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Wir machen auch mal Urlaub

Endlich im Süden von Portugal angekommen machten wir das, was viele andere Menschen hier auch machen: Urlaub! Schon der erste Tag inklusive dem schönen gemeinsamen Abendessen mit der Familie Lachaise aus Bayern war ein toller Einstieg.

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Genauso sollte es weitergehen. Wir gönnten uns noch zwei Tage in der recht luxuriösen (und teuren) Marina in Lagos, um das Radarproblem endlich in den Griff zu bekommen. Außerdem hatten weitere Freunde ihr Kommen angekündigt. Schon mittags machten auch die MENTOR und die CAYLUNA in Lagos ihre Leinen fest. Für den Abend reservierten wir dann dieses Mal einen Tisch für dreizehn Personen in einem der Restaurants an der Hafenpromenade. Die Runde wurde immer größer und lustiger. Nach dem die Teller leer gegessen waren und sich die ersten aus der Runde langsam auf die Boote zurückgezogen haben, hatten wir aber noch nicht genug und zogen zu fünft weiter auf die JOY OF LIFE, um den Abend dort feucht-fröhlich (natürlich ohne die kleine Alia) ausklingen zu lassen. Am Donnerstagabend mussten unsere Portweinvorräte zum ersten Mal „dran glauben“. So luden wir zu einer privaten Weinprobe ein und verbrachten wieder einen lustigen Abend mit Jana und Lars auf der JOY OF LIFE. Gut, dass im Hafen für Dinghi-Fahrer keine Alkoholkontrollen durchgeführt werden. Das wäre sicher knapp geworden.

Am Freitag gab es immer noch keine Nachrichten von unserem Radar, das mittlerweile schon mal bei RAYMARINE in Lissabon war. Da über das Wochenende auch keine weiteren Fortschritte zu erwarten waren beschlossen wir, uns vor den Strand von Lagos vor Anker zu legen. Vorher statteten wir aber der Innenstadt noch einen Besuch ab. Nach vier Monaten bestand hier die Chance, wieder ausgiebig deutsches Brot und Kuchen genießen zu können, denn es gab eine deutsche Bäckerei. Trotz des Stadtplanes brauchten wir doch einige Zeit, bis wir sie eingekreist und entdeckt hatten. Dann aber konnten uns bayrischer Apfelstrudel, Dinkelvollkornbrot und Schwarzwälder-Kirschtorte nicht mehr entkommen. Schwer beladen ging es wieder zurück aus unsere SUMMER. Jetzt konnten wir mindestens eine Woche vor Anker ausharren, ohne zu verhungern 🙂

Wir fanden draußen vor dem Strand einen schönen Platz zum Ankern. Unsere SUMMER schaukelte trotz glatter See zwar recht kräftig von einer Seite zur anderen, da uns die Strömung immer quer zur Dünung drehte. Trotzdem genossen wir den Frieden und die Ruhe. Den Abend verbrachten wir wieder einmal auf der JOY OF LIFE und diskutierten über Gott und die Welt. Die gemeinsamen Abende werden wir sicherlich sehr vermissen, wenn sich die Drei in Kürze vor Ihrem Törn über den Atlantik in die Karibik von uns verabschieden werden. Also nutzen wir doch jetzt noch jede Gelegenheit.

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Am Samstag gesellte sich noch die MENTOR zu uns und am Nachmittag machten wir die Dinghis klar zum Ausflug zu den Grotten vor Lagos. In der Stadt hatten wir immer wieder verschiedene Agenturen gesehen, die diese Ausflüge anboten, aber wir wollten natürlich lieber ohne „Reiseleitung“ auf Achse gehen.

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Zum Abendessen hatten wir uns im Anschluss auf der JOY OF LIFE verabredet (wie immer :-)) mit einer ziemlich zwanglosen Menü-Planung: Jeder bringt das Abendessen mit, welches er für sein Schiff geplant hatte und am Ende hatten wir ein ordentliches Büffet auf dem Tisch. So haben wir zusammen sehr lecker und abwechslungsreich gegessen und der Abend war wieder einmal ein voller Erfolg. Besonderen Spaß hatten wir mit dem kleinen „Krabbeltier“ Alia, das unter dem Tisch hauste und uns reihum mit gekonntem „Füße kitzeln“ zum Lachen brachte 🙂

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Den Sonntag verbrachten wir zur Abwechslung einmal alleine. Die MENTOR machten sich auf den Weg Richtung Osten. Wir fuhren mit dem Dinghi noch einmal nach Lagos, ein bisschen bummeln und Kaffee trinken. Davon konnte uns auch der Regen nicht abhalten, der zwischendurch recht heftig vom Himmel kam. Denn so schnell wie er kam, so schnell verschwand er auch wieder und die Sonne ließ wenige Minuten später die Pfützen wieder verschwinden.

 

 

Weiter Richtung Süden – Egal wie :-)

Diese Woche begann für unsere Verhältnisse erstaunlich früh. Pünktlich um halb neun, genau zur Öffnung der schwenkbaren Fußgängerbrücke, hatten wir die SUMMER startklar und die Leinen los geworfen. Die Sonne war irgendwie auch noch nicht ganz wach, denn sie hatte sich noch nicht gegen den dichten Nebel über dem Wasser durchsetzen können. Das ganze Deck war von einer dicken Schicht Morgentau überzogen. Mal sehen, wie es sich entwickeln würde.

Wir genossen noch einmal die schöne Aussicht auf Lissabon, während wir auf dem Tego bei ablaufendem Wasser mit Maschinenkraft in Richtung Meer fuhren.

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Schon in der Mündung saßen wir im dichten Nebel und waren nicht erfreut, dass wir unser Radarproblem anscheinend immer noch nicht gelöst hatten. Immer wieder verschwand das Signal vom Bildschirm und mittlerweile hatten wir nur noch eine durchschnittliche Laufzeit von unter einer Minute, bevor der Bildschirm wieder schwarz wurde. Neuerdings kamen auch noch lustige farbige Kreise hinzu (meistens in rosa). Es war wirklich zum „Mäuse melken“! Sichtlich genervt schrieb Dietmar eine Email an Raymarine und organisierte uns schon mal einen Techniker für unseren nächsten Zielhafen Lagos.

