Seit Samstagnachmittag schwimmen wir wieder – Gott sei Dank !
Wie immer wich die spanische Zeitrechnung deutlich von der Deutschen ab. Jose hatte Mittwochabend zu uns gesagt, er käme Donnerstag um sieben Uhr morgens (!!!) zum Abkleben vom Wasserpass damit dann die neue Antifouling gestrichen werden kann. Diese frühe Uhrzeit hatte uns bereits sehr misstrauisch gemacht. Um sieben Uhr am Morgen arbeitet in Spanien doch noch kein Mensch 🙂
Und wie erwartet war auch um neun Uhr, als wir nach dem Frühstück die Leiter herunterkletterten, noch niemand zu sehen 🙁 Irgendwann im weiteren Laufe des Vormittags tauchte ein Eimer Antifouling bei uns am Schiff auf, es folgten eine Rolle Klebeband (zum Abkleben des Wasserpasses) und zwei Malerrollen. So weit, so gut…..aber Dietmar hatte die Arbeiter vor eine schwierige Aufgabe gestellt. Er bestand darauf, dass die Farbe vor dem Auftrag erst per Bohrmaschine mit Rühraufsatz gründlich durchgemischt werden sollte. Solche „merkwürdigen“ Vorgehensweisen waren hier wohl nicht Standard. Der Rühraufsatz musste extra erst beschafft werden, aber immerhin gab es schon eine Bohrmaschine 🙂
So kamen wir nach dem Mittagessen gegen zwei gerade rechtzeitig zurück, um Zeugen der ordentlichen Durchmischung unserer Antifouling zu werden. Zwei Stunden später war die erste Schicht dann vorschriftsmäßig aufgebracht. Das sah schon mal richtig gut aus. Es fehlten jetzt „nur“ noch zwei weitere Anstriche, dann würden wir mit dem Unterwasserschiff fertig sein.
Somit war aber klar, dass wir unseren Krantermin am Freitagabend vergessen konnten. Das passte zeitlich ja vorne und hinten nicht mehr. So stellten wir uns innerlich schon mal auf den Samstag ein 🙂
Am Freitagmorgen mussten wir erst abwarten, bis der Ausflugskatamaran, der seit gestern neben uns an der Kaimauer im Wasser lag, alle seine Gäste eingeladen hatte. Durch die ungünstige Nordwestwind-Lage mit viel Welle starteten die Touren im Moment von San Miguel und zwar direkt neben der SUMMER. Da war es sicherer, die Malerei erst zu beginnen, wenn niemand mehr an unserem Boot vorbei gehen musste.
Um ein Uhr hatten wir uns mit einem netten Ehepaar aus Gütersloh zum Essen verabredet. Die Beiden hatten viele Jahre selber eine „Hallberg-Rassy“ in Neustadt an der Ostsee liegen. So lernten wir wieder ein neues spanisches Restaurant mit guten und sehr preiswertem Essen kennen und verbrachten dort eine schöne Zeit. Die Beiden verbringen jedes Jahr den Winter auf Teneriffa und wollten morgen nach 10 Wochen Kanaren wieder nach Deutschland fliegen. Leider hatten wir uns erst in der letzten Woche kennengelernt, sehr schade 🙁
Gegen halb drei waren wir wieder zurück im Hafen und unsere SUMMER war tatsächlich fertig gestrichen 🙂 Jetzt musste sie nur wieder in den Bootslift, damit die Stützen entfernt und die Flächen darunter auch noch 3x gestrichen werden konnten. So machten wir uns daran, alles vorzubereiten. Die Ausrichtung der beiden Gurte war an Land wesentlich einfach als im Wasser und schon bald schaukelten wir wieder frei im Wind. Zwar immer noch viel zu hoch über der Wasseroberfläche, aber immerhin etwas 🙂
Die kniffeligste Aufgabe stand uns aber noch bevor: wir mussten das Ruder wieder einbauen. Obwohl uns die Marina an diesem Abend um sieben Uhr noch zwei Leute zur Verfügung stellte, verschoben wir die Aktion lieber auf den Samstagmorgen. Jose hatte zugesagt, an seinem freien Tag extra vorbei zu kommen. Diese Aufgabe wollten wir lieber mit ihm bewältigen, da er ja auch beim Ausbau mit dabei gewesen war.
