Archiv für den Monat: Dezember 2016
Glücksgefühle, Lack und Kekse oder eine Ode an die Freude
In dem Moment als „Friend“ und „Jerry“ bei uns am Steg auftauchten und sich als Experten in Lackierarbeiten präsentierten, war ich den Beiden gegenüber zunächst relativ misstrauisch eingestellt. So viele Leute fragen nach Jobs, die sie am Schiff erledigen wollen und jeder ist DER Experte in seinem Fach. Welch einen Glücksgriff ich mit den Beiden gemacht habe, zeigt sich jeden Tag immer ein Stückchen mehr. Zuverlässig, sehr gründlich und gewissenhaft, dazu mit vielen Jahren Expertise und einem Empfehlungsschreiben von dem Eigner Tim und seinem Bootsmann der britischen Yacht „Braveheart of Sark“. Einem Schiff wie Cesarina, nur 25 Jahre jünger und 72 Fuß lang.
Die Lackierarbeiten gehen gut voran. Nach jeder neu aufgebrachten Schicht mit Hochglanz-Klarlack wird alles wieder angeschliffen und somit die Lackoberfläche geöffnet, bevor die nächste Schicht mit dem Pinsel aufgebracht wird. Das ganze Prozedere wiederholt sich dann bis zu 10x. In vielen Bereichen kann man schon sehr gut sehen, dass der Lack einen sehr tiefen Glanz bekommt. Das ist die Magie, die von Holz ausgeht. Das ganze Schiff lebt und atmet durch den Naturstoff und spricht mit dem Betrachter. Es ist so als wenn man jemandem tief in die Augen schaut und darin gedankenverloren versinken kann……
Viele Menschen die hier täglich vorbeigehen halten an und betrachten CESARINAs Linien. Manchmal sagen die Leute, dass sie das schönste Schiff sei, welches sie langem hier in der Marina gesehen haben. Das macht den Skipper natürlich schon etwas stolz :-).
Auf der anderen Seite höre ich auch aus verschiedenen Richtungen, dass manche der Meinung sind, dass ich es „etwas“ übertreibe. Wie kommen die bloß darauf :-)? Mag ja sein, dass für manch anderen die Pflege und Arbeit am Schiff mehr Last als Lust bedeutet und dessen Vorlieben anders gelagert sind. Fast wie früher…Wie oft haben damals unsere Kunden und Wettbewerber über meine Freude an Perfektion und dem ständigem Streben nach dem „Besten“ verständnislos den Kopf geschüttelt. Nur unsere Mitarbeiter waren stolz auf Ihre Firma und immerhin haben wir es ja auch nach nur 14 Jahren bis ganz nach oben geschafft. Entweder mache ich etwas „richtig“ oder gar nicht. „What ever makes your boat float“ oder was immer Dich auch glücklich macht.Warum sollte es beim Schiff denn anders sein? Liebe und Leidenschaft für das was man macht, ist die Basis und der Ursprung solcher Projekte und kann auch nicht mit Logik und Ratio begründet werden. Das Schöne ist ja, dass dieses Projekt niemals fertig werden wird 🙂
Mein lieber Mitsegler Jürgen kann jetzt gern am 27.12 an Bord kommen. Ich bin mir sicher, dass wir die Leidenschaft für schöne klassische Yachten und die See teilen und eine geniale Zeit bis nach Australien haben werden. Das Leben kann schon cool manchmal cool sein 🙂
Riesig gefreut habe ich mich als ich gestern ein Paket von meinem lieben Freund Franjo aus Köln bekommen habe. Schon die geschriebenen Worte „Cakes and Black Bread“ auf dem Paket haben fast dazu geführt, dass die junge Dame im Marinabüro es erst gar nicht herausgeben wollte. Es roch schon von außen sehr gut 🙂 Allein schon, dass jemand sich die Mühe macht ein Paket an mich auf die ferne Reise zu bringen ist „Gold“ wert. Alle Kekse und das Paket Schwarzbrot sind aus eigener Herstellung und sind einfach nur köstlich. So fern der Heimat weiß man solche Dinge und tollen Geschenke noch 3x mehr zu schätzen. Wie gesagt, das Leben kann schon manchmal sehr cool sein 🙂
In dem Sinne wünschen Marina-Katze „Pischi“ und ich von Bord der CESARINA Euch allen ein schönes Weihnachtsfest!
Auf neuen Wegen, oder ein neuer Abschnitt beginnt
Es hat sich viel ereignet in den letzten Monaten. Vor 7 Monaten hat mir die Skipperin unwiderruflich mitgeteilt, dass Sie zum Ende des Jahres von Bord gehen wird. Katja möchte wieder nach Deutschland zurück und ein geregeltes Leben nach Ihren eigenen Vorstellungen und Wünschen führen. In der Zeit danach hatte ich gezwungener Maßen die Gelegenheit, mir einen neuen Gegenentwurf einfallen zu lassen, an dessen Ende ich für mich eine Entscheidung treffen musste, wie es denn für mich weitergehen sollte. Keine wirklich leichte Aufgabe….
