Die nächsten Tage waren von ungemütlichem Wetter geprägt, auch wenn die Zahl sieben vielleicht etwas übertrieben ist :-). Weitere Spaziergänge durch die Stadt waren bei dem grauen und regnerischen Wetter nicht einmal mehr nach meinem Geschmack. So kamen auch einmal wieder die alltäglichen Dinge an die Reihe: Wäsche waschen, Blogs und Emails schreiben. Dietmar kümmerte sich noch um verschieden technische Dinge und bestellte fleißig Ausrüstungsgegenstände im Internet. Wenn man schon einmal eine feste amerikanische Lieferadresse hat, muss man das auch ausnutzen.
Elias stand uns mit Rat und Tat und seinem Auto zur Seite. Am Mittwoch hatten wir die Gelegenheit seinen alten Freund Steve kennenlernen, der ein begeisterter und erfahrener Segler ist. Er bereitete uns ein wunderbares Frühstück zu und gab uns viele gute Tipps für den weiteren Weg. Donnerstag unternahmen wir einen Ausflug ins „Museum Of Science“.
So verging der graue Nachmittag überraschend schnell, bevor wir abends zusammen mit Elias und seiner Frau Susan zum Tapas Essen gingen. In einem kleinen gemütlichen Restaurant in Back Bay ließen wir uns die Köstlichkeiten schmecken, die genauso gut wie in Spanien schmeckten oder vielleicht sogar noch besser?! 🙂
Am Freitag war die Reisegruppe meiner Freundin Anja wieder zurück in Boston. So stand einem weiteren Treffen natürlich nichts im Wege. Vorher wollte ich aber die Trinity Church noch von innen anschauen und machte mich mit der Subway auf den Weg. Jetzt konnte ich mir die Züge, die immer direkt unter unserem Boot hindurch rumpelten auch einmal direkt ansehen 🙂 Die U-Bahn-Station lag ja wirklich direkt um die Ecke.
An der Kirche angekommen, wurde mir leider der Eintritt verwehrt 🙂 Genau heute fand ein Konzert statt. Ich könne ja in zwei Stunden wieder kommen. Nein, das konnte ich leider nicht, denn ich war ja verabredet. So zog ich unverrichteter Dinge wieder von dannen und da es nicht nach Regen aussah spazierte ich zurück in die Stadt. Im Boston „Common“ (Park) konnte ich einen Falken bei der Eichhorn-Jagd beobachten. Aber die dreisten Eichhörnchen schienen keine leichte Beute zu sein und der Jäger saß scheinbar hungrig aber auch ohne Scheu mitten auf der Wiese.
Am Quincy Market traf ich dann Anja und nach einem leckeren Mittagessen ging es auf zum Shoppen. Das macht mit einer Freundin doch deutlich mehr Spaß als mit männlicher Begleitung. Auch wenn wir letztendlich ohne Beute den Nachmittag beendeten, war es trotzdem eine lustige Zeit gewesen. Anjas Flieger würde morgen Nachmittag in Richtung Deutschland abheben. Jetzt musste sie mit dem Reisebus zurück ins Hotel und ich musste auch die Beine in die Hand nehmen, denn heute Abend hatten wir noch Großes vor: Wir wollten zum Baseball.
Elias hatte es geschafft, uns noch Karten für das ausverkaufte Spiel der Play Offs für den heutigen Abend zu beschaffen. Da er uns selber nicht begleiten konnte, hatte er seinen alten Freund Mark dazu verpflichtet. Nicht, dass wir noch verloren gingen. So wurden wir um fünf vor der Marina abgeholt und quälten uns durch den abendlichen Berufsverkehr in Richtung Fenway Park, dem Heimstadion der Boston Red Sox. Rund ums Stadium waren die Parkplätze rar und die Preise beeindruckend. Am ersten Parkplatz stand ein Preisschild: 45 $. Gut, dachten wir weise, weiter weg wird es sicher billiger. Leider waren die folgenden Parkplätze dann mit 50$ oder sogar 55$ ausgewiesen. Das war ja mal wieder besonders clever von uns gewesen 🙂 Da wir aber den Preiswucher nicht mitmachen wollten, fanden wir einfach eine freie Parkuhr und parkten für $2,50 unser Auto keine drei Minuten vom Stadium entfernt.