Gemeinschaftlich versuchten wir bei immer dichter werdenden Nebel, im Fahrwasser des Tegos noch einen „kleinen“ 100m Tanker zu versenken. Aber er hatte Glück und konnte uns leider gerade noch so entkommen 🙂

Auf offener See kam endlich Wind auf und der Nebel lichtete sich schnell. Die Dünung lief aber quer zum Schiff und die SUMMER kam uns vor wie ein Flaschenkorken, der auf den Wellen hin und her schaukelt. Nicht schlimm, da die Welle nicht hoch war, aber irgendwie anstrengend. Wie schon befürchtet, kam der Wind genau von vorn und interessierte sich auch nicht weiter für die Vorhersage, gegen Mittag auf West zu drehen, damit wir endlich die Segel setzen konnten.

Wir tuckerten weiter Richtung Süden und die Zeit verging diesmal eher zähflüssig. Alle Versuche wenigstens ein Stückchen zu segeln, scheiterten kläglich. So fügten wir uns in unser Schicksal und vertrieben uns die Zeit mit Lesen, Essen und Schlafen. Am späten Nachmittag bekamen wir dann Besuch von eine große Delphinschule, die sehr zum Spielen aufgelegt war. Zu dritt und zu viert sprangen sie gleichzeitig oft weit aus dem Wasser. Gemeinsam standen wir vorne auf dem Bug und genossen das Schauspiel. Hier vorne war auch unser Motor fast nicht zu hören. Wie schön und friedlich die Welt war ohne den nützlichen „Nervzwerg“, der unter Dreck mit seinem Lärm den Frieden störte. Als krönenden Abschluss sahen wir mehrmals den Blas eines Wals, der ganz in der Nähe vorbeizog. Was für ein schönes Erlebnis.

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Die Nacht begann klar und schön. Der Vollmond strahlte so hell, dass die Sicht fast so gut war wie am Tag. Diesmal hatte ich die erste Wache, da ich über Tag recht viel geschlafen hatte. Ereignislos zog sich die Zeit leider etwas wie Kaugummi. Nur verschiedene Vogelschwärme umkreisten der Boot in der Nacht. Einmal beschlossen zwei der kleinen Gesellen doch eine Weile auf unserem Solarpanel mit zu fahren. Ich hatte ein bisschen Angst um die Beiden, die da so dicht neben dem Propeller des Windgenerators saßen, der sich mit beeindruckender Geschwindigkeit drehte. Aber alles ging gut und irgendwann war ich wieder alleine an Deck.

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Gegen drei Uhr morgens, kurz nach dem Wachwechsel, kam wieder sehr dichter Nebel auf. Ganz im Gegensatz zu meiner entspannten Wache, war Dietmars Schicht wirklich kein Vergnügen. Aber er schaffte es, uns sicher ums „Cabo de São Vicente“ zu manövrieren und allen großen und kleinen Fischerbooten, die in Portugal leider ohne AIS unterwegs sind mehr oder weniger großräumig auszuweichen. Brenzlig wurde es nur einmal als in ca. 70 Meter an Backbord ein Trawler mit Schleppnetzen aus dem Nebel auftauchte. Kein AIS kein Nebelhorn und nur ein Scheinwerfer auf das Netz gerichtet. Dietmar konnte sogar deutlich die einzelnen Stimmen der Fischer hören, bevor der Fischer wieder im Nebel lautlos verschwand. Als ich dann um halb neun wieder aus meiner Koje krabbelte war der Spuk wieder vorbei und ich hatte alles verschlafen. Dank meines lieben Ehemannes führe ich manchmal schon ein echtes Luxusleben 🙂

Unsere Tankuhr zeigte schon seit gut einer Stunde „EMPTY“ (staubtrocken) an. In Lagos füllten wir daher zuerst unseren Tank mit knapp 300 Liter Diesel wieder auf, bevor wir die SUMMER in den Hafen verholten. Lustiger Weise akzeptierten sie an der Tankstelle nur Bares und American Express. Eine echte Herausforderung für uns, da wir ja volltanken wollten und keine Bank oder Geldautomat in Sicht war.

Nach einem direkt anschließenden, ausgiebigen Frühstück an Land (gut, dass man fast überall mit EC-Karte bezahlen kann) und einem kleinen Mittagsschläfchen waren wir wieder fit und unternehmungslustig. Für den Abend hatte sich nämlich unser erster Besuch aus Deutschland angesagt. Die Familie Lachaise verbrachte ihren Urlaub in Portugal und beobachtete unser Vorankommen Richtung Süden schon seit einigen Tagen. Jetzt saßen wir mit Michael, Silke & Philip zusammen in einem Restaurant am Yachthafen. Dietmar hatte Michael erst letztes Jahr bei einem gemeinsamen Kundenbesuch in Österreich von unseren Plänen erzählt und heute saßen wir alle zusammen bei uns auf dem Boot an der Südspitze Portugals. Es ist wirklich unglaublich, aber es hat geklappt :-)Nach dem tollen Abend freuen wir uns schon auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr!

Zuviel des Guten

Am Sonntagvormittag machten wir uns zu zweit auf den Weg, die Altstadt von Lissabon zu erkunden. Die Sonne hielt sich erfreulicherweise nicht an den Wetterbericht und strahlte vom Himmel. Ohne Wind wurde es schnell wieder sehr warm. Wir spazierten am Tego entlang Richtung Baxia, dem alten Geschäftsviertel von Lissabon.

