Die neue Woche begann mit einer ordentlichen Flaute. Seit morgens um fuenf droehnte der Motor und das wuerde wohl auch den ganzen Tag lang so bleiben. Aber die Wettervorhersage versprach Besserung zur Wochenmitte. Da nutzten wir die ruhigen Bedingungen heute, um die anstehenden Arbeiten am Grosssegel hinter uns zu bringen und verschiedene andere Dinge an Bord zu erledigen. Nach getaner Arbeit gab es dann zum Abendessen die f den ersten Advent angekuendigte Ente, die sich bei ruhigeren Wetterbedingungen auch viel leichter zubereiten laesst. Die Herren waren auf jeden Fall mit dem Ergebnis sehr zufrieden 🙂
Am Abend kam dann endlich wieder etwas Wind auf und wir setzen Grosssegel und Genua in der Form einer sogenannten „Schmetterlingsbesegelung“. Die Stille im Boot war wirklich wohltuend 🙂 und in der folgenden Nacht hatten wir alle einen wunderbar erholsamen Schlaf, denn unsere CESARINA lag ruhig und angenehm in der Welle. So waren wir alle Drei am naechsten Morgen gut ausgeruht und konnten das erste Tuerchen an unseren Adventskalendern oeffnen, die Hartmut und Heidi uns nach Gran Canaria mitgebracht hatten. Gut, dass sie f jeden einen eigenen mitgebracht haben, denn sonst waere sicherlich Futterneid aufgekommen. Immerhin ging es hier um Niederegger Marzipan und da kennt der Kapitaen keine Freunde mehr.
Der Tag endete mit einem gron Kino. Als wir drei am spaeten Nachmittag friedlich zusammen im Cockpit san, hatten wir das seltende Glueck, einen gron Buckelwal in einiger Entfernung hoch aus dem Wasser heraus springen zu sehen und auf dem Ruecken wieder zu landen. Wir waren einfach nur fasziniert! Dieses hoechst beeindruckende Schauspiel wiederholte sich noch weitere drei Male. Als ich dann meine Kamera einsatzbereit an Deck hatte, war die Vorfrung vorbei 🙂 Das war ja klar 🙂
Am Nachmittag war ich gnaedig und hatte Dietmars „Angelverbot“ gelockert. Fast genau zur selben Zeit wie auch schon die Tage zuvor, rauschte die Schnurr aus und diesmal hatten wir einen wirklich gron Barakuda am Haken. Mittlerweile waren die Ablaeufe zwischen Tom und Dietmar gut eingespielt und nicht einmal eine halbe Spunde spaeter landeten die fein saeuberlich vorbereiteten Filets bei uns im Kuehlschrank. Dann duerfen wir uns ja schon auf ein weiteres leckeres Abendessen freuen:-) So langsam macht sich scheinbar auch die gute Angelausruestung bezahlt 🙂
Archiv für den Monat: November 2015
In die Karikik – Tag 7
Dem Kapitaen waren die schlagenden Segel und die duempelde Fahrt eindeutig auf die Laune geschlagen. Auch liess der Arbeitswille der Mannschaft nach seinem Gefuehl deutlich zu wuenschen uebrig. Zum Beispiel musste er feststellen, dass nach seiner ersten Wache von 20:00 bis 00:00 seine Abloesung (naemlich ich) nicht von selber auftauchte. Wie ueblich haette man den Naechsten wecken muessen, aber das tat der Kapitaen nicht und legte das Nicht-Erscheinen als mangelhafte Arbeitseinstellung aus.
Erstaunlicherweise werde ich um zwoelf Uhr in der Nacht nicht von selber wach, um meine Wache zu uebernehmen 🙂 Warum auch, wenn mich keiner weckt, schlafe ich entspannt den Schlaf der Gerechten. So alleine und im Stich gelassen bruetete der Kapitaen vor sich hin und als um vier Uhr auch die naechste Wachabloesung nicht von selbst auf der Matte stand, war der Aerger gross 🙂
So herrschte schon am fruehen Morgen dicke Luft auf der CESARINA. Die Crew zeigte sich aber nicht einsichtig und dachte sogar ueber Meuterei nach 🙂 Gar nicht so einfach der Bordalltag. Das sollte man nicht unterschaetzen. Irgendwann beruhigten sich die erhitzten Gemueter wieder und verschiedene Missverstaendnisse wurden geklaert. So wurde unserem Kapitaen mehr Einsatz bei den Manoevern zugesagt mit der kleinen Bedingung, dass vorher auch bekannt gegeben wird, was zu tun ist und von wem :-). Denn die hellseherischen Faehigkeiten der Crew lassen doch zu Wuenschen uebrig. Damit war der Bordfrieden soweit wieder hergestellt und einem entspannten 1. Advent stand eigentlich nicht mehr im Wege.
