Nach den stürmischen Winden der letzten Tage hatte sich der Atlantik mittlerweile wieder beruhigt. Jeden Tag war deutlich zu sehen, wie das salzige Nass zunehmend klarer wurde und den wie gewohnt ungetrübten Blick bis auf den Grund des Hafenbeckens ermöglichte. Immerhin hatten wir unter unserem Boot eine Wassertiefe von 9 Meter. Beste Voraussetzungen also sich wieder dem Thema „Scuba Diving“ mit Ester und Marco von „AZUL DIVING“ zuzuwenden. In Hinblick auf meinen permanent gewachsenen Waschbärenbauch sicherlich eine gute Entscheidung 🙂 Katja ist ja vor 2 Tagen nach Leverkusen geflogen, um eine Reihe von anstehenden Terminen abzuarbeiten und genau diesen Umstand wollte ich nutzen, um in einer verschärften Gangart den Pfunden zu Leibe zu rücken. Um das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, hatte ich vor einigen Tage schon einen Kurs für den nächst höheren Tauchschein zum sogenannten „Advanced Open Water Diver“ gebucht. Mittlerweile haben Katja und ich schon ein paar Tauchgänge absolviert. Mit jedem weiteren Exkurs konnten wir die Aussage von Marco „ the best dive is the next dive“ immer mehr zustimmen. Mit zunehmender Erfahrung in der bisher ungewohnten Umgebung unter der Wasseroberfläche steigerte sich auch unser Wohlbefinden und Sicherheitsgefühl.
Ein Teil des Kurses beinhaltet einen Tauchgang in einer Tiefe von 30m. Bisher lag das für uns erlaubte Limit bei 18m, was ja auch schon ganz ordentlich ist. Heute war es also soweit! Für dieses Ereignis hatten sich Ester und Marco sich einen besonderen Ort ausgesucht, den man allerdings nur mit dem Boot erreichen konnte. Pünktlich um 09:30 begann das Briefing für den Tauchgang, der mit Ester als mein „personal“ Guide geplant war. Ester und Marco legten wie immer großen Wert darauf, zum einen das Revier und den geplanten Ablauf detailliert zu erklären und zum anderen die dafür nötigen Sicherheitsvorkehrungen und theoretischen Grundlagen zu vermitteln. Wichtig war zum Beispiel zu wissen, dass der Luftverbrauch sich bei doppelter Tauchtiefe ebenfalls verdoppelte und auch deutlich mehr Stickstoff im Blut angereichert wird, der beim Auftauchen bei einem sogenannten Sicherheitsstopp von 3 Minuten in 5 Metern wieder größtenteils abgebaut wird. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, wo die Themen Tauchplanung, Nullzeit, Sicherheitsstopp, Luftverbrauch, Stickstoffnarkose und Strömung mit noch mehr Ernsthaftigkeit zur Anwendung kamen. Eben genau diese Professionalität vermittelte uns das gute Gefühl und nötige Vertrauen, bei den Beiden in sehr guten Händen zu sein. Nach 45 Minuten waren wir mit dem Briefing durch und es war an der Zeit, sich in den Tauchanzug zu zwängen. Mein Gott bin ich froh, dass das Ding so elastisch ist 🙂 Schnell noch Maske, Haube, Flossen, Taschenlampe und Tauchcomputer unter die Arme genommen und dann ging es auch schon los. Wie immer war alles schon perfekt vorbereitet und die schwere Ausrüstung war bereits einsatzbereit an Bord.
Die 250 PS des Yamaha Außenborders hatten leichtes Spiel mit dem Boot und wir kamen relativ zügig 🙂 am Zielort an. Unser Zielort befand sich an dem östlichsten Punkt von Madeira. Direkt vor uns ragten die Felsen steil aus dem Meer. Hier konnte man noch sehr deutlich den heftigen Seegang der letzten Tage spüren. Die Wellen brachen sich an den Untiefen und etwas weiter draußen war die Strömung teilweise sehr stark. Allein die Vorstellung, mit unserer SUMMER hier durchfahren zu müssen, verursachte einen leichten Grusel in meinem Kopf.
Ester machte eine kleine Testrunde und signalisierte uns, dass es Zeit war Ihr ins Wasser zu folgen. Mit von der Partie war auch noch Jürgen aus Berlin. Jürgen hatte seine Unterwasserkamera dabei und tauchte bereits seit einigen Jahren in allen Teilen dieser Erde. Ein kurzer Check der Systeme und bei „Drei“ ging es dann per Rolle rückwärts ins Meer, das immerhin 22°C warm war. Langsam tauchten wir dann ab. Umgehend stellte sich wie sonst auch dieses herrliche Wohlgefühl ein. Nur noch das Blubbern des Atemreglers durchbrach die Stille. Nach relativ kurzer Zeit zeigte mein Tauchcomputer 31,8m an. Die Farben der vielen Fische, Korallen und Steine bekommen eine blaue Tönung, weil mit zunehmender Tiefe das kurzwellige rote Licht absorbiert wird. Eines war aber anders als sonst. Wegen der starken Dünung ging es wie in einem Fahrstuhl auf und ab und hin und her. Es kostete mich einige Energie dort hin zu schwimmen, wo ich auch hin wollte. Ester und Jürgen waren darin aber sehr routiniert. Ständig musste ich aufpassen, dass ich genügend Abstand zu den Beiden hielt. Nach einiger Zeit ging es dann aber doch ganz gut. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich das Thema mit dem Austarieren ganz gut im Griff hatte, denn Probleme die Tiefe zu halten, hatte ich eher nicht.
Nach gut 40 Minuten zeigte die Flasche einen Druck von 50 Bar an und wir begannen planmäßig mit dem Aufstieg. Oben wartete Marco bereits auf uns und nahm uns die Gewichte und Tarierwesten ab. Mit einigen kräftigen Flossenschlägen und vereinten Kräften gelang der Einstieg ins Boot problemlos. Auf der Rückfahrt waren wir uns dann alle einig, dass das Revier wunderschön war und unser Team gut funktioniert hat.
Am Nachmittag stand der Tauchgang Nummer zwei auf dem Programm. Wir erreichten wieder eine Tiefe von 30m und kamen in den Genuss eines weiteren tollen Reviers vor der Haustür Madeiras. Ich hätte nie gedacht, dass Tauchen so anstrengend sein würde. Ich fühlte mich so schlapp wie schon lange nicht mehr. Um mich ins Boot zurück zu bekommen, musste Marco kräftig mithelfen. Auf der Rücktour war mir auch noch speiübel, weil ich einiges Salzwasser nach dem Auftauchen getrunken habe. Selber schuld, wenn man den Atemregler zu früh aus dem Mund nimmt und nicht genug Luft in die Tarierweste pumpt. Wieder was gelernt 🙂
Zusammengefasst, war dieser Tag extrem lehrreich und gut für mein Selbstvertrauen. Vielen Dank an Ester und Marco von www.azuldiving.com, die wirklich einen klasse Job gemacht haben. Das macht Lust auf Me(e)hr.
Wie schon gesagt: „the best dive is the next dive“ 🙂