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Aber schon bald mussten wir feststellen, dass Lissabon eine Nummer zu groß für uns war. Nach dem überschaubaren und eher gemütlichen Porto, gab es hier alles im Überfluss: Zu viel Verkehr, zu viel Menschen, zu viel Lärm und leider auch viel Dreck. Auch ließ sich diese Millionenstadt nicht mehr zu Fuß erkunden, die Wege zwischen den einzelnen interessanten Ecken waren sehr lang und führten uns auch in Gebiete, die sehr verfallen und von Armut geprägt waren. Hinzu kam, dass wir Beide wohl auch etwas „Stadt-müde“ waren. Es war mal wieder Zeit für freie Natur und menschenleere Buchten und Strände.

Auf der anderen Seite gab es natürlich auch sehr schöne Platze mit Straßencafés, tolle alte Gebäude und Häuser, kleine Gassen und breite, beeindruckende Straßen und tolle Parks. Trotzdem fühlten wir uns nicht richtig wohl. So beschlossen wir, uns mit dem Hop-on-and-off-Bus wenigstens einen kleinen Überblick zu schaffen und ließen uns fast zwei Stunden zu den vielen Sehenswürdigkeiten von Lissabon kutschieren. Die Tour versöhnte uns wieder mit der Stadt und nächstes Jahr werden wir Lissabon sicher nochmal eine Chance geben.

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Im Hafen beschlossen wir mit der SY MENTOR und der JOY OF LIFE am nächsten Tag weiter Richtung Süden zu fahren. Ohne Zwischenstopp wollten wir dem launischen Wind an der Atlantikküsten entfliehen und an der Algave einfach entspannt die Küste entlang hopsen, baden und ankern.

Der krönende Abschluss

Das Beste sollte man sich ja bis zum Schluss aufheben. Nachdem wir Porto die letzten Tage auf unterschiedliche Art und Weise genossen hatten – zum Beispiel die Altstadt mit Kunst und Kultur oder die guten Einkaufsmöglichkeiten in Hafennähe – wollten wir uns heute mal ausgiebig mit dem Thema Portwein auseinander setzen.

Waltraud und Wolfgang von der SY METHOR hatten schon vorab verschiedene Portweinkellereien ausgekundschaftet und für unseren Besuch die Besten ausgewählt. Aber zuerst ging es zu einer letzten Fotozession an den Fluss Douro gegenüber der Altstadt. Hier haben die Portweinkellereien (natürlich zu Werbezwecken) alte oder nachgebaute Barken liegen, die früher zum Transport der Portweinfässer von den Weingütern zu den Kellereien in Porto benutzt wurden. Nachdem dieses dekorative Motiv in unzähligen Varianten auf Speicherkarte gebannt war, wurde es dann ernst.

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Nicht Calem, Sandemann oder Croft wollten wir besuchen, da sich die großen Kellereien in der Vorauswahl eher unpersönlich und auf größere Touristenmengen ausgerichtet gezeigt hatten. Wir machten uns auf den Weg zur Kellerei „Churchill“. Etwas oberhalb der Uferpromenade gelegen war das Gebäude von außen eher unscheinbar. Drinnen wurden wir aber sehr freundlich empfangen. Da gerade eine Führung in französischer Sprache begonnen hatte, durften wir den ersten Portwein schon vor dem Rundgang verkosten: ein zehn Jahre alter weißer Portwein „Extra Dry“. Das war schon mal das erste tolle Geschmackserlebnis 🙂

Dann wurde es lehrreich. Im Weinkeller erfuhren wir zuerst etwas über die Geschichte des Hauses Churchill und dann etwas über Portwein im Allgemeinen. So werden die Trauben auch heute noch von Hand gelesen. Und zwar im Normalfall von Frauen, die die gefühlvolleren Pflückerinnen sind und Schäden an den Trauben vermeiden (Wen wundert das:-)?). Oder wusstet Ihr, dass ein Portweinfass immer erstmal ein normales Weinfass war (so fünfzig Jahre lang) und eventuell auf der Karriereleiter noch weiter aufsteigen kann, und dann ein Whiskeyfass werden kann? Oder, dass Portweine entweder im Fass oder in der Flasche reifen können? So erfuhren wir viele Dinge über Portwein und genossen einen toller und informativer Rundgang.

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Dann ging es endlich weiter mit der Probe und auch die beiden anderen probierten Weine waren ein echter Genuss. So brüteten wir über der Karte: Was sollten wir mitnehmen? Zur Entscheidungsfindung mussten wir dann aber doch noch einen weiteren Wein probieren. Nach reiflicher Überlegung wanderten verschiedene Sorten Portwein in unsere Rucksäcke. Wir gönnten uns ein ganz besonderes Highlight. Einen in der Flasche gereiften Vintage-Portwein des Ausnahmejahrganges 2011. Im Moment ist er noch viel zu jung, um ihn zu genießen. Aber wenn ich dann offiziell das Rentenalter mit 67 Jahren erreicht habe, sollte er optimal sein 🙂

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Nachdem wir die ganzen wertvollen Einkäufe verstaut hatten, sollte es per Fahrrad zurück zum Hafen gehen. Ob dieses Fortbewegungsmittel in unserem Zustand die optimale Wahl war? Wir waren schon ziemlich guter Stimmung.  Und nach dem Einkauf hatte man uns zum Abschluss noch einen weiteres Gläschen Portwein spendiert. Gut, dass wir nicht in eine Polizeikontrolle geraten sind! Wir hätten uns ja in Portugiesisch nicht mal rausreden können. Letztlich gelangten wir aber schnell (besonders Dietmar, der ungebremst den Berg hinunter schoss) und unfallfrei zurück zum Boot und auch die wertvolle Fracht lagert schon sicher in der Bilge. Schauen wir mal, wie lange sie dort bleibt 🙂

Nach einer schnell zubereiteten Notfall-Portion Nudeln mit Pesto waren wir auch genauso schnell wieder fit. Den restlichen Abend nutzen wir für unsere Reisevorbereitungen. Auch wenn der Wind sich immer noch nicht sehen lässt, wollen wir morgen nach Lissabon aufbrechen. Vielleicht finden wir ihn da draußen irgendwo, man soll ja die Hoffnung nicht aufgeben.