Um zu dem gegebenen Anlass auch angemessen vorbereitet zu sein, begannen die Herren eine Duschparty im Cockpit. Ich fluechte da lieber unter Deck und genoss eine Dusche in etwas mehr Abgeschiedenheit 🙂
Erfrischt und wohlriechend sassen wir alle danach zusammen im Cockpit und goennten uns leckeren Christstollen :-), bis Dietmars Angel uns erneut aus der gemuetlichen Stimmung riss. Er hatte schon wieder Anglerglueck! Diesmal war es eine wirklich kapitale Gold-Dorade (auch Mahi Mahi genannt). Die waere wohl auch fuer fuenf Personen ausreichend gewesen. Der frische Fisch sollte auch genauso frisch gegessen werden und verdraengte somit die fuer heute geplante Ente mit Rotkohl von der Speisekarte 🙂 Da konnten wir einfach nicht wiederstehen und es war auch diesmal wieder ein besonderer und exklusiver Genuss.
Trotzdem herrscht bis mindestens Donnerstag Angelverbot! Sonst kommt meine gesamte Essensplanung total durcheinander 🙂
In die Karibik – Tag 5 und 6
Da immer noch fast kein Wind herrscht, nehmen wir die optimalen Bedingungen heute zum Anlasss, unseren Genacker auszuprobieren. Natuerlich sind wir auf der SUMMER auch frueher schon mit Genacker und spaeter mit Parasailor gesegelt, aber auf der CESARINA ist es fuer uns eine neue Erfahrung.
So waren wir erstmal sehr erstaunt, in der Genackertasche keine passenden Schoten vorzufinden. Aber irgendwo in den Tiefen des Schiffes tauchte nach einigem Hin-und-Her doch noch eine geeignete Leine auf. Dann mussten wir feststellen, dass wir die vorgesehene Fuehrung der Genua-Schot durch unseren Aussenborder verbaut hatten. Den wollten wir aber nur deshalb jetzt nicht ueber Bord befoerdern. So lenkten wir die Schot mit einer zusaetzlichen Rolle in die richtige Bahn und dann konnte es losgehen. Bei knapp 8 Knoten Wind setzten wir nur den Genacker. Auf das Grosssegel verzichteten wir bei dem schwachen Wind. Bisher hatten wir das beeindruckende, blaue Leichtwindsegel mit den weissen Sternen nur auf Bildern gesehen. In Wirklichkeit sieht es aber noch viel besser aus. Und es sah nicht nur gut aus 🙂 Es brachte auch einmal wieder etwas Bewegung in die Sache. Bei zehn Knoten Wind machten wir gute sechs Knoten Fahrt. Das war eine Wohltat nach der Schaukelei in der letzten Nacht. So genossen wir das sonnige und angenehme Sommersegeln.
Gekroent wurde der Tag durch einen wunderbaren „3-Personen“-Mahi-Mahi, der Dietmar an die Angel ging. Der steht dann fuer morgen auf dem Speiseplan, denn unser Abendessen hatten wir bereits schon hinter uns 🙂
Wir hatten uns entschieden, dass mit dem Genacker nur tagsueber gesegelt werden soll. Mit seinen 230 Quadratmetern koennte die Handhabung sehr schnell zum Problem werden, wenn zum Beispiel unerwartet viel Wind aufkommt. Das Risiko wollten wir insbesondere nachts nicht eingehen. Wir ueberlegten uns, welchen Kurs wir die kommende Nacht mit welchen Segeln fahren wollten, aber irgendwie war es ein bisschen wie die Auswahl zwischen Pest und Colera :-(. Entweder bewegen wir uns zu weit vom Zielkurs weg oder es wurde eben holprig. Somit war auch diese die Nacht wieder von Geschaukel gepraegt und unsere schlagenden Segel erlitten echte Qualen. In den fruehen Morgenstunden zog einmal wieder ein Regengebiet ueber uns hinweg. Leider brachte es nicht wie erwartet etwas Wind mit, sondern liess den Wind voellig einschlafen. Unser Autopilot war mit zwei bis vier Knoten Wind aus umlaufenden Richtungen total ueberfordert und verabschiedete sich, indem er „Stoerung“ ging. 🙂 Das brachten wir aber schnell wieder in Ordnung und starteten die Maschine. Danach kam dann erst einmal wieder etwas Ruhe ins Schiff.
