Alle Artikel von Katja Henke

Kunst am Bau

Die Hafenmauer in Porto Santo ist ein richtiges Kunstwerk. Viele Segler, die hier einmal vorbeigekommen sind,  haben sich schon darauf verewigt. Ganz nach persönlichem Stil und künstlerischen Möglichkeiten findet man vom wahren Kunstwerk bis zum Strichmännchen eigentlich alles.

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Vor unserer Abreise hatten auch wir geplant, ein Zeugnis für die segelnde Nachwelt zu hinterlassen. Farbe hatten wir ja in der Stadt schon erstanden. Nachdem wir einen geeigneten Platz gefunden hatten und diesen mit der Drahtbürste ordentlich gesäubert hatten, wollte ich zuerst den weißen Hintergrund auftragen. Dabei hatte ich tatkräftige Hilfe von Alia. Aber trotz vereinter Kräfte beim Ausquetschen der Tube reichte die Farbe nur für die halbe Fläche 🙁 Bis in die Stadt waren es ja „nur“ zwei Kilometer Fußmarsch. Beim nächsten Mal würde ich gleich so viel Farbe kaufen, dass ich eine ganze Plakatwand bemalen könnte, wenn ich wollte 🙂

Zwei Stunden später konnte ich den Hintergrund endlich vollenden. Die Trockenzeit nutzte ich für einen Badeausflug zum nahegelegenen Strand. Man soll ja keine Zeit ungenutzt vertrödeln. Dann wurde es ernst: Unsere Sumsi sollte an die Wand. Gar nicht so einfach, denn radieren war ja hier nicht möglich. Ungeschickter Weise begann ich mit der Kontur in Schwarz. Das sollte ich noch bereuen. Denn die schwarze Farbe wollte einfach nicht trocknen und mischte sich mit allen anderen Farben, die ich noch verwendete. Was für eine Schmiererei 🙂 Aber am Ende war ich doch ganz zufrieden.

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Bis zum Ellenbogen mit Farbe beschmiert, stand ich auf der SUMMER vor verschlossener Tür. Dietmar, der künstlerisch nicht so motiviert war, war mit Hille und Torsten ins das örtliche Kolumbus-Museum verschwunden. Ordentlich wie er war, hatte er das Boot natürlich verschlossen. Gut, wenn man nette Nachbarn hat. So ließ Lars mich in unser Boot, ohne dass ich überall bunte Fingerabdrücke hinterlassen musste. So hatte ich mich schon wieder von der Ölfarbe befreit, als Dietmar aus der Stadt zurückkam. Und er war mit meiner Arbeit sehr zufrieden. Wahrscheinlich hatte er Angst, sonst beim nächsten Mal selber ran zu müssen, obwohl er doch so ein begnadeter Maler von Steckdosentieren ist 🙂

 

Inselalltag

Die SY INFINITY war schon zwei Stunden vor uns auf Porto Santo angekommen und hatte sich entschieden, nicht zu ankern, sondern lieber im Yachthafen festzumachen. Die JOY OF LIFE erwarteten wir erst für den späten Nachmittag, da sie wegen ihres gerissenen Großfalls nur noch mit dem Vorsegel deutlich langsamer unterwegs war.

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So nahmen wir uns erstmal etwas Zeit für uns, in Ruhe anzukommen und etwas auszuspannen. Dietmar machte das Dinghi startklar und schaute bei der INFINITY vorbei. Ich hatte mich entschieden, auf unserer SUMMER zu bleiben und einen ersten Badeversuch zu unternehmen. Ob hier das Wasser endlich so warm war, dass ich mich ins Wasser wagen würde? In Spanien hatte ich ja einen Rückzieher gemacht. Etwas unentschlossen stand ich hinten auf der Badeplattform und testete mit dem großen Zeh die Wassertemperatur. Eigentlich ganz angenehm oder doch zu kalt?!?

Um Zeit zu gewinnen, klappte ich erstmal die Badeleiter aus. Schneller als ich gucken konnte, verschwand die Sicherungsschlaufe der Badeleiter im Wasser. Da half nur ein beherzter Kopfsprung, sonst wäre das dämliche Teil auf nimmer Wiedersehen verschwunden. Manchmal ist es echt schön, wenn einem eine Entscheidung abgenommen wird. Im Wasser war es dann einfach herrlich!

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Während ich so meine Runden um die SUMMER drehte, ließ die JOY OF LIFE direkt neben uns ihren Anker fallen. So konnte ich vom Wasser aus beobachten, wie „Quax, der Bruchpilot“ von Bord ging. Denn seit drei Tagen reisten Jana, Alia und Lars nicht mehr allein. 15 Seemeilen vom portugiesischen Festland entfernt war eine völlig entkräfte Taube auf der JOY OF LIFE notgelandet und reiste seitdem notgedrungen mit nach Porto Santo. Über Funk hatten wir schon allerhand von dem kleinen Kerl gehört.

Wie sich kurze Zeit später herausstellten, wollte Quax das Luxus-Hotel „JOY OF LIFE“ aber nicht kampflos verlassen. Wer sollte ihm denn dann mehrmals täglich die liebgewonnenen Sonnenblumenkerne servieren? Außerdem war der Zimmerservice wirklich hervorragend gewesen. Nach einem kurzen Zwischenstopp an Land steuerte er zielstrebig wieder Richtung Katamaran. Wir brauchten fast einen ganzen Tag, um den kleinen Kerl dazu zu bewegen, wieder an Land zu fliegen. Zwischenzeitlich versuchte er sogar bei uns sein Glück. Anfangs fand Dietmar ihn auch noch echt niedlich. Als er aber dann das Deck schrubben musste, hörte der Spaß auf 🙂

Wenn das Wasser so einladend ist, gibt es auch Arbeiten auf einem Boot, die dann zu einem echten Vergnügen werden. So verlängerte ich am nächsten Tag meine Badezeit, indem ich noch sehr fleißig unseren Wasserpass abschrubbte. In der Zeit hatte Dietmar eine weitaus unangenehmere Aufgabe: Er reinigte die eine Bakskiste inklusive aller darin gelagerten Dinge von den schmierigen Resten einer ausgelaufenem Öldose. Und da dann praktischerweise auch der Tauchkompressor zur Reinigung auf dem Deck stand, wollte er gleich mal unsere Tauchflaschen füllen. Der Teufel steckte wie üblich im Detail: Eine kleine defekte Dichtung machte die Schweinerei perfekt. Dietmar und das Deck waren mit tausend kleinen Öltropfen verziert. So dauerte es ein Weilchen, bis Dietmar am Ende mit zwei gefüllten Tauchflaschen als Sieger aus dem Duell hervorging. Der wirkliche Verlierer war aber sein blau-weiß-gestreiftes Polo-Shirt. Dem werde ich wohl nicht mehr helfen können.

