Pünktlich um Viertel vor Acht klopfte es bei uns am Boot und Waltraud und Wolfgang standen gestiefelt und gespornt für unseren geplanten Ausflug nach Santiago de Compostela am Steg. Mit dem Taxi ging es zum Bahnhof, wo wir uns für den heutigen Ausflug ein Auto leihen wollten. Die Dame bei der Autovermietung schaute uns ungläubig an: Nicht reserviert? Pech gehabt! Der nächste Wagen wäre in frühestens 2 Tagen zu haben. Basta und Ciao! Auch in Spanien will alles gut im Voraus geplant sein. Da war nichts zu machen!
Aber wenn man schon am Bahnhof ist, warum dann nicht gleich mit dem Zug fahren? Für sagenhafte 7,20 € pro Person saßen wir keine 10 Minuten später im nächsten Zug nach Santiago de Compostela der „Pilgerhochburg“ am Ende des Jakobsweges .. Besser hätten wir das gar nicht erwischen können. Komfortabel,entspannt, ohne Umwege, Stau und andere Abenteuer erreichten wir nur 30 Minuten später, um kurz vor neun Uhr unser Ziel.
So früh kamen wir noch in den Genuss, die wunderschöne Stadt eine Weile vor dem großen Ansturm der Pilger und Touristen zu genießen. Leider ist zur Zeit das Hauptportal der Kathedrale zum großen Teil wegen umfangreicher Renovierungsarbeiten verhüllt. Gut, dass nicht wir den ganzen Jakobsweg gepilgert sind ….Wir besichtigten die Kathedrale und entschieden uns, die mittägliche Messe zu besuchen. Obwohl wir beide wirklich keine Kirchgänger sind, erschien es uns hier doch irgendwie angemessen. Schon vor Beginn der Messe waren fast alle Plätze besetzt aber ein Strom von weiteren Menschen drängte ungebremst weiter in das Kirchenschiff. Wir ergatterten noch einen Platz im Seitenschiff und harrten der Dinge, die da kommen sollten. Auch nach dem Einzug der Priester brach der Strom der Touristen nicht ab. Eine andächtige Stimmung kam nicht auf denn an allen Ecken wurden mit Handys Fotos und Videos gemacht. Eine Atmosphäre wie auf dem Kölner Hauptbahnhof…. Nach nicht ganz zehn Minuten hatten wir die Nase voll. Es ist zwar toll, dass die Spanier so tolerant sind und niemandem den Zutritt zur Kathedrale verwehren, aber so verliert die Messe jegliche Stimmung und Würde.
Die gesamte Altstadt von Santiago steht im Zeichen des Jakobsweges und der Pilger.Überall in der Stadt konnte man Souvenirs erstehen: Die Pilgerstöcke mit Wasserflasche und der Jakobsmuschel hatten es Dietmar besonders angetan. Bald wurde man sich handelseinig und so verwandelte sich mein Kapitän ein einen „waschechten“ Pilger. Die Wasserflasche und die Muschel waren ihm aber zu peinlich und wurden direkt entfernt. Der schöne Wanderstock wurde aber den ganzen restlichen Tag „stolz“ präsentiert. So wie ich ihn kenne hat er sich den Stock nur gekauft, um zum Ausdruck zu bringen was er von der Kommerzialisierung einer an sich guten Sache hält. Später einmal will er den Stock seinem Freund Reiner aus Bayern schenken wenn ich ihn richtig verstanden habe. Wie auch immer, jetzt haben wir auf jeden Fall eine wirkliche Waffe an Bord, mit der wir Einbrecher in die Flucht schlagen können 🙂
Gegen späten Nachmittag wurde es in der Stadt doch recht voll und so wurde einstimmig beschlossen, die Heimreise nach La Coruna anzutreten. Genauso unkompliziert wie auf dem Hinweg ging es auch wieder zurück. Am Bahnhof in das nächste Taxi gehopst und schon waren wir wieder zurück in der Marina.
Mit dem Auto wäre die Tour bestimmt nicht so stressfrei gewesen und auf jeden Fall nicht so günstig. In Galizien sind die Züge in einem wirklich tollen Zustand und auch pünktlich.
Nach einer Entspannungspause in der Marina zogen Waltraud und ich noch einmal los, um noch etwas Leckeres zum Abendbrot zu beschaffen. Gerade als wir im Supermarkt fertig waren, klingelte das Handy. Dietmar und Wolfgang warteten im Stadthafen auf uns, um unsere Einkäufe mit dem Dinghi zum Boot zu transportieren. Was für ein Luxus. So konnten wir ohne lästige und schwere Taschen weiterziehen. Denn es stand noch ein Punkt auf unserer Einkaufsliste. Spanien ist ja berühmt für seine Schinken. In der Altstadt waren wir schon oft an Geschäften vorbeigekommen, in denen die gesamte Decke voller Schinken hing. Jetzt wollten wir diese Leckereien auch probieren. Nach einer tollen Beratung durch die Verkäufer wählen wir aus der Fülle der verschiedenen Schinken verschiedene Kostproben aus und kauften zusätzlich noch etwas spanischen Käse. Das Abendessen an Bord war ein echter Schmaus 🙂