Gegen zehn Uhr waren wir dann startklar. Das Ruder der SUMMER wiegt gute 80 Kilo und ist ein wirklich unhandliches Teil mit einer Gesamtlänge von 3,20 Metern (Ruderblatt mit Ruderschaft). Zuerst mussten wir die SUMMER mit dem Lift um weitere 1,20 Meter anheben, um das Ruder exakt vertikal ausgerichtet durch das untere Ruderlager durchführen zu können. Mit dieser Höhe brachten wir den Travel-Lift an seine konstruktiven Grenzen. Es wären keine zwei Zentimeter mehr an Höhe drin gewesen. Wir waren wirklich am absoluten Limit.
Nachdem der erste Schritt mit drei Mann (Jose, Dietmar und ich) gut gelungen war, wurde es aber noch komplizierter. Zuerst senkten wir die SUMMER wieder dreißig Zentimeter ab und fixierten den Schaft damit im unteren Lager. Dietmar schwang sich mit der wackeligen und zu kurzen Leiter zurück auf Schiff und montierte im Schiff die verschiedenen Dichtungen und auf den Schaft. Mittels Klopfzeichen gab er uns Bescheid, wenn der Travellift die SUMMER wieder ein Stückchen weiter runter lassen konnte. Nach einiger Zeit waren wir dann soweit, dass der 75mm dicke Schaft nur noch durch das obere Ruderlager hindurch musste, bevor es dann endgültig in Position fixiert und gegen ein Herausfallen gesichert werden konnte. Aber dieser letzte Akt die hatte es in sich.
Zwar konnten wir uns mittlerweile wieder direkt verständigen da Dietmar jetzt in 4 Meter Höhe auf dem Deck stand, aber trotzdem war es nicht einfach, die Anweisungen des Kapitäns in welcher Richtung das Ruder auszurichten sei, wie gewünscht umzusetzen. Denn die präzise Ausrichtung im Millimeter-Bereich eines 80 Kg schweren Ruders unter einem leicht schaukelnden 15 Tonnen schweren Schiff mit nur einem Mann und einer Frau ist kein Wattepusten. Leider lief das immer recht digital ab. Entweder das Ruder bewegte sich gar nicht oder es bewegte sich zu viel. So eilte auch noch der Fahrer vom Travel-Lift zur Hilfe, aber auch zu dritt war es kein Kinderspiel. Dietmar wurde oben an Deck langsam doch etwas unruhig: „Was machen die Drei denn da unten? Wenn mach nicht alles selber macht etc. pp“ hörte zumindest ich ihn leise fluchen.
Wir hatten mittlerweile unser Konzept geändert. Wir machten gar nichts mehr 🙂 Denn die SUMMER schaukelte ganz leicht im Lift und irgendwann stand das Ruder perfekt. „Nur“ noch schnell hochziehen und……. geschafft! Uns fiel wirklich ein Stein vom Herzen.
Während Dietmar im Schiff noch alle weiteren Teile der Ruderanlage montierte, begann ich draußen, die noch unbehandelten Stellen mit Antifouling zu streichen. Endlich durfte ich auch mit Pinseln. Das machte Spaß und ich malerte die drei Schichten in Rekordzeit.
Für drei Uhr hatten wir dann unseren Krantermin. Endlich zurück ins Wasser. Auch der Wind hatte sich unseren Termin in seinem Kalender vermerkt und pünktlich um Viertel vor Drei wehte es mal wieder kräftig mit über 20 Knoten. Das brauchte jetzt wirklich niemand. Trotz der widrigen Umstände erreichten wir wieder sicher das Wasser und machten unsere SUMMER kurze Zeit an unserem angestammten Liegeplatz fest.
Nachdem an Bord alles wieder in Betrieb genommen war und zuverlässig funktionierte, der Wassermacher die Tanks wieder etwas aufgefüllt hatte und das Geschirr gespült im Schrank stand, fuhren wir zur Feier des Tages nach Los Abrigos zum Fisch essen.