Einmal ist keinmal :-)

Gestern war ein guter Anfang, aber wir hatten noch lange nicht genug. Das Überqueren des Douro River mit der Fähre war am zweiten Tag dann auch kinderleicht. Diesmal wollten wir uns aber mit der Straßenbahn, der sogenannten „Electrica“, in die Stadt kutschieren lassen.

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Die Zeitreise begann schon beim Einsteigen, denn die Straßenbahnwagen wurden in den 50er Jahren erstmals in Betrieb genommen und sind erst im Jahr 2005 originalgetreu und aufwändig restauriert worden. Die Fahrt war dann auch ein echtes Erlebnis. Es war sehr laut, Federkomfort nicht vorhanden, langsam und zugig, da alle Fenster komplett geöffnet waren. Irgendwie war die Zeit einfach stehen geblieben und die Bahn hätte genauso gut auch irgendwo in Cuba im Einsatz sein können. Der deutsche TÜV hätte das Teil sicherlich stillgelegt, aber das Flair, welches das sehr gepflegte und optisch wunderschöne alte Stück Technik verströmte, war ein Hochgenuss selbst für nicht Technik affine Menschen. Ganz nebenbei waren die Schaffnerinnen auch sehr attraktive Erscheinungen, wie Dietmar immer wieder beiläufig erwähnte 🙂

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An der Endhaltestelle wurden wir von der Schaffnerin freundlich herauskomplimentiert. Was dann kam, überraschte uns sehr. Die Dame klappte die Rücklehnen alle Sitze in Windeseile um, und ging einfach in den Steuerstand am anderen Ende des Wagens. Der Stromabnehmer wurde aber zuvor noch händisch um 180 Grad gedreht und schon konnte die Reise auf dem gleichen Gleis in entgegengesetzter Richtung fortgesetzt werden. Wirklich klasse gemacht!

Porto ist eine Stadt, die direkt am Flussufer des Douro in die umliegenden Hügel hineingebaut wurde. Mit der Electrica landeten wir leider nicht am höchsten Punkt der Stadt, sondern irgendwo recht nah am Fluss. So kletterten wir erstmal hinunter in das alte Viertel „Riberia“ mit den engen Gassen und schmalen Häusern.

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Dort angekommen führte jeder weitere Weg dann leider erstmal nur noch bergauf, 🙂 egal in welche Richtung wir schauten. Heldenhaft nahmen wir den Aufstieg in Angriff. Bei fast 30°C schon eine recht sportliche Leistung. Um die Anstrengungen aber nicht zu sehr ausarten zu lassen, legten wir in einem der einladenden Cafés einen Zwischenstopp ein. Dietmar wählte aus dem Sortiment wie so oft das größte Stück, das zu finden war. Wie wir feststellen mussten, hatte er daran dann auch noch viel länger Spaß, da es ihm wie ein Backstein im Magen lag.

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Bis zum frühen Nachmittag wanderten wir kreuz und quer durch die Straßen und Gassen. Dann war es Zeit, zum Hafen zurückzukehren. Für heute war Besuch angesagt. Die SY MENTOR und der Katamaran „Joy of Life“ waren auf dem Weg nach Porto. Da wollten wir doch nicht zu spät kommen 🙂

Somit waren wir an diesem Abend eine wirklich große Runde von zehn Seglern, die beschlossen hatte, zusammen im Dorf zum Essen zu gehen. Wie schon zwei Tage zuvor, saßen wir wieder in dem urigen Hinterhof und ließen uns von der portugiesischen Lebensfreude anstecken. Das wilde Durcheinander, in dem die verschiedenen gegrillten Fische und Meeresgetiere bei uns eintrafen, musste man einfach als landestypisch akzeptieren. Zum Schluss waren alle satt, auch wenn nicht jeder das gegessen hatte, was er bestellt hatte. Aber egal, es war wirklich alles lecker.

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Mit der „Joy of Life“ hatten wir jetzt auch eine Familie mit Kind in der Runde dabei. Die kleine Alia ist gerade sechs Jahre alt geworden. Da war Dietmar natürlich genau in seinem Element. So malten die Beiden einträchtig nebeneinander in Alias Malbuch lustige „Steckdosen-Tiere“ (Schweinchen), Fische und auch die Spinne „Tekla“ aus Biene Maja. Sehr praktisch für mich, denn ich weiß jetzt genau, welches Geburtstagsgeschenk ich für Dietmar Geburtstag nächste Woche unbedingt noch besorgen muss. So preiswert bin ich wohl noch nie weg gekommen: Ein schönes Malbuch scheint wirklich genau sein Ding zu sein. 🙂

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Endlich in Porto

Genug gearbeitet, jetzt wurde es wirklich Zeit, Porto zu entdecken. Nachdem der Vormittag doch nochmal einem Computer-Problem auf der GANESCHA zum Opfer gefallen war, zogen wir am frühen Nachmittag dann endlich los. Mit der Fähre wollten wir auf die andere Flussseite und von da aus weiter mit dem Bus in die Altstadt.

Überrascht mussten wir feststellen, dass portugiesische Fähranleger genauso auffällig gekennzeichnet sind wie spanische Bushaltestellen. Und welches von den merkwürdigen, kleinen Booten, die auf dem Fluss unterwegs waren, sollte denn eigentlich die Fähre sein? So standen wir am Ufer des kleinen Fischereihafens und beobachteten den Fluss. Irgendwann nahm tatsächlich eine Nussschale Kurs auf unsere Seite und plötzlich standen wir auch nicht mehr alleine an der Kaimauer. Die Einheimischen nahmen zielstrebig Kurs auf einen kleinen Schwimmsteg voller Fischerboote, unauffällig schlossen wir uns an und kurze Zeit später waren wir auch schon zum anderen Ufer hinübergeschaukelt. Die Bushaltestelle war dann anschließend echt einfach zu finden.

