Gestern war ein guter Anfang, aber wir hatten noch lange nicht genug. Das Überqueren des Douro River mit der Fähre war am zweiten Tag dann auch kinderleicht. Diesmal wollten wir uns aber mit der Straßenbahn, der sogenannten „Electrica“, in die Stadt kutschieren lassen.
Die Zeitreise begann schon beim Einsteigen, denn die Straßenbahnwagen wurden in den 50er Jahren erstmals in Betrieb genommen und sind erst im Jahr 2005 originalgetreu und aufwändig restauriert worden. Die Fahrt war dann auch ein echtes Erlebnis. Es war sehr laut, Federkomfort nicht vorhanden, langsam und zugig, da alle Fenster komplett geöffnet waren. Irgendwie war die Zeit einfach stehen geblieben und die Bahn hätte genauso gut auch irgendwo in Cuba im Einsatz sein können. Der deutsche TÜV hätte das Teil sicherlich stillgelegt, aber das Flair, welches das sehr gepflegte und optisch wunderschöne alte Stück Technik verströmte, war ein Hochgenuss selbst für nicht Technik affine Menschen. Ganz nebenbei waren die Schaffnerinnen auch sehr attraktive Erscheinungen, wie Dietmar immer wieder beiläufig erwähnte 🙂
An der Endhaltestelle wurden wir von der Schaffnerin freundlich herauskomplimentiert. Was dann kam, überraschte uns sehr. Die Dame klappte die Rücklehnen alle Sitze in Windeseile um, und ging einfach in den Steuerstand am anderen Ende des Wagens. Der Stromabnehmer wurde aber zuvor noch händisch um 180 Grad gedreht und schon konnte die Reise auf dem gleichen Gleis in entgegengesetzter Richtung fortgesetzt werden. Wirklich klasse gemacht!
Porto ist eine Stadt, die direkt am Flussufer des Douro in die umliegenden Hügel hineingebaut wurde. Mit der Electrica landeten wir leider nicht am höchsten Punkt der Stadt, sondern irgendwo recht nah am Fluss. So kletterten wir erstmal hinunter in das alte Viertel „Riberia“ mit den engen Gassen und schmalen Häusern.
Dort angekommen führte jeder weitere Weg dann leider erstmal nur noch bergauf, 🙂 egal in welche Richtung wir schauten. Heldenhaft nahmen wir den Aufstieg in Angriff. Bei fast 30°C schon eine recht sportliche Leistung. Um die Anstrengungen aber nicht zu sehr ausarten zu lassen, legten wir in einem der einladenden Cafés einen Zwischenstopp ein. Dietmar wählte aus dem Sortiment wie so oft das größte Stück, das zu finden war. Wie wir feststellen mussten, hatte er daran dann auch noch viel länger Spaß, da es ihm wie ein Backstein im Magen lag.
Bis zum frühen Nachmittag wanderten wir kreuz und quer durch die Straßen und Gassen. Dann war es Zeit, zum Hafen zurückzukehren. Für heute war Besuch angesagt. Die SY MENTOR und der Katamaran „Joy of Life“ waren auf dem Weg nach Porto. Da wollten wir doch nicht zu spät kommen 🙂
Somit waren wir an diesem Abend eine wirklich große Runde von zehn Seglern, die beschlossen hatte, zusammen im Dorf zum Essen zu gehen. Wie schon zwei Tage zuvor, saßen wir wieder in dem urigen Hinterhof und ließen uns von der portugiesischen Lebensfreude anstecken. Das wilde Durcheinander, in dem die verschiedenen gegrillten Fische und Meeresgetiere bei uns eintrafen, musste man einfach als landestypisch akzeptieren. Zum Schluss waren alle satt, auch wenn nicht jeder das gegessen hatte, was er bestellt hatte. Aber egal, es war wirklich alles lecker.
Mit der „Joy of Life“ hatten wir jetzt auch eine Familie mit Kind in der Runde dabei. Die kleine Alia ist gerade sechs Jahre alt geworden. Da war Dietmar natürlich genau in seinem Element. So malten die Beiden einträchtig nebeneinander in Alias Malbuch lustige „Steckdosen-Tiere“ (Schweinchen), Fische und auch die Spinne „Tekla“ aus Biene Maja. Sehr praktisch für mich, denn ich weiß jetzt genau, welches Geburtstagsgeschenk ich für Dietmar Geburtstag nächste Woche unbedingt noch besorgen muss. So preiswert bin ich wohl noch nie weg gekommen: Ein schönes Malbuch scheint wirklich genau sein Ding zu sein. 🙂