Am Freitag ließen wir es erstmal ziemlich ruhig angehen, obwohl ich schon darauf brannte, endlich aus dem zwar sehr schönen, aber auch komplett abgeriegelten Ressort herauszukommen. Was würde uns wohl auf der anderen Seite des Zaunes erwarten? So organisierten wir für uns für zwei Tage ein Auto und verabredeten uns für den Samstagmorgen mit Sylvia und Ralf, um zusammen einen Ausflug zur Inselhauptstadt Santo Domingo zu unternehmen.
Pünktlich um halb neun in der Früh ging es dann los, denn fast dreihundert Kilometer Wegstrecke lagen vor uns. Dank der neuen Autobahn sollte die Strecke aber in ungefähr drei Stunden zu bewältigen sein. Unser Mietwagen war diesmal ein Suzuki Vitara, der rein optisch zwar schon bessere Zeiten gesehen hatte, aber sonst einen sehr zuverlässigen Eindruck machte. Dietmar übernahm das Steuer und schon ging es los. Nachdem wir das Gate des Ressorts durchfahren hatten, war es mit der beschaulichen Ruhe ganz schnell vorbei. Die meisten Menschen, die in der Dominikanischen Republik von A nach B wollen, fahren mit dem Motorrad: Allein, zu zweit und zu dritt. Auch vier Leute haben wir schon auf einem Gefährt gesehen und das Gepäck findet auch immer noch ein Plätzchen. Helmpflicht gibt es natürlich keine und auch vom TÜV hat hier noch niemand etwas gehört. Wer sich kein Motorrad leisten kann, geht zu Fuß oder reist zu Pferd. Auch Kutschen und Pferdefuhrwerke waren oft auf den Straßen zu sehen. So saßen wir alle erstmal ziemlich sprachlos im Wagen und bestaunten die Bilder, die sich uns auf, aber auch abseits der Straße so boten. In den kleinen Siedlungen, die wir passierten, stehen die Häuser einfach links und rechts direkt an der Durchgangsstraße. Bürgersteige gibt es keine und Menschen, Kinder, Hühner, Hunde, Ziegen, Kühe und was sonst noch so unterwegs ist, läuft mehr oder weniger am Straßenrand. Immer wieder wurden in kleinen Holzhütten Gemüse, Obst, Käse und Fleisch (natürlich ungekühlt und nicht abgedeckt – karibische Verhältnisse) zum Verkauf angeboten.
Nach etwa einer Stunde erreichten wir die Autobahn. Hier kamen wir zügig voran. Die Landschaft, die auf der Samana-Halbinsel noch von Palmen und Wäldern geprägt war, veränderte sich. Weite, grüne Ebenen ließen erahnen, wie groß die Dominikanische Republik eigentlich ist. Immer wieder kreuzten Straßen die Autobahn. Pferde und Kühe waren zum Teil mit Stricken und Pflöcken am Randstreifen fest gemacht, um dort das Gras zu fressen. Manchen liefen aber auch einfach frei und ungesichert herum.
Auf halber Strecke fanden wir eine Tankstelle und legten eine Tank- und Kaffeepause ein. Ganz selbstverständlich stand ein Sicherheitsbeamter mit Maschinenpistole neben einer Zapfsäule. Andere Länder, andere Sitten. Auch an jeder Maut-Station waren bewaffnete Beamten präsent mit Waffen, die man sonst eher aus dem Kino aus „Terminator“ her kennt.