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Porto ist toll! Und da Bilder mehr sagen als tausend Worte, nehmen wir Euch einfach mal ein bisschen mit:

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Hier sieht der Bahnhof schöner aus als vielen Kirchen. Die Fliesen wurden einzeln in Handarbeit angefertigt. Unglaublich!
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Ein Wellness-Paket für unsere SUMMER

Die letzten drei Tage waren wir faul, aber nur schreibfaul 🙂 Wie geplant wurde an unserer SUMMER fleißig gewerkelt. Wichtigster Punkt überhaupt auf der „To Do Liste“: Instandsetzung des Radars.

Schon direkt nach dem Frühstück war Dietmar unterwegs, um den Raymarine-Techniker dingfest zu machen. Mit Ricardo, dem Kundenbetreuer vom hiesigen Yachtservice, hatte Dietmar einen neuen Freund ganz nach seinem Geschmack gefunden. Von Anfang an verstanden sie sich blendend und die Gespräche kamen von Hölzchen auf Stöckchen. Als „Fast-Blutsbrüder“ und gute Kumpel teilen die Beiden mittlerweile alles, außer Ehefrauen, Autos, Handys und den Computern. Da habe ich ja nochmal Glück gehabt.

Als Ergebnis vieler langer Gespräche wurde letztendlich ein umfangreiches Dienstleistungspaket vereinbart. So gaben sich in den nächsten beiden Tagen die Handwerker verschiedener Gewerke auf der SUMMER im wahrsten Sinne des Wortes die Klinke in die Hand und Dietmar war wie früher als Chef wieder ganz in seinem Element. Mittwochabend erschien endlich der RAYMARINE-Techniker, ein sehr netter und vor allem erfahrener Schiffselektroniker. Dieser ließ sich nicht, wie von Dietmar erwartet, direkt in den Mast ziehen. So ein Ärger! Obwohl wir uns alle so sicher waren, dass das Problem sich dort oben in der Radarantenne versteckte. Und es wäre obendrein ja auch sehr praktisch gewesen, denn das Teil hatte noch Garantie.

Doch wie sich dann herausstellte, waren wir alle auf der völlig falschen Fährte. Der Fehler war bei Tests im Hafen nie aufgetreten. Deshalb dachten wir, es liegt an der Schiffsbewegung. Irgendein bewegungsabhängiges Problem in der Antenne, wenn wie so oft auf See, das Radar seinen Dienst quittierte. Dass wir im Hafen immer mit dem Landstrom verbunden waren, während wir getestet hatten, hatten wir gar nicht berücksichtigt.

So wurde unsere SUMMER von der „Land-Steckdose“ getrennt und Dietmar hatte die Aufgabe, möglichst viel Strom gleichzeitig zu verbrauchen, um unsere Batterien mal auf Herz und Nieren zu testen. Bald lief neben Wassermacher und Boiler, Inverter, Autopilot uvm. auch noch der nagelneue Staubsauger. Unser spanischer Stegnachbar war sichtlich begeistert vom deutschen Reinheitswahn und suchte schnellst das Weite.

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So fanden die beiden Herren heraus, dass wir ein Spannungsproblem hatten, denn irgendwo zwischen Batterie und Radar-Antenne ging 1 Volt Spannung verloren. Sobald die Bordspannung unter 12,3 Volt gefallen war, kamen am Radar also nur noch 11,3 Volt an und die Antenne steigt aus. Jetzt musste in mühsamer Kleinstarbeit jedes Kabel und jede Kontaktstelle geprüft und durchgemessen werden. Es dauerte geschlagene zwei Stunden bis sie „die undichte Stelle“ dingfest gemacht. Ein Kontaktfehler in dem erst eineinhalb Jahre alten Sicherungspanel war die Ursache. Äußerlich nicht zu erkennen und in mehr als 90% aller Fälle die Ursache von Problemen mit der Bordelektronik. Eigentlich ja kein Wunder, denn die salzhaltige, feuchte und warme Meeresluft oxidiert die ungeschützten Kontaktflächen und ist dadurch pures Gift für die empfindlichen Bauteile. Aber als man den Fehler dann mal gefunden hatte, war er ganz leicht zu beheben. Positiver Nebeneffekt war, dass wir unser Schiff wieder besser kennengelernt haben und Dietmar eine wertvolle Lehrstunde in Messtechnik und Umgang mit einem Voltmeter bekommen hat. Das wird uns sicherlich in Zukunft noch sehr viel helfen können.

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Jetzt fehlt nur noch der Belastungstest auf See. Doch diesmal sind wir sicher, das Radar-Problem ist Geschichte 🙂

Sehr zufrieden mit dem hervorragenden Service gönnten wir unserer SUMMER noch eine Wellnesskur. Die Decksaufbauten warteten schon seit einiger Zeit darauf, einmal wieder fachmännisch poliert und anschließend mit Hartwachs versiegelt zu werden. Schon allein beim Gedanken an die vielen Ecken und Kanten bekam Dietmar schlechte Laune, denn das ist genau die Sisyphosarbeit, die er so ganz besonders liebt. Zwei Tage Arbeit bei 32°C in der Sonne brauchte der Polierer bis alle Ecken und Kanten gründlich bearbeitet waren und unsere SUMMER wieder im neuen Glanz erstrahlte. Der arme Mann musste sich sogar ein nasses Handtuch auf sein kahles Haupt legen, um in der Sonne nicht zu verglühen. Ich ließ es mir nicht nehmen, persönlich das Teakdeck danach wieder auf Vordermann zu bringen und die Reste vom Poliermittel mit viel Wasser und einem Schwamm Stück für Stück abzuschrubben. Und zum Abschluss bekam unsere Maschine auch noch einen Öl- und Filterwechsel verpasst. Somit war das „SUMMER-Wellness-Paket“ komplett.

So waren ganz schnell drei Tage vergangen, die wir in unmittelbarer Nähe von Porto verbracht hatten, ohne die Stadt selbst zu sehen. Das wollen wir morgen ändern.

