Von Trinidad hatten wir eigentlich noch nicht so besonders viel gesehen. Das wollten wir vor unserer Weiterreise nach Cienfuegos noch nachholen. Wir hatten gehofft, einen Blick in einen der alten Paläste der Zuckerbarone werfen zu können, die damals um den Plaza Mayor herum errichtet wurden. Das gelang uns aber nur begrenzt. Der berühmteste „Palacio Brunet“ war leider wegen Renovierung geschlossen und gewährte uns nur einen kleinen Einblick durch den völlig kaputten Fußboden hindurch in die erste Etage :-). In einem weiteren Palace war eine Galerie untergebracht, aber immerhin konnte man dort schon mal hinein gehen 🙂 In einem dritten war ein Museum eingerichtet, das für uns eher nach einem wilden Sammelsurium von Dingen ohne besonderes Konzept aussah. Danach war unser Bedürfnis nach Bildung erstmals gestillt und wir tauschten in Trinidad nach schnell Geld bei der Bank, bevor wir in weniger touristische Gegenden kamen. Geldautomaten gibt es hier zwar schon, aber sie sind selten und auch nicht einfach zu finden. Geld bekommt man aber mit der Kreditkarte bei jeder Bank. Man muss sich nur brav an die Spielregeln halten und sich hinten in der Reihe anstellen. Da kann mitunter schon mal ein bisschen dauern. Auch sollte man nicht unbedingt im Bikini eine Bank aufsuchen, denn ein Bankenbesuch ist eine ernste Angelegenheit, die angemessene Kleidung erfordert. Aber das ist ja in Deutschland nicht anders 🙂
Gut ausgerüstet machten wir uns auf den Weg nach Cienfuegos. Gegen Mittag passierten wir 15 Kilometer vor der Stadt ein Hinweisschild zum botanischen Garten. Hier würde man bestimmt ein angenehmes Plätzchen für eine Mittagspause finden. Der botanische Garten stellte sich als riesiger Park heraus, der am einfachsten mit dem Auto befahren wird. In der Mitte fanden wir aber wie erwartet ein Restaurant und bekamen ein leckeres Mittagessen. In diesem Bereich des Gartens konnte man sich auch gut zu Fuß bewegen und so stand nach dem Essen ein ausgedehnter Spaziergang an. Viele verschiedene Geckos kreuzten unseren Weg und natürlich gab es auch Kolibris. Nicht nur die schwarzen, sondern auch wunderschöne bunte Exemplare. Gesehen haben wir die schnellen Gesellen zwar, aber für ein Foto hatte es leider nicht gereicht 🙂 Eigentlich sehr schade.
Cienfuegos erreichten wir am späten Nachmittag. Unsere Casa präsentierte sich diesmal ziemlich gewöhnungsbedürftig, aber es war ja auch nur ein Quartier für eine Nacht. Ein hervorragendes Frühstück am nächsten Morgen würde die Nacht auf den gesundheitsschädlichen Matratzen hoffentlich wieder ausgleichen :-). Cienfuegos war unsere erste Station direkt am Meer und so fuhren wir zuerst zum Ende der Landzunge, auf der die Stadt erbaut wurde. Neben einigen beeindruckend schönen und gut restaurierten Gebäuden kamen wir auch am Yachthafen vorbei. Wenig vertrauenserweckend war das Wrack eines alten Zweimasters, das halb gesunken an einem Steg lag 🙂 In der Bucht vor der Marina sahen wir mehrere deutsche Schiffe, unter anderem auch die SY MARLIN von Michael Wnuk. Da wir aber im Mietwagen leider kein Dinghi dabei hatten, konnten wir nicht einmal „Hallo“ sagen. Vielleicht sieht man sich ja später noch einmal 🙂
Den Abend verbrachten wir dann in der Altstadt am den zentralen Platz Parque Marti und am Fischereihafen. Im Gegensatz zu den Städten, die wir bisher besucht hatten, waren die Gebäude der Stadt in einem ziemlich guten Zustand. Anscheinend wird in Kubas größtem Zuckerexporthafen immer noch mehr Geld verdient als in anderen Teilen des Landes. Leider fehlte es der schönen Stadt aber irgendwie an Leben. Nachdem wir den Fischern einige Zeit bei ihrer Arbeit zugeschaut hatten, ging dieser Abend dann für uns recht früh zu Ende.
