Bevor wir uns Samstagvormittag wieder mit dem Mietwagen auf den Weg machten, wollte ich noch schnell ein paar Kleinigkeiten auf dem Markt einkaufen. Schon beim Verlassen des Hafengeländes konnte man diese wunderbar träge Wochenendstimmung spüren. Heute hatten irgendwie alle Zeit. Im Café saßen die Herren beim ersten Kaffee zusammen. Noch nicht sehr viele, denn es war noch recht früh. Auch auf dem Markt ging es noch gemächlich zu. Am Brotstand wurde munter geplaudert, während Brot und Kuchen den Besitzer wechselten. Auch ich konnte dem Angebot der seit 15 Jahren auf der Insel lebenden Schweizerin nicht widerstehen. Frischer Hefezopf und Rosinenbrot war mir lange nicht mehr den Weg gelaufen. Für den Nachmittag wanderte auch noch etwas Kuchen in meinen Einkaufskorb. Damit es aber nicht ganz so ungesund zuging, kaufte ich anschließend aber auch noch ausreichend Vitamine (mit weniger Kalorien verbunden) in Form von frischem Obst und Gemüse.
Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg nach Hermigua. Besonders angetan hatte es uns der alte Bootsdavit. Seit der Hafen in San Sebastian den Betrieb aufgenommen hat, wurde er nicht mehr benötigt und die gesamte Metallkonstruktion wurde 1957 abgebaut und verkauft. Da nur noch die gemauerten Fundamente stehen, ist es nicht so einfach, sich vorzustellen, wie hier früher Bananen verladen wurden. Aber im Zeitalter des Internets braucht man ja eigentlich keine Phantasie mehr, man kann einfach „googlen“ 🙂
So sieht es heute aus
Und so früher
Das Naturschwimmbad, das irgendwann danach an dieser Stelle eröffnet wurde, hat sich leider nicht durchgesetzt. Die Edelstahltreppe, die einst ins Wasser führte, wurde auch wieder abgebaut und das kleine Restaurant steht leer.
Weiter in Richtung Norden liegt das Städtchen Agulo hoch über dem Meer. Die Altstadt ist sehr gepflegt mit zusammenstehenden Häusern mit roten Ziegeldächern, aber auch mit vielen Gemüsegärten.
Auf dem Kirchplatz vor der San Marcos-Kirche werden in der Nacht vor St. Marko (24. April) große Sandelholzfeuer angezündet, über die besonders die jungen Männer um die Wette springen. Wir beließen es weniger sportlich lieber bei dem geplanten Spaziergang und kehrten vor der Weiterfahrt in der Bar an der Hauptstraße ein. Auch hier…..Wochenendstimmung! Die Herren saßen schon beim Wein zusammen und auch die eine oder andere Zigarre wurde geraucht. Auf ortsfremde Gäste war man eigentlich gar nicht eingestellt 🙂
Bevor wir den Rückweg quer über die Insel durch den Garajonay-Nationalpark antraten, besuchten wir das Besucherzentrum Juego de Bolas in Las Rosas. Hier bekommt man interessante Infos über die Insel und den Nationalpark und kann Führungen vereinbaren.
Um das Besucherzentrum herum ist ein großer Garten angelegt, in dem viele Pflanzen der Flora von La Gomera zu finden sind.
Besonders interessant war für uns aber der Bereich, in dem alte traditionelle Handwerke und Fertigkeiten der Inselbewohner genauer erklärt wurden. Ein Beispiel ist „El Silbo“, die Pfeifsprache von La Gomera, die sich auf Grund der Kommunikationsschwierigkeiten in der bergigen Landschaft der Insel entwickelte. Damit sie nicht verloren geht, wird sie mittlerweile in den Schulen wieder als Zusatzkurs angeboten und erfreut sich besonderer Beliebtheit.
Der Rückweg durch den Laurisilva-Wald, einen aus dem Terziär stammenden Nebelwald, war wirklich toll. Mehr als 20 verschiedene Baumarten, 18 Farne und 120 Sträucher und Kräuter bilden zum Teil ein fast undurchdringliches Dickicht.
Schon den ganzen Tag war es recht diesig gewesen, aber am Nachmittag hatte sich die Sicht komplet verabschiedet. So waren wir viel früher im Hafen als erwartet, da ein Aussichtpunkt ohne Aussicht nicht wirklich zum Verweilen einlädt. So kam der morgens gekaufte Kuchen zum Einsatz und wir konnten bei einer Tasse Kaffee von der SUMMER aus beobachten, wie auch San Sebastian hinter einem dichten Schleier verschwand.