 

In der ersten Reihe

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Heute Morgen waren wir sehr erholt schon früh unterwegs. Um neun Uhr sollte auf dem Marktplatz ein ganz besonderes Spektakel beginnen. Was genau, hatte uns der Hafenmeister aber nicht verraten. Als wir ankamen, war der gesamte Marktplatz schon komplett überfüllt mit Schaulustigen wie wir und fast 300 Bombo-Trommlern aufgeteilt in ca. 20 Gruppen aus verschiedenen portugiesischen Städten in farbenfrohen Trachten. Gut, dass die Weinprobe von gestern ohne Folgen geblieben war, denn mit einem dickem Kopf wäre das nicht zu ertragen gewesen :-)Vor dem Rathaus durfte jede einzelne Gruppe sich nochmal mit einem Soloauftritt vor den begeisterten Zuschauern präsentieren – und das scheint den Trommlern wirklich im Blut zu liegen. Einziges Risiko: Tinitus-Gefahr! XKH_5223

Zum Abschluss bekamen unsere geschundenen Ohren noch etwas Entspannung, denn das Orchester von Viana do Castelo schlug wesentlich leisere und sehr melodische Töne an. XKH_5276

Jetzt hatten wir uns ein Frühstück redlich verdient. Schon auf dem Hinweg war uns ein besonders einladendes Café ins Auge gefallen. Hier gab es wirklich alles, was das Herz begehrte. Und auch die Höhe der Rechnung ließ am Ende keine Wünsche offen. XKH_5327

Oberhalb von Viana do Castelo auf dem Monte Santa Luzia ist die gleichnamige Wallfahrtskirchen schon aus der Ferne zu sehen. Schon wegen des tollen Weitblicks wollten wir diesen Ort nicht unbesucht lassen. Aber sportlich die 670 Stufen des Pilgerwegs zu erklimmen, reizte uns am Nachmittag nicht wirklich. Schön, dass es alternativ für faule Touristen wie uns noch eine Seilbahn gab. Auf dem Rückweg zum Hafen ließen wir uns noch ein bisschen durch die Straßen treiben, aber irgendwie hatten wir für heute genug „Fiesta“.

So zogen wir uns zum Abendessen ins Restaurant SUMMER zurück. Dort hatte man für heute Abend eine besondere Delikatesse auf der Speisekarte stehen: „Hornhecht, fangfrisch“ 😉

Vor dem Essen wurde es am Wartesteg nochmal spannend. Ein Liegeplatz war noch frei zwischen der SY Ganescha und unserer SUMMER. Diesen hatte eine belgische Yacht ins Visier genommen. Gut, dass wir sie kommen sahen. Dietmar wartete schon am Steg, um die Leinen anzunehmen. Ich war an Bord geblieben, da der Hecht schon in der Pfanne schmorte. Neugierig ging ich aber dann doch an Deck, ein bisschen Hafenkino ist ja immer nett. Gerade rechtzeitig konnte ich noch verhindern, dass unser Anker eine dauerhafte Verbindung mit der belgischen See-Reeling einging, die wahrscheinlich den Kürzeren gezogen hätte. Dietmar versuchte unterdessen, den Bug der Yacht (komplett ohne Fender) möglichst schadenfrei am Steg vorbei zu bugsieren. Die Beiden hatten wohl die starke Strömung des Flusses völlig unterschätzt. Zu viert konnten wir Schlimmeres abwenden sowohl für die belgische Yacht als auch für ihre beiden Nachbarschiffe. Das hätte uns gerade noch gefehlt 🙁

Heute sollte ich mal wieder eine Lektion zum Thema „Reisen bildet“ lernen. Kaum war das Essen serviert, glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen: Ein Hornhecht hat grüne Y-Gräten. Das lag definitiv nicht am Wein, den wir uns zum Essen gönnten. Etwas misstrauisch ließ ich mich aber schnell vom köstlichen Geschmack überzeugen. Und grüne Gräten sind beim Zerlegen auch viel leichter zu finden 🙂

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Die Vorbereitungen für das Abschlussfeuerwerk liefen auf Hochtouren. Schon mittags hatte man in der Flussmitte eine beachtliche Anzahl großer und kleiner Flöße befestigt, die mit Planen abgedeckt waren. Am Ufer reihten sich Stühle in allen Farben und Formen, wahrscheinlich alle, die es in Viana do Castelo überhaupt gab :-). Wir hatten das große Glück am Wartesteg zufällig in der ersten Reihe gelandet zu sein; hinter uns die Zuschauer und vor uns das Feuerwerk.

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Vor Anbruch der Dunkelheit kam auf dem Fluss Bewegung auf. Segelyachten und Motorboote verließen den Hafen, voll mit Jung und Alt, auf dem Weg zu den besten Ankerplätzen. Die Tribünen hinter uns begannen sich langsam zu füllen.

Auch wir trafen noch die letzten Vorbereitungen. Sicherheitshalber platzierten wir ein Wassereimer auf Deck und brachten Sitzkissen und Getränke ins Cockpit.

Punkt zwölf Uhr ging es dann los. Mehr als 25 Minuten lang wurden farbenprächtige Bilder in den Himmel gezeichnet, ausgehend von der Flussmitte oder der Eisenbahnbrücke. Für uns eines der schönsten Feuerwerke, die wir bisher gesehen hatten. Ungeplant waren wir wieder mal zur rechten Zeit am rechten Ort. Das Leben ist einfach traumhaft!

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Am nächsten Morgen war leichte Kater-Stimmung angesagt. An Land waren die meisten Überreste der Fiesta schon verschwunden. Wir machten uns früh mit ablaufendem Wasser auf den Weg weiter nach Porto. Ohne Nebel, aber auch ohne Wind verging der Tag irgendwie grau in grau.

Nur die Ankunft in der neuen „Douro Marina“ brachte etwas Licht in diesen Tag. Nur drei Kilometer vom Stadtzentrum entfernt wurden wir königlich empfangen. Gleich zwei Marineros begleiteten uns zum Liegeplatz und halfen uns beim Festmachen (Obwohl wir wie meistens alleine glücklicher gewesen wären. Sie ließen aber erst von der SUMMER ab als sie der Meinung waren, jetzt könnten wir beiden Touristen nichts mehr kaputt machen).

