren. So hat unsere Selbststeueranlage jetzt neue Steuerseile aus Dyneema (Der Ferrari unter den Leinen :-)). Und auch sonst sind ja für den Bootsliebhaber immer verschiedene Dinge an Bord zu erledigen.

Gegen drei Uhr waren meine Lebensgeister dann wieder so weit erwacht, dass ich mir einen Ausflug vorstellen konnte. Erste Station sollte der Supermarkt sein, den uns die freundliche Hafenmeisterin sogar netterweise in der Karte markiert hatte. Am Steg trafen wir noch Antje und Ingo von der AMAZONE, die mit demselben Ziel unterwegs waren. Also machten wir uns gemeinsam auf die Reise. Nach langer Zeit (gefühlt) erreichten wir endlich den Supermarkt und mussten feststellen, dass dieser geschlossen hatte. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Ralf von der LOTHLORIEN hatte gestern erzählt, das dem Supermarkt von Roscoff im Frühjahr das Dach weggeflogen war. Schade, dass sich das beim Hafenmeister noch nicht rumgesprochen hatte.

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Im Stadtzentrum wurden wir aber fündig, verhungern mussten wir also nicht. In einen winzigen Lebensmittelladen hielten wir mit unserem Großeinkauf den Verkehr auf.

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Trotzdem beschlossen wir, nachdem wir die Einkäufe ans Boot zurückgetragen hatten, unser Abendessen in einem der netten französischen Restaurants am Hafen zu genießen. Die französische Küche hat uns nicht enttäuscht. Den restlichen Abend an Bord nutzten wir noch die Internetverbindung, um die Website wieder mit neuen Berichten zu füttern. Für Bilder hat die Zeit leider nicht gereicht. Am nächsten Morgen war nämlich ein früher Start um sieben Uhr geplant, um mit dem Strom unser nächstes Ziel L’Aber Wrac’H in möglichst kurzer Zeit zu erreichen.

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Rekordfahrt mit k.o.-Effekt

Nach einer unruhigen Nacht klingelte um sechs Uhr der Wecker und wir machten uns ohne Frühstück auf den Weg in Richtung Roscoff. Die Yacht, die morgens um halb zwei noch längsseits an uns fest gemacht hatte und uns aus dem Schlaf gerissen hatte, war auf wundersame Weise schon wieder verschwunden. Der Wind, der die ganze Nacht so laut bei uns im Rick geheult hatte, entpuppte sich bei Tageslicht als eine ordentliche Brise. Die war aber lange nicht so furchteinflößend, wie sie sich in der Nacht angehört hatte.

Mit gerefften Segeln machten wir wunderbar Fahrt durchs Wasser, mehrmals standen über 9! Knoten auf der Logge. Kein Lamborghini würde dafür Benzin verbrennen aber für unsere dicke SUMMER ist das schon eine ernsthafte Ansage 🙂 Die Sonne strahlte, der Wind pfiff ordentlich und unser Ziel kam in großen Schritten näher. Als wir aus der Landabdeckung der Insel hinaussegelten mussten wir feststellen, dass der starke Nord-West-Wind der letzten Tage eine recht hohe Welle (2-3 Meter) aufgebaut hatte. Als nach einiger Zeit die Strömung des ablaufenden Wassers gegen die Welle stand, wurde es richtig ungemütlich. Ich war schon seit dem Vormittag außer Gefecht (leicht seekrank) und döste liegend unter Deck im Salon so vor mich hin.  Dietmar musste fast alles alleine erledigen denn von mir war an diesem Tag keine besondere Hilfe zu erwarten. Erfreulich schnell erreichten wir unser Ziel nach nur 11 Stunden und im Hafen wurden wir von Waltraud und Wolfgang von der SY MENTOR empfangen, die netterweise genau neben uns in der Box lag. Welch nette Überraschung nach diesen langen Seestück! Anschließend weckten wir erst einmal unsere Lebensgeister mit einem ausgiebigen Abendessen.