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Die Nacht vor Anker war recht unruhig, da die Summer in der Welle von einer Seite zur anderen schaukelte und immer wieder Wasser unter das Heck klatschte. So überlegten wir am nächsten Morgen, ob wir uns nicht eine ruhige Nacht im Hafen gönnen sollten. Aber zuerst stand eine Taxi-Tour über die Insel auf dem Programm. So düsten wir zu siebt im Großraumtaxi in den nächsten drei Stunden über die karge Insel. Unser Taxifahrer gab einen guten Fremdenführer ab und erzählte uns viel Wissenswertes über Porto Santo.

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Am frühen Nachmittag beendeten wir unsere Tour in der Stadt, um noch eine Kleinigkeit zusammen essen zu können. Außerdem wollten wir noch Farben kaufen, um uns auf der Hafenmauer mit einem kunstvollen Gemälde zu verewigen, wie es schon viele Segler vor uns getan haben. Nachdem wir alles erledigt hatten, marschierten wir am Strand entlang zurück zum Hafen.

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Schon vom Ufer aus konnte man sehen, dass die vor Anker liegenden Boote heftig in der Welle schaukelten, viel stärker noch als am Morgen. Außerdem frischte der Wind merklich auf und tiefschwarze Regenwolken waren am Horizont zu sehen. So machten wir uns im Hafen zuerst auf den Weg zum Hafenmeister, um nach einem Liegeplatz für die kommende Nacht zu fragen. Das Glück war uns hold, für uns war noch ein Plätzchen frei. Dann mussten wir ja nur noch die SUMMER holen 🙂

Unterwegs im Dinghi stellten wir fest, dass die Welle, die vom Ufer schon recht hoch ausgesehen hatte, aus dieser Perspektive noch unfreundlicher aussah. Egal wie Dietmar sich bemühte, wir hatten keine Chance. Bis wir die SUMMER erreichten, waren wir nass bis auf die Unterwäsche 🙁 Endlich angekommen, gestaltete sich der Einstieg in die heftig in der See stampfende SUMMER auch als eine echte Herausforderung. Endlich an Bord machte ich Fender und Leinen hafenfertig, während Dietmar den Anker einholte. Mittlerweile hatte der Wind auf gut 20 Knoten aufgefrischt. Deshalb waren wir diesmal sehr froh, dass man uns am Steg schon erwartete. Dort standen sogar mehr Menschen als wir Leinen zu vergeben hatten. So waren wir schon kurze Zeit später sicher und fest vertäut und konnten uns auf eine ruhigere und entspannte Nacht freuen.

Ganz neue Erfahrungen

Am Samstag hatten wir Euch anscheinend etwas vorschnell versprochen, dass wir diesmal auch während der Überfahrt den Blog über Kurzwelle auf dem Laufenden halten. Aber wieder einmal lief alles anders als geplant.

Ganz pünktlich um zehn Uhr nach einem entspannten Frühstück, den letzten Vorbereitungen und Verabschiedungen warfen wir die Leinen los und warteten zu dritt auf die Öffnung der Fußgängerbrücke, die den Yachthafen von Lagos vom Atlantik trennte. Draußen erwartete uns bei strahlendem Sonnenschein optimale Segelbedingungen und schon nach kurzer Zeit glitten wir unter Segeln entspannt dahin. Wie vorhergesagt nahm der Wind stetig zu und als wir das Cabo de São Vicente umrundeten kam noch die kräftige Welle des offenen Atlantiks hinzu.

Nach zwei Wochen Ruhe im Hafen schlug mir die Schaukelei doch etwas auf den Magen. Besonders die hohe, steile Welle quer zur Fahrrichtung war wirklich gewöhnungsbedürftig. Also verzog ich mich unter Deck, um dem Problem mit einem Nickerchen entgegenzuwirken. Das hatte bisher immer geholfen 🙂

Aber irgendwie kämpfte ich an diesem Tag auf verlorenem Posten. Nickerchen hin oder her – diesmal half es nicht. Und schon kurze Zeit später lernte ich einen unserer Haushaltgegenstände besonders liebevoll schätzen: den blauen Mehrzweckeimer 🙁 Genauere Details möchte ich Euch an dieser Stelle lieber ersparen. Die nächsten 36 Stunden war der Eimer auf jeden Fall mein ständiger Begleiter.

Dietmar ließ die Schaukelei mal wieder völlig unberührt. Gut so, denn er hatte ja jetzt auch alle Hände voll zu tun, da mit mir nicht mehr wirklich was anzufangen war.

Mittlerweile liefen wir mit gereffter Genua und gerefftem Groß immer noch um die sieben Knoten bei Windstärke sechs, in Böen sogar sieben. Die gut drei Meter hohen Wellen schoben uns immer wieder aus dem Kurs und unser Autopilot hatte einen harten Job, den er aber zuverlässig erledigte.

Gut, dass ich in Lagos vorgekocht hatte, so musste Dietmar wenigstens nicht verhungern. Essen Aufwärmen kann er nämlich schon perfekt. Immerhin einen Teil der Nachtwache konnte ich übernehmen. An Schlafen war ja sowieso nicht zu denken. So bekam Dietmar wenigsten ein bisschen verdiente Nachtruhe, während ich mit meinem blauen Eimer im Cockpit saß und den nächsten Morgen herbei wünschte.