Im Hafenbüro bekamen wir nach Erledigung des üblichen Papierkrieges erstmal ein kleines, portugiesisches Gastgeschenk (Leckeren Fisch in Knoblauch-Öl in der Dose), außerdem:

  • den obligatorischen Schlüssel für den Steg und die Porzellanabteilung,
  • eine Karte von Porto. Die besonderen Hinweise, was wie am besten zu besuchen wäre, wurden handschriftlich vom Hafenmeister ergänzt
  • eine Liste von Möglichkeiten, wie die drei Kilometer nach Porto am bequemsten zurück zu legen sind (Boot, Bus, Tram oder gar zu Fuß)
  • die Adresse des Portweinkellers, mit dem der Yachthafen einen besonderen Deal ausgehandelt hat (kein Eintritt und Lieferung des gegebenenfalls gekauften Weins zum Hafen)
  • eine Empfehlungskarte für vier auf unserem Weg liegende Häfen, die uns dort 20% Rabatt einbringen wird
  • die Daten für den Internetzugang (es gibt hier tatsächlich drei Möglichkeiten)
  • Eine Wegbeschreibung zum nächsten Supermarkt
  • Eine Wegbeschreibung zum besten und zweitbesten Restaurant in der Nähe
  • Eine Wegbeschreibung zum Bootservice (Raymarine)

Und zu guter Letzt teilte man uns noch mit, dass morgens die Brötchen zwischen acht und halb neun als Geschenk des Hauses aufs Boot geliefert werden. Was soll man da noch sagen, da sind wir wohl im Paradies gelandet. Und Dank des Verhandlungsgeschicks von Martin von der GANESCHA ist das Paradies auch gar nicht so teuer 🙂

Willkommen in Portugal

Der Capitano hatte heute Morgen Hummeln im Popo. Schon um Viertel nach Acht, also für mich gefühlt mitten in der Nacht, verbreitete er (geschäftige) Hektik. Die SY GANESCHA war schon auf und davon. Das ging ja mal gar nicht! So war an den ursprünglichen Plan, erst nach der Funkrunde gegen elf Uhr Anker auf zu gehen, nicht mehr zu denken. Immerhin bekam ich noch die Chance auf ein ordentliches Frühstück. Als auch noch der Finne neben uns den Anker hoch holte, war endgültig kein Halten mehr.

So waren wir um zehn Uhr auch auf der Reise nach Viana do Castelo und erledigten die restlichen Vorbereitungen halt auf dem Weg. So machten wir das Parasailor-Geschirr klar und nach einer Stunde fiel auch auf, dass wir die Funke noch nicht mal angeschaltet hatten. Das Fehlen der Winsch-Kurbel war allerdings schon beim Setzen des ersten Segels aufgefallen. Es gibt nichts Besseres als einen Blitz-Start am Morgen.

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Irgendwann war aber dann alles so, wie es sein sollte und unter dem Parasailor machten wir gute Fahrt Richtung Süden. Von Eckhardt von der SY LONI 3 bekamen wir über UKW-Funk noch die letzten Tipps für unseren Weg. Ganz prima, wenn man einen Entdecker vorausfahren hat. So wussten wir schon, dass uns in Viana do Castelo eine große Fiesta erwartet würde. Der Hafen sei überfüllt, aber am Wartesteg wären noch Plätze zu bekommen. Außerdem sei die Einfahrt in den Fluss etwas kabbelig und ab ungefähr 16 Uhr sei mit lokalen Winden bis 30 Knoten zu rechnen. Da sollte der Parasailor besser wieder im Sack sein. Was sollte da noch schief gehen? 🙂

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So verlief die Fahrt völlig entspannt. Nicht dass hier ein falscher Eindruck aufkommt. Ich schlafe nicht die ganze Zeit, wenn wir unterwegs sind 🙂 Auch wenn Dietmar das manchmal so erzählt.

Dietmar warf die Schleppangel aus und kurz Zeit später, war der Tag perfekt. Ein Hornhecht, stolze 85 Zentimeter lang, wanderte zur Ergänzung des Bordspeiseplans in unseren Kühlschrank. Leider kann ich dieses Ereignis als Nicht-Angler überhaupt nicht würdig beschreiben, geschweige denn bewerten. Da ich aber immer schon sehr gern Fisch gegessen habe, freue ich mich auf diese mir bisher unbekannte Sorte. Ich werde Euch auf dem Laufenden halten, wie der stattliche Kerl geschmeckt hat.

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Um nachher die Zeit an Land komplett nutzen zu können, kochte ich unser Abendessen schon mal unterwegs. Die Zeit an Land ist eigentlich viel zu schade, sie mit so trivialen Dingen wie Kochen zu verschwenden. Und wenn die Bedingungen auf See es zulassen, kann man ja auch dort die Hausarbeit erledigen. Das ist alles Übungssache.

Alle Vorhersagen erwiesen sich als wahr. In der Flusseinfahrt fuhren wir wegen der kabbeligen See lieber einen etwas größeren Bogen und der angekündigte Wind von deutlich über 20 Knoten kam genau zum Anlegen am Wartesteg etwas ungelegen.

In der Stadt tobte das Leben. Ein riesiger Trachtenumzug erinnerte mich fast ein bisschen an Karneval. Die Stimmung war toll und wir ließen uns einfach treiben, probierten hier die köstlichen Farturos, schauten dort an den zahlreichen Ständen und ließen uns von der portugiesischen Lebensfreude anstecken. Das durften Martin und Violetta von der SY GANESCHA nicht verpassen. Die lagen neben uns am Steg und waren noch nicht unterwegs. Gemeinsam stürzten wir uns wieder ins Getümmel.

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(Viel mehr Bilder gibt es in der Bildergalerie von Viana do Castelo!!!)

