Schon recht früh hatten wir unser Gepäck wieder in unserem Mietwagen verstaut, der zwei Tage bewacht vor unserer Casa auf uns gewartet hatte. Für uns war es immer noch ein komisches Gefühl, das Auto nicht einfach irgendwo parken zu können. Im sicheren Deutschland macht man sich einfach keine Gedanken darüber, ob über Nacht die Reifen verschwunden sein könnten. In Kuba scheint es wohl zum Alltag zu gehören. Jedes Privatquartier, in dem wir übernachteten, hatte ein eigenes Konzept zur Sicherung des Autos 🙂 Das ging von der privaten Garage oder Stellplatz auf dem Grundstück, über den extra angeheuerten nächtlichen Bewacher bis zu bewachten Parkplätzen in der Nähe der Unterkunft. Wir waren sehr dankbar über den angebotenen Service und konnten am Ende der Reise unser Auto mit den vier ursprünglich montierten Reifen ohne zwischenzeitliche Pannen in Havanna wieder abgeben.
Unser Weg nach Trinidad führte uns zuerst nach Santi Spiritus. Die Stadt war nach Santa Clara eine echte Erholung für uns. Deutlich kleiner, aber auch in einem deutlich besseren Zustand genossen wir den Stadtbummel in der recht gepflegten Altstadt. In einer kleinen Eisdiele gab es dann einen großen Eisbecher für jeden von uns zum Mittagessen. Auch hier wurde die Landeswährung Pesos verlangt. Gut, dass wir uns am Morgen noch in unserer Casa etwas Geld getauscht hatten. So konnten wir diesmal problemlos bezahlen. Bevor wir weiterfuhren, suchten wir noch einen kubanischen Laden auf. Wir wollten uns einfach mal ein Bild davon machen, was sogenannte Luxusgüter (besonders Seife) in Kuba eigentlich kosten. In vielen Reiseführern liest man davon, dass Reisende von den Einheimischen um Seife oder Kugelschreiber angebettelt werden. Sicherheitshalber hatten auch wir einen Vorrat dabei. Bisher hatte sich aber die Nachfrage in Grenzen gehalten. Während Obst und Gemüse sehr günstig ist, kann man Seife in Kuba schon als Luxusware einstufen. In dem besuchten Laden kostete ein normales Stück Seifen zwei CUC. Für mein Gefühl schon fast unvorstellbar teuer. Für zwei CUC kann man sehr leicht zwei gut gefüllte Tüten mit Obst und Gemüse einkaufen. Irgendwie stimmte hier das Verhältnis nicht 🙁
Tinidads Geschichte hängt direkt mit dem Zuckerrohranbau auf Kuba zusammen. So lag das „Valle de los Ingenios“ auf unserem Weg in die Stadt. Rechts und links der Straße findet man Ruinen und Überreste der vor langer Zeit so reichen Zuckerplantagen. Nicht immer ist es aber einfach, diese im Reiseführer beschriebenen Schätze in der Wirklichkeit auch zu finden. Die Beschilderung ist zwar in diesem Teil von Kuba schon besser als im Restlichen, doch für europäische Verhältnisse ist sie immer noch kaum vorhanden. So fanden wir ein schönes, recht gut erhaltenes Herrenhaus, das ehemals zur größten Zuckerfabrik Kubas gehörte. Die Überreste der Fabrik waren aber leider komplett abhandengekommen 🙂 Wir besuchten den 45 Meter hohen Turm „Torre de Iznaga“, der damals zur Beaufsichtigung der Sklaven benutzt wurde. Kurz vor Trinidad machten wir einen letzten Stopp. Von dieser alten Zuckerplantage waren sowohl die Ruinen der Sklavenunterkünfte als auch der Produktionsanlagen vorhanden. Ein kompliziertes Wasserleitungssystem hatte die gesamte Plantage mit frischem Wasser versorgt. Das Haupthaus wird momentan gerade restauriert. Leider fehlte an allen Orten, die wir besucht hatten, jede Form von Hintergrundinformationen, die einen Besuch erst lehrreich gemacht hätten. Zwar hatten wir unseren Reiseführer dabei, der in vielen Punkten weiterhelfen konnte, doch wäre es oft schön gewesen mehr über die Orte zu erfahren, die wir besucht hatten 🙁 Aber vielleicht kommt das ja irgendwann einmal noch.
