Am vergangenen Freitag war es dann mal wieder soweit. Für meine Rückreise nach Teneriffa hatte ich mir extra einen Tag ausgesucht, an dem die Wettervorhersage Wind von mäßiger Stärke vorhergesagt hatte. Bis nach San Miguel/Teneriffa hatte ich eine Seestrecke von 97 Seemeilen vor mir, und bei wenig Wind sollte diese Entfernung in ca. 22 Stunden zu schaffen sein. Geplant war, um 10:00 in Tazacorte abzulegen und dann am kommenden Morgen gegen 8:00 in San Miguel anzukommen. Da ich mal wieder allein segeln musste, fand ich meine Entscheidung klug, einen ruhigen Tag auf See zu wählen.
Die nette Spanierin aus dem Marinabüro erzählte mir in einem ausgezeichneten Deutsch, dass sie sich nach Düsseldorf zurück sehnt, wo sie wohl eine gute Zeit verbracht hat. Überraschend war es allemal für mich in meiner Muttersprache angesprochen zu werden, denn ich hatte die letzten Tage immer Englisch mit ihr gesprochen 🙂 Gut gestimmt bezahlte ich bei Ihr gern meine Liegeplatzgebühren, da ich noch einen guten Rabatt bekommen hatte 🙂 Punkt 10:00 habe ich dann die Spring als letzte Leine über die Klampe gezogen, und bin diesmal mit einem aufgeräumten Deck aus dem Hafen gefahren. So ein Mist wie in San Sebastian, soll nicht wieder passieren! Die ganze Zeit hatte ich Angst, dass ich meine Fender verliere oder sich eine Leine um die Schraube wickeln könnte, weil ich das Zeug wegen der Dunkelheit nicht mehr wegräumen konnte.
Die See war so ruhig, dass ich bei den 1-3 Knoten Wind, die nächsten drei Stunden unter Maschine gelaufen bin. Es ist so krass hier mit den Wetterbedingungen! Gestern noch wurde eine weitere Yacht eingeschleppt, die Ihren Mast wegen der heftigen Winde und starken Böen verloren hatte. Das war schon Nummer 3 an einem Tag! Je mehr ich mich dem südlichen Kap der Insel näherte, desto häufiger dachte ich an den Satz eines anderen Seglers „hier ist es keine Schande, auch bei Schwachwind mit gerefften Segeln unterwegs zu sein“. Das Großsegel hatte ich mal wieder als Stützsegel gesetzt, als der Leuchtturm von Fuencaliente an Backbord querab lag, und das Kap somit erreicht war. Es skeptischer Blick nach vorn verriet aber etwas ganz anderes als „Windstille“. Erst sah es so aus, als wäre die Linie zum Horizont nur etwas unscharf aber dann konnte ich deutlich erkennen, dass es Wellen mit kleinen Schaumkronen waren. Dieses mal war ich aber auf stärkeren Wind vorbereitet!
Keine Ahnung, wie stark der Wind in der „Düse“ sein würde aber ich habe gelernt, lieber auf „Nummer Sicher“ zu gehen. Das Großsegel wurde ins dritte Reff eingerollt und die Fock gesetzt. Nach weiteren fünf Minuten stoppte ich die Maschine, weil der Wind schon auf 9 Knoten zugelegt hatte, und unsere SUMMER begann, mit leichter Krängung (Schräglage) Fahrt aufzunehmen. Hoch am Wind ging es immer flotter voran. Wind und Welle nahmen rasch zu, und schon sehr bald standen 7,5 bis 8,5 Knoten Speed bei 25-28 Knoten Wind auf der Anzeige. Ich ging noch einmal vor den Wind und rollte die Fock bis zum zweite Reff ein, bevor wir „voll am Gas“ durch die See pflügten. Der Lerneffekt hatte sich diesmal bezahlt gemacht! Sogar die starken Böen von knapp 30 Knoten belasteten weder das Rigg noch meine Nerven nur annähernd so heftig, wie noch vor kurzem bei dem Törn nach Gomera.
Bei dem Speed war natürlich der Zeitplan komplett durcheinander. Gegen 17:30 beschloss ich daher, die Ankerbucht der Marina Valle westlich von Gomera anzulaufen. Über Nacht bei diesen Bedingungen auf dem Meer zu sein, darauf hatte ich wirklich keinen Bock! Auch wenn sich zu meiner Freude eine Gruppe von Delphinen zu uns gesellt hatte. Außerdem hätte ich dann auch gegen 2:00 morgens in tiefster Dunkelheit mein Ziel erreicht.
Bei der Anfahrt auf Valle, hüllte sich die Insel in Regenwolken ein und die Sonnenstrahlen zauberten einen schönen Regenborgen in den Himmel. Das Ankermanöver gelang bei 14m Tiefe und sandigem Lavaboden problemlos. Ich platzierte den Anker zwischen 4 weiteren Yachten und steckte 60m Kette. Wie immer, fuhr ich den Anker in den Grund ein und stellte dann endlich die Maschine ab. Die Ruhe war himmlisch und als ich die Niedergangtür hinter mir schloss, war es draußen schon stockdunkel. Es stellte sich eine angenehme Zufriedenheit ein weil ich das Gefühl hatte, wieder einmal eine richtige Entscheidung getroffen zu haben. Komischerweise denke ich dann immer an meine Frau. Vielleicht deshalb, weil ich das Gefühl habe, auch in ihrem Sinne so gehandelt zu haben. Sie ist so fern aber doch so nah 🙂
Die Nacht war einigermaßen ruhig und der Anker hat zuverlässig gehalten. Nach einem Frühstück mit Kaffee und Spiegeleiern, hieß es um 09:15 wieder Anker auf. So wie es gestern aufgehört hatte, ging es mit unverändert viel Wind und Welle weiter nach Teneriffa. Kurz vor Teneriffa ging der Wind auf 16 Knoten zurück und drehte auf Ost. Er kam also genau von vorn. Das hieß für mich dann „Maschine an“ und keine zwei Stunden später, legte ich die SUMMER dann längsseits an den Steg der mir schon so vertrauten Marina von San Miguel. Dann wieder das alte Ritual. Bevor ich nach unten ging, um die Klamotten zu wechseln, bekam die SUMMER erst einmal eine gründliche Wäsche. Meine Autos habe ich auch immer so behandelt und es macht mir Freude, auf einem gepflegten Schiff zu sein. Man könnte sagen, dass unsere SUMMER ein „geliebtes“ Schiff ist 🙂
Zum Trost für alle Daheimgebliebenen, sei dieses noch gesagt. Angeblich soll dieser Winter der kälteste seit 15 Jahren auf den Kanaren sein. Auf Gran Canaria ist die Temperatur auf unter 10°C in der Nacht gesunken. Hier auf Teneriffa haben wir z.Zt. immerhin am Tage um 18 Grad und in der Nacht um die 15°C. Zur Motivation hat Katja mir gerade ein Bild aus Leverkusen geschickt. Brrrrrrrrrr 🙂