Im Laufe des nächsten Tages hatte ich mich dann etwas „eingeschaukelt“. Auch die ersten kulinarischen Köstlichkeiten (Tuc-Kekse und Kartoffelpüree) hatte ich mir nicht zwei Mal durch den Kopf gehen lassen. Nach einer gefühlten Unendlichkeit (36 Stunden können wirklich sehr lang sein) war ich wieder auf dem Weg der Besserung. Außerdem nahmen Wind und Welle deutlich ab. Wir konnten die Segel ausreffen und Dietmar verstaute auch verschiedene Dinge wieder unter Deck, die sich bei der Schaukelei befreit und im Schiff verteilt hatten.

Die zweite Nacht verlief ruhig und entspannt. Der Wind war konstant in Stärke und Richtung und an Bord kehrte Ruhe ein. Leider hatte ich mich zu früh gefreut und für mich begann der dritte Tage mit einem Rückfall. Wieder lag ich unter Deck und konnte mich nicht mucksen. Ich hätte heulen können vor lauter Ärger. Dietmar hatte sich am meinen katastrophalen Zustand wohl schon gewöhnt und ertrug es mit Fassung.

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Aber auch diese Überfahrt ging irgendwann einmal dem Ende zu. Im Sonnenaufgang konnten wir endlich die Silhouette von Porto Santo ausmachen. Dichte Wolken hingen über der kargen Vulkaninsel mit ihren steilen Bergen und schroffen Klippen. Als wollte uns die Natur für die letzten drei Tage versöhnen, sprangen kurz darauf Delphine ums Boot und boten uns vor der Inselkulisse einen wunderschönen Anblick.

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Als wir zwei Stunden später vor dem langen, hellen Strand von Porto Santo vor Anker lagen, hatten sich die bedrohlichen, grauen Wolken verzogen und das Wasser glänzte leuchtend blau in der Sonne. Angekommen 🙂 Jetzt erst mal frühstücken – endlich 🙂

Reif für die Inseln

Am Samstag werden wir dem europäischen Festland erstmal den Rücken kehren. 480 Seemeilen sind es bis Porto Santo und das Wetter verspricht zum Segeln optimal zu werden. Nach zwei Wochen im Hafen ist es langsam auch mal wieder Zeit, die Segel zu setzen und sich einen frischen Wind um die Nase wehen zu lassen. Auch diesmal sind wir nicht alleine unterwegs, denn mit uns zusammen fahren auch die SY INFINITY und der Katamaran JOY OF LIFE zum gleichen Ziel nach Madeira. So wird die Überfahrt auch nicht langweilig, denn über Funk kann man auch sehr nett quatschen, wenn der Partner in der Koje liegt und schläft 🙂

Bei uns sind (bis auf die WLAN-Antenne) alle Reparaturen abgeschlossen, und auch die Bezüge für die Polster im Salon wurden geliefert. Der zweite Außenborder hat eine tolle Abdeckung und auch die Leinen und Winschen am Mast haben jetzt einen Sonnenschutz.

In den letzten Tagen wurden alle Vorräte an Bord wieder aufgefüllt. Als besonderes Highlight ist der Besuch bei ALDI und LIDL zu erwähnen. So wanderten mal wieder ein paar „deutsche Bekannte“ in unseren Kühlschrank und darauf freuen wir uns ganz besonders 🙂 Ich muss gestehen, dass ich auch noch einen Weihnachts-Stollen ganz tief unten in der Backskiste verstaut habe. Irgendwann wird dann wohl auch bei höheren Temperaturen etwas Weihnachtsstimmung aufkommen?! Es ist ja noch Zeit, aber als Segler lernt man eines: Kaufen, wenn es etwas (Besonderes) gibt. Der nächste Supermarkt sieht bestimmt völlig anders aus und hat auch ein ganz anderes Sortiment und wann man mal wieder auf einen Supermarkt trifft, weiß man auch nicht so genau 🙂

Aber nicht nur Vorräte sind in den letzten Tagen auf die SUMMER gewandert, wir haben jetzt auch einen neuen Brotbackautomaten. Den werde ich in Madeira feierlich einweihen. Hier in Lagos kann ich gegen die Qualität der deutschen Bäckerei sowieso nicht ankommen. Da gehe ich doch lieber dort einkaufen als mir die Finger zu verbrennen.

Außerdem werden wir uns so bald wie möglich noch ein Vakuumiergerät zulegen. Die Lagerung von Lebensmitteln auf einem Boot ist eine echte Herausforderung. Jedes Mal, wenn ich auf der Joy OF LIFE zu Besuch bin, möchte ich am liebsten den riesigen Kühlschrank mitnehmen. Aber wir hätten ja doch keinen Platz dafür 🙂 und wahrscheinlich würde es auch auffallen 🙂 🙂 Unser Kühlschrank ist leider nicht der größte und was für Nicht-Segler vielleicht schwer vorstellbar ist: er wird von oben beladen. Wenn man also nicht jedes Mal alles wieder ausräumen möchte, ist schon beim Einräumen eine ganze Menge Hirnschmalz notwendig. Obst und Gemüse finden aber nur in Ausnahmefällen noch ein Plätzchen darin. Das müsste anderweitig verstaut werden. So macht jeder von uns seine eigenen Erfahrungen und dann wir tauschen uns dazu aus und nutzen die Zeit zum Üben, denn der nächste Supermarkt ist jetzt in der Regel noch nicht weit. Das wird dann auf dem Atlantik wohl anders aussehen 🙂

Ab morgen werden wir den Blog wieder per Funk auf die Internetseite schicken und bitten schon mal um Eure Nachsicht, falls uns wieder mal ein Umlaut oder ein „ß“ durch die Lappen geht. Denn solche komischen Buchstaben sind per Funk nicht übertragbar. Auch Bilder können wir erst wieder nachreichen, wenn wir eine normale Internetverbindung haben.