Ueber Tag uebten wir uns im Setzen und Bergen des Genackers, da immer wieder dicke Regenwolken ueber uns hinweg zogen, die in der Regel auch viel Wind im Gepaeck haben 🙂 Bis zum Abend hatten wir dann unsere Technik weitgehenst optimiert. Am Abend kam dann der MahiMahi auf den Tisch, der ganz hervorragend schmeckte.
In die Karibik – Tag 3 und 4
Erst beklagt man sich ueber zu viel Wind, jetzt ist es ploetzlich zu wenig. Mit Schneckengeschwindigkeit und schlagenden Segeln duempeln wir langsam unserem Ziel entgegen. Das geht schon etwas auf die Moral :-(, besonders, da fuers Wochenende absolute Flaute angesagt ist. Da muss dann wohl die Maschine herhalten, aber im Moment versuchen wir es noch tapfer mit Segeln 🙂
Immerhin scheint jetzt oefter die Sonne und man koennte es sich im Cockpit gemuetlich machen, wenn unsere CESARINA da nicht so eine ganz besondere Angewohnheit haette. Sitzt man draussen, entspannt ohne Oelzeug und am besten noch mit einem guten Buch, findet sie immer eine irgendwie geeignete Wellenkombination, um einem eine kapitale Salzwasserdusche zukommen zu lassen. Das ist wirklich gar nicht nett 🙁 Und immer ohne Vorwarnung. Heute hat es Dietmar und Onkel Tom erwischt 🙂 , ich war erfreulicherweie unter Deck. Die beiden sahen aus wie frische gebadete Katzen und waren auch genauso begeistert.
Gestern hatten wir das erste Mal auf dieser Ueberfahrt Besuch von Delphinen. Das ist immer ein tolles Schauspiel. Sonst haben wir aber bisher keine weitere Meeresbewohner getroffen, weder fliegende Fische noch irgendwelche anderen. Unser erster Angeltag war also noch nicht von Erfolg gekroent. Eigentlich war das auch ganz passend so, da unser Gemuese und das Obst beschlossen hatten, heute alle gleichzeitig reif zu werden. Als ob sie sich abgesprochen haetten ?! Jetzt gibt es die naechsten Tage erstmal Obstsalat in rauhen Mengen 🙂 und morgen wird das Gemuese fuer die naechste Woche vorgekocht. Die Planung und Lager des frischen Proviants ist eine echte Herausforderung. Wir hatten dazu wieder ein Gemuesenetz aufgehaengt. Aber nicht wie bei der SUMMER hinten unter dem Solarpanel, sondern diesmal im Salon. Dieses Gemuesenetz trachtet seinen Insassen eindeutig nach dem Leben. Obwohl ich extra Blassenfolie zum Schutz hineingelegt hatte, waren drei Tomaten innerhalb der letzten Tage durch die Netzfaeden fast halbiert worden. Wahrscheinlih war es einfach zu ueberladen und die heftige Schiffsbewegung tat den Rest dazu. Nur meine ordentlich einzeln in Alufolie eingeschlagenen Karotten haben die erste Woche in optimaler Form ueberlebt. Ein wirklich guter Tip aus dem ARC-Seminar.
Ich werde jetzt mal wieder draussen gehen und schauen, ob es irgenetwas Neues gibt. Heute Mittag hatten wir tatsaechlich mal wieder ein anderes Schiff auf dem AIS, nur 15 Seemeilen entfernt. Bei dem hohen Verkehrsaufkommen sollte also wachsam sein. Vielleicht kommt ja auch ein kleiner Squal vorbei und bringt noch etwas Wind mit, das waere im Moment eine gelungene Abwechslung.