Am nächsten Morgen folgten wir der Küste und kamen an der geschichtsträchtigen Schweinebucht vorbei, von der aus die Amerikaner 1961 eine Invasion begannen, um Fidel Castro zu stürzen. Dies misslang ja bekannter Weise. Heute zeugen nur noch ein Museum und viele Gedenktafeln von den längst vergangenen Zeiten. Das einzig wirklich wehrhafte, das wir an dieser wunderschönen Küste noch entdecken konnten, waren tausende von Krabben. Diese waren leider auch auf der Küstenstraße unterwegs und forderten Dietmars Fahrkünste. Viele andere Autofahrer sind aber leider nicht so erfolgreich gewesen und mussten bald die Reifen wechseln. Die Mietwagengesellschaften warnen vor den Krabben als Hauptursache für Reifenpannen in diesem Gebiet 🙁
Unsere Endstation für heute war Playa Larga, ein kleiner Ort auf der Zapata-Halbinsel. Die Halbinsel ist ein Feuchtgebiet mit großen Mangrovenwäldern und steht komplett unter Naturschutz. Auf dem Rio Hatiguanico soll aber man eindrucksvolle Bootsfahrten unternehmen können. Unsere bisherigen Erfahrungen hatten uns gelehrt, dass es besser ist, solche Dinge vor Ort zu organisieren und am besten mindestens einen Tag im Voraus. So machten wir uns zuerst auf den Weg ins Infozentrum des Nationalparks. Die Lage des Zentrums war in meiner Karte so merkwürdig eingetragen, dass wir auf dem Weg dorthin wenn auch unbeabsichtigt schon die erste Tour durch den Park unternommen hatten. Gut eine Stunde hoppelten wir auf einer ausgefahrenen Piste durch den dichten Wald, bevor wir an der anderen Seite von einem sehr erstaunten Wachmann wieder herausgelassen wurden. Beim zweiten Versuch fanden wir das Infozentrum direkt an der Hauptkreuzung von Playa Larga. Da sind wir zuvor bereits schon zweimal dran vorbei gefahren 🙂
Leider war nach der langen Trockenzeit nicht mehr genug Wasser im Rio Hatiguanico, um eine Bootsfahrt zu unternehmen. Schade, aber so etwas kann natürlich passieren. Uns wurde aber eine Route ans Herz gelegt, die wir mit unserem Mietwagen allein fahren konnten. Entweder heute, später am Nachmittag oder morgen in der Früh. Das war eine schöne Alternative, die wir gern wahrnehmen wollten. Da es noch nicht mal Mittag war, beschlossen wir zuerst zu der Krokodilfarm zu fahren, die ganz in der Nähe war. Dies war wohl ein Haupttouristenziel in der Region genau wie die benachbarte Lagune, die man bequem per Boot erreichen konnte. Das Ganze war doch sehr kommerziell aufgemacht. In der Laguna befand sich aber kein Museum über die Taino-Indiander, wie ich es im Reiseführer zu lesen geglaubt hatte, sondern nur ein Hotel, das ähnliche Hütten wie sie einst in den Taino-Dörfen standen, aufwies. Das brauchten wir nun wirklich nicht. Aber wenn wir schon mal da waren, wollten wir wenigstens den Krokodilen einen Besuch abstatten. Die Tiere waren schon echt schauerlich und wir waren froh über die hohen Zäune, die uns sicher vor ihnen schützten.