Reisen mal anders

Gelegentlich steht man im Ausland vor organisatorischen Schwierigkeiten, mit denen man nicht gerechnet hätte. So musste Dietmar innerhalb einer bestimmten Frist einige offizielle Dinge regeln. Was nun? Zurück nach Deutschland? Nicht nötig, es geht auch einfacher. Wir machten einen Termin mit der deutschen Botschaft in Lissabon aus. Eigentlich schade, noch vor drei Wochen lagen wir direkt vor deren Haustür. Jetzt gestaltete sich der anstehende Besuch es doch ein bisschen aufwändiger. Unser erster Weg führt uns zum Bahnhof. Nach Faro hatte sich eine Zugfahrt als bequemste und günstigste Reisemöglichkeit angeboten. Nach Lissabon sah die Lage aber etwas anders aus. Die Fahrt sollte über vier Stunden dauern bei knapp 300 Kilometern Entfernung und kostete für uns beide zusammen 100 € (Hin- und Rückfahrt). Somit war für uns klar, wir mieten uns ein Auto.

Morgen um zehn konnten wir das gute Stück direkt am Marina Office übernehmen. Ein Fiat Punto, der aussah, als hätte er die Beulenpest 🙂 Ein echtes Urlaubsauto halt. Nachdem wir sichergestellt hatten, dass wir weder alte noch neue Beuten bei der Autorückgabe bezahlen mussten (manchmal sind Versicherungen doch eine tolle Sache), faltete sich Dietmar hinter das Steuer und wir düsten los. „Düsen“ kann im Zusammenhang mit diesem Auto leider nur im ironischen Sinne verwendet werden. Wenn Dietmar vor einer Steigung nicht ausreichend Schwung geholt hatte, musste er manchmal sogar bis in den ersten Gang zurückschalten. Die Untermotorisierung hatte aber einen klaren Vorteil: Das üblich Streitthema „Du fährst mal wieder viel zu schnell“ war in den nächsten beiden Tagen wirklich kein Thema mehr 🙂

Nach Lissabon sollte es erst morgen gehen, da die Botschaft für heute keinen Termin mehr für uns frei hatte. Daher machten wir uns auf den Weg zum Cabo de São Vicente und nach Sagres. Mit unserer SUMMER hatten wir den südwestlichsten Punkt Europas zwar schon passiert, gesehen hatten wir aber wegen des dichten Nebels nichts. Daher genossen wir diesen für uns ungewohnten Landausflug mit dem Auto an der wirklich sehr schönen und noch nicht verbauten Küste.

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Am späten Nachmittag nutzten wir unser Luxusauto als Lastenesel und gingen einkaufen. Genau wie ihr es gewohnt seid, wanderten Getränke und Lebensmittel in unseren Einkaufswagen ohne Berücksichtigung von Gewicht und Packmaßen. Zurück auf der SUMMER dauerte es aber dann eine ganze Weile, bis alles ordentlich verstaut war. So ein Großeinkauf ist auf einer Yacht immer ein guter Grund, mal die Küche und alle Vorratslagerplätze gründlich durchzusortieren. Und man ist immer wieder erstaunt, was man dabei alles wiederfindet.

Für unseren Ausflug nach Lissabon hatten wir Unterstützung erhalten, denn Hille und Torsten von der SY INFINITY wollten uns begleiten. Um pünktlich um 11 Uhr an der Botschaft zu sein, starteten wir um kurz nach sieben Uhr vom Parkplatz hinter der Marina. Unser Navi hatte sich statt für die schnellste Route für die kürzeste Strecke entschieden. So kamen wir in den Genuss, noch weitere sehr schöne Landstriche zu durchfahren, bis es Dietmar und Thorsten auf der kurvigen Landstraße bei durchschnittlichen 70 Km/h dann endgültig zu dumm wurde. So legten wir die zweite Hälfe des Weges doch auf der Autobahn zurück und erreichten unser Ziel bequem vor der Zeit. Sogar ein Parkplatz direkt vor dem Eingang der deutschen Botschaft war für uns frei.

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Während Dietmar seine Angelegenheiten regelte, tranken wir zu dritt im Café des gegenüberliegenden Parks einen leckeren Kaffee. Nach einer Stunde war alles erledigt. Wir gönnten uns noch eine kleine Stärkung und brachen dann zu Fuß in Richtung Innenstadt auf. Diesmal fanden wir die Straßenbahnlinie 28 und drehten mit ihr wie im Reiseführer empfohlen eine Runde vorbei an den verschiedenen Sehenswürdigkeiten und den einzigartigen, schmalen Straßen von Lissabon. Irgendwie versöhnte uns dieser kurze Ausflug wieder mit Lissabon. Im nächsten Jahr schauen wir auf jeden Fall nochmal ausführlicher vorbei.

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Zurück in Lagos ließen wir den Abend ganz ungewöhnlich ausklingen. Zum Abendessen gab es nicht wie üblich „Chicken Piri-Piri“, sondern heute war asiatische Küche angesagt. Als wäre es ganz normal, bestellten Hille und Torsten unser Essen auf Chinesisch. Wir waren sprachlos J und die Bedienung begeistert. Ein krönender Abschluss für einen schönen Tag mit uns liebgewonnenen Menschen. Wir freuen uns schon, bald wieder einmal mit den Beiden etwas zu unternehmen.