In die Karibik – Tag 1 und 2
Jetzt sind wir schon seit mehr als zwei Tagen unterwegs und langsam kommt Routine in unseren Bordalltag. Die Seekrankheit hat mich diesmal komplett verschont, dafuer hatte ich mir eine dicke Erkaeltung mit auf die Reise genommen. Aber egal, wie man das Kind nun nennt, viel war die ersten beiden Tage mal wieder nicht mit mir anzufangen. Gut, dass Dietmar diesmal Unterstuetzung durch Onkel Tom hatte. So bleib nicht alles alleine an ihm haengen und ich durfte ganz entspannt tagsueber das Bett hueten.
Das Wetter war von Beginn der Reise an etwas anstrengend. Viel Wind hatte rund um die Inseln eine kurze und steile Welle aufgebaut. Unsere CESARINA wuerde trotz ihrer Groesse noch ordentlich von rechts nach links geschaukelt. Immer wieder gelang es irgendwelchen nicht optimal verstauten Gegenstaenden, sich selbststaendig zu machen und in Salon oder Pantry Unfug zu machen. Besonders beratungsresistent war ein Kuerbis, der partout nicht im Gemuesenetz bleiben wollte. Nach seinem dritten Fluchtversuch habe ich ihn im Kuehlschrank eingesperrt. Das hat er jetzt davon 🙂 Sonst wird das nachher nichts mit der Suppe 🙂
Seit dem Start haben wir schon 365 Seemeilen zurueckgelegt, aber es sind noch ganze 2337 Seemeilen uebrig. Trotzdem machen wir uns keinen Stress und haben die Reise einfach ruhig angehen lassen. Unser gesamtes Equipment macht bis jetzt brav seinen Dienst. Der Autopilot hat auf Gran Canaria auch nochmal ein kleines Update bekommen und ist wieder voellig hergestellt. Das ist schon ein tolles Gefuehl 🙂 Wasser haben wir auch schon nachgefuellt, nur die Windfahne wartet noch auf ihren Einsatz. Das wollen wir aber erst bei ruhigeren Wetterbedingungen in Angriff nehmen.
Ansonsten haben wir kaum Neues zu berichten. Die erste Stunde meiner Wacht ist schon rum und wir laufen mit bis zu zehn Knoten in Richtung Westen. Draussen ist es fast taghell. Der Mond zaubert eine gespenstische Atmosphaere. Von den 260 Schiffen sind nur noch zwei auf unserem Plotter zu sehen. So schnell hat sich das riesige Feld verteilt. Gelegentlich sieht man ein Segel oder ein Positionslicht am Horizont, sonst sind wir auf uns allein gestellt. Aber nach der taeglichen Funkrunde wissen wir genau: Wir sind gar nicht so allein :-), Auch wenn wir sie nicht sehen koennen 🙂
Unglaublich, aber wahr – Gleich geht´s los.
Nach den letzten Tagen waren wir heute beim Frühstück selbst erstaunt, dass doch irgendwie alle gut gegangen war. Gestern Abend um Sieben Uhr war das letzte Segel angeschlagen. Heute morgen hatten wir noch aufgeräumt und die Wassertanks gefüllt. So blieben am Ende auch noch ein paar Minuten für einen letzten Blog, der die ganze letzte Woche sträflich vernachlässig worden war. Aber ab heute haben wir ja Zeit und Muße und werden Euch möglich täglich auf dem Laufenden halten.
Im Hafen herrscht Party-Stimmung. Musik und Schiffhörner lärmen um die Wette. In einer halben Stunde starten die ersten Boote in der Race-Division. Viele segeln jetzt schon raus. Wir werden uns noch etwas Zeit lassen und die Zeit da draußen im Gedränge so kurz wie möglich halten. Der Wind ist heute das erste Mal seit Tage deutlich aufgefrischt und zwischenzeitlich hat es sogar geregnet. Trotzdem wollen wir es entspannt angehen lassen.
Die nächsten zwei bis drei Wochen wünschen wir uns angenehmen und ruhige Bedingungen mit gutem Reisewind 🙂 und melden uns dann wieder, wenn wir in der Karibik auf Saint Lucia angekommen sind 🙂
Ein schwarzer Freitag – in jeder Beziehung
Irgendwie war dieser Freitag wohl nicht unser Tag. Es war ja auch Freitag der 13! Aber bisher in unserem Leben ist dieses Datum noch kein Grund zur Beunruhigung gewesen. Dem nächsten Freitag den 13. werden wir sicher etwas skeptischer entgegen treten 🙂
Es begann schon direkt nach dem Frühstück, obwohl der strahlende Sonnenschein einen guten Start in den Tag versprach.