Irgendwann erreichten wir die Vororte von Santo Domingo. Die Häuser und Hütten, die sich hier dicht gedrängt gegenseitig gerade noch aufrecht hielten, waren schlimm anzuschauen. In besseren Gegenden gab es große Betonbunker, die uns an die Plattenbauten der ehemaligen DDR erinnerten. Am Straßenrand waren große Müllberge zu sehen, die zum Teil einfach angezündet wurden und stinkend vor sich hin kokelten. Unser erster Eindruck von Santo Domingo war alles andere als positiv, aber wir waren ja nicht so weit gefahren, um kurz vor dem Ziel wieder umzudrehen. Je näher wir der Altstadt kamen, desto höher wurden die Häuser und umso dichter wurde die Bebauung. Wir passierten einen Markt unter den Stützen der Schnellstraße, auf dem es von Menschen nur so wimmelte. Hier wollten wir lieber nicht alleine unterwegs sein 🙁 Endlich fanden wir die Altstadt, die uns unerwartet gepflegt und aufgeräumt vorkam. Direkt im Zentrum fanden wir auch einen sicheren Parkplatz für unser Auto und konnten unsere Erkundungen zu Fuß fortsetzen. Schon am ersten Platz, den wir mit Reiseführer in der Hand erreichten, wurden wir von einem Fremdenführer auf Deutsch angesprochen. Gern nahmen wir sein Angebot an, und ließen uns von ihm durch die Altstadt führen. So bekamen wir bequem alle wichtigen Sehenswürdigkeiten mit den Hintergrundinformationen präsentiert 🙂 Nach über zwei Stunden hatten wir genug gesehen 🙂 und nahmen dankbar im von ihm empfohlenen Restaurant Platz. Die Führung hatte sich auch in dieser Hinsicht gelohnt, denn das Essen war gut und preiswert 🙂 Neben den bekannten Sehenswürdigkeiten hatten wir auch noch einen Zigarrenladen und ein Schmuckmanufaktur besucht, in der sowohl Bernstein als auch der blaue Schmuckstein „Larimar“ verarbeitet wurden. Auch das dominikanische Nationalgetränk „Mamajuana“, das ein Gemisch aus Rum, Rotwein und Honig ist, konnten wir probieren. Danach hatten wir für den heutigen Tag auch wirklich genug. Wir bummelten noch ein bisschen durch die Altstadt und stolperten in der Fußgängerzone kurz vor unserem geparkten Auto über einen Supermarkt. Da man im Minimarkt der Marina nur die notwenigsten Dinge kaufen konnte, waren wir neugierig und betraten den Laden. Laut Revierführer sollte Einkaufen in der Dominikanischen Republik ja recht teuer sein…..diese Information entpuppte sich erfreulicherweise auch wieder als Märchen :-), denn wir hatten ein wahres Einkaufsparadies gefunden. Schnell füllten sich unsere Einkaufswagen und wir waren froh, dass der Vitara einen so herrlich großen Kofferraum hatte. Nach dem Bezahlen wurden wir sogar mit den Einkaufswagen bis zum Auto begleitet :-). Ein perfekter Abschluss eines ereignisreichen Tages.
Trotz des Einkaufs hatten wir unsere Rückfahrt zeitlich so geplant, dass wir die Hotelanlage vor der Dunkelheit erreichen würden. Bei Dunkelheit wollten wir im dem Durcheinander von Zweirädern, Zweibeinern und Vierbeiner nicht unterwegs sein. Schnell fanden wir die Straße, die uns zur Autobahn führen sollte und auch die Samana-Halbinsel war irgendwann wieder ausgeschildert. So sortierten wir uns brav auf der rechten Spur ein und warteten auf die Abfahrt…..aber es kam keine 🙁 Schließlich drehten wir um und fuhren zurück. Auch aus dieser Richtung gelang es uns nicht, auf die andere Schnellstraße zu wechseln 🙁 Ohne eine einzige Ausfahrt führte uns die Straße ins Stadtzentrum zurück, bis wir endlich umdrehen konnten. Fast eine Stunde irren wir umher, fragten an Tankstellen nach dem Weg und kamen schließlich wieder an einem Schild in Richtung „Samana-Halbinsel“ vorbei. Die Ausfahrt war aber nicht wie gedacht auf er rechten Seite, sondern auf der linken. Da hätten wir ja lange suchen können. Jetzt mussten wir noch durch einen Tunnel, über eine Brücke und noch etwas Zick-Zack fahren und endlich…..waren wir auf dem richtigen Weg. Leider aber mit gut einer Stunde Verspätung 🙁
