Boulogne-sur-Mer

Das nächste Ziel, das in Frankreich auf unserem Reiseplan stand, war nur einen Katzensprung entfernt und hieß Boulogne-Sur-Mer. Die Entfernung von 25 Seemeilen sollte leicht an einem Nachmittag unter Segeln zu bewältigen sein. So entschieden wir uns, Calais erst gegen 14 Uhr, also zwei Stunden nach Hochwasser, zu verlassen. So würden wir auf dem Weg von der Strömung profitieren, die dann genau mit uns Richtung Boulogne laufen würde.

So hatten wir noch etwas Zeit in Calais, die wir für einen Ausflug zum Fährhafen nutzen wollten. Mit jedem weiteren Schritt auf dem Weg dorthin verstärkte sich der Eindruck, dass die Umgebung immer trister und verwahrloster erschien. Zum Beispiel kamen wir an einem Gelände vorbei, auf dem Asylbewerber hoffend einen Weg nach England zu finden, in Zelten untergebracht waren. Das zu sehen stimmte uns sehr traurig. So entschlossen wir uns wieder in Richtung Zentrum zu marschieren. Gerade als wir los marschieren wollten, liefen wir einem englischem TV-Team in die Arme, das eine Reportage über das Asylbewerberproblem in Calais machte. So erfuhren wir, das die Menschen eigentlich auf dem Weg nach England waren und in Calais gestrandet sind. Eine in jeder Hinsicht schwierige und belastende Situation für alle Beteiligten. Mal sehen, ob meine persönliche Meinung irgendwo in England im Fernsehen ausgestrahlt wird 🙂

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Zurück auf der Summer bereiteten wir uns auf die Öffnung der Hafen-Brücke um 13:45 Uhr vor. Pünktlich war alles fertig und wir konnten entspannt in den Vorhafen einlaufen. Dort erhielten wir aber von Port Control, die wir dieses Mal direkt brav angefunkt und um Genehmigung zum Verlassen des Hafens gebeten hatten, die Anweisung noch vier Fähren in den Hafen einlaufen zu lassen, bevor wir endlich rausmotoren durften. So drehten wir noch fast eine halbe Stunde unsere Kreise und verbrannten kostbaren Diesel, während ein dicker Pott nach dem Nächsten an die Docks fuhr.

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Dann endlich gab es auch für uns grünes Licht und wir suchten schnell das Weite. Die 25 Seemeilen in Sichtweite der französischen Küste waren ein echter Spaziergang. Gegen halb sieben Uhr fuhren wir in den Hafen von Boulogne-Sur-Mer ein. Er ist der größte Fischereihafen Frankreichs und kann bei jedem Tidenstand angelaufen werden. Trotzdem ist es ein komisches Gefühl, in einen Hafen einzufahren und erstmal 5 Meter nach oben schauen zu müssen, um den Rand der Kaimauer zu sehen. Der Yachthafen liegt ganz am hinteren Ende der Hafenanlage und war leider schon recht voll. Nach einigem Hin-und-Her konnten wir aber als zweites Boot an einem Kopfsteg festmachen. Die Segler der anderen Yacht beeindruckten uns sehr mit ihrer „großen Hilfsbereitschaft“ und zogen ihre Yacht doch tatsächlich nach mehrmaliger Aufforderung durch den Hafenmeister zwei Meter weiter nach vorne. Trotzdem ragten immer noch 5 Meter von unserem Heck ziemlich unglücklich über den Steg hinaus in die Einfahrt des Beckens. Unter Seglern hilft man sich eigentlich immer wenn man sieht, dass eine Hand benötigt wird. Die Burschen waren wohl das eine Prozent, welches niemals die Hilfe anderer braucht. Man sieht sich immer zweimal…. 🙂

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Pünktlich zur zweiten Halbzeit im Spiel Deutschland:USA lief dann endlich der Fernseher. Die Übertragungsqualität war zwar zum großen Teil echt katastrophal, aber immerhin haben wir das Tor gesehen….aber erst 5 Minuten nachdem es gefallen war. Hoffentlich können wir das nächste Spiel in besserer Qualität genießen.

Am nächsten Morgen ging es auf Erkundungstour, bergauf in die Altstadt. Überall schwirrten englische Schulkinder durch die Gegend. Wir ließen uns aber nicht stören und besichtigten die mit einer Befestigungsanlage umgebene Oberstadt und die Basilika „Notre Dame“ in aller Ausführlichkeit.

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Nach einer typisch französischen Kaffeepause mit Crêpes, wollten wir das Meeresaquarium Nausicaä (Centre National de la Mer) besuchen. Dort angekommen mussten wir feststellen, dass auch dort wahnsinnig viele Schulkinder unterwegs waren. So verschoben wir unseren Besuch lieber auf den nächsten Morgen. Ganz ohne Fisch 🙂 wollten wir aber auch nicht zurück auf Boot. Auf dem Rückweg kauften wir uns direkt vom Kutter zwei riesige Schollen zum Abendessen für den sagenhaften Preis von 2€ pro Kilo. Unvorstellbar günstig, aber wirklich sehr lecker. Die Zubereitung an Bord ist zwar etwas kniffelig, da wir nur eine große Pfanne besitzen (und die war für die eine Scholle auch schon zu klein). Der Trick: eine Scholle fertigbraten und dann zeitgleich über den gemeinsamen Teller herfallen 🙂 Das schärft die Reflexe und hebt das Gemeinschaftsgefühl! Und weil sich niemand verletzt hat, wird es morgen Abend wieder Scholle geben.

 

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