Wir erwarten noch ein Paket aus Deutschland. Unsere Reisepässe mit den amerikanischen Visa und einige Kleinigkeiten sind bereits seit fast zwei Wochen auf dem Weg zu uns. Seit Montag hängt das Paket beim Zoll fest. Heute war dann endlich einmal Zeit, das Ganze mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Um solche Telefonate zu führen, reichte unser Spanisch aber ganz sicher nicht aus 🙂 So war ich froh, dass das ARC-Büro mir Unterstützung angeboten hatte 🙂 So dauerte es nur eine geschlagene Stunde um herauszufinden, dass unser Paket zwar auf dem Weg zu uns sei, aber man nicht genau sagen könnte, wo es sich befand und schon gar nicht, wann es hier ankommen würde. Aber die Wahrscheinlichkeit sei sehr groß, dass es vor dem Start der ARC auf Gran Canaria landen würde. Das waren ja wunderbare Aussichten, da brauchte ich mir ja keine Sorgen machen 🙂 Und wozu brauchen wir auch schon Reisepässe 🙂
Zurück auf der CESARINA traf ich Dietmar in sehr finsterer Stimmung. Wie eigentlich jeden Tag hatte er mit NorthSails telefoniert, um den genauen Ankunftstermin unserer neuen Segel zu klären. Wir hatten Anfang der Woche die feste Zusage erhalten, dass sie am Montag aus England verschickt worden waren und warteten sehnsüchtig auf die Tracking-Nummer. Die Einfuhr von Waren auf die Kanaren ist ziemlich speziell und kompliziert, da musste mit dem Zoll schon im Vorfeld einiges abgeklärt werden. Bisher hatte uns NorthSails aber noch keine Tracking-Nummer mitteilen können. Die Gründe dafür waren für uns nicht nachvollziehbar und es schlich sich über die Tage ein ungutes Gefühl ein. Heute wollten wir endlich die Wahrheit wissen. So startete Dietmar einen wahren Telefon-Angriff sowohl in Belgien beim Verkaufsbüro als auch in England bei der Produktionsstätte.
Gegen drei Uhr am Nachmittag stand dann endgültig fest: Es gab überhaupt keine Segel für unsere CESARINA. Die Produktionsstätte in England hatte nie einen Fertigungsauftrag erhalten. Alle Telefonate und alle bis heute erhaltenen Informationen waren Schall und Rauch 🙁 nur leere Worte und Lügen.
Was sollten wir dazu sagen, wir waren völlig platt. Auf Grund einer Empfehlung hatten wir uns entschieden, nicht bei Jan-Segel in Deutschland zu bestellen. Jetzt stehen wir ohne Segel da. Die alten Segel hatten wir am Mittwoch zum Segelmacher gebracht, damit dieser sie entsorgen sollte 🙂 Was nun? Rudern ist wahrlich keine Alternative.
So führte uns unser nächster Weg zum Segelmacher. Vielleicht war das Unglück ja noch zu verhindern. Und siehe da, die Besitzerin erzählte uns entspannt, dass sie Segel immer erst entsorgen würden, wenn das Boot mit neuen Segeln den Hafen verlassen hätte. Eine ganz schlaue Vorgehensweise, die von viel Erfahrung zeugt. Da sind wir wohl nicht die Ersten, die solche Erfahrungen machen müssen.
Aber der Tag hatte noch eine weitere Schreckensnachricht für uns parat. Am späten Nachmittag fand sich „Jerry, the Rigger“ bei uns an Bord ein für den bestellten Riggcheck.
Mit seinem Assistenten nahmen sie alles ganz genau unter die Lupe und leider wurden sie fündig: ein Riss im Mast, direkt in Höhe der ersten Sailing. Mit dem können wir nicht weiter segeln. Das muss zuerst repariert werden. Das wird sicher eine knappe Nummer werden, bis zum Start der ARC am nächsten Sonntag. Zur Reparatur muss das Schiff aus dem Wasser, und dann vielleicht sogar noch der Mast gezogen werden. Das wird also nichts mit einer entspannten letzten Woche auf Gran Canaria. Im Geiste strich ich schon einmal die Inseltour, die ich gerne noch hätte unternehmen wollen. Vielleicht dann beim nächsten Mal…..
