Warum wird man eigentlich, wenn die Nacht durch den Wecker sowieso schon kurz gehalten wird, auch noch von einer portugiesischen Killermücke geplagt?
Unsere Dienstagmorgen begann früh und wegen der Mücken leider auch mit mäßig guter Laune. Ohne Frühstück machten wir uns um sieben auf den Weg, um mit unserem am Vortag bestellten Taxi in Richtung Faro Hauptbahnhof zu fahren. Mit einem kleinen Umweg über den Flughafen (Das Englisch unseres Taxifahrers war wohl doch nicht so gut gewesen wie gedacht) waren wir aber immer noch sehr früh am Ziel und es war endlich Zeit zum Frühstücken 🙂 Für unschlagbar günstige 5 Euro waren wir gesättigt und mit Reiseproviant versorgt. Auch die Stimmung in der kleinen Reisegruppe hatte sich deutlich verbessert 🙂
Pünktlich um halb neun verließ unser Zug Faro mit dem Ziel „Lissabon Oriente“ und genau wie geplant kamen wir um zwölf Uhr dort an. Die Zugfahrt in den angenehmen und großzügig gestalteten Waggons verlief angenehm. Nur die zwei amerikanischen Damen, die bis fast zum Ende der Reise hinter uns saßen, hatten mit Ihrem lautstarken non-stop Gespräch über alle wichtigen Dinge des Lebens unsere Nerven ziemlich strapaziert. Es war ein bisschen wie chinesische Wasser-Folter: Wenn man die Tonlage der Beiden einmal im Ohr hatte, wurde man sie nicht wieder los und es fühlte sich an, als bohrte man langsam Löcher in unsere Trommelfelle.
Von Bahnhof Oriente ging es dann mit dem Taxi zum Flughafen Lissabon. Hier war etwas Eile geboten, da wir die Verhältnisse (Verkehr, Entfernung, Wege und Besucheraufkommen am Flughafen) nicht einschätzen konnten. Aber wieder ging alles glatt und nach einem Mittagessen beim Schachtel-Wirt (diesem schönen Namen benutzt ein bayrischer Freund von uns immer für McDonalds) ging es satt und gestärkt zum Gate.
Aber wir haben Euch ja immer noch nicht verraten, wo diese Reise eigentlich enden sollte 🙂 Mit dem letzten Blog vom 24. August haben wir einige Ungeduldige wohl ganz schön auf die Folter gespannt. Unser Reiseziel des heutigen Tages war Terceia. Fleissige Leser haben jetzt wohl auch eine Idee, warum es uns in diese Richtung treibt oder eher warum es Dietmar in diese Richtung treibt. Für alle, die jetzt nicht genau wissen, worum es eigentlich geht, können das am 22. und 25. Juni nachlesen 🙂
Nach einem angenehmen Flug landeten wir also auf Terceira und wurden von Pieter und Rini, den holländischen Besitzern der CESARINA direkt in Empfang genommen. Mit dem Auto ging es bequem direkt zur Marina in Angra, wo die Beiden ihr Schmuckstück im Moment liegen hatten.
Diesem Besuch waren natürlich viele Email-Wechsel und Telefonate voraus gegangen. Aber nicht nur das 🙂 Als mir klar wurde, dass die CESARINA nicht nur ein fixe Idee meines lieben Ehemannes war, hatte auch eine lange Zeit der Haussegen ziemlich schief gehangen. Die Diskussion über andere Schiffe, die viel toller waren als unsere SUMMER, war mir nicht neu 🙁 Aber diesmal schien der Wunsch doch von sehr ernstafter Natur zu sein. So hatte ich mich dann irgendwann doch überzeugen lassen, die Schönheit nochmal genau unter die Lupe zu nehmen. Und da waren wir nun 🙂 Jetzt wurde es ernst.
Da die nächsten Tage Wind bis Stärke neun angesagt war, entschieden wir uns direkt einen Törn vor den Gewässern von Terceira zu machen. Schon als Pieter die 23 Tonnen schwere und 17 Meter lange Yacht gekonnt im Hafen wendete, waren wir beeindruckt. Würden wir das auch hinbekommen? Sie war einfach beeindruckend lang, fast vier Meter länger als unsere SUMMER.
Draußen in der aufgewühlten und doch schon recht rauen See zeigte sie uns Ihre Stärken. Für solche Bedingungen ist sie gebaut worden und Nautor Swan hat seinen Job brillant gemacht. Weich tauchte sie in die Wellen ein und lief wie auf Schienen bei über 20 Knoten Wind ruhig und sicher voran. Und schnell war sie auch noch. Ich konnte förmlich Dietmars Herz höher schlagen sehen. Endlich bei jedem Wettrennen mit guten Chancen dabei zu sein 🙂 Er wird im Herzen wohl immer ein Rennfahrer bleiben 🙂 Da es mir persönlich nicht so sehr auf Geschwindigkeit, sondern eher auf Sicherheit ankommt, war ich aber auch angenehm überrascht. Ihre Bewegungen in der See schlugen mir nicht direkt auf den Magen 🙂 und auch bei heftigeren „Drückern“ (Böen) fühlte ich mich auf dem noch unbekannten Schiff sicher.
Das Wetter beendete unseren kleinen Ausflug dann aber recht bald 🙁 Heftiger und ergiebiger Regen machte das Segelvergnügen doch zu Nichte 🙁 Aber für einen ersten sehr guten Eindruck war es schon eindeutig ausreichend.
So beendeten wir den Tag im Hafenrestaurant in Angra. Es gab ja doch sehr viel zu besprechen und auch zu reden. Morgen würden wir ins Detail gehen und die CESARINA auf Herz und Nieren prüfen 🙂 Jede Schublade, des Schapp und jedes Detail wollten wir sehen. Da kam uns das schlechte Wetter gerade recht 🙂
Gegen Mitternacht fielen wir todmüde in Bett, aber irgendwie konnten wir beide keinen Schlaf finden. Zu viel Aufregung, Vorfreunde aber auch Sorgen fuhr in unseren Köpfen Karussell. Würden diese Tage auf Terceira unser Leben mal wieder auf den Kopf stellen?