Ganz unamerikanisch ist Boston eine Stadt für Fußgänger, also ganz nach meinem Geschmack. Dietmars Geduld wurde ziemlich auf die Probe gestellt, denn ich kann stundenlang einfach durch die Gegend laufen, Fotos machen und die Stadt erkunden 🙂
Samstagfrüh standen wir aber vor einer anderen Aufgabe. Unsere Gasflasche war leer, obwohl wir diese erst vor zwei Tagen gewechselt hatten. Durch einen defekten Dichtring hatte sich die gesamte Flaschenfüllung buchstäblich in Luft aufgelöst. Nicht mal Wasser für den morgendlichen Kaffee hatten wir kochen können. Ohne Frühstück zogen wir mit dem Taxi los zu der einzigen und abenteuerlichsten Gas-Station von 1891, die wir je gesehen hatten. Die hätte auch gut in die Karibik gepasst 🙂 Neben den verschiedensten Gasflaschen wurden nämlich auch ein Rudel Straßenkatzen bestens versorgt 🙂 Aber schnell und recht günstig wurden unsere Flaschen wieder gefüllt und wir konnten zurück zur Marina fahren. Da die ganze Aktion doch gute zwei Stunden gedauert hatte, entschieden wir uns für ein Mittagessen in der Stadt. Quincy Market, die bekannte Markthalle mit den verschiedensten Futterständen liegt keine fünf Minuten entfernt.
An diesem sonnigen und warmen Samstag war in der Stadt die Hölle los. An den Stationen der Sightseeing-Busse hatten sich lange Schlangen gebildet. Nach der langen Zeit in Maine fühlten wir uns doch etwas überfahren 🙂 Schon die Auswahl eines Mittagessens aus den gefühlten 1000 Möglichkeiten dauerte länger als es bei unserem Hunger hatte dauern sollen 🙂 Nach dem Essen trödelten wir noch ein bisschen durch die Stadt und stießen zufällig auf den Wochenmarkt. Im Gegensatz zu den gesalzenen Preisen, die wir aus den meisten Supermärkten schon fast gewohnt waren, kostete hier alles einen Dollar: Eine Mango – ein Dollar, Drei Nektarinen – ein Dollar, Eine Wassermelone – ein Dollar…..Bald hatten wir unseren Wocheneinkauf erledigt und zogen uns zur Entspannung auf die CESARINA zurück. Hier hatten wir unsere Ruhe und konnten aus sicherer Entfernung den Trubel am Ufer beobachten. Erst am späten Nachmittag verließen wir unsere sichere Insel wieder und erkundeten die Innenstadt ohne besonderes Ziel, tranken Kaffee in einem der unzähligen Cafés und bummelten durch die Einkaufsstraßen.
Am Sonntag stand dann endlich Sightseeing im großen Stil auf dem Programm. So spazierten wir bei strahlenden Sonnenschein vorbei am Massachusetts State House mit der tollen goldenen Kuppel und dem Park „Boston Common“ zuerst nach Beacon Hill, dem alten Wohnviertel von Boston. Mit seinen wunderbar gepflegten Backsteinhäusern war jede Straße ein toller Anblick. Wir haben später erfahren, dass die Häuser hier so gut wie nie verkauft sondern überwiegend vererbt werden. Hier zu wohnen ist wohl ein echtes Privileg 🙂
Nach einer kleinen Stärkung ging es weiter am Ufer des Charles Rivers entlang, vorbei an der Trinity Church bis nach Back Bay. Hier wollten wir zum Sky-Walk, einer Aussichtsplatzform in der 50. Etage des „Prudential Tower“. Schon seit einer Stunde hatte Dietmar weitere Umwege, die nicht direkt zum Sky-Walk führten deutlich untersagt 🙂 Anscheinend hing ihm auch der Magen in den Kniekehlen? Wie konnte das nur passieren? Wir waren doch kaum vier Stunden unterwegs seit der letzten Pause 🙂
Nach der wunderbaren Aussicht über Boston konnte ein Supermarkt Abhilfe schaffen und frisch gestärkt ging es zu Fuß wieder zurück zur Marina.
Zurück auf der CESARINA gab es ein Festmahl mit restlichem Baguette, Laugenbrötchen und tollem italienischen und französischen Käse. So einfach sind wir glücklich zu machen 🙂
Am Montag wollte ich unbedingt den Freedom Trail laufen. Dieser Weg durch Boston führt an den wichtigsten historischen Stätten vorbei. Dietmars Bedarf an Spaziergängen war aber fürs erste gedeckt 🙂 Also zog ich alleine los.
Boston Common, Massachusetts State House, South Church……bis zur USS Consitution – einem alten Kriegsschiff. Pünktlich um fünf Uhr war ich wieder zurück in der Marina, denn wir waren zum Abendessen eingeladen. Auf der anderen Flussseite in Cambridge verbrachten wir einen tollen Abend mit Elias und seiner Frau Susan bei einem hervorragenden Dinner, wunderbaren Weinen und spannenden Gesprächen.