Unsere Laune hatte mittlerweile den absoluten Tiefpunkt erreicht. Kerstin und Thomas aus München, die uns heute Nachmittag im Urlaub einen Besuch abgestattet hatten, saßen ziemlich verschreckt mittendrin im Chaos. Das würde wohl nichts mehr werden mit dem geplanten netten gemeinsamen Abend, dabei hatte der Nachmittag doch recht vielversprechend begonnen.
So entschieden sie sich, uns an diesem Abend besser allein zu lassen. Viel war ja auch wirklich nicht mehr mit uns anzufangen.
Das mussten wir Beide erst einmal verdauen. Jetzt steht die Teilnahme an der ARC plötzlich auf wackligen Beinen, mal ganz abgesehen von der ganzen Arbeit und dem Stress, der auf uns zukommen würde. Wir hatten auch jeden Fall erst einmal die Nasen gestrichen voll. Nach einer großen Portion Tortellini (Nudeln machen einfach glücklich) verzog ich mich mit einem guten Buch ins Bett. Dietmar versuchte sich auf der ARC-Eröffnungsparty etwas abzulenken, aber auch er war definitiv nicht in Feierlaune. Schon kurz vor elf war er zurück.
Nach einer unruhigen Nacht mit vielen wirren Träumen und Gedanken folgte ein Schock am Morgen. Gegen Acht erreichte uns die Nachricht von den Anschlägen in Paris. Ganz schnell rückten der Riss im Mast in den Hintergrund. So saßen wir beide schweigsam und fassungslos beim Frühstück. Schon wieder hatte es Paris getroffen, eine Stadt im Herzen Europas. Unser aufrichtiges Mitgefühl gilt den Angehörigen der Opfer und den vielen Verletzten. Unsere Probleme erschienen uns im Angesicht einer solchen Tragödie plötzlich klein und unwichtig. Das konnte man sicher alles regeln, denn es waren eben doch nur „Luxusprobleme“.
Man lernt nie aus :-)
Heute begann das Seminarprogramm der ARC. Eigentlich waren alle Seminare für uns interessant und relevant, aber wir hatten uns entschieden, die Seminare so weit wie möglich auf beide Wochen zu verteilen.
Trotzdem standen heute vier Seminare auf dem Programm. Gestartet wurde morgens um zehn Uhr mit „Notfall-Management“. Hier wurden all die Eventualitäten besprochen, die wir natürlich unbedingt vermeiden wollen: Mastbruch, Ruderbruch, Mann über Bord…… unterschiedlichste unerfreuliche Szenarien wurden zur Sprache gebracht. Auch wenn wir immer noch ganz sicher versuchen werden, solche Situationen zu vermeiden, wissen wir doch jetzt, wie wir besser damit umgehen können. Das ist doch auch schon mal was 🙂
Danach wurde es sehr praxisnah: „Jerry, the Rigger“ sprach über das Rigg. Das Rigg ist der Mast an sich und alles was den Mast und den Baum am gewünschten Platz auf dem Schiff fixiert. Das ist nach dem Rumpf und der Ruderanlage das wichtigste Teil an einem Segelboot 🙂 So sollte man sich immer gut darum kümmern und immer ein Auge drauf haben 🙂 Nach diesem Vortrag ist mir noch einmal mehr klar geworden, dass ich den von der ARC angebotenen Rigg-Check unbedingt machen lassen wollte. Noch vor der Mittagspause trugen wir unsere CESARINA in die Liste.