Nach dem Ausflug machten wir uns in Playa Larga erstmal daran, unsere Casa zu suchen. Schon bei der Durchsicht der Adresse war mir aufgefallen, dass hier irgendwie die Straßenangabe fehlte. Während unserer Irrfahrt durch die kleine Stadt hatten wir den Namen unserer Casa auch nirgends erspähen können. So mussten wir uns durchfragen mit Händen und Füssen, denn hier konnte fast niemand mehr als drei Worte Englisch sprechen. Aber irgendwann fanden wir dann doch noch jemanden, der schon einmal von der Casa Gretty gehört hatte 🙂 Sie lag etwas vor der Stadt gegenüber des großen Hotels. Dort angekommen, mussten wir gleich doch nochmal fragen. Gegenüber dem Hotel waren mehrere Baustellen zu sehen und auch andere Häuser, in denen wir lieber nicht übernachten wollten. An einem schmalen Pfad ganz weit von der Hauptstraße entfernt stand ein Schild: „Zimmer zu vermieten“. Das war der richtige Weg 🙂 und er führte uns zu einem sehr gepflegten Haus in einem schönen Garten. Das hatten wir jetzt nicht erwartet. Herzlich wurden wir mit frischen Kokosnüssen empfangen, die der Hausherr direkt von der Palme geschlagen hatte.
Dietmar war von der ganzen Fahrerei heute etwas angeschlagen und so beschlossen wir Frauen am späten Nachmittag nochmal alleine in Richtung Nationalpark zu fahren. Leider erreichten wir das Gate erst gegen fünf Uhr und bekamen die Info, dass es für einen Besuch heute bereits zu spät sei. Morgen ab acht Uhr wäre wieder geöffnet. Gut, dann halt morgen wieder 🙂 An diesem Abend ließen wir uns in unserer Casa bekochen und lernten die Krabben von heute Morgen auch von ihrer schmackhaften Seite als Delikatesse kennen. Wie eigentlich immer war das Essen lecker und sehr reichhaltig. Als wir nach dem Essen noch im Dunkeln draußen saßen, lernten wir die kubanischen „Glühwürmchen“ kennen. Im ersten Moment wollte ich am liebsten die Flucht antreten. Die Schaben ähnlichen Tieren haben grün-leuchtende Augen 🙂 echt gruselig 🙂 und fliegen können sie auch noch.
Am nächsten Morgen nach dem extra frühen Frühstück lernten wir einmal wieder die Besonderheiten des Tourismus auf Kuba kennen. Motiviert standen wir um kurz nach acht Uhr am Gate des Nationalparks. Der Wärter ließ uns nicht durchfahren. Geöffnet wäre jetzt schon, aber wir bräuchten einen lokalen Führer. Da müssten wir erstmal zum Infozentrum fahren. Am liebsten wäre ich sofort an Ort und Stelle explodiert. Dann eben nicht. Im Infozentrum hatte niemand erwähnt, dass wir die Tour nicht alleine machten konnten und auch gestern hätte uns der Wärter doch mal einen Tipp geben können. So zogen wir unverrichteter Dinge und leicht frustriert von dannen.
So war heute noch einmal eine längere Stecke Autobahn zu fahren, um in den Westteil der Insel zu gelangen. Diese Gegend von Kuba ist bekannt für Tabak- und Kaffeeanbau und die beeindruckende Landschaft mit den Bergwäldern der Sierra de los Organos und den buckeligen Karstfelsen des Valle de Vinales. Dietmar hatte nach einer Woche genug gesehen von Kuba und vielleicht auch genug von der geballten Frauen-Foto-Power. Er machte sich am Nachmittag mit dem Taxi auf in Richtung Varadero, um dort die Arbeiten am Boot in der Marina zu überwachen und auch selbst noch verschiedene Arbeiten an Bord zu erledigen. Wir machten uns zum ersten Mal allein auf den Weg nach Soroa. Hier besuchten wir den berühmten Orchideengarten mit mehr als 800 verschiedenen Arten. Dann kurvten wir weiter nach „Las Terraza“, einer kubanischen Mustersiedlung mitten im Nationalpark, die unser Reiseführer als sehr idyllisch beschrieb. Mal wieder mussten wir feststellen, dass unsere Vorstellungen von idyllisch doch weit auseinander lagen, obwohl das gesamte Dorf schon sehr gepflegt am Ufer eines Sees lag.
Pünktlich zum Abendessen waren wir zurück in unserer Casa und fielen danach müde ins Bett. Die Vergnügungsmöglichkeiten in Soroa (eigentlich nicht viel mehr als eine Straßenkreuzung) waren auch sehr begrenzt 🙂 Hier sagen sich wirklich Hase und Igel gute Nacht, oder eher die Hähne, die schon morgens um halb drei mit kräftigem Geschrei den neuen Tag herbei krähen.