Der Morgen vor unserer Abreise verlief eigentlich völlig normal und friedlich. Nichts deutete darauf hin, was für traurige Szenen sich später noch abspielen sollten 🙂 Während ich noch ein Abendessen für die Überfahrt vorbereitete, checkte Dietmar im Hafenbüro aus. Dann machten wir gemeinsam noch einen Spaziergang hinunter zum Marinagelände, wo einige Boote an Land standen. Dort wollte er mir seine neue Liebe vorstellen: eine blaue Nautors Swan 55 Yawl. Gut, dass unsere SUMMER davon nichts mitbekam :-). Ich bin da ja geduldig…..
Auf dem Rückweg stolperten wir noch über ein Seifenkistenrennen, dessen Zieleinlauf sich direkt am Hafen befand. Das ließen wir uns nicht entgehen, denn wir hatten es nicht so eilig. Vor zwölf Uhr wollten wir den Hafen nicht verlassen, um ganz sicher zu sein, Santa Maria am nächsten Tag nicht im Dunkeln zu erreichen.
Dann war es soweit und es hieß „Leinen los“. Da schon ordentlich Wind von der Seite wehte, sprachen wir wie immer das Ablegemanöver vorher kurz durch. Die letzte Leine, die gelöst werden sollte, war die Heckleine. Die sollte verhindern, dass der Wind uns auf unseren Nachbarn drückt. Außerdem konnte ich diese Leine von Bord lösen. Soweit der Plan 🙂
Als ich die Vorleinen am Steg gelöst hatte, waren noch zwei Leinen übrig und ich bekam vom Kapitän die Weisung: „Jetzt die Heckleine“ Ok????? Ich habe es mir schon vor langer Zeit abgewöhnt, in solchen Situationen zu diskutieren 🙂 Dann halt die Heckleine zuerst. Sofort kam Bewegung ins Boot. Dietmar konnte die SUMMER gegen den Wind nicht in Position halten und musste zügig rückwärts aus der Box. Schnell löste ich die letzte (wirkungslose) Spring und schaute der SUMMER hinterher. Weg waren die Beiden 🙁 Wollte er mich etwa hier lassen?
So stand ich da am Steg und schaute dumm aus der Wäsche. Hinterher schwimmen war nun wirklich keine Alternative, fand ich. Immerhin verschwand die SUMMER nicht blitzschnell aus dem Hafen, sondern Dietmar drehte vor unserem ehemaligen Liegeplatz seine Runden. Dann wollte er mich wohl doch nicht hier lassen 🙂 Wenigstens etwas. Jetzt musste ich nur noch wieder zurück aufs Boot kommen 🙂
Vielleicht vorne am Rezeptionssteg??? Leider komplett belegt. Und der Wind wehte genau auf den Steg. So verwarfen wir den Plan, an einem der Boote längsseits zu gehen. Nach dem einen misslungenen Manöver wollten wir kein weiteres Risiko mehr eingehen.
Vielleicht mit dem kleinen Fischerboot, das gerade in den Hafen einfuhr??? Leider verstand der Fischer kein Englisch, und so konnte ich ihm mein Anliegen nicht näher bringen. War aber ein guter Versuch 🙂
Mittlerweile wurden wir auch beobachtet. Hafenkino vom Feinsten, aber diesmal wir als Hauptdarsteller. Die Norweger, die Ihr Boot am Rezeptionssteg liegen hatten, boten freundlich an, Bilder zu machen und ins Internet zu stellen. Wie das halt immer so ist: Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen 🙂
Vielleicht an der Hafenmauer gegenüber??? Ich macht mich dann mal zu Fuß auf den Weg zur anderen Hafenseite, während Dietmar im Hafenbecken seine Runden drehte. Dort angekommen erschien mir ein Sprung in gut eineinhalb Meter Tiefe wenig einladend, denn es war nur noch ein Platz am Fähranleger frei.
Vorne beim Yachtclub hatte ich ein Schlauchboot ankommen sehen. Vielleicht könnte ich dort jemanden überzeugen, für mich Taxi zu spielen? Am Steg angekommen versuchte ich meine Glück mit Englisch, leider wieder vergeblich. Aber der zweite junge Mann, der dann zurück zu Boot kam, konnte mich verstehen. Erst wollte er aber nicht helfen. Er müsse jetzt die Regatta der Segelkinder draußen starten. Anscheinend hatte er die Situation noch nicht ganz erfasst denn als ihm klar wurde, dass er sowieso an der SUMMER vorbeifahren würde, lenkte er sofort ein. So wurde ich von zwei netten, jungen Herren direkt zur Badeplattform gebracht – Was für ein Service. Aber so viel Service möchte ich in der nächsten Zeit nicht wieder in Anspruch nehmen müssen 🙂
So setzten wir gemeinsam mit einer halben Stunde Verspätung unseren Weg nach Santa Maria fort. Dietmar war sichtlich froh, mich wieder an Bord zu haben. Das wollte ich ihm auch geraten haben 🙂
Die Überfahrt mit angenehmen Wind und einer Welle von hinten verlief schnell und reibungslos. Morgens um neun erreichten wir die Marina in Vila do Porto auf Santa Maria. Keine Stunde später war die SUMMER bereits ordentlich entsalzt und geputzt und ein deftiges Frühstück stand auf dem Tisch.
Dann telefonierten wir mit Steffen von der Tauchbasis. Morgen würde es losgehen und die Bedingungen sahen wohl sehr vielversprechend aus 🙂 Da freuten wir uns schon.
Noch mehr Freude kam aber auf, als wir am Nachmittag am Steg über einen schwarz-weißen Kater stolperten. Wie sich herausstellte, gehörte er zu unseren französischen Nachbarn und hörte (mehr oder weniger) auf den Namen „Sikaflex“. Wenig später wurde uns erklärt wie er zu dem Namen kam. Sikaflex ist ein Dichtmittel, das wie die Pest klebt und in den Farben schwarz/weiss hergestellt wird. Bei ihm war der Name wirklich Programm, wie wir in den nächsten Tagen herausgefunden haben :-)Schon am Nachmittag hatte er uns ein kurzen Besuch abgestattet und als abends bei uns der Fisch in der Pfanne bruzzelte, kam er „zufällig“ wieder vorbei. Sehr charmant und wohlerzogen ergaunerte er sich erst unsere Herzen und dann eine beträchtliche Portion Fisch. Da hatte er sich ja genau die Richtigen ausgesucht. So freuten wir uns den ganzen Abend lang über die „Leihkatze“ denn er hatte es sich bereits die ganzen Nacht über bei uns an Bord bequem gemacht. Katzentiere sind gerade für uns schon etwas ganz Besonderes 🙂