 

 

Ein überraschendes Wiedersehen

Schon seitdem wir die spanische Küste erreicht haben, freut sich Dietmar auf ein Wiedersehen der ganz besonderen Art. Im Jahr 2012 wollte er im Rahmen der ARC den Atlantik überqueren. So suchte er in der Zeitschrift „Yacht“ eine Mitsegelgelegenheit. Nach einigen Emails und Telefonaten waren wir dann an einem Wochenende zu zweit auf dem Weg nach Mutterstadt unterwegs, zum ersten persönlichen Kennenlernen von Emil und Margita von der SY MIELI. Um einen guten Eindruck zu hinterlassen hatte ich extra einen leckeren Pflaumenkuchen gebacken. Nach einem lustigen Nachmittag kam Dietmar in die nächste Runde, denn die Anzahl der Bewerber überstieg deutlich die Anzahl der an Bord der vorhandenen Kojen. So vereinbarten die beiden Herren, gemeinsam in der Bretagne eine Woche zu segeln, sozusagen als Härtetest für die drei möglichen gemeinsamen Wochen auf dem Atlantik. Schnell stellte sich heraus, dass die beiden Herren gern zusammen unterwegs waren und sich scheinbar prächtig verstanden. Somit stand der Atlantiküberquerung eigentlich nichts mehr im Wege. Doch Ende Oktober musste die MIELI mit technischen Problemen ihre Teilnahme an der ARC zurückziehen und Dietmar sich ein anderes Schiff suchen, welches er auch noch gefunden hat.

Den Kontakt zu den Beiden haben wir aber nicht wieder einschlafen lassen. Mehrmals trafen wir uns in Deutschland und so heckten die beiden Herren einen neuen Plan zur Atlantiküberquerung aus. Wenn nicht mit der MIELI in 2012, dann halt mit unserer SUMMER in 2015. Da freuen wir uns sehr, denn gute und verträgliche Mitsegler zu finden, ist gar nicht so einfach.

Dieses Jahr wollten wir erstmal an der portugiesischen Küste ein Wiedersehen feiern. Doch der Wind war dagegen und wir überholten die MIELI hinter Lissabon ohne eine kurzen Zwischenstopp machen zu können. So nah dran und dann doch vorbei.

Über die Routen und Aufenthaltsorte unserer Freunde können wir uns ganz bequem im Internet unter www.marinetraffic.com oder unter www.vesselfinder.com informieren. So erwarteten wir für diesen Sonntag eigentlich keinen Besuch. Als gegenüber eine deutsche Yacht festmachte, glaubte Dietmar aber dann seinen Augen nicht zu trauen: Die MIELI mit Emil und Margita war uns ganz unauffällig nach Lagos nachgeschlichen. Die Beiden haben Probleme mit ihrem AIS und senden im Moment keine Signale. Laut Internet befanden sie sich immer noch bei Lissabon. Die Freude war groß und lange saßen wir zusammen beim Frühstück und erzählten gemeinsam von unseren Erlebnissen und Plänen.

An Abend war dann auf der SY INFINITY „Whiskey-Probe“ angesagt. Thorsten wollte uns Laien gemütlich in die Welt und Herstellung der verschiedenen Whiskeys einführen. Gelernt haben wir sicherlich viel, aber ob er den einen oder anderen zum Whiskey-Trinker bekehren konnte – ich bin mir nicht sicher J Besonders die „rauchigen“ Whiskeysorten verfolgten uns bis zum nächsten Morgen, immerhin ein lang anhaltendes Geschmackserlebnis. „Skmoking Joe“ liegt uns immer noch auf der Zunge. Der Fachmann nenn das einen „langen Abgang“ 🙂

Leider hieß es schon am nächsten Tag wieder Abschied von der MIELI nehmen, die weiter Richtung Osten die Küste entlang segeln wollte weil schon eine weitere Verabredung im nächsten Hafen auf der Tagesordnung stand. Aber nächstes Jahr kommt Emil uns aber nicht so leicht wieder davon. Denn mitten auf dem Atlantik ist „mal eben aussteigen“ doch etwas schwierig.

Zurück nach Lagos

Etwas verschlafen beschlossen wir am nächsten Morgen, der Altstadt von Albufeira vor dem Ablegen noch einen kurzen Besuch abzustatten. Entlang der Küste führte uns unser Weg zuerst an sehr vielen Bauruinen vorbei und hinterließ einen recht beklemmenden Eindruck. Doch Albufeira an sich war aber sehr lebendig. In den schmalen Gassen herrschte reger Betrieb und auf dem Marktplatz luden verschiedene Cafés zum Verweilen ein. Wir entschieden uns für ein Cafe mit einem Ausblick auf das Meer und bestellten uns zwei Cappuccino 🙂

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Gegen Mittag verließen wir den Hafen und segelten entlang der Küste zurück nach Lagos, für uns die schönste Hafenstadt an der Algarve. Oft ist die Küstenlinie leider sehr zugebaut, doch an manchen Stellen ist die Natur noch unberührt und einmalig schön. Die Küste der Felsalgarve ist geprägt von Grotten und Höllen. Die felsige Steilküste mit kleinen Sandbuchten und längeren Sandstränden wurde immer wieder durch vorgelagerte und zum Teil bizarre Klippenformationen unterbrochen. So genossen wir den Nachmittag segelnd und später leider mal wieder mangels Wind unter Motor und erreichten Lagos am frühen Abend.

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Mit unserem Besuch machten wir heute nur einen kurzen Ausflug in die Altstadt und ließen den Abend in einem der vielen, gemütlichen Fischrestaurants bei einem guten Weißwein entspannt ausklingen.
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Sonntag nach dem Frühstück saßen wir dann einmal wieder in großer Runde beisammen. Mit Frank von der CAYLUNA und Lars, Jana und Alia von der JOY OF LIFE trafen wir uns in einem der vielen Hafencafés. Wir hatten uns ja schon fast eine Woche lang nicht mehr gesehen, da gab es natürlich viel zu erzählen J . Nachmittags machten wir das Dinghi klar, um nochmal zu den Grotten vor Lagos zu fahren. Zu dritt hatten wir viel Spaß und meine Mutter konnte viele tolle Fotos machen. Beim ersten Mal hatten wir uns nicht getraut eine große Kamera mitzunehmen aber jetzt wussten wir ja aus Erfahrung, wie sich unser Schlauchboot in den Wellen verhält. So trauten wir uns auch, eine enge Durchfahrt zwischen zwei hohen Felsen zu durchfahren. Nur die kleinen, schmalen Höhlen überließen wir noch den ortskundigen Bootsführern. Vielleicht beim nächsten Mal 🙂 Diesmal bekamen wir da draußen auch noch ein besonderes Schauspiel zu sehen oder besser gesagt zu hören. In einem der Boote war ein Portugiese mit Dudelsack unterwegs, der für die Touristen typische portugiesische Lieder spielte.