Zum Fußball-Schauen hatten wir an diesem Abend noch 2 weitere Segler, Kerstin und Ralf von der SY LOTHLORIEN, an Bord. In feuchtfröhlicher Runde war das Fußballspiel aber nur Nebensache. Nette Gespräche und der interessante Erfahrungsaustausch unter Seglern stand eindeutig im Vordergrund. So soll es ja auch sein und ist ein weiterer Grund eine solche Reise zu wagen.

 

Abschied von Guernsey

Auch für uns wurde es Zeit, Abschied von Guernsey zu nehmen. Da wir am Mittwoch gegen sechs Uhr Richtung Roscoff auslaufen wollten, um die 75 Seemeilen bei Tageslicht zu schaffen, wollten wir die SUMMER heute bei Mittagshochwasser vor den Hafen an den Wartesteg verlegen. Morgens stand nochmal eine Ladung Wäsche auf dem Programm, die dann vor dem Ablegen sauber und trocken wieder verstaut werden konnte. Für den Nachmittag hatte ich für mich noch einen kurzen Ausflug zur „Little Chapel“ geplant, die ich unbedingt noch sehen wollte. Genügend Zeit hatten wir ja noch und der Wartesteg war ja auch mit dem Festland verbunden.

Als dann um zwei Uhr genug Wasser über der Barre stand, um den Hafen gefahrlos und ohne peinliches Hängenbleiben zu verlassen, machten wir uns auf den Weg. Vor dem Hafen mussten wir aber feststellen, dass alle Plätze an den Pontons, die mit dem Festland verbunden waren, mittlerweile belegt werden. Nur am letzten Ponton waren noch Plätze frei 🙁 Hier gab es leider keine Festlandverbindung.

Was sollte jetzt aus meinem Ausflug werden? Und die Postkarten hatte ich auch noch nicht in den Briefkasten eingeworfen. Dietmars guter Ratschlag, ich könnte ja auch schwimmen, wäre ja nicht so weit, brachte mich auch nicht weiter. Meine Bitte, doch das Dinghi wieder aufzublasen, wurde kategorisch abgelehnt: Viel zu aufwendig!

Nachdem ich fast zwei Stunden mit immer schlechter werdender Laune mit meinem furchtbaren Schicksal gehadert hatte, erbarmte sich mein Kapitän und macht das Dingi startklar. Kurze Zeit später hatte ich wieder Festland unter den Füssen und konnte los düsen. Aber zuerst ging es in die Stadt, um eine neue Hose zu erstehen, da ich im Dinghi leider eine größere Welle abgekommen hatte. Salzwasser trocknet einfach nicht und auf einen „Wolf“ hatte ich auch keine große Lust 🙂 Vielleicht wäre schwimmen doch einfacher gewesen 🙂

Die kleine Kapelle war wirklich einen Besuch wert. Mit wunderbarer Laune stand ich leider mittlerweile im strömenden Regen an der Bushaltestelle und wartete auf den Bus, der mich zum Hafen zurück bringen sollte. Netterweise hatte ein freundlicher Autofahrer Erbarmen mit mir und nahm mich bis nach St. Peters Port mit. Am Steg wartete auch schon mein Dinghi-Taxi zur SUMMER. Ich war sehr glücklich  und zufrieden über den tollen Abschluss unserer Zeit auf Guernsey.

Und dann war wieder mal Fußball-Zeit: Luxuriöser Weise  können wir nämlich auch ganz ohne Landstrom Fernsehen schauen, da wir einen Inverter haben. Der macht aus unserer 12 V Bordnetzspannung die benötigten 220 V für den Fernseher :-).  Wir konnten es fast nicht glauben, als immer mehr Tore für Deutschland auf der Anzeige erschienen.  Für die Deutschen war es natürlich ein toller Erfolg und wir freuen uns aufs Finale am Sonntag, aber irgendwie taten uns die Brasilianer doch echt leid. So eine Niederlage hatten sie wirklich nicht verdient.

So sportlich war das gar nicht geplant :-)

Mit meiner Idee heute nochmal zu Fuß loszugehen, konnte ich bei Dietmar keine Begeisterungsstürme auslösen. Gut, man muss ja auch nicht alles zusammen unternehmen. Wir befinden uns ja noch in sicheren Gefilden, da kann ich auch mal alleine losziehen.

