Endlich wieder unter Wasser frieren

Unseren ersten Tauchgang hatten wir für Sonntagvormittag verabredet und wir trafen uns gegen zehn Uhr an der Tauchbasis. Vor hier aus wollten wir mit unserem Divemaster Steffi zusammen am Hausriff  „Zur Kralle“ tauchen, einer besonders markanten Felsformation, die (erstaunlicherweise) wie eine riesige Kralle aussieht.

Nachdem wir unsere Ausrüstung vorbereitet und zusammengebaut hatten, marschierten wir hinunter zum Strand. Nach der langen Tauchpause drückte das ungewohnt hohe Gewicht des  Equipments schwer auf unseren Schultern. Mit Flasche und Gewichten kommt man nämlich schnell auf 30 Kilogramm. Aber wenn man es dann endlich bis ins Wasser geschafft hat, ist das Gewicht ganz schnell vergessen….bis es dann nach dem Tauchgang wieder bergauf zurück zur Tauchbasis geht :-).

Die Insel La Palma bietet wirklich wunderschöne und interessante Tauchplätze mit vielen unterschiedlichen Fischen und anderen Lebewesen. Leider ist die Wassertemperatur im Moment mit 17-18° für meine Verhältnisse noch recht sportlich. Am schlimmsten sind die ersten Schritte ins Wasser, wenn sich das kalte Nass den Weg in den Neoprenanzug sucht und findet 🙁

Aber die Unterwasserwelt entschädigte uns reichhaltig: Ein etwas schüchterner Igelfisch (Emil), zwei wunderschöne Muränen und noch viele andere Tiere konnten wir beobachten. Zurück am Strand fanden wir noch eine „Portugiesische Galeere“. Gut, dass wir die unter Wasser nicht getroffen hatten, den diese Quallenart verursacht unangenehme und sehr schmerzhafte Nesselungen.

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Nach dem Tauchgang und dem Reinigen des Equipments ging es erstmal zurück auf unsere SUMMER, denn Tauchen macht hungrig 🙂 Obwohl es sicher eine der wenigen Sportarten ist, bei der man eher friert als schwitzt.

Am Nachmittag ging ich nochmal alleine in die Stadt, von der wir ja noch nicht so viel gesehen hatten. An diesem trüben Sonntagnachmittag waren die Einkaufsstraßen und die Plätze wie ausgestorben.

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Überall in den Straßen hingen schon die Plakate, die auf die „Bajada de la Virgen de las Nieves“ (die Herabkunft der Jungfrau vom Schnee) hinwiesen. Dieses Fest wird alle fünf Jahre auf La Palma gefeiert. 2015 war es wieder soweit.

Zur Geschichte:

1676 wurde die Insel von einer Dürreperiode heimgesucht. In jenem Jahr trugen die Palmeros das Marienbildnis von Las Nieves in die Stadt hinunter, um die Fürsprache der heiligen Jungfrau zu erflehen. Als der Bischof Bartolomé García Ximenéz den Glaubenseifer der Bevölkerung sah, ordnete er an, dass die Prozession ab 1680 alle fünf Jahre zu wiederholen sei.

Am letzten Sonntag im Juni tragen Pilger in traditioneller Tracht die Einzelteile des zwei Tonnen schweren Silberthrones der Heiligenfigur hinunter in die Kirche El Salvador, wo die Jungfrau während ihres Aufenthaltes in der Stadt residiert. Mit der Bajada des Thrones beginnt in Santa Cruz die Semana Chica, die kleine Woche, zu der auch ein nächtlicher Umzug gehört, bei dem Kinder in Begleitung einer Musikkapelle bunte und farbenprächtige Laternen durch die abgedunkelte Altstadt tragen.

Am zweiten Sonntag im Juli beginnt die Semana Grande mit dem Umzug der mascarones, der Riesen und Dickköpfe, die bekannte Märchengestalten und Comicfiguren darstellen. Seit 1945 ist der Mittwoch dem Minuett gewidmet, am Donnerstag steht der unbestreitbare Höhepunkt auf dem Programm: La Danza de los Enanos, der berühmte Zwergentanz.