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Zurück im Hafen durften wir Mädels schon mal in die Stadt zum Shoppen gehen, während Dietmar noch das Dinghi sauber machte und wieder an Deck vertäute. Mein Mann kann schon ein echter Traummann sein, wenn er nur will :-). In den netten, kleinen Geschäften von Lagos fand sich dann auch für Jede von uns ein passendes Strandkleid. Sowas kann man sogar auf dem kleinsten Boot oder im kleinsten Koffer noch unterbringen 🙂

Gut gelaunt sammelten wir Dietmar an der Hafenbrücke ein und gingen zu Dritt noch einmal leckeren Fisch essen. Denn wenn man schon so nah am Meer ist, sollte man die Gelegenheit auch nutzen den frischen Fisch zu genießen, insofern man das Schuppengetier mag. Außerdem gönnten wir uns eine Karaffe weiße Sangria zum Essen.

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Für den späteren Abend hatte sich weiterer Besuch angekündigt. Hätte man das Planen wollen, hätte es nie funktioniert. Freunde meiner Mutter machten eine Busreise durch Portugal und waren gerade an diesem Abend in Lagos angekommen. So verabredeten wir uns am Hafen. Nachdem Christiane und Anja zuerst unsere SUMMER „besichtigt“ hatten, machten wir uns zu viert noch einen lustigen Mädelsabend in einer kleinen Bar am Hafen. Dietmar ließ uns lieber alleine losziehen. Bei so vielen Hühnern wollte er nicht Hahn im Korb sein 🙂

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Trotz Sangria und Vino Verde wollten wir am letzten Urlaubstag meiner Mutter früh zu Fuß in Richtung der Klippen laufen. Dietmar blieb lieber noch etwas länger liegen und ließ uns Beide mit unseren Kameras bewaffnet alleine losziehen. Wir freuten uns über das schöne, warme Wetter, die noch leeren Strände und die vielen tollen Motive und schafften es nur mit Mühe, pünktlich um zehn Uhr wie verabredet zum Frühstück in unserem Lieblingscafé zu sein.

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Um zwei Uhr saßen wir dann leider schon in der Bummelbahn, die uns nach Faro Richtung Flughafen bringen sollte. So schnell waren die fünf Tage vergangen. Während der fast zweistündigen Zugfahrt durch das Hinterland wurden wir von einer portugiesischen Großfamilie lautstark unterhalten. Das lenkte uns etwas von dem zum Teil recht trostlosen Anblick ab, der vor dem Zugfenster vorbei zog. Auf dem Rückweg sollte ich aber feststellen, dass die Aussicht auf der Meerseite viel schöner und die Häuser viel weniger kaputt und verfallen waren. Wir hatten auf dem Hinweg wohl den Sitzplatz auf der falschen Seite des Zuges gewählt.

In Faro am Bahnhof hieß es dann Abschied nehmen. Meine Mutter verschwand mit dem Taxi zum Flughafen und ich drehte in meiner Wartezeit noch eine kleine Erkundungsrunde durch Faro. Leider war die Zeit doch recht kurz und die Gegend rund um den Bahnhof nicht sehr einladend. Auch meine Suche nach einem PC-Laden war leider erfolglos. So saß ich wieder im Zug zurück nach Lagos und wurde am Bahnhof schon von meinem Ehemann empfangen. Wir beschlossen, direkt zum Essen zu gehen, da seit dem gemeinsamen Frühstück doch schon einige Zeit ins Land gegangen war. Kurze Zeit später gesellten sich Frank und Lars noch zu uns. Wir verbrachten noch einen lustigen Abend zusammen, während meine Mutter wieder sicher ins kalte Deutschland zurückkehrte.

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Ohne Besuch an Bord nahm das Leben wieder seinen ganz normalen Lauf. Für den heutigen Dienstag stand jedoch ein ganz besonderes Highlight auf dem Programm. Unsere Radarantenne sollte heute repariert zurück geliefert werden. Lange genug hatten wir darauf gewartet. Am Nachmittag kamen dann die sehnsüchtig erwarteten Techniker mit der Antenne im Gepäck. Sicherheitshalber hatte RAYMARINE wirklich alles ausgetauscht bis auf die Außenhülle und anschließend noch mehrere Stunden im Labor getestet. Dann sollte doch jetzt endlich alles gut sein, oder? Nachdem die Techniker die Antenne wieder im Mast befestigt und installiert hatten, zeigte unser Radar schon im Hafen ein so klares Bild, wie wir es noch nie bisher gesehen hatten. Jeder Steg und sogar fast jedes Boot war zu erkennen. Und es lief und lief und lief die ganze Nacht. Jetzt sind wir wirklich sehr optimistisch, dass das Radarproblem Geschichte ist 🙂

Außerdem hatten wir uns entschieden, die Polsterarbeiten, die wir in Porto wegen unserer Zeitplanung nicht hatten umsetzen könnten, hier in Lagos in Auftrag zu geben. Von der SY INFINITY, die wir nun endlich persönlich kennenlernten, bekamen wir dabei Unterstützung. Hille und Thorsten hatten in Lagos schon Polsterarbeiten erledigen lassen und konnten uns gleich zwei Kontakte vermitteln. Für sich selber hatten sie schon Termine vereinbart, da konnten wir uns auch gleich dranhängen. So werden unser Dinghi und unser Außenborder jetzt neue Überzüge bekommen und die Kissen der Sitzecke im Salon bekommen auch waschbare Bezüge. Da solche Arbeiten ja immer etwas dauern, machen wir noch ein bisschen Urlaub hier. Im Moment gibt es sowieso kein passendes Wetterfenster nach Madeira.

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So traf ich mich am Dienstagabend nochmal mit Christiane und Anja, während Dietmar einen lustigen Herrenabend mit Lars und Frank verlebte.