Nach der Verkostung diverser portugiesischer Weine waren wir alle schon recht ziemlich etwas angeschlagen. Aber um 12 Uhr war doch ein Feuerwerk an der alten Festung angesagt! Wir beschlossen, nur kurz auf unsere SUMMER zurückzukehren, um uns mit dem vorbereiteten Abendessen zu stärken, um wieder etwas besser in Form zu kommen. Diese Entscheidung war aber eindeutig ein Fehler. Schon fünf Minuten nach dem Essen war Dietmar selig entschlummert. Anfangs dachte ich noch, keine Problem, den wecke ich dann nachher. Aber irgendwann fielen auch mir die Augen zu. So hörten wir das Feuerwerk zwar, wohlig eingekuschelt in unserer Koje, gesehen haben wir aber nichts. Gut, dass morgen Abend noch eines ist 🙂

Hasta la Vista España

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Nur ein Katzensprung von Vigo entfernt liegt Baiona, direkt an der portugiesischen Grenze. Diese Stadt sollte unsere vorerst letzte Station in Spanien sein. Zwar lag schon den ganzen Tag dichter Nebel über der „Ria de Vigo“, aber am Nachmittag war die Sicht wieder so weit aufgeklart, dass wir uns auf den Weg nach Süden machen konnten.

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Endlich hatten wir wieder einmal einen kräftigen Wind und wir legten die gesamte Strecke unter Segeln zurück. Zwar mussten wir gegen den Südwind kreuzen, aber es war trotzdem ein Vergnügen. Nur einmal kurz vor dem Ziel verschwand wieder alles hinter einem weißen Vorhang aus dichtem Nebel und wir standen beide wachsam draußen auf der Suche nach den kleinen Fischerbooten und Segelyachten, die ohne AIS unterwegs waren.

Wir hatten schon in Vigo festgelegt, dass wir in Baiona nicht in die Marina, sondern in der Bucht vor Anker gehen wollten. Denn an der portugiesischen Westküste sind die Ankerplätze sehr rar und wir wollten nochmal die Ruhe genießen. Die Bucht von Baiona gefiel uns auf den ersten Blick und wir gingen in sicherer Entfernung vom belebten Badestrand vor Anker. Den Abend verbrachten wir an Bord, da wir beide keine Lust hatten, noch das Dinghi klar zu machen. So genossen wir ein leckeres Abendessen und einen traumhaften Sonnenuntergang. Mit der Dunkelheit kehrte Ruhe in der Bucht ein und auch wir verschwanden recht früh ins Bett.

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Am nächsten Morgen während der Funkrunde stellen wir fest, dass auch die LONI 3 gestern in Baiona angekommen war, aber in der Marina am Transit-Steg lag. Eckhardt und Ilona wollten aber heute schon weiter nach „Viana do Castelo“ in Portugal. Wir funkten noch ein bisschen hin und her, bekamen noch einen superguten Restaurant-Tipp für den Abend und die neuesten Wetterinformationen. Dann machten wir uns bereit für den Landausflug. Da ertönte direkt vor dem Bug ein Nebelhorn. Eckhardt ließ es sich nicht nehmen, doch nochmal persönlich bei uns vorbei zu schauen. Wir freuten uns sehr, die beiden nochmal persönlich zu sehen und verabredeten uns in Porto zum gemeinsamen Abendessen.

Ich bekam heute wieder eine Dinghi-Fahrstunde. Heute stand das Anlassen einen „kalten“-Motors auf dem Ausbildungsplan. Zuerst Tankbelüftung öffnen, Motorschlüssel rein, Choke raus, etwas Gas geben und dann mit wachsender Begeisterung am Starterseil reißen…erfolglos…dann Choke reindrücken, mehr Gas geben und ziehen, ziehen, ziehen….endlich 😉 Zwischendurch musste ich noch dem Skipper auf die Finger hauen, der da an was rumzog und dort noch was drehte. Als Beifahrer ist er echt eine Katastrophe.

So tuckerten wir Richtung Marina, vertäuten dort unser Dinghi und gingen an Land. Wie immer konnte Dietmar nicht so einfach ohne das Geschäft auch zu betreten am dortigen Yachtausrüster vorbeigehen. Aber diesmal hatte er auch wirklich ein Anliegen: Unser Radar, schon mehrfach persönlich durchgeprüft und kontrolliert, war gestern im Nebel wieder einmal ausgestiegen. Eigentlich klar, wir hatten ja vor zwei Tagen erst den Raymarine-Service an Bord. Da der kommende Küstenabschnitt für schnell aufkommenden Nebel bekannt ist, wollten wir aber nicht weiter auf diesen wichtigen Sicherheitsfaktor verzichten. Leider hatten wir vergessen, dass heute Freitag war. Vor Montag würde hier nichts passieren und es würde wahrscheinlich nochmal drei Tage dauern, gegebenenfalls Ersatzteile zu beschaffen. Hier war es zwar nett, aber so lange wollten wir auch nicht bleiben. So verschoben wir die Reparatur auf Porto, unser übernächstes Reiseziel. Dort haben wir sowieso einen längeren Stopp geplant.

So bummelten wir durch die Altstadt und konnten auf dem Heimweg, wie so oft, einer einladenden Tapas-Bar nicht widerstehen. Gut gesättigt machten wir danach Siesta an Bord unserer SUMMER.

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Im Nachmittag ging die SY GANESCHA neben uns vor Anker. So trifft man sich wieder. Wir quatschen ein bisschen mit den Beiden und tauschten die letzten Neuigkeiten aus. Dann machten wir uns wieder auf den Weg an Land zum empfohlenen Restaurant, um dort fürstlich zu Schlemmen.

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Als wir unsere Meeresfrüchteplatte serviert bekamen, waren wir wirklich beeindruckt. Aber auch etwas eingeschüchtert, als wir die mitgelieferten Werkzeuge sahen. Die hätte man auch gut für eine Herztransplantation benutzen können. Bewaffnet mit Zange und einer merkwürdig geformten Art Gabel rückten wir der Platte beherzt zu Leibe. Etwas langwierig und arbeitsreich zwar, aber ein echter Hochgenuss 🙂

Meeresfrüchte