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Der Ursprung dieses Tanzes geht auf die Fronleichnamsfeiern zurück, die älteste bekannte Erwähnung des Zwergentanzes von Santa Cruz de La Palma stammt aus dem Jahr 1833. Don Manuel Díaz (1774-1863), Pfarrer der Kirchengemeinde El Salvador, für seine Epoche ein liberaler Mann und Liebhaber der Künste, fertigte für den Tanz Masken aus Pappmaché an. 1905 führte der in jenem Jahr für den Zwergentanz verantwortliche Miguel Salazar die Verwandlung von Menschen in Zwerge ein. Im ersten Teil treten die Tänzer zunächst in einer beliebigen Verkleidung auf (als Mönche, Seeleute, Japaner, Griechen, Astronomen, Pilger, Alte, Studenten). In nur wenigen Sekunden verwandeln sich die Tänzer in Zwerge und beginnen noch im selben Augenblick die schnelle und mitreißende Polka zu tanzen, die seit 1925 unverändert gespielt wird. Von der Plaza de Santo Domingo ziehen die Zwerge und ihr Gefolge durch die von Menschenmengen gesäumten Straßen von Santa Cruz, wo sie die ganze Nacht hindurch weitertanzen, bis die Strahlen der aufgehenden Sonne auf die Masten des Schiffes der Heiligen Jungfrau an der Plaza de la Alameda scheinen, dem letzten Schauplatz des Tanzes  bis in 5 Jahren.

Am nächsten Tag, Freitags, werden in der Aufführung des Carro Alegórico (Wagen der Allegorien) verschiedene Marienthemen inszeniert.

Am Samstag dann begibt sich die Jungfrau vom Schnee, eine Terrakottafigur aus dem 14. Jahrhundert, von ihrer rund sechs Kilometer entfernten Wallfahrtskirche in die Stadt hinunter. Reisefertig in ihrer Sänfte und angetan mit den schönsten Gewändern erscheint sie nach der Pilgermesse im Renaissance-Portal der Kirche in Las Nieves. Über den Königsweg von El Planto führt der Zug zuerst bis zur Kirche La Encarnación am Stadteingang, wo die Schar der Gläubigen die ganze Nacht ausruht und feiert, um am Sonntag die Reise in die Kirche El Salvador im Stadtzentrum fortzusetzen.

Noch bevor die Jungfrau vom Schnee die Stadt erreicht, macht die Prozession einen Stop im Barranco de las Nieves wo der Dialog zwischen el Castillo (der Festung) und la Nave (dem Schiff) stattfindet. Die Festung erhebt sich oben, auf der linken Seite der Schlucht, das Schiff der Heiligen Jungfrau (ein Nachbau der Karavelle des Kolumbus aus dem Jahr 1940) befindet sich unten bei der Plaza de Alameda und ist das ständige Symbol für die Feierlichkeiten.

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Am 5. August wird die Jungfrau in einem pompösen Umzug wieder zurückgebracht bis zum nächsten Mal in 5 Jahren.

Das wäre bestimmt interessant geworden, aber wir haben ja für den Juli bereits andere Pläne 🙂

Für den Montag hatten wir uns erst am Nachmittag im Süden der Insel zum Tauchen verabredet. Auf unserem Weg dahin, besuchten wir noch die Cueva de Belmaco, eine Höhle mit Felsgravuren der Guanchen.

Angekommen in Las Cabras trafen wir auf Caro und Ronny von La Palma Diving und auch auf die beiden anderen Taucher, die schon am Vormittag einen Tauchgang gemacht hatten. Johanna aus Passau und Guy aus Belgien. Wir hatten uns gegen zwei Tauchgänge am Tag entschieden, da es echt unangenehm ist, nach der Pause wieder in den klatschnassen und eiskalten Neoprenanzug zu steigen. Es kommt ja nicht auf die Quantität, sondern auf die Qualität an 🙂

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Der Tauchgang selbst war wieder ein Vergnügen, nur der Ein- und Ausstieg über den steinigen Strand war ziemlich kniffelig und rutschig. Beim Tauchen vom Strand aus hat man auch nachher immer das Problem, den Sand, der an der gesamten Ausrüstung klebt, wieder los zu werden. Da wir unser Equipment auf dem Steg vor dem Boot mit Süßwasser spülen und dann auf der SUMMER trocknen, ist dieser Sand Dietmar ein besonderer Dorn im Auge. Des wenn es um unsere SUMMER geht, ist Dietmar wirklich sehr penibel 🙂

Zum Abschluss des Tages fuhren wir noch zusammen zur besten „Hamburguesta“-Bude von La Palma und quatschten noch ein bisschen bevor wir den Tag gemütlich ausklingen ließen.

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