Trinidad selbst gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO und wird als eine der schönsten Städte Kubas beschrieben. Berühmt und berüchtigt ist das Kopfsteinpflaster der Altstadtstraßen, das nicht besonders zu einem Spazierbummel einlädt und auch kaum sauber zu halten ist. Unsere Casa lag wieder direkt im Zentrum der Stadt in einem gut 300 Jahre alten Haus, das zwar nur acht Meter breit, aber dafür gefühlte zwanzig Meter tief war. Im Laufe der Jahre hatte jede Generation noch ein Stückchen angebaut. Sehr angenehm war der Hinterhof, von dem unsere Zimmer abgingen. So konnte man bequem noch etwas Frischlauft genießen. Nach dem langen Tag machten wir nur einen kurzen Spaziergang durch die Stadt und ließen uns in unserer Casa bewirten. Viele der privaten Unterkünfte in Kuba bieten auch ein Abendessen mit an, das meistens gut und günstig ist. Das war auch hier der Fall. Nach einer leckeren Bohnensuppe gab es Langusten vom Grill mit Salat, Reis und Bananenchips in riesigen Mengen. Da konnte man sich wirklich nicht beklagen.
Am nächsten Tag wollten wir in den nahe gelegenen Bergen eine Wanderung machen. Als Ausgangspunkt wurde Topos de Colantes empfohlen. Der Weg dahin war nicht weit, aber durch die engen, kurvigen Straßen waren wir schon eine ganze Weile unterwegs. Immer weiter hinauf in die Berge führte uns unser Weg und die kahle Landschaft wurde immer mehr durch Pinien- und Eukalyptuswälder bestimmt. Im Infozentrum angekommen bekamen wir aber leider nicht wie erhofft, eine Wanderkarte oder einen Führer. Weit gefehlt. Nach einigem Hin-und-Her war schon mal klar, dass für heute kein kundiger Führer mehr aufzutreiben wäre. Die Wanderwege seien auch nicht ausgeschildert teilte man uns mit. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir heute Abend wieder zurück zu unserem Auto finden würden, konnte allgemein als gering eingestuft werden und es wurde auch deutlich davon abgeraten, alleine los zu ziehen. Etwas enttäuscht dachten wir schon darüber nach, unverrichteter Dinge wieder von dannen zu ziehen. Doch dann bot sich doch noch eine Möglichkeit: Vom der nahe gelegenen Casa de Cafe führte ein ausgeschilderter Weg zu einer Höhle an einem Fluss. Also machten wir uns auf den Weg. Der Weg führte durch den Wald. Meiner Meinung nach leider mit deutlich zu viel steilen Bergauf und Bergab-Passagen. Aber so ist das halt in den Bergen. Bei den herrschenden Temperaturen und meiner unglaublich schlechten Kondition kam ich schon kräftig ins Schnaufen. Trotzdem war der Ausflug in Kubas Natur eine Wohltat. Fast die ganze Strecke waren wir alleine unterwegs und konnten viele verschiedene neue Vogelarten entdecken und beobachten, die in diesem Gebiet zu Hause sind. Am Ziel des Weges wurde es dann erfrischend kalt. Um in die Höhlen zu gelangen musste man durch den Bach waten, der gefühlte zehn Grad Wassertemperatur hatte. So bekamen unsere strapazierten Füße eine wohl verdiente Abkühlung und dann ging es motiviert wieder zurück zum Startpunkt. Verschwitzt und müde waren wir froh, wieder im Auto sitzen zu dürfen.
Auf dem Heimweg wurden wir aber durch eine kubanische Straßenbaustelle aufgehalten. Schon am Morgen hatten wir eine Baustelle passiert, wo der alte Straßenbelag durch neue Betonplatten ersetzt wurde. Jetzt war aber gerade vor uns ein Betonmischer mit neuem Material angekommen. In mühsamer Handarbeit wurde der Beton erst in die Zwischenräume der schon gegossenen Platten gegossen und dann mit Schaufeln verteilt. Danach wurde die Oberfläche mit einem Brett grob abgezogen. Die Feinarbeit wurde abschließend mit der Maurerkelle erledigt. Das dauerte natürlich eine ganze Weile 🙁 Die armen Arbeiter, die in der Gluthitze diese schwere Arbeit machen mussten 🙁
Durch die Verzögerung kamen wir gerade noch so rechtzeitig in Trinidad an, dass wir vor unserem Treffen mit der Familie Wolff noch unter die Dusche springen konnten. Trinidad war leider die letzte gemeinsame Station und so wollten wir die Gelegenheit für ein letztes gemeinsames Abendessen nutzen. Die beiden hatten auch diesmal einen Tisch in einem bezaubernden Restaurant reserviert, das ganz besonders durch seine ausgefallene Inneneinrichtung auffiel. Tische, Stühle, Geschirr und alles andere war eine Ansammlung von Antiquitäten aus längst vergangener Zeit, liebevoll zusammengestellt und in Szene gesetzt. Vom Dach des Gebäudes hatte man einen beeindruckenden Ausblick über die Stadt und den wunderschönen Sonnenuntergang. Den Abend ließen wir dann bei einem Mojito auf der Treppe vor der Casa de Musica ausklingen. Schade, dass das der letzte gemeinsame Abend gewesen war 🙁