Meine Planung hatte ich schon gestern Abend gemacht. Es gibt hier sehr viele Klippenpfade, besonders an der malerischen Südküste. Somit war mein Ziel klar: Vom Hafen aus immer im Uhrzeigersinn am Wasser entlang marschieren. Da kann man ja nicht viel falsch machen.

Gegen elf Uhr machte ich mich auf die Socken, obwohl das Wetter noch nach Regen aussah. Rund um den Hafen herum war schon richtig was los. Heute war Tag der offenen Tür bei der Feuerwehr und Polizei mit allen Einsatzfahrzeugen und Trainingsparcours für Auto- und Motorradfahrer. Außerdem zeigte der Oldtimer Club einige seiner alten Schätzchen. Zur Freude meines Gatten standen auch diverse Gruppe C und Formelrenner zur Schau. Guernsey richtet diverse Bergrennen im Jahr aus.

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Schon bald hatte ich den Rummel hinter mir gelassen und wanderte entlang der Küste immer steil bergauf und steil bergab. Eigentlich hatte ich gehofft, dass der Klippenpfad oben entlang der Klippe verlaufen würde. Wenn ich ihn geplant hätte, wäre das auf jeden Fall so gewesen 🙂

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Nach gut zwei Stunden war ich dann auch endlich an der Südküste angelangt. Meinen ursprünglichen Plan, die gesamte Südküste zu erwandern, hatte ich da aber schon beerdigt. Wer auch immer in unserem Reiseführer von 4,5 Kilometern Klippenpfaden geschrieben hat, der sollte auf jeden Fall seine Angaben nochmal überprüfen. Am Ende des Ausflugs zeigt mein GPS fast 15 Kilometer und beachtliche 1500 Höhenmeter. Heute Nacht werde ich auf jeden Fall von Treppen träumen und wahrscheinlich kann ich mich morgen gar nicht mehr bewegen. Außerdem ist eins sicher: Morgen fahre zumindest ich Bus 🙂

Trotz der Strapazen war es ein toller Ausflug. Die Insel ist landschaftlich einfach ein Traum. Die folgenden Bilder sagen einfach mehr als 1000 Worte.

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Am Abend hatten wir wieder Besuch, diesmal Waltraud und Wolfgang von der SY MENTOR. Die Beiden sind in der selben Richtung unterwegs wie wir, werden aber später bei Gibraltar ins Mittelmeer abbiegen. Gemütlich saßen wir bei Weißwein und Kabbereien zusammen und quatschten über Gott und die Welt. Nach diesem netten Abend hoffen wir, dass sich unsere Wege noch öfter kreuzen werden.

Wir gehen fremd

Heute wollen wir einen Bootsausflug unternehmen – wir gehen fremd und fahren mit der Fähre nach Sark. Die SUMMER muss in Guernsey bleiben, da es auf Sark keinen Hafen gibt. Natürlich könnten wir rund um die Insel ankern, die Ankerbuchten sollen sehr schön sein. Aber da das Wetter schon heute Abend schlechter werden soll (Regen und viel Wind), wählen wir dieses Mal die einfache und bequeme Alternative.

Um acht Uhr legte die Fähre ab. Als der Wecker um Viertel vor Sieben klingelte, stellte ich mich tot und war noch recht muffig, als Dietmar mich um kurz nach Sieben endgültig aus dem Bett schmieß. Schnell frühstückten wir und schon waren wir unterwegs zum Fährhafen. Die Fähre verließt pünktlich St. Peters Port. Auf der einstündigen Überfahrt musste mein optimistischer Kapitän (nur in Shorts und T-Shirt unterwegs) feststellen, dass es morgens um acht auf See noch recht frisch war. Besonders wenn auch noch dicke graue Wolken die Sonne verdeckten.

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Auf Sark angekommen mussten wir also erstmal etwas Warmes zum Anziehen für dem mittlerweile doch recht tiefgefrorenen Kapitän einkaufen. So opferten wir 35 £ für einen warmen Fleece-Pullover. Diese Opfergabe an den Wettergott von Sark führte dazu, dass schon nach 30 Minuten die Sonne heraus kam und es innerhalb von einer Stunde so warm wurde, dass der neue Pullover umgehend in den Rucksack wandern konnte.

