Überfahrt nach UK – eine stürmische Erfahrung
Sonntag 25. Mai: Wir hatten einen schoenen Segeltag mit wenig Wind und angenehmen Temperaturen. Gegen 22:00 wurden wir mit einem unglaublich schoenen Sonnenuntergang beschenkt. Solch intensive Farben und Kontraste haben wir auf dem Wasser zuvor noch nicht gesehen 🙂
Zeitweise scheint die Nordsee nur aus Bohrinseln und Windparks zu bestehen. In der Nacht sehen die Inseln wie ein Weihnachtsmaerkte aus, weil sie aehnlich hell erleuchtet sind. Nur einmal haben wir einen leichten Schreck bekommen weil keine Bohrinsel dort zu sehen war, wo laut Karte eine sein sollte. Die Loesung: alle Lichter waren ausgeschaltet weil gerade an den Gasleitungen gearbeitet wurde. Macht Sinn 🙂 Wir wurden per Funk gebeten, das wachende Versorgungsschiff mit einer Seemeile Abstand zu umfahren. Wieder einmal freue ich mich ueber den Entschluss, ein weiteres Funkgeraet im Cockpit installieren zu lassen 🙂
Ansonsten ging die Nacht ruhig und ohne Probleme vorrueber.
Montag 10:20: Wir sitzen gerade beim Fruehstueck als auf einmal ein schnell naeher kommendes Motorengeraeusch uns in Sekunden an Deck springen laesst. In solchen Momenten fragt mach sich, ob sich gleich die Sonne verdunkelt und der Bug eines dicken Tankers vor dem Schiff steht. Gruselige Vorstellung! Doch dann sehen wir eine Propellermaschine der niederlaendischen Kuestenwache im Tiefflug (wirklich tief!) auf uns zukommen. Die Besatzung schaut sich unsere SUMMER an und gleich danach meldet sich die Coastguard auch schon per Funk. Nachdem wir dann in bestem Englisch das wer, woher, weshalb und wohin geklaert haben wuenscht man uns eine gute Weiterreise. Die Jungs haben uns zwar erschreckt aber wir wurden aeusserst freundlich behandelt.
Ein weiteres echtes Highlight war die Entdeckung des „Wing to Wing“ oder „Schmetterling“ segelns. Die Geschwindigkeit stieg gleich um einen Knoten und das sogenannte Geigen (schlingern) war eleminiert. Mit anderen Worten, wir hatten endlich Ruhe im Schiff! Wieder einmal haben wir etwas dazu gelernt. Diesen Kurs werden wir auf dem Weg von den Kanaren in die Karibik mit dem Passatwind im Ruecken ja hauptsaechlich fahren.
22:30: Der Wind legt immer mehr zu und die Wellen werden auch immer hoeher. Aus diesem Grund bergen wir den Spinnackerbaum und rollen die Genua vollstaendig ein. Da wir Starkwind bis 30 Knoten erwarten, reffen wir auch das Grossegel um 60% und setzen den Baum mit dem Bullenstander fest. Unsere Absicht ist es, soviel Weg wie moeglich nach Sueden zu machen, um dem schlechten Wetter moeglichst davon zu fahren. Das Barometer ist in 10 Stunden von 1021,5 auf 1010,5mbar gefallen! In den Lehrbuechern wird dringend empfohlen bei solchen Bedingungen nicht auszulaufen , da es sehr ungemuetlich auf der Nordee werden kann. Genauso kam es dann auch. Gott sei Dank haben wir ein gutes Schiff, welches auch bei 6 (in Boen 7) Beaufort viel Sicherheit vermittelt und uns sicher durch die Nacht gebracht hat. Die Segel waren gut getrimmt und so mussten wir auch nicht hinaus an Deck.
Wir sind so happy, dass wir eine Decksalon-Yacht haben und von innen das Geschehen auf See beobachten koennen. Fuer uns war dieser Schiffstyp genau die richtige Entscheidung. Katja hat die Nacht quer im Bett gelegen und wie ein sattes Baby geschlafen 🙂
Am naechsten Morgen haben wir dann bei Tageslicht gesehen, mit welchen Wellen unsere Summer die ganze Zeit so tapfer gekaempft hat. Es war gut so, dass es in der Nacht zu dunkel war, um die See zu sehen……. Katja meinte am Morgen: Solche Naechte auf See sind wie Kinder kriegen. Ist es endlich geschafft, dann sind die Qualen schnell vergessen und man erfreut sich statt dessen am Ergebnis 🙂
Am Nachmittag haben wir dann auch die ersten Besucher an Bord gehabt. Ein Schwalbenpaerchen hat es sich auf dem Fluegel des Windgenerators gemuetlich gemacht und ist dann per Anhalter ein gutes Stueck mit uns gesegelt. Diese Erlebnisse sind das Salz in der Suppe und machen uns als Tierliebhaber sehr viel Freude.
18:15: Das Anlegemannoever im Suffolk Yacht Harbour am Steg West 30 war vorbildlich. Man merkt schon sehr deutlich, dass sich eine gewisse Routine eingestellt hat. Unser lieber Freund Tom war auch schon zur Stelle. Schnell wurde unsere SUMMER noch „landfein“ gemacht bevor wir dann mit Tom in sein Heim nach Felixstowe gefahren sind. An diesen Linksverkehr werde ich mich niemals gewoehnen!!! Mindestens 3x habe ich mich ordentlich verjagt als die Autos von der falschen Seite gekommen sind. Katja war da eher entspannt. Ein herzliches „Hallo“ von Ann war dann die Belohnung fuer die Autofahrt. Dazu muss man wissen, dass Tom bis heute als Fahrer fuer ein Autohaus arbeitet und der wohlhabenen Kundschaft die Ferraries, Bentleys usw. nach Hause bringt. Soll heissen, der liebe Tom kann excellent Auto fahren!
Ann war so lieb uns ihre Waschmaschine zur Verfuegung zu stellen. Katja hat noch eine heisse Dusche genossen und dann ging es auch schon ins Bett. Es war ein schoenes Wiedersehen mit Tom und Ann!
Dienstag 28.Mai um 08:00: Ann hat uns mit einem Continental Breakfast gluecklich gemacht. Tom konnte es gar nicht fassen, dass jemand zum Fruehstueck Kaese und Wurst essen kann. Kein Wunder, Tom bevorzugt doch eher Bohnen, Black Pudding 🙂
Die Beiden sind wirklich unglaublich herzlich und so voller Gastfreundschaft, dass man manchmal fast nicht damit umzugehen weiss. Man muss diese Menschen einfach gern haben. Heute Abend geht es mit Ann`s „Wein-Club“ zu einer Weinprobe. Mal sehen wie die Nummer fuer uns ausgeht. Katja wird bestimmt wieder sehr lustig und ich anhaenglich. In einer Stunde holt Tom uns ab.