Am 13. Dezember war es dann soweit. Als das Taxi zum Flughafen auf den Parkplatz der Rodney Bay Marina rollte, haben wir den Abschied kurz gehalten. Es gibt definitiv schönere Dinge mit denen man hier in der Karibik seine Zeit verbringen kann.
Seit dem 21. Lebensjahr träume ich davon, mit meiner Traumyacht, um die Welt zu segeln. Der Wunsch diesen Traum zu leben, ist definitiv stärker als die Sorge vor Veränderungen. Somit habe ich einen Platz bei der World ARC Organisation gebucht ohne eigentlich zu wissen, mit wem ich diese Rallye um die Welt zusammen segeln würde. Nur eines war mir stets klar. Ich wollte auf gar keinen Fall mit ständig wechselnder Crew diese gewaltigen Distanzen bewältigen. Die Herausforderung war also einen Mitsegler zu finden der Zeit hat, die nötige seglerische Erfahrung besitzt, meine CESARINA zu würdigen weiß und wo auch noch die Chemie stimmt. Normalerweise ist das eine kaum zu lösende Aufgabe.
Das Leben hat es aber wieder einmal gut mit mir gemeint:-) Rein zufällig und absolut unerwartet habe ich einen Anruf von einem Freund bekommen, dem ich von meinen Plänen und den anstehenden Veränderungen erzählt habe. Jürgen war sofort Feuer und Flamme und das eigentlich „Unmögliche“, entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem gemeinsamen Plan. Mein Gefühl sagt mir, dass die Voraussetzungen für eine tolle Reise nicht besser sein können. Es passt einfach alles ohne Wenn und Aber und den Rest kriegen wir auch hin.
Am 27. Dezember wird Jürgen hier in St. Lucia anreisen und am 7. Januar geht es dann schon los nach Kolumbien. Der erste Törn geht gleich über 900 Seemeilen. Das sollte reichen, das Schiff kennenzulernen und unsere Gemeinschaft auf eine gute gemeinsame Basis zu stellen. Im Februar wird Katja dann noch einmal eine Etappe mit uns von Panama nach Galapagos segeln. Das war stand schon immer ganz oben auf Ihrer Wunschliste und wir freuen uns auf eine schöne gemeinsame Zeit an Bord.
Danach geht es dann für Jürgen und mich von Galapagos aus über 3000 Seemeilen zu den Marquesas und dann quer durch die Südsee nach Australien. Diese großen Distanzen und der gewaltige Pazifik werden uns natürlich so einiges abverlangen. Das muss man die See und das Segeln schon sehr lieben 🙂
Im August muss Jürgen dann wieder nach Deutschland zurück, denn dort warten Tochter und Firma auf ihn. Ich habe die Absicht ein Jahr in Australien, Neuseeland oder in der Südsee zu verbringen. Keine Ahnung, wer mit an Bord sein wird oder wohin es gehen wird. Ich weiss nur, dass sich schon etwas ergeben wird. Der Plan ist, keinen Plan zu haben…… Ich finde, das klingt für den Anfang doch schon einmal gar nicht so schlecht.
Bis dahin wird CESARINA jeden Tag mehr ein Stück weiter in einen annähernd perfekten Zustand gebracht und für die Reise vorbereitet. Seit 2 Wochen schon werden von einheimischen Spezialisten alle Decksaufbauten professionell neu lackiert. Das ist doch wie ein vorgezogenes Weihnachtsfest für mich 🙂 Alles Weitere wird sich dann schon ergeben…..
Wieder in der Rodney Bay
Der Wind war günstig, aber es regnete wieder wie aus Eimern. Wollten wir wirklich nach St. Lucia aufbrechen??? Denn auch wenn der Regen nicht so kalt wie in Deutschland war, war es trotzdem nicht das Segelwetter, das wir uns vorgestellt hatten 🙁 Aber wie heißt es so schön: Abwarten und Tee trinken. Kaffee geht natürlich auch 🙂 und nach dem langen und ausgiebigen Frühstück wurde die Wolkendecke lichter. Gegen zwei Uhr in einer Regenpause gingen wir Anker auf und nahmen Kurs auf St. Lucia. Gute 150 Seemeilen lagen vor uns und am Freitag wollten wir da sein.
Je weiter wir uns von Guadeloupe entfernten, desto besser wurde das Wetter und die letzten Stunden vor unserer Ankunft waren wirklicher ein besonderer Segelgenuss.
In der Rodney Bay entschieden wir uns direkt in die Marina zu fahren, bevor wir durch die permanent ankommenden ARC-Schiffe keinen Platz mehr bekommen würden. Das erwies sich als wirklich gute Entscheidung :-), obwohl wir im Hafen auf das Badevergnügen vom Schiff aus, jetzt erst einmal verzichten müssen.