Nach der Mittagspause ging es dann um ein ganz wichtiges Thema. Nämlich wie man innerhalb von drei Wochen auf der Atlantiküberquerung nicht verhungert. Ich bin ja bisher eigentlich noch sehr entspannt gewesen. In einer Excelliste hatte ich mal grob überschlagen, was ich für drei Personen für drei Wochen so an Nahrungsmitteln einkaufen wollte. War eigentlich nicht so wild 🙂 Im Seminar wurden dann aber komische Probleme auf den Tisch gebracht. „Was machen Sie, wenn Sie nicht mehr Kochen können, d.h. Sie zum Beispiel kein Gas mehr haben? Nehmen Sie genug Nahrungsmittel mit, die sie auch roh essen können“. Hmmm…… mit etwas Geduld und viel Wasser kann man Nudeln ja auch roh essen. Aber trotzdem überzeugte mich das nicht wirklich. Ich entschied mich aber für einen anderen Ansatz. Ganz sicher mit zwei vollen Gasflaschen losfahren und auch noch einmal Herd und Zuleitunggen überprüfen. Dann sollte doch eigentlich fast nichts mehr schief gehen können 🙂
Etwas erschreckt hatte mich aber eine Beispielberechnung der Lebensmittelmengen für die Überfahrt für eine vierköpfige Crew. Da wurden 30 Kilo Nudeln oder Reis aufgelistet. 30 Kilo????? Wer soll das denn alles essen????
Am Ende des Nachmittags gab es noch Tipps zum „Down-Wind-Sailing“. Denn über den Atlantik segeln wir mit dem Passatwind, dh.hoffentlich die ganze Zeit mit Rückenwind. Leider mussten wir wegen eines Stromausfalls auf die vielen aufschlussreichen Bilder zur Illustration bis ganz zum Schluss warten, aber trotzdem bekamen wir noch ein paar gute Tipps mit auf den Weg.
Als Abendprogramm hatte die ARC noch einen Workshop für „Zwei-Mann-Crews“ auf dem Programm 🙂 Da waren wir sehr gespannt, ob hier noch ein paar interessante Verbesserungsvorschläge zu bekommen waren. Aber nach 18 Monaten auf Tour hatte das Seminar uns fast nichts Neues zu bieten 🙂 Und auch Konfliktbewältigung haben wir während der Zeit ganz hervorragend gelernt – Theoretisch zu mindestens.
Während des Letzten Seminares sind wir mit Micha und Sabina der SY ANYWAY SAILING ins Gespräch gekommen. Die Beiden wollen nächstes Jahr starten und besuchen schon jetzt die Seminare der ARC. So führten wir unser interessantes Gespräch spontan beim Abendessen im Pier 19 und danach noch auf der CESARINA weiter. Vielleicht sieht man sich ja dann Ende 2016 in der Karibik 🙂
Endlich wieder Kurzwelle :-)
Im ARC-Büro hängen Listen für verschiedene Spezialisten aus, bei denen man vor der Abfahrt noch einen Termin zur Behebung von Problemen oder zur Installation neuer Geräte vereinbaren kann. Schon seit letzter Woche standen wir bei yachtfunk.com auf dem Zettel 🙂 Leider hatten aber die Boote der ARC+ Vorrang. Nachdem diese gestern Las Palmas den Rücken gekehrt hatten, sind wir endlich an der Reihe. Direkt am Montagmorgen war es dann soweit. Pünktlich um neun Uhr klopfte Jörg an die Bordwand und nach einem Kaffee gingen die beiden Herren an die Arbeit.
Ich zog mich währenddessen sicherheitshalber in den Salon zurück und widmete mich der Planung unserer weiteren Reise. Auf meiner To-Do-Liste stand nämlich noch die Anschaffung einiger Gastlandflaggen. Daher sollte man dann schon mal überlegt haben, in welche Länder und zu welchen Inseln man eigentlich noch segeln würde 🙂
Draußen kümmerten sich die Herren zuerst um unsere Achterstagantenne.
Nach einem Ausflug in die Höhe, verschwand Jörg dann in den Tiefen unserer Backskiste. Hier musste die Erdung mittels Groundpaint großflächig aufgetragen werden.
Dann mussten natürlich noch diverse Kabel verlegt, der Tuner und letztendlich das Gerät angeschlossen werden. 10000 Sachen, von denen ich wirklich gar keine Ahnung habe. Gut, dass wir eine Profi an Bord hatten.