Die nächsten Tage wurde gewaschen und geputzt, aufgeräumt und aussortiert. Natürlich war zwischendurch auch Zeit fürs Internet. Der neue Bordrechner wurde in Betrieb genommen und alle weiteren Schiffe im Hafen stöhnten wahrscheinlich über eine furchtbar langsame Internetverbindung, während ich geduldig ein Update nach dem nächsten herunterlud.

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Mittlerweile waren noch weitere deutsche Boote in Lagos eingetroffen: die SY LUBINI, SY MAL WIEDER und die SY MANATI. Zum gegenseitigen Kennenlernen trafen wir uns alle am Mittwochabend an Bord der SY INFINITY. Hille hatte zur Freude aller leckere Tapas und Aperitifs vorbereitet. Anschließend zogen wir weiter in ein kleines Fischrestaurant am Fischereihafen. Man diskutierte über Ziel und tauschte Erfahrungen aus. Eine lustige, große Runde, die sich erst auflöste, als das Fischrestaurant schon so gut wie geschlossen war.

Auf Wiedersehen, Mentor :-(

Bevor wir heute in Richtung der Insel Culatra lossegeln wollten, galt es noch den Kühlschrank aufzufüllen. Denn die nächste Nacht wollten wir vor Anker liegen und an Bord essen. Der nahegelegene Supermarkt bot zwar nicht die üppigen Möglichkeiten der Markthallen, die wir in Portugal und auch in Spanien schätzen gelernt hatten, aber vor dem Verhungern waren wir auf jeden Fall sicher.

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So warfen wir gegen Mittag die Leinen los, machten noch eine kurzen Stopp an der Rezeption, um die Liegegebühren zu bezahlen und waren kurze Zeit später wieder draußen auf dem Atlantik. Die Dünung hatte sich weitgehend beruhigt und es wehte ein angenehm frischer Wind. Die Sonne strahlte vom Himmel und wir kreuzten die Küste entlang Richtung Culatra und genossen es, bei besten Bedingungen zu segeln. Auch unser Besuch schlug sich tapfer und ertrug die ungewohnte Schaukelei mit Fassung.

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Nach einiger Zeit trafen wir auf die SY MENTOR, die mit gleichem Ziel aber näher an der Küste vor uns segelte. Schon war wieder einmal der sportliche Ehrgeiz des Capitanos geweckt und mit optimal getrimmten Segel kamen wir der MENTOR unaufhaltsam immer näher. Zeit für ein weiteres Foto-Shooting, diesmal unter Segeln und bei deutlich besserem Wetter. Zur optimalen Unterhaltung unseres Besuches hatte sich auch noch ein einzelner Delphin in die Nähe unseres Bootes verirrt. Wir genossen sein kurzes Gastspiel und hofften, noch weitere dieser wunderschönen Tiere beobachten zu dürfen.

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Kurz vor der Einfahrt von Culatra zog noch eine dichte Regenwolke über uns hinweg, die ordentlich Wind im Gepäck hatte. Heftige Böen bis 25 Knoten musste Dietmar sicherheitshalber von Hand aussteuern. Aber so schnell wieder Spuk gekommen war, ging er auch wieder vorbei. Nach dem Bergen der Segel motorten wir bis zu dem geschützten Ankerfeld am nordöstlichen Ende von Culatra und fanden einen schönen Platz. Nur der Fluglärm des Flughafen Faro störte das Idyll der fast karibisch anmutenden Insel ein wenig. Die Erkundungstour verschoben wir aber auf den nächsten Tag, denn Segeln macht ja bekanntlich hungrig.

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Schon bald duftete es im Schiff nach Essen und kurze Zeit später ließen wir uns die Grillspieße mit Salat schmecken. Während Fischerboote und die letzten Ausflugboote durch das Ankerfeld pflügten und die SUMMER immer wieder lustig schaukeln ließen, wurde im Salon der SUMMER bis spät in die Nacht hinein „Mau-Mau“ gespielt und geklönt.

In der Nacht zogen einige Regenschauer über uns hinweg und der Wind frischte immer wieder spürbar kräftig auf. Mehrmals scheuchte ich Dietmar zur Kontrolle des Ankers auch bei Regen aus dem Bett, nur um sicher zu gehen, dass alles in Ordnung war. Besuch an Bord macht mich anscheinend irgendwie nervös. Auf jeden Fall haben wir auch schon ruhigere Nächte verbracht 🙂

Am nächsten Morgen regnete es leider immer noch und erst gegen Mittag konnten wir uns mit dem Dinghi nach Culatra aufmachen. Der kleine Fischereihafen war voll mit zum Teil winzigen Holzbooten und an den Stegen wurden Netze repariert.

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Die Insel hatte sich ihren ursprünglichen Charme bewahrt, der an der restlichen Küste den Beton- und Bettenburgen zum Opfer gefallen war. Wir durchquerten ein kleines Fischerdorf mit bunten Häuschen und folgten dem befestigten Weg („Straße“ wäre zu hoch gegriffen) auf die andere Seite der Insel. Hier erstreckte sich der helle, einsame Sandstrand auf sieben Kilometern Länge. In den Dünen wuchsen wilde Amaryllis und auch ein Storchenpaar hatte sich auf die Insel verirrt. In der Sonne konnte man herrlich am Strand entlang wandern und Muscheln suchen.

