Endlich ging es schwungvoll in die richtige Richtung. Bei angenehmen 15 Knoten Wind setzten wir am Nachmittag auch das Großsegel und liefen mit sieben Knoten unserem Ziel entgegen.
Unser Pinnenpilot wurde über den Tag ganz schön strapaziert. Immer wieder bekam er ordentliche Meerwasser-Duschen ab, die er nicht besonders gut verkraftete. So hatte Dietmar schon zweimal eine Sicherung nach einem Kurzschluss austauschen müssen. Besonders ärgerlich war es, dass der Gute einfach lautlos den Dienst quittierte, ohne noch ein letztes Alarmsignal von sich zu geben. Da unsere CESARINA bei gut getrimmten Segeln eigentlich fast von selber wie auf Schienen gerade aus segelt, wurde der Ausstieg des Pinnenpiloten erst bei der nächsten heftigen Böe bemerkt. Das war immer etwas stressig 🙁
Gegen Abend durfte ich wieder als Erste in die Koje 🙂 Sehr zuvorkommend, der Herr Kapitän. Aber gegen zwölf wurde ich von selber wieder wach. Draußen heulte der Wind im Rigg. Das hörte sich gar nicht gut an und wir hatten das Großsegel noch oben. Nach einigem Hin-und-Her entschieden wir uns, es trotz der widrigen Bedingungen zu bergen. Also verpackten wir uns schnell und wasserdicht in unserem Ölzeug und mit Rettungsweste und Lifeline ausgerüstet machten wir uns ans Werk.
Das Problem an unserem Großsegel ist zum einen die Größe und zum anderen die kaputten Lazy-Jacks. (Für Nicht-Segler: Lazy-Jacks dienen dazu, das Segel nach dem Herunterlassen in mehr oder weniger gefalteter Form oben auf dem Mast zu halten, damit es nicht auf dem gesamten Deck herumweht.) So muss das Segel bei der CESARINA nach dem Herunterlassen unbedingt mit Segelbändern am Baum fixiert werden. Das ist bei viel Welle ein nicht ganz einfaches und auch nicht ungefährliches Unterfangen. Normalerweise kann ich Dietmar vom Cockpit aus unterstützen, wenn der zuverlässige Hydra (unser Autopilot) die Steuerung übernimmt. Doch das war ja diesmal nicht möglich, da die Gute irgendwie immer noch Fehlermeldungen ausspuckte. So war Dietmar auf sich allein gestellt und er machte seine Sache sehr gut. Trotzdem waren wir beide sicher, dass wir das nicht ein zweites Mal erleben wollten. Auf Gran Canaria stehen neue Lazy-Jacks oder besser noch ein Lazy-Bag ganz oben auf der To-Do-Liste. Und auch unser lieber Hydra würde eine Prüfung auf Herz und Nieren erhalten.
Der Rest der Nacht war geprägt von mehreren Gewittern, die erfreulicherweise doch um uns herum vorbeizogen. Deutlich konnte man am Horizont das Wetterleuchten und die Blitze sehen. Zuhause auf meiner Couch mit einer schönen Tasse Tee finde ich Gewitter wirklich sehr schön anzusehen, hier draußen aber gehören sie nicht zu den von mir bevorzugten Wetterphänomenen 🙁 Gegen Morgen war der Spuk dann aber endlich vorbei und der Tag begann deutlich friedlicher mit einem tollen Sonnenaufgang.
Hi, warum habt ihr nicht einfach die Windfahne benutzt?
Wir hatten auch Ärger mit unserem B&G Windmesser (an Hydra 330). In Las Palmas konnte uns niemand helfen, aber in Santa Cruz de Tenerife gibt es eine sehr gute B&G Vertretung….