Baseball ist irgendwie eine Sportart für sich. Dietmar hatte schon Anfang der Wochen die Regeln per Email erhalten und ausgiebig studiert. Gleich würden wir sehen, ob wir dem für uns fremden Spiel auch irgendwie folgen konnten. Im Stadion angekommen suchten wir erst einmal unsere Plätze. Ganz weit oben bot sich uns eine wunderbare Übersicht über das Spielfeld. Leider wehte aber ein kräftiger Wind den kalten Nieselregen genau auf unsere Plätze unter dem Vordach. Das würde ein eher ungemütlicher Abend werden. Vor dem Spiel mussten wir uns aber noch mit den typischen Hot Dogs und den traditionellen Erdnüssen versorgen, wie zu jedem Baseball-Spiel dazu gehören. Leider gab es nur Bier und Softdrinks, mir wäre eher nach einem Glühwein gewesen, obwohl ich schon wohlweislich Skiunterwäsche angezogen hatte. Die Amerikaner zelebrieren Sportveranstaltungen derart enthusiastisch, wie wir es in Deutschland so nicht kennen.
So wurde irgendwann feierlich das Spielfeld enthüllt, verschiedene Personen gewürdigt und dann schließlich die Nationalhymnen von den beiden Teams aus den USA und Kanada gesungen. Dann ging es endlich los, die Stimmung im Stadion war ausgelassen und wir waren…völlig überfordert. Trotzdem war es faszinierend und spannend. Nach dem sechsten Inning waren wir aber so tiefgefroren, dass wir das Handtuch warfen und zurück auf unsere CESARINA wollten. Mark machte gute Miene zum bösen Spiel und taute uns in seinem Auto wieder auf, bis wir die Marina wieder erreicht hatten. An Bord machten wir uns noch einen heißen Tee, bevor wir uns dann schnell ins warme Bett verkrümelten.
Der Regen hatte die ganze Nacht nicht aufgehört und der Samstag begann trübe, aber windstill. Wir wollten heute ins „Museum of Fine Arts“ fahren, hatten aber bei dem Wetter echte Motivationsprobleme. So war es dann schon kurz nach Mittag als wir das Dinghi in der Marina parkten und uns auf den Weg zur U-Bahn machten. Unsere Station erreichten wir gemeinsam mit der Bostoner Feuerwehr. Mehrere Einsatzwagen mit Blaulicht parkten rund um die Station. Da würden wir uns wohl noch etwas gedulden müssen. Es stellte sich bald heraus, dass wohl nichts Weltbewegendes passiert war und wir durften hinunter zu den Gleisen. Zur Feier des Tages fuhren wir heute auch kostenlos 🙂 als kleine Entschädigung für die Aufregung und Wartezeit.
Das Museum war ein echtes Highlight unseres Boston Besuchs und wir hätten hier auch gern mehr Zeit verbringen können. Von der ägyptischen Mumie bis zur modernen Kunst war in dem riesigen und wunderbar gestalteten Museum wirklich alles zu finden. Leider schloss es am heutigen Tag schon um fünf Uhr seine Tore, wirklich schade. Der Regen hatte leider immer noch nicht aufgehört und wir verzogen uns so schnell wie möglich zurück ins Trockene auf unsere CESARINA.
Als auch am nächsten Morgen wieder dicke graue Wolken am Himmel hingen, war meine Laune auf dem Tiefpunkt angekommen. Dazu kam die Unsicherheit bezüglich der Zugbahn des Hurrikans Matthew. Fast seit einer Woche schmiedeten wir jeden Tag Pläne, die wir am nächsten Morgen mit der neuen Wettervorhersage dann wieder verwarfen. Das war doch zum Heulen 🙁 Schmollend verzog ich mich mit einem Buch in die Sofaecke. Diesen gemütliche Platz verließ ich den ganzen Tag nicht mehr und schmollte, während Dietmar am Nachmittag eine Regenpause nutzte, um ein bisschen durch die Stadt zu gehen. Nach einem Ausflug ins italienische Viertel kam er mit drei Stück Kuchen zurück, die es wirklich in sich hatten. Wir sind ja wirklich gut trainierte Naschkatzen, aber so viel Schokolade und Zucker waren auch für uns zu viel. Es sollte dann noch zwei weitere Tage dauern, bis der Kuchen komplett verschwunden war. Das hat bei uns schon etwas zu bedeuten 🙂