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Da wir aber heute noch weiter fahren wollten (mussten), machten wir uns nach einer Stunde wieder auf den Rückweg. Wieder zurück an Bord hieß es dann „Abschied nehmen“. Waltraud und Wolfgang mussten nach Vilamoura zurück segeln, um ihre Tochter Britta nach zwei Wochen an Bord wieder in den Flieger nach Deutschland zu setzen. Danach werden die Beiden weiter in Richtung Mittelmeer fahren. Von nun an werden sich also unsere Wege trennen. Seit Guernsey waren wir mehr oder weniger gemeinsam unterwegs. Sie werden uns fehlen. Aber man sieht sich ja immer zweimal im Leben. Darauf freuen wir uns jetzt schon sehr 🙂

Wir gingen Anker auf und wollten heute nach Albufeira segeln. Vorher mussten wir aber noch in der engen Ausfahrt durch sehr unruhiges Fahrwasser fahren, da wir mit ablaufendem Wasser gegen Wind und Welle unterwegs waren. Das bedeutete am Ende, den Gashebel fast ganz durchzudrücken, um so schnell wie möglich, die chaotischen Strömungen und Wellen von allen Seiten zu durchfahren. So gelangten wir dann wieder in tieferes und ruhiges Wasser.

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Raumer (schräg von hinten) Wind von 9-11 Knoten brachte uns entspannt nach Albufeira. Der geschützte Hafen liegt etwas entfernt von der Altstadt und wurde damals in den Felsen hineingesprengt. Wir hatten unseren Liegeplatz direkt an der Hafenpromenade. So hatten wir keine weiten Wege zu laufen. Den Nachteil dieses Platzes entdeckten wir erst im Laufe der folgenden Nacht. Denn auch bei der Hafendisko befanden wir uns in der ersten Reihe und mussten bis halb vier mehr oder weniger leidlich mitfeiern.

 

Fast wie Weihnachten

Schon morgens um halb zehn klingelte mein Telefon und meine Mutter wollte wie verabredet vor dem Marina Hotel abgeholt werden. Sie war seit halb vier in der Früh unterwegs (Leverkusen – Düsseldorf – Faro – Vilamoura) und freute sich, endlich angekommen zu sein. So gab es erstmal ein schönes Frühstück bei entspannenden 24° und Sonnenschein. Danach wartete die SUMMER Crew schon ungeduldig auf die Bescherung. Denn das Reisegepäck war zu 50% für uns bestimmt: mein schon so lange sehnsüchtig erwarteter, reparierter Laptop, die neue WLAN-Antenne, Fliegengitter für die Luken und die neuen Visitenkarten. Da war für jeden etwas dabei 

Gut gestärkt mit Brötchen und frischem Kaffee machten wir zu zweit eine erste Erkundungstour durch Vilamoura. Den heutigen Tag wollten wir noch hier verbringen, da draußen noch recht viel Welle vom gestern durchgezogenen Tiefdruckgebiet stand. Das wollten wir unserem Besuch am ersten Tag nicht zumuten.

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Da Vilamoura leider keine gewachsene Stadt mit Altstadtkern ist, erkundeten wir halt den langen Sandstrand und bummelten entlang des Hafens durch die Geschäfte. Alles war sehr gepflegt und gefällig, aber leider auch sehr touristisch.  Aber davon sollte man sich ja nicht aus der Ruhe bringen lassen, wie man hier deutlich sehen kann 🙂

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Beim Kaffee trinken in einen der vielen Hafenrestaurants konnten wir aus sicherer Entfernung beobachten, wie Dietmar schon hoch oben im Mast die neue WLAN-Antenne anschloss. Geduld zählte noch nie zu seinen besonderen Stärken :-). Ich konnte so auf jeden Fall entspannt die Zeit mit meiner Mutter genießen, denn es gab nach so langer Zeit natürlich viele Dinge zu bequatschen, jetzt endlich ganz entspannt ohne Telefonzähler im Hinterkopf.

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Nach einer ausgiebigen Siesta und einem leckeren Eisbecher, schauten wir kurz bei der SY MENTOR vorbei, die nur einen Steg weiter lag, um Pläne für den nächsten Tag abzustimmen. Für den Rest des Nachmittags spazierten wir am Strand entlang Richtung Fischereihafen und ließen uns den frischen Wind um die Nase wehen. Zum Abendessen musste eine große Platte frischer Meerestiere dran glauben. So schnell war der erste Urlaubstag meiner Mutter schon wieder vorbei. Morgen würde es dann ernst, denn wir wollten die Leinen loswerfen und den ersten Tag gemeinsam segeln. Unser Ziel war die Insel Culatra vor Faro.

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Wir segeln?!

Montagmorgen meldete sich der RAYMARINE-Techniker mit schlechten Nachrichten von unserem Radar. Es würde mindestens noch eine Woche dauern, bis die in England reparierte Antenne wieder in Lagos zurück sein würde. So lange wollten wir nicht warten.

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Also gingen wir Anker auf und nahmen Kurs auf Vilamoura. In diesem sicheren Hafen wollten wir die nächsten Tage abwarten, bis ein Tiefdruckgebiet mit ordentlich viel Wind aus Süd über uns hinweg gezogen war. Da die Entfernungen zwischen einzelnen Häfen an der Algarve sind relativ gering sind, nahmen wir es diesmal sportlich, dass der Wind wie immer von vorne kam und kreuzten fleißig gegen an. Endlich mal wieder ein Segeltag auch wenn Kreuzen bedeutet, doppelte Strecke und dreifacher Weg! Nur kurz mussten wir die Maschine laufen lassen, sonst herrschte die ganze Zeit wunderbare Stille unter den Segeln. Nur das Rauschen der Wellen und der Wind waren zu hören. Entgegen der Wettervorhersage schien auch die Sonne bei angenehmen 25° C. Perfekt.

Am frühen Abend erreichten wir den schönen Jachthafen von Vilamoura, in dem eine Luxus-Motor-Yacht neben der nächsten lag. Die SUMMER sah dazwischen etwas klein und verloren aus. Der Hafen bildet den Mittelpunkt des kleinen Städtchens und ist umgeben von Restaurants und Bars, die zum Verweilen einluden. Den Abend verbrachten wir aber an Bord, wie immer eigentlich, wenn man mal wieder Internetzugang hat. Außerdem mussten noch einige Vorbereitungen getroffen werden, da wir am Mittwoch unseren ersten Besuch, meine Mutter, erwarten.

Die JOY OF LIFE bleib leider vor Lagos zurück, aber wir freuen uns schon auf unser nächstes Wiedersehen.