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Auf der Insel Sark gibt es keine Autos. Die Einheimischen benutzen entweder Traktoren oder Pferdekutschen. So ist es ein bisschen wie eine Zeitreise in die Vergangenheit. Auf der Insel verstreut stehen einzelne Häuser, ein wirkliches Dorf gibt es aber nicht. Ungefähr 600 Menschen leben dauerhaft auf Sark. Am Hafen angekommen nahmen wir den Traktorbus hinauf zur Inselmitte. Danach ging es zu Fuß weiter in Richtung Norden. Verlaufen kann man sich nicht wirklich, die Insel ist mit ihren 5,5 Quadratkilometern ja überschaubar groß. Am Rand der Straße stehen immer wieder kleine, hübsche Steinhäuser. Die Vegetation ist üppig, viele Blumen und Palmen. Leider wirbelt jeder Traktor eine riesige Staubwolke von den Sandwegen auf. Geregnet hatte es wohl auch schon länger nicht mehr. Wir passierten das Haus des Insel-Doktors und die Polizeistation.

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Bald erreichten wir wieder die Küste, steil aber herrlich grün mit vielen kleinen Inseln. Auf der Suche nach einem Cafe stießen wir auf ein altes Herrschaftshaus „La Seigneurie“ mit außergewöhnlich schönem Garten und vielen Nebengebäuden. Nach einer kleinen Stärkung besichtigten wir das gesamte Anwesen.

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Danach wanderten wir weiter Richtung Süden. Ein besonders schöner Punkt ist die Verbindung „La Coupée „ zwischen der Insel Sark und der Nachbarinsel Little Sark. Dieser schmale, befestigte Pfad wurde erst nach dem 2. Weltkrieg künstlich geschaffen. Die Aussicht ist beeindruckend, rechts und links geht es 100 Meter steil in die Tiefe. Am Ende des Tages sind wir 15 Kilometer kreuz und quer über die Insel gewandert. Ein toller Ausflug in die Vergangenheit.

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Um 16 Uhr waren wir wieder pünktlich zurück auf der Fähre und konnten diesmal Dank des warmen Fleece-Pullovers zusammen die sonnige Überfahrt auch an Deck genießen. Kurz bevor wir Guernsey erreicht haben, frischte der Wind deutlich auf und auch die See wurde ruppig. Kurz vor der Hafeneinfahrt bekam noch die gesamte hintere Sitzbank auf der Backbordseite eine kleine Dusche ab und kurz darauf lagen wir schon wieder sicher am Quai. Die Regenwolken hatten uns fast eingeholt und kurz nachdem wir an Bord unserer SUMMER angekommen waren, fing es an zu regnen. Ich würde sagen, so sieht optimale Tagesplanung aus 🙂

Unseren Ausflug hatten wir genau so geplant, dass wir das WM-Spiel Deutschland – Frankreich mit unseren Stegnachbarn Antje und Ingo von der AMAZONE bei uns an Bord anschauen können würden. Leider hatten wir bei unserer Planung die eine Stunde Zeitdifferenz zwischen Europa und Guernsey vergessen. Antje und Ingo war unser Planungsfehler aber aufgefallen und so standen sie schon um kurz nach fünf bei uns am Boot. Sie gaben uns noch eine halbe Stunde Zeit für die Vorbereitung des Abendessens und wir schauten die zweite Halbzeit zusammen bei Spagetti, Salat und einer leckeren Flasche Rotwein an. Am Ende feierten wir den Sieg der deutschen Elf. Vorsichtshalber hatte Dietmar schon vor dem Spiel unsere deutsche Fahne eingeholt und versteckt. Jetzt liegen wir zusammen mit aus verständlichen Gründen frustrierten französischen Stegnachbarn und Fußballfans auf Guernsey. Sie scheinen aber gute Verlierer zu sein denn niemand hat unsere Festmacher heute Nacht durchgeschnitten 🙂

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