So passierte genau das, was wir eigentlich vermeiden wollten. Die letzte Stunde auf der Landstraße fuhr Dietmar in der Dunkelheit. Eine echte Herausforderung, die er souverän meisterte, obwohl die Fahrt an unser aller Nerven zerrte. Die Motorräder, die tagsüber auch gern mal auf der falschen Straßenseite unterwegs waren, waren im Dunkel zum Teil auch noch unbeleuchtet und nahezu unsichtbar. Der Gegenverkehr fuhr aus diesem Grund auch sicherheitshalber die ganze Zeit mit Fernlicht, wenn er welches hatte 🙂 Und an diesem Osterwochenende waren zusätzlich noch unheimlich viele Leute zu Fuß unterwegs zur nächsten Party. Ein Teil davon hatten schon um halb acht so heftig Ostern gefeiert, dass sie in beeindruckenden Schlangenlinien unterwegs waren. Die eine Stunde zog sich gewaltig in die Länge, aber irgendwann hatte Dietmar es dann geschafft und wir waren sicher im Resort angekommen. Jetzt mussten wir noch die Einkäufe ausräumen und dann war es für heute wirklich genug. Ich brutzelte uns noch die leckeren Steaks, die wir im Supermarkt erstanden hatten und danach war dann auch endlich Ruhe im Schiff 🙂
Unseren zweiten Autotag wollten wir nutzen, um ein bisschen die Samana-Halbinsel zu erkunden. Zwar gab es noch einige interessante Ziele in der weiteren Umgebung, aber Dietmar wollte nicht noch so eine Gewalttour wie gestern machen. So fuhren wir erst einmal nach Samana und parkten das Auto am Hafen. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, noch in den Nationalpark auf der anderen Seite der Bucht zu fahren. Da es uns zu windig war, selber dort zu ankern, musste ein anderes Boot her 🙂 Wir waren kaum ausgestiegen, da hatten wir schon ein annehmbares Angebot auf dem Tisch. Somit standen unsere Pläne für den kommenden Mittwoch fest und wir machten anschließend einen kurzen Spaziergang durch die Stadt. Die Kirche war gerade zu Ende und viele Kirchgänger wurden mit dem Zweirad abgeholt 🙂 Entsprechend groß war das Gewusel: Ältere Damen saßen hinten drauf quer im Damensitz in ihrem feinen Sonntagsstaat oder Vater und Mutter nahmen ein bis zwei Kinder zwischen sich in die Mitte. Auf unserem weiteren Weg passierten wir eine Wahlveranstaltung der PLD, die für Danilo als Präsident wirbt. Hier ging es mit Musik und Tanz heiß her.
Wir fuhren weiter in Richtung Cap Samana. Die Straße wurde zusehends schlechter. Immer mehr Schlaglöcher und tiefe Gräben machten ein Vorankommen schwierig. Dafür wurden wir am Ende mit einem Traumstrand belohnt. Schneeweißer Sand unter Palmen und türkisblaues Meer. Ein wunderbarer Platz um eine Mittagspause zu machen. Natürlich gab es eine kleine Strandbar, die Getränke anbot. Etwas abseits stand ein einfacher Tisch mit einem weißen Tischtuch, auf dem sich verschiedene Brote türmten. Dietmar entschied sich für ein süßes Kokusbrot und ich wagte ein flaches Weißbrot, was im Fett ausgebacken wird. Dies passierte direkt hinter dem Tisch über einem Holzfeuer in einem Topf, der das Gesundheitsamt sicher hoch erfreut hätte. Aber es schmeckte wirklich lecker 🙂
Ein Wegweiser zeigt an, dass eine weitere Straße noch hinaus bis zum Cap Samana führte. Wir hatten ja Zeit und nichts Weiteres vor. Mal sehen, was das Cap so zu bieten hatte. Obwohl die Beschilderung ganz hervorragend war, erreichten wir unser Ziel aber dann aber doch nicht. Schon nach einem Kilometer verwandelte sich der Weg in eine Schotterpiste, die immer schlechter wurde. Nach der Hälfte der Strecke gaben wir auf. Zu Fuß wäre es bestimmt eine schöne Wanderung gewesen, aber wir wollten unser Auto nicht irgendwo in der Wildnis zurücklassen. Außerdem ist Wandern mit Flip-Flops auf Schotter auch keine besonders erstrebenswerte Erfahrung.
So kurvten wir langsam in Richtung Marina zurück und genossen die Ausblicke von der grünen und zum Teil sehr schroffen Küste. Abends um sechs mussten wir dann das Auto zurückgeben. Dies ging genauso problemlos wie das Anmieten. Schon beim Ausfüllen des Mietvertrags hatte uns der Vermieter sehr erstaunt. An Dietmars Führerschein hatte er absolut kein Interesse. Hauptsache eine Kreditkarte wurde hinterlegt 🙂 Jetzt war es erfreulicherweise genauso unkompliziert. Dass Kinder unser Auto mit Hilfe von Steinen oder Nägeln mit ihren Namen verziert hatten, interessierte ihn auch nicht 🙂 Glück gehabt.