Gegen Abend gab unsere Anlage dann die ersten Lebenszeichen von sich 🙂
Die ersten Sprachverbindungen waren trotz der störenden Hafenumgebung (zu viele Masten und große Frachter verursachen wohl ein großes Störfeld) sehr vielversprechend. So riefen wir auch gleich ein Wetterfax aus Hamburg ab, das wenig später in sehr guter Qualität auf dem Rechner zu bewundern war. Eine Sprechunkverbindung über 3500 Kilometer nach Dresden funktionierte sogar zum Erstaunen des Fachmannes aus dem Hafen heraus perfekt mit einer Signalstärke von 9,5, was aussergewöhnlich hoch ist! Auch unser Pactor-Modem, das wir zum versenden und abrufen von Email benutzen, wurde abschließend getestet 🙂 Die Übertragungsraten waren ebenfalls sehr hoch und so dürft Ihr Euch wieder auf Emails von uns freuen, wenn wir auf hoher See unterwegs sind 🙂 Mal wieder ist es Yachtfunk.com gelungen eine hervorragende Installation zu liefern. Es ist schon die zweite Intsallation, die so gut funktioniert 🙂
Bye bye ARC+ – Fair Winds und eine gute Überfahrt
Der Samstag nach der lustigen Party begann entsprechend zäh. Gut, dass wir nicht solchen Stress hatten wie viele andere Boote. Wir haben ja noch über zwei Wochen Zeit. Da kann man es auch mal etwas ruhiger angehen lassen 🙂
Wäsche waschen wäre für heute eine angemessene Beschäftigung, nicht zu anstrengend, aber doch sehr sinnvoll 🙂 Nur meine Terminplanung, das einen Tag vor Start der ARC+ zu tun, war leider total unglücklich. Im Waschsalon hatte sich schon eine Lange Schlange gebildet 🙂 Naja, dann eben morgen 🙂
Am Abend trafen wir uns noch mit Dirk und Bettina von der SY AIN´T FANCY zum Abschiedsessen im Pier 19. Jörg von YACHTFUNK.com war auch mit von der Partie .Bis halb neun haben die Beiden noch hart an den Törnvorbereitungen gearbeitet und am Ende waren selbst die für den Törn benötigten Lebensmittel an Bord verstaut. Keine einfach Situation, die die Beziehung der beiden heute auf eine echte Zerreissprobe gestellt hat. Aber jetzt saßen die Beiden wieder recht friedlich nebeneinande mit uns zusammen. Dann konnte es morgen ja wie geplant los gehen. Dirk hatte sich schon die passende Strategie für den Start zurecht gelegt 🙂 Das würden wir morgen dann mal genau beobachten.
Am Sonntagmorgen machten wir uns recht früh auf den Weg, um sowohl der SY AIN´T FANCY als auch dem Katameran FIRST STEP noch eine gute Überfahrt zu wünschen. Dirk und Bettina hatten mittlerweile an die Tankstelle verholt. Ein bisschen Diesel für die Überfahrt sollte für mögliche Flauten auch noch nachgetankt werden. Auf unserem Weg hinüber auf die andere Hafenseite kauften wir beim Bäcker noch eine paar Croissants als Proviant für die Reise.
An der Tankstelle angekommen, mussten wir feststellen, dass Dirk und Bettina plötzlich verschwunden waren. Dafür waren Martin und sein Sohn Micha waren noch mit den letzten Vorbereitungen beschäftigt. Da wollten wir gar nicht lange stören. Wir verabredeten uns für die Karibik und freuen uns schon auf ein Wiedersehen.
So machten wir uns auf die Suche nach Dirk und Bettina und fanden sie direkt neben der Werft. So durften wir mit unserem Proviant noch auf einen Kaffee an Bord kommen. Danach mussten die Beiden noch die letzten Vorbereitungen treffen 🙂
Zeitig vor dem Start suchten wir uns einen schönen Platz an der Promenade, um das ganze Geschehen gut überblicken zu können. Für uns war es ja auch eine Generalprobe denn in genau zwei Wochen würde es bei uns soweit sein 🙂 Ein bisschen aufgeregt sind wir doch 🙂 , aber das ist wohl kaum verwunderlich.
Pünktlich fiel der Startschuss und viele zogen ihre Leichtwindsegel auf. Ein tolles Bild. Bei knapp über sechzig Booten war der Durcheinander aber noch überschaubar. Mal sehen wie es in zwei Wochen aussieht, wenn mehr als 200 Boote so schnell wie möglich über die Startlinie wollen. Wir haben uns überlegt, dass es bei der Gesamtstrecken von ungefähr 2700 Seemeilen wahrscheinlich nicht auf fünf Minuten ankommt und werden